Wobei man die Einflüsse auch nicht überbewerten sollte. Der Einfluss war zwar sicher groß, aber ich sehe da nur geringe Ähnlichkeiten mit der nahöstlichen Musik. Diese Wurzeln müssen von früher kommen, vielleicht sogar noch aus der Zeit, als das byzantinische Reich existierte,
Ich würde sogar eher sagen, das die Osmanen vieles von den Byzantinern übernommen haben. Schönes Beispiel sind die Moscheen: Fast jede Moschee hat deutlich erkennbare Gemeinsamkeiten mit der Hagia Sophia, die ja bekanntlich eine orthodoxe Kirche war.
Die Einflüsse der Osmanen auf die Bulgaren und Griechen würde ich eher überbewerten, als die Einflüsse, die sich über 500-600 Jahre halten konnten. (Gerade bei diesen beiden Kernländern des osm. Reiches, neben Anatolien, Syrien und Ägypten, mit zahllosen türk. Immigranten, dürfte der direkte Austausch der Bevölkerungsgruppen am intensivsten sein, mehr, als der eher indirektere Austausch in Rumänien, Jemen, Ungarn, etc.)
Aber wahrscheinlich liegt es in der Natur der Sache, dass Leute vom Balkan eher die osm. Einflüsse unterbewerten, und Türken eher überbewerten, und wir hier vielleicht die Mitte in Deutschland treffen?
Vielleicht hat ja Cantemir im 17. Jh. was zur Musik aufgezeichnet, was auch die Bulgaren tangiert?
Es ist sehr wahrscheinlich, dass natürlich auch bulg. oder byz. Einflüsse auf die osm. Musik gewirkt haben, und sich dann aus den ganzen Einflüssen was neues, was anderes sich entwickelt hat, was wiederum ins Reich ausgestrahlt hatte. Und dieses, was ausstrahlte war eben ein Amalgam, was osmanisches...
Die Einflüsse der Hagia Sophia würde ich nicht überbewerten, denn Kuppeln waren der islam. oder seldschukischen Architektur schon bekannt. Der Grundriss mit zwei Schildwänden und zwei Halbkuppeln wurde zwar übernommen und variiert, aber mit gänzlich anderer Intention der Raumwirkung und auch architektonischen Lösungen. Das Mauerwerk dient ja einer Raumwirkung, und diese ist bei reifen osm. Moscheen geradezu konträr, im Vergleich zur Hagia Sophia .
Es wird bei der byz. Architektur auch nicht dauernd auf das röm. Pantheon verwiesen, nur weil es ne Kuppel hat und als Vorbild der Hagia Sophia gilt.
Also, mit obigen architektonischen Bemerkungen wollte ich nur sagen, dass die Einflüsse zwar da sind, unbestritten, aber Laien gerne eher von Kopien sprechen, und nicht die Evolution erkennen, die eine Moschee eben nicht byz. sondern typ. osm. erscheinen lassen.
:winke:
PS: Du hast ja auch damit Recht, dass die Osmanen vieles von den Byzantinern übernommen haben. Von der Hofhaltung, über Rechtssysteme, usw. Dieses wird in Diskussionen betont, wenn man argumentieren möchte, dass sie Erben der Byz. sind, oder es wird betont, wenn man als Hellenophile die Größe der griech. Kultur hervorheben möchte, usw. Intentionen sind oft da...