Buchhandlung 1780

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Hallo Forum,

kann mir jemand sagen - oder mir einen Fingerzeig geben?

Für eine Geschichte, die in Thüringen ca. 1780 spielt:

Wie muss ich mir eine Buchhandlung vorstellen?

Welche Bücher hatte ein Buchhändler damals im Laden? Wer kaufte bei ihm ein?

Ich denke neben Büchern wurden auch Landkarten verkauft.
Gedichtbände
Schulbücher/Fibeln
Naturwissenschaftliche Bücher/Reisebeschreibungen/Biografien/Philosophie/Jurisprudenz

Die Romangattung steckte in den Kinderschuhen.
Don Quixote 1605.
Ich staune: Robinson Crusoe 1719
Aber ich nehme nicht an, dass ein Buchhändler im 18.Jh., in Thüringen, Robinson Crusoe im Bücherregal hatte...oder?

Kunden? Gelehrte, Studenten, wohlhabende Bürger...

Welchen Stellenwert hatten Bücher damals?

Wurde der Inhalt eines Buches kaum infrage gestellt, weil es allein schon durch den Aufwand der Herstellung etwas Besonders und Kostbares war?

Faust ist 1806, in der Cotta´schen Verlagsbuchhandlung erschienen. Faust könnte eine Spur sein, der ich nachgehen würde.

War der Ausdruck "schwarze Kunst" damals schon geläufig?
Wikipedia verweist natürlich auf Gutenberg.
Es könnte aber doch auch sein. dass der Begriff später kreiert wurde?

Grüße
arti
 
Zuletzt bearbeitet:
Über Cotta habe ich entdeckt:
1787 übernahm der 23 Jahre alte Johann Friedrich Cotta (1764 -1832) nach dem Jurastudium das nicht eben glanzvolle Familienunternehmen, die Cotta’sche Verlagsbuchhandlung in Tübingen. Als er starb, war er nicht nur der Buchhändlerfürst Deutschlands, Eigentümer zahlreicher Industrieunternehmen, sondern auch der Regent eines Zeitungsimperiums, dessen Glanz bis in unsere Tage strahlt. .......
Cotta gelang es nicht nur, unter seinem Verlagsnamen Autoren wie Goethe, Schiller, Hölderlin, Schelling, Alexander von Humboldt, Jean Paul und viele andere zu vereinen. Er schuf mit der europaweit berühmten »Allgemeinen Zeitung«, mit dem »Morgenblatt für gebildete Stände«, mit den »Horen« und einem ganzen Strauß von Frauenzeitschriften liberale Diskussionsforen, die nicht selten die Obrigkeit herausforderten.



Meine Frage ztielt aber auf den Buchhändler ab.
Ein Händler wird sein Angebot ja an der Kundschaft orientiert haben.
Das bedeutet, ich müsste die Einwohner der Stadt, in der sich der Laden befindet, beschreiben:
Studentisch, od. bürgerlich solide usw.

Grüße
Topi
 
Hallo Forum,

kann mir jemand sagen - oder mir einen Fingerzeig geben?

Für eine Geschichte, die in Thüringen ca. 1780 spielt:

Wie muss ich mir eine Buchhandlung vorstellen?

Welche Bücher hatte ein Buchhändler damals im Laden? Wer kaufte bei ihm ein?

Ich denke neben Büchern wurden auch Landkarten verkauft.
Gedichtbände
Schulbücher/Fibeln
Naturwissenschaftliche Bücher/Reisebeschreibungen/Biografien/Philosophie/Jurisprudenz

Die Romangattung steckte in den Kinderschuhen.
Don Quixote 1605.
Ich staune: Robinson Crusoe 1719
Aber ich nehme nicht an, dass ein Buchhändler im 18.Jh., in Thüringen, Robinson Crusoe im Bücherregal hatte...oder?

Kunden? Gelehrte, Studenten, wohlhabende Bürger...

Welchen Stellenwert hatten Bücher damals?

Wurde der Inhalt eines Buches kaum infrage gestellt, weil es allein schon durch den Aufwand der Herstellung etwas Besonders und Kostbares war?

Faust ist 1806, in der Cotta´schen Verlagsbuchhandlung erschienen. Faust könnte eine Spur sein, der ich nachgehen würde.

War der Ausdruck "schwarze Kunst" damals schon geläufig?
Wikipedia verweist natürlich auf Gutenberg.
Es könnte aber doch auch sein. dass der Begriff später kreiert wurde?

