Blutbad - woher kommt das Wort?

El Quijote

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Anlässlich des Karnevals habe ich über einen alten Wagen von Jaques Tilly denken müssen, ich denke vom Karneval 2023: Putin in der Badewanne (in den Farben der Ukraine), über den Badewannenrand läuft das Blut.



Blutbad ist ein Wort, das einerseits sehr anschaulich und eingängig ist, andererseits aber ene gewisse Abstraktion verlangt, da es ja nicht wortwörtlich das Blutbad gibt (es sei denn man hat eben einen Drachen erschlagen, und badet nun in dessen unverwundbar machenden Blut. Dumm nur, wenn einem ein Lindenblatt auf den Rücken fällt und man das nicht bemerkt). Dennoch kommt das Wort in mehreren Sprachen vor.

Dänisch: blodbad
Englisch: bloodbath
Französisch: bain de sang
Isländisch: blóðbað
Italienisch: bagno di sangue
Niederländisch: bloedbad
Norwegisch: blodbad
Portugiesisch: banho de sangue
Schwedisch: blodbad
Spanisch: baño de sangre

Oft ist ja die Bibel ein großer Multiplikator von Sprichworten oder Metaphern etc. Aber der Begriff Blubad (obwohl es hinreichend Blutbäder in der Bibel gibt) ist bei mir nicht mit der Bibel verknüpft. Woher stammt dieser Begriff, der mindestens in den germanischen und romanischen Sprachen verbreitet ist (in Slawischen Sprachen fand ich кровопролитие - крово 'Blut', aber das Wort ist wohl eher mit Blutvergießen, als -bad zu übersetzen; griechisch αιματοκύλισμα). Von wo aus hat es sich verbreitet?
 
Anlässlich des Karnevals habe ich über einen alten Wagen von Jaques Tilly denken müssen, ich denke vom Karneval 2023: Putin in der Badewanne (in den Farben der Ukraine), über den Badewannenrand läuft das Blut.



Blutbad ist ein Wort, das einerseits sehr anschaulich und eingängig ist, andererseits aber ene gewisse Abstraktion verlangt, da es ja nicht wortwörtlich das Blutbad gibt (es sei denn man hat eben einen Drachen erschlagen, und badet nun in dessen unverwundbar machenden Blut. Dumm nur, wenn einem ein Lindenblatt auf den Rücken fällt und man das nicht bemerkt). Dennoch kommt das Wort in mehreren Sprachen vor.

Dänisch: blodbad
Englisch: bloodbath
Französisch: bain de sang
Isländisch: blóðbað
Italienisch: bagno di sangue
Niederländisch: bloedbad
Norwegisch: blodbad
Portugiesisch: banho de sangue
Schwedisch: blodbad
Spanisch: baño de sangre

Oft ist ja die Bibel ein großer Multiplikator von Sprichworten oder Metaphern etc. Aber der Begriff Blubad (obwohl es hinreichend Blutbäder in der Bibel gibt) ist bei mir nicht mit der Bibel verknüpft. Woher stammt dieser Begriff, der mindestens in den germanischen und romanischen Sprachen verbreitet ist (in Slawischen Sprachen fand ich кровопролитие - крово 'Blut', aber das Wort ist wohl eher mit Blutvergießen, als -bad zu übersetzen; griechisch αιματοκύλισμα). Von wo aus hat es sich verbreitet?

Plinius der Ältere (Naturalis Historia)
 
In dem relativ unbekannten mittelalterlichen Epos "Daniel von dem blühenden Tal" gibt es immerhin einen Schurken, den "Siechen", der von einem König regelmäßig als Tribut Menschen fordert, die er töten lässt, um in ihrem Blut zu baden. (In der üblichen Textinterpretation wird davon ausgegangen, dass es sich bei dieser Figur um einen Leprakranken handelt.)

