Bundeswehr und NVA; erlebter Kalter Krieg

Mir fällt da doch noch etwas ein:
Der Politunterricht. Den gab es 2 Tage im Monat, Ausgehuniform war Pflicht und die Zeit verging nicht ...

Genutzt wurden diese Tage auch zur "Schärfung" der Wachsamkeit gegenüber dem Klassenfeind.
So wurde aus der Geschichte des Regimentes berichtet, einst ein Bataillon mit 2 Kompanien mit je einem halbem Park a 119 m Brückenlänge. Später entstand das Regiment mit 2 Bataillonen a 2 Kompanien und der Verdopplung der Brückenlänge. Es gab Bilder, die die Ankunft der neuen Technik für einen bestimmten Tag belegten. Dazu gab es dann eine Kopie einer bundesdeutschen Zeitung, die 2 oder 3 Tage später meldete:
"Die NVA rüstet um auf Rheinbreite".
Dazu ein Bild und reichlich Text.
Damals war ich erstaunt über die Schnelligkeit, mit der ein militärisches Detail nachrichtendienstlich ermittelt und in die Zeitung kam, irgendwie schien das alles doch ernst und kein Spass zu sein.
Heute ist es für mich ein Beleg, dass der Westen durchaus solche - eigentlich militärische Geheimnisse - in die Rhetorik des kalten Krieges einband.

Bleiben wir bei der Technik. Der Park PMP, eine Faltschwimmbrücke, war eine Entwicklung der Sowjets, eine große Entwicklung. Der Westen besaß ähnliche Parks: Die Amerikaner die "Ribbon Bridge", die BW die Faltschwimmbrücke FSB 70.
Unsere Vorgesetzten behaupteten, dass den Amerikanern ein Park PMP der Sowjets, der an Ägypten geliefert worden war, an die Amerikaner gefallen sei und daraus wären dann die Parks des Klassengegners entwickelt worden. Ich habe nur den Beleg gefunden, dass die Ägypter den Park besaßen (Link 3 unten) ohne allerdings näher zu suchen, aber egal, ob die Information meiner Vorgesetzter stimmte oder nicht, es wurde in Richtung der Überlegenheit der sozialistischen Verteidigungtechnik usw. argumentiert.
Allerdings schaut man sich die Bilder an, dann wird eine Ähnlichkeit deutlich. Allerdings gilt wohl auch hier, das Rad muss niemand neu erfinden:

Park PMP
Pionierdienst - Pontonpark PMP

Ribbon Bridge
Standard Ribbon Bridge (US)

FSB 70
Faltschwimmbrücke

Grüße
excideuil
 
Es fällt schwer sich Monsieur Excideuil als sozialistischen Brückenleger vorzustellen.

Im Artikel über die amerikanische Ribbon-bridge wird ja explizit zugegeben dass dieses Prinzip von den Sowjets übernommen wurde. Ob etwas dran ist an dem vermeintlich in Ägypten übernommenen Park wäre interessant. Auf den Yom-Kipur-Krieg, bei der die Ägypter damit den Suez-Kanal überquerten, kann es sich nicht beziehen, da existierte auch schon die amerikanische Version.

Wurde eventuell im 6-Tage Krieg dieser Brückentyp verwendet?
 
Gandolf,da habt Ihr das Zeug bewacht,was wir im Ernstfall verschießen sollten.
Aber zum Thema Munwache , Zu meiner Zeit war kalter Krieg und RAF-Zeit.Und ´das unsrige MUN.Lager lag ebenfalls abseits im Wald und wir hatten auch einen sehr ambitionierten Hauptfeld beim benachbarten Jägerbataillion. Immer wenn der OfVWa war,pflegte dieser Wahnsinnsknabe nachts zum Munlager zu fahren und über den Zaun zu klettern um die Streife zu" testen".
Nun begab es sich,daß ich und mein Kumpel der Schwabe Wache hatten und zwischen den MunBunkern dösten,als wir von ferne einen DKW Munga hörten- Der Hauptfeld war im Anmarsch.
Am Zaun gab es eine Stelle,wo man leicht rüber kam und dort warteten wir .Und wie erwartet :da näherte sich von der anderen Seite schon ein hauptfeldartiger Schatten,der sich dran machte ,den Zaun zu überklettern. Als der Schatten oben auf dem Zaun,auf dem S-Draht saß, vernahm er das häßliche Geräusch ,das ertönt,wenn zwei G3 durchgeladen wurden und den Ruf "Halt keine Bewegung""