Grüße
arti

Hallo!
Zunächst einmal ist zu beachten, daß die Bücher damals ungebunden verkauft wurden ; Verlagseinbände kamen erst im Laufe des 19. Jahrhunderts auf. Die Leute kauften ungebundene Bögen und ließen sie dann selber binden.
Im Hinblick auf Romane liegst Du daneben. Im 18. Jahrhundert war dies eine überaus beliebte literarische Gattung, vor allem die englischen Autoren wie Richardson und Fielding oder Goldsmiths "Pfarrer von Wakefield" wurden enorm gelesen. Allerdings hatten solche Werke (meist drei- oder vierbändig) einen kräftigen Preis, so daß sie meist in Leibüchereien entliehen wurden (viele Buchhändler betrieben eine nebenbei).
Ein Hauptbereich des Buchhandels war die theologische Literatur: Gesangbücher, Katechismen, Bibeln, Erbauungsliteratur. Die von Dir genannten Sachbücher spielten nur in Buchhandlungen eine Rolle, die sich auf universitäres Publikum stützen konnten.
Was den "Robinson" angeht: der war der Ausgangspunkt einer regelrechten Welle von "Robinsonaden". Um 1780 hatte ein Buchhändler garantiert Campes "Robinson der Jüngere" im Laden oder auch Schnabels "Die Insel Felsenburg"
Ein Buch, das Du unbedingt zu Rate ziehen solltest:
Geschichte des deutschen Buchhandels: Amazon.de: Reinhard Wittmann: Bücher
 
Ein Hauptbereich des Buchhandels war die theologische Literatur: Gesangbücher, Katechismen, Bibeln, Erbauungsliteratur.
Deren Bedeutung nahm allerdings im Verlauf des 18. Jahrhunderts deutlich ab. Um 1700 sind 43% der Buchtitel in deutschen Messekatalogen Theologische Werke, um 1800 nur noch 6%. 1775 waren es noch 19,9%. Theologie war der größte Verlierer und erzählende Literatur wie Romane der größte Gewinner.

Hier mal ein Auszug aus dem Tagebuch des Londoner Verlegers James Lackington von 1791:
"Der Verkauf von Büchern hat in den letzten zwanzig Jahren ganz erstaunlich zugenommen. Die ärmeren Bauern, ja sogar die ganz armen Landarbeiter, die sich früher die Winterabende mit dem Erzählen von Hexen-, Geister- und Koboldgeschichten usw. vertrieben, verkürzen sich jetzt die Winternächte, indem sie sich von ihren Söhnen und Töchtern Erzählungen und Romane vorlesen usw. vorlesen lassen; wer ihre Häuser betritt, der kann in der Speckraufe Tom Jones, Roderick Random und andre unterhaltende Bücher stecken sehen. Wenn John mit der Ladung Heu in die Stadt geht wird ihm eingeschärft, doch ja Peregrine Pickl's Adventures nicht zu vergessen, und wenn Dolly mit Eiern auf den Markt geschickt wird, bekommt sie den Auftrag, The History of Joseph Adrews zu kaufen. Kurz und gut, alle Stände und Klassen lesen jetzt. Doch am stärksten ist der Verkauf von Büchern seit dem Ende des letzten Krieges gestiegen [1783]."

Das lässt sich so auf das HRR nicht übertragen, zeigt jedoch gut den Anstieg der Neuveröffentlichungen im 18. Jahrhundert. Wo soll denn die Geschichte genau spielen? Thüringen gab es damals als Staat nicht. Vielleicht Sachsen-Weimar-Eisenach?

England war führend in Sachen Roman:
- Robinson Crusoe (1719)
- Moll Flanders (1722)
- Roxana (1724)
- Gullivers Reisen (1726)
- Pamela (1740)
- Joseph Andrews (1742)
- Jonathan Wild (1743)
- Clarissa (1748)
- Roderick Random (1748)
- Tom Jones (1749)
- Peregrine Pickle (1751)
- Sir Charles Grandison (1753)

Einige wie Robinson Crusoe oder Gullivers Reisen kennen wir heute noch. Sehr erfolgreich war damals Pamela von Richard und wurde auch im HRR positiv wahrgenommen.