Der "Blutgräfin" Erzsebet Bathory wurde immerhin nachgesagt, dass sie regelmäßig in Jungfrauenblut gebadet hätte, um jung und schön zu bleiben. Zumindest in einem historischen Roman von Benedikte Naubert (gest. 1819) im Zusammenhang mit dem Namen Agnes wird eine historische Königin Agnes [die Habsburgerin Agnes von Österreich, Ehefrau und Witwe des ungarischen Königs Andreas III., gest. 1364] genannt, die im Blut ihrer Feinde gewatet haben soll, es wäre es Maientau. (Die kommt übrigens einem anderen Roman von Benedikte Naubert als skurrile Nebenfigur vor.) Hier dürfte das "im Blut der Feinde waten" (das immerhin dem Baden im Blut ähnlich ist) allerdings eher ein Akt sein, um den Feind noch als Toten zu demütigen (und nicht ein Akt der Schönheitspflege).

In der Beschreibung von mittelalterlichen Schlachten war zumindest noch im 20. Jahrhundert die Vorstellung verbreitet, dass wer vom Pferd fiel, im Blut ertrank und Ähnliches. In Zusammenhang mit einem Mittelalterepos wurde das einmal ganz gut beschrieben - der Professor an der Universität meinte dann dazu: "Und wer vom Pferd stürzte, ertrank im Blut. Doch wir zweifeln keinen Moment daran, dass der Held das alles überlebt. ..." Hier fand sich auch die Deutungsansätze, inwieweit eine solche Buchszene zum Beispiel auch parodistischen Charakter hat, also hier mit Absicht übertrieben wurde, und ob diese Übertreibung dazu dient, dass die beschriebene Schlacht für die Leserschaft bzw. Zuhörerschaft leichter zu ertragen ist.
 
Wieso sollte man ausführliche Kampfszenen verfassen, wenn man davon ausging, dass das Publikum sie schwer erträglich fand und sie daher „parodistisch“ abgemildert werden mussten? Dann hätte man es doch gleich bei Andeutungen belassen können? Ausführliche Kampfschilderungen waren anscheinend das, was die Leser- oder eher Hörerschaft wünschte.

Nicht nur in der mittelalterlichen Epik: Auch die „Ilias“ ist voll von zum Teil sehr detaillierten Kampf- und Todesszenen, in denen z.B. eindringlich beschrieben wird, wie ein Speer zuerst den Schild durchdringt und welchen Weg er dann durch den Körper nimmt, ehe der Getroffene stirbt – und dann folgt noch ein Verweis auf seine klagende Braut oder seine verzweifelten Eltern.

Hemmungslose Übertreibungen waren in der mittelalterlichen Epik ohnehin gang und gäbe. Da konnte schon mal der Held im Alleingang ein ganzes feindliches Heer zersprengen. (Besonders „schlimm“ finde ich in dieser Hinsicht den „Orendel“.) Das ist allerdings kein Spezifikum der europäischen Literatur, auch im persischen „Shahname“ finden sich manche heftige Übertreibungen.
 
im Zusammenhang mit dem Namen Agnes wird eine historische Königin Agnes [die Habsburgerin Agnes von Österreich, Ehefrau und Witwe des ungarischen Königs Andreas III., gest. 1364] genannt, die im Blut ihrer Feinde gewatet haben soll, [...]

In der Beschreibung von mittelalterlichen Schlachten war zumindest noch im 20. Jahrhundert die Vorstellung verbreitet, dass wer vom Pferd fiel, im Blut ertrank und Ähnliches.
In Spanien gab es 1086 eine Schlacht an einem Ort vor den Toren von Badajoz, der in den lateinischen Quellen Sacralias heißt (span. Sagrajas), in den arabischen Quellen az-Zallāqa - was von زَلَقَ (zalaqa) 'rutschen' kommen soll. Die Interpretation der Historiker: Die Erde wurde durch das in der Schlacht vergossene Blut schlammig und rutschig.
 
In dem Zusammenhang fällt mir ein, dass das russische Regiment Apcheronski als besondere Auszeichnung rote Gamaschen erhielt, weil es in der Schlacht von Kunersdorf im siebenjährigen Krieg "bis zu den Knien" im Blut stand.
 
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