Sieht schlecht aus, vor allem, da sich Uniformen zu der Zeit erst herauskristalisierten. Für Preußen fällt immer der Menzel ein, zeitgenössisch und empfehlenswert sind einige Gemälde im DHM (Zeughaus Berlin), vor allen Dingen von den Langen Kerls.
Für Dich nicht weit auch das Heereskundliche Museum in Rastatt, wo es zwar keine Originale aus der Zeit gibt, aber immerhin Abbildungen in Gemälden und Stichen.
Eine der interessantesten Stichesammlungen gibt es wahrscheinlich im HGM Wien und auch einige Originalbekleidungsstücke des Prinzen Eugen oder was man dafür hält (!). Uniformen von Manschaften gibts dort nicht, aber schöne Gemälde davon. Ah ja ich habe eine Ärmelweste oder sowas vergessen, die hat meine Frau abfotographiert, schicke ich bei enormen Interesse per Mail, der Zeitschnitt der Weste soll um 1690 sein, also aus der Zeit ungefähr der Wiener Belagerung, allerdings ist das sehr geschätzt, vom Schnitt her passt das Teil bis tief ins 18.Jh. hinein.
Also im HGM in Wien kenne ich folgende Originalstücke: Eine rote Jacke, die eigentlich wie eine Ärmelweste des 18.Jh. vom Schnitt her aussieht, die von der Art her zur Zeit der Türkenkriege der 1680er und 1690er getragen worden sein soll. Ich glaube die Zuweisung war in einen Zusammenhang mit der großen Belagerung Wiens von 1683 gesetzt.
Desweiteren sieht man dort, wenn ich mich recht entsinne, einen Mantel und ein weiteres Stück mit Kettenhemdteilen aus dem Besitz des Prinzen Eugen, wobei wohl auch beides im Kontext der Türkenkriege zu sehen ist.
:autsch:
Da habe ich mich wohl wiederholt.
Als absolut empfehlenswert im Sinne des Erstellers des Threads würde ich die Informationen bezeichnen, welche man aus Watteaus Bildern gewinnt.
Antoine Watteau (1684-1721) gilt zwar gemeinhin vor allem als Maler der "Fêtes galantes", schuf aber auch einige Gemälde, welche Soldatenszenen des Spanischen Erbfolgekrieges zeigen, die angenehmerweise weitab der üblichen Schlachtenszenen gehalten sind. Auch sind sie von den Figuren her für die Recherche sicherlich brauchbarer als die Bilder von
Jean-Batiste Pater (1695-1736) und
Georg Philipp Rugendas dem Älteren (1666-1742) .
Ganz nett und interessant von Pater ist wohl dieses hier:
Jean-Baptiste Pater - Der Besuch im Lager
Bei dem Bild von Rugendas der Ältere, kann ich auch mal ganz gut Uniformen ausmachen.
Datei:Georg Philipp Rugendas 001.jpg ? Wikipedia
Bei Rugendas d. Ä. (da muss man aufpassen, das war eine schier riesige Künstlerfamilie in Augsburg!!!) fällt die Vorliebe zur holländischen Genremalerei des 17.Jh. besonders auf. Der möglichst malerischen und facettenreichen Anordnung von Personengruppen auf seinen Bildern, scheint Rugendas bisweilen den Realismus geopfert zu haben. Dennoch sind die Einblicke in das Lagerleben, welche Rugendas bevorzugt lieferte, durchaus interessant. Das geht vom Soldaten, der rasiert wird, bis zu Karten spielenden oder rauchenden Soldaten, Marketendern, die Bier ausschenken, Pferden, die zu einer Tränke geführt werden bis hin zu abenteuerlichen und eher provisorisch anmutenden Zeltkonstruktionen.
Antoine Watteau:
Hier sieht man das Tor von Valenciennes:
The Frick Collection: Museum Shop: Cards and Stationery: Postcards: Art in The Frick Collection
Watteau besticht in den Gemälden dieser Art durch eine große Realitätsnähe. Das kommt beim Bild der Wachtposten am Tor an den ausgezerrten Gesichtern, den Uniformen und den Mänteln, den Waffen usw.. Watteau beobachtete sehr genau die Typen der Soldaten ohne viel zu beschönigen, man erkennt das Leid der Soldaten genauso gut wie die etwas verfallen wirkende Festungsanlage.
Meine Reihenfolge nach welcher ich meine Kenntnissen über Uniformen verbessere und wonach man sich als verlässliche Quellen richten kann wäre:
1. Originalkleidung
2. Originalvorschriften (diese sind zumindest teilweise auch schon im 18.Jh. illustriert) - da gab es Uniformen in den Vorschriften für die Vorgaben bezüglich der Uniformen wie auch in den Exerzierreglements gelegentlich
2. Originalabbildungen von Fachleuten der Zeit (Manche Generäle oder Offiziere hielten in Zeichnungen den Zustand der Truppen oder Vorstellungen zur Uniformierung fest.)
3. Originaluniformtafeln
4. Gemälde der Zeit - Hierbei ist darauf zu achten, welcher Künstler in welchem Ruf in dem Metier stand. Es gab manche, die auch eher Fantasiebildchen malten, andere aber waren für die Exaktheit der Abbildung von Uniformen, Schlachszenen oder Genrestücken berühmt und daher von Auftraggebern aus dem Bereich sehr beliebt.
5. Stiche und Zeichnungen aus der Zeit - Da hat man natürlich schonmal z.T. das Problem, dass eben die Farbigkeit nicht rüber kommt. Aber es gibt natürlich auch kolorierte Zeichnungen.
6. Uniformtafeln von Spezialisten aus späterer Zeit - Menzel z.B. recherchierte gewissenhaft, untersuchte auch immer wieder Originalstücke. Bei einigen dieser Spezialisten ist natürlich dennoch mit Vorsicht herran zu gehen. Gerade was Details, aber auch Haltungen des Reglements anbelangt, gibt es selbst bei guten Uniformmalern oft Defizite.
7. Historienmalerei - Die ist schon oft (Menzel ausgenommen.) mit vielen Achtungszeichen zu versehen.
8. Moderne Illustrationen (z.B. in den Osprey-Büchern) - Diese können natürlich auch besser als 6. und 7. sein, aber sie sind natürlich immer stark von den Vorlagen der Illustratoren oder ihrem Spielraum abhängig, welche sie ihrer Fantasie zubilligten. Z.T. werden von Illustratoren auch eher schlechte bzw. als Quelle fragwürdige Historienmaler oder -zeichner herran gezogen, was zu entsprechenden Nachteilen für die Aussagekraft der Abbildungen führt.