Quelle:
T.C.W. Blanning: Das alte Europa 1660-1789. Kultur der Macht und Macht der Kultur. Darmstadt 2006
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Tannhaeuser, hallo AnDro,

ich danke euch für eure Beiträge, im besten Forum überhaupt!

Dass man damals lose Buchseiten kaufte und binden ließ, wusste ich nicht.
Auch die Buchverleihgeschichte ist mir neu.
Danke auch für den Buchtipp!

Die Geschichte beginnt 1780 in Eichsfeld. Die Erzählung hat einen Märchencharakter. Ich fühle mich also frei die Dinge etwas zu schieben. Ich möchte nur, dass bestimmte Grundlagen stimmen.
Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich ausdrücke…
Die Romanhandlung ist fiktiv.
Es geht um einen katholischen Pfarrer, der viel lieber Bücher über ferne Länder liest, als theologische Schriften.
Ich habe noch nicht entschieden, wie der Ort heißt, in dem er wohnt.
Ich möchte seine Bibliothek zuhause genauer beschreiben und den Buchhändler und -laden.
Zu den Besuchen beim Händler gehören vielleicht auch Besuche beikm Buchbinder. Wahrscheinlich hat der Händler die Seiten dann binden lassen und die Bücher dem Kunden geliefert.

Der Besuch beim Buchhändler könnte die Geschichte auch zeitlich einordnen helfen.
1780 ist kein "Muß".
Schnell weg mit dem post. Mein Internet verabschiedet sich ständig


@ Tannhaeuser
Sehr anschaulich, Lackingtons Erinnerung. Hast du den Text hier gefunden?

LACKINGTON, JAMES. Aus den Anekdoten des noch jesst lebenden Buchhändlers James Lackington...
Rudolstadt: Mänicke & Jahn, 1933. 8vo. Wraps. 11 loose pages. A German translation of the life of James Lackington by J. B. Herold published in 1795 in Hamburg. A charming work in blackletter.

Er hat offenbar 2 Autobiografien geschrieben:
Abhandlungen der ersten Jahre des Lebens von James Lackington (1794)
und Die Geständnisse von James Lackington.


Grüße
Arti
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht interessieren sich noch andere für das Thema?

Habe gerade im Internet entrdeckt:

Greiling, Seifert Hrg.
"Der entfesselte Markt"
Verleger und Verlagsbuchhandel im thüringisch-sächsischen Kulturraum um 1800

Ansicht u. Leseprobe:
"Der entfesselte Markt": Verleger ... - Google Bücher


In den städten (weniger auf dem Land) wurden im 18. Jahrhundert Lesegesellschaften gegründet.
Auf wikipedia findet man einen Artikel

Grüße
Arti
 
Zuletzt bearbeitet:
Zunächst einmal ist zu beachten, daß die Bücher damals ungebunden verkauft wurden ; Verlagseinbände kamen erst im Laufe des 19. Jahrhunderts auf. Die Leute kauften ungebundene Bögen und ließen sie dann selber binden.
War mir bis jetzt unbekannt. Hast du evtl. einige weiterführende Links dazu? Auf dem Cover von "Der Entfesselte Markt" sehen die Bücher eher aus, als wären sie gebunden.

@ Tannhaeuser
Sehr anschaulich, Lackingtons Erinnerung. Hast du den Text hier gefunden?
Ich (bin zwar nicht Tannhäuser ;), aber...) habe das aus dem unten in meinem Post aufgeführten Buch. Blanning hat das wiederrum aus "James Lackington: Memoirs of the first forty-five years of the life of James Lackington present bockseller" von 1795. Ist wohl eine überarbeitete Auflage.

Es geht um einen katholischen Pfarrer, der viel lieber Bücher über ferne Länder liest, als theologische Schriften.
Beachtenswert ist sicher auch das Latein gegen Ende des 18. Jahrhunderts bei den Veröffentlichungen keine bedeutende Rolle mehr spielt. Deutsch setzte sich durch. Im Jahre 1600 gibt es noch 71 Publikationen in Latein. Es folgt eine kontinuirliche Abnahme. 1770 sind es noch 14, 1800 nur noch vier. Die Zahlen sind wieder nach Blanning und basieren auf Messekatalogen. Gerade für einen katholischen Pfarrer dürfte das Vorhandensein theologischer Literatur auf deutsch von Bedeutung sein.
 
. Gerade für einen katholischen Pfarrer dürfte das Vorhandensein theologischer Literatur auf deutsch von Bedeutung sein.


Warum das ?
Die katholische Liturgie hat das Lateinische nie aufgegeben.
Warum sollten theologische Werke zu katholischen
Positionen damals schon zu Deutsch als Diskussionssprache übergehen ?

Die Zeit , welche du untersuchst , ist wohl vom Umbruch
im Buchhandel geprägt.
Zwar existieren noch Verleger, welche von der Papierproduktion über den Druck bis hin zum Vertrieb
alles aus einer Hand leisten,
aber man kann wohl auf Messen bereits verlagsgebundene Werke ordern und nur noch als
Händler wirken
Natürlich ist dies nur bei grossen Kundenmengen
auch rentabel zB. in Residenzstädten , Universitäts-
städten.
In einer Kleinstadt im Eichsfeld wird man wohl eher keinen reinen Buchhändler finden - eher einen kleinen
Verleger.
Weiss jemand , ob man damals schon per postalischer
Order ( zB. über T&T ) Bücher bestellen und bezahlen konnte ? Oder war ein Bekannter / Verwandter nötig , der
zum Verleger ging und das Buch im Auftrag erwarb ?
.
 
Was es damals gab waren Kolporteure, die übers Land zogen und verschiedenes an Volksschrifttum verkauften. In evangelischen Haushalten war ja vorgeschrieben, daß bestimmte Werke (NT, Katechismus) vorhanden sein mußte, dies wurde auch durch Visitationen geprüft. Daneben besaßen die einfachen Leute noch Almanache, ein paar praktische Werke, mitunter auch ein Volksbuch oder Sensationsliteratur. Noch ein wichtiges Buch zum Thema:
Titel: Deutsche Buchdrucker, Buchhändler und Verleger 1701 - 1750 / David L. PaiseyVerfasser: Paisey, David *1955-1956*Erschienen: Wiesbaden : Harrassowitz, 1988
Umfang: XI, 361 S.Schriftenreihe: Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen ; 26ISBN: 3-447-02825-4
 
Warum das ?
Die katholische Liturgie hat das Lateinische nie aufgegeben.
Warum sollten theologische Werke zu katholischen
Positionen damals schon zu Deutsch als Diskussionssprache übergehen ?
Weil um 1800 kaum noch auf Latein publiziert wurde. Eine Bastion des Lateins blieb natürlich die Theologie, aber es gab durchaus katholische Literatur auf deutsch. Benedict Stattler wäre dafür ein Beispiel:
Katechismus der kath.-christl ... - Google Bücher
 
Weil um 1800 kaum noch auf Latein publiziert wurde. Eine Bastion des Lateins blieb natürlich die Theologie, aber es gab durchaus katholische Literatur auf deutsch. Benedict Stattler wäre dafür ein Beispiel:
Katechismus der kath.-christl ... - Google Bücher

Also ist meine Vorstellung , dass die katholische
Priesterschaft vor 1803 = Säkularisierung noch
weitgehend der Diktion ihrer Fürstbischöfe und anderen geistlichen Herren zu folgen hatten falsch.
Ich stelle mir darunter auch den weitgehenden Ausschluss deutschsprachiger Literatur katholischen
Inhalts vor.
Immerhin führte ja Luthers Verfügbarmachung der Bibel
in deutscher Sprache zur Glaubensteilung und allen ihren
ideologischen und machtpolitischen Konflikten.
Die katholische Seite muss Deutsch ja geradezu gehasst haben ..
oder sehe ich das falsch ?
 
Eine der ersten Bibelübersetzungen stammt meines Wissens vom deutschen Orden. Konsequenzen hatte das keine. Vor Luther gab es auch schon gedruckte Bibelübersetzungen. Das besondere an Luther ist, dass er nicht die Vulgata als Grundlage für seine Übersetzung nahm. Kurz nach der Luther Übersetzung gab es als Reaktion von katholischer Seite sogenannte Korrekturbibeln.
Wikippedia hat dazu etwas Aussagekräftiges für das 18. Jahrhundert parat:
"Beide vollständigen Korrekturbibeln wurden in den katholischen Regionen lange Zeit benutzt und behielten ihre theologische und linguistische Wirkung bis ins 18. Jahrhundert. Die in einem moderat oberdeutschen Schreibstil gehaltene Bibel von Johann Dietenberger war dabei die erfolgreichere und weiter verbreitete und wurde in der Kölner Neuedition von 1571 nur mehr die Catholische Bibell genannt. Die letzte Auflage erschien 1776 in Augsburg."
Zumindest der Erzbischof von Köln hat sich nicht daran gestört.
Bei Luther war denke ich u.a. seine Kritik an der Glaubenspraxis, Heiligenverehrung und dem Ablasshandel ausschlaggebend.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier geht es ja ab...

Danke allen, die diesen thread bereichern.

Der Pastor, um den es geht, lebt und wirkt in Eichsfeld, in einem kleinen Ort. Diesen Ort zu finden, wird noch etwas Arbeit sein. Vor allem hinfahren und umgucken.
Da die Geschichte fiktiv ist, würde ich nicht davor zurückschrecken, eine Kirche zu versetzen.

Der Pastor interessiert sich viel mehr für fremde Länder, als für die Theologie.
Er besucht ein - od. zwei Mal im Jahr einen Buchhändler in Weimar und stöbert dort in den Büchern.

Ein wenig werde ich hier biegen. Ich möchte, dass sich die Handlung vor 1789 ereignet. 1774 bereiste George Bogle Tibet. Das würde mir gut passen. Dass seine Aufzeichnugen erst viel später veröffentlicht wurden, kann ja in einer Fußnote erklärt werden. Bogles Nachfolger in Tibet war Samuel Turner. Seine Schriften wurden ab 1800 veröffentlich.
Die Hoffmannsche Buchhandlung in Weimar blickt auf eine 300jährigfe Geschichte zurück. Ein Standortwechsel, nicht allzu viele Besitzfamilien, seit dem 18 Jh.
Da diese Buchhandlung noch nicht einmal eine Internetpräsenz hat, schließe ich mal, dass sie ihre Tradition nicht ausschlachten.
Ich hoffe dort einiges zu erfahren, über das ursprüngliche Geschäft.

Das ist noch herauszufinden:
Ich denke, meine Protagonisten reisen mit der Kutsche nach Weimar, vertiefen sich in der Buchhandlung in die Bücher - (oder bedruckten Seiten). Entweder, der Käufer bringt die Seiten selbst zum Buchhändler (dann könnte ich auch die Buchbinderei beschreiben) oder der Buchhändler macht das für seinen Kunden.
Ich denke, dass die Bücher dann mit der Postkutsche irgendwann ausgeliefert wurden. Die Kunden haben ihre Waren in der Poststation abgeholt.
Vielleicht hat jemand das Bücherpaket mitgebracht, der in Weimar zu tun hatte.
Geduld musste man haben...

Gelesen habe ich, dass damals in der Tat Romane usw. weit verbreitet waren. Die Leute wollten nicht ewig auf die Bücher warten. Die Verlage haben sich also auf die große Nachfrage eingestellt und das Papier nicht nur bedruckt, sondern auch gebunden.
Eine Umbbruchzeit. Da es sich um große Mengen handelte, wurden Maschinen eingesetzt.
(Oder umgekehrt...die Maschinen wurden entwickelt, weil...)
Es wird beides gegeben haben. Fertige Bücher zum Mitnehmen und bedruckte Seiten, die der Handwerker/Buchbinder einband.

Ich habe einige interessante Websiten entdeckt.
Eine kritische Auseinandersetzung mit der Rezeption Tibets.
Einiges über den Buchhandel im 18. Jh.
und ein sehr interessantes Buch über die Textanalyse der Literatur des 18. Jhdts.

Ich weiß nicht, ob das hier von allgemeinem Interesse ist?

Grüße
arti
 
Zuletzt bearbeitet:
Gelesen habe ich, dass damals in der Tat Romane usw. weit verbreitet waren. Die Leute wollten nicht ewig auf die Bücher warten. Die Verlage haben sich also auf die große Nachfrage eingestellt und das Papier nicht nur bedruckt, sondern auch gebunden.
Eine Umbbruchzeit. Da es sich um große Mengen handelte, wurden Maschinen eingesetzt.
(Oder umgekehrt...die Maschinen wurden entwickelt, weil...)
Es wird beides gegeben haben. Fertige Bücher zum Mitnehmen und bedruckte Seiten, die der Handwerker/Buchbinder einband.
Dass sie uneingebunden verkauft wurden, hatte ich auch so schon von einem mir bekannten Buchbinder gehört und er konnte das auch anhand der Verarbeitung erklären. Ich selbst hatte einmal ein solches uneingebundenes Buch, das ich dann 210 Jahre nachdem es gedruckt wurde, einbinden ließ (einfach da ich befürchtete, sonst die einzelnen Blätter zu verlieren, da der Zustand entsprechend nicht besonders gut war).

Von den Einbänden ist z.B. bei den Bücherpreisen, die mir bis jetzt unterkamen, nicht die Rede, sondern davon ob sie mit Goldschnitt oder ohne sind. Aber ich schaue vielleicht heute mal in einen Band, um das evtl. zu revidieren. Z.T. war in den Büchern Werbung für andere Bücher mit Preisangaben etc..

Um 1780 gab es schon viele Romane. Und da standen die Franzosen und Deutschen meines Erachtens den Engländern keineswegs nach.
"Die Leiden des jungen Werther" stünden wohl sicher in den Regalen.

Gellerts gesammelte Werke (Dramen und Gedichte) wurden im 18.Jh. auch desöfteren aufgelegt.
Dt. Dichter der Zeit: Wieland, J.G. Jacobi, Gleim, Goethe...
Dann wäre an allerhand franz. Werke von Voltaire, Racine, La Fontaine (dem franz. Fabeldichter) und ähnliches zu denken.

Zu den erfolgreichsten deutschen Autoren kannst Du mal da reinschauen: http://www.geschichtsforum.de/f72/die-erfolgreichsten-autoren-und-dramatiker-des-18-jh-26683/ Wobei man sicherlich auch unzählige Ladenhüter vorfand, welche eben keine große Auflage erreichten.
 
OT:
Genau genommen war er der meistgelesene Autor des 18. Jahrhunderts in Deutschland...
Und weil er heute nicht mehr sonderlich bekannt ist bekommt man diese Bücher oftmals für'n Appel und n' Ei.

Wurde hier im Thread mal nach Preisen gefragt?
Wenn's interessiert: In unserer Ausgabe von Samuel Geßners Schriften, zweiter Band von 1774 ist ein zweiseitiger Werbeteil hierin ist das günstigste Buch "Weltbeschauer, oder vernünftige Muthmassungen, daß die Planeten nicht weniger geschmückt und bewohnt seyen, als unsere Erde. Aus dem Lateinischen übersetzt, mit Anmerkungen und Kupfern" von einem Herrn Hügens für schlappe 36 Kreuzer zu haben.
Für das "Künsterl-Lexicon (allgemeines) oder kurze Nachricht von dem Leben und Werken der Mahler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Kunstgiesser, Stahlschneider ec.ec." musste man schon 4 Gulden 30 Kreuzer hinlegen.

Oftmals konnte man die Kupferstiche zu Romanen etc. auch seperat kaufen (und heutzutage werden die die in Bücher eingebunden waren nur all zu gern von Banausen herausgerissen um sie einzeln zu verscherbeln :S ) Für Kupferstiche gab es auch fliegende Händler (siehe "Berliner Ausruf")

Ein extrem populärer Roman wurde hier glaube ich noch nicht genannt: "Die Geschichte des Fräulein Sternheim" von Sophie von la Roche, von 1771, auch Goethe hat diese Autorin sehr geschätzt.
 
Im übrigen (Nennung ausländischer Autoren) gab es schon recht viele Übersetzungen, nicht nur aus dem Lateinischen, sondern auch aus dem Englischen und Französischen, wie es auch in England Übersetzungen von Goethe, Schiller, Rousseau, Sade etc, gab. :winke:
 
Hallo Alle,

ich danke euch für eure Ideen und alles Wissenswerte.

Ich melde mich wieder, wenn ich die Dinge sortiert habe.

Wünsch euch einen schönen 2. Advent - und denen, die mit X-mas nichts am Hute haben:

Schöne Grüße aus Berlin

Arti
 
Im übrigen (Nennung ausländischer Autoren) gab es schon recht viele Übersetzungen, nicht nur aus dem Lateinischen, sondern auch aus dem Englischen und Französischen, wie es auch in England Übersetzungen von Goethe, Schiller, Rousseau, Sade etc, gab.
Ein gutes Beispiel dafür ist Goethes Übersetzung von Diderots "Rameaus Neffe". Apropo Diderot: Die indiskreten Kleinode
Aus heutiger Sicht ein großer Kontrast zur Encyclopédie.
 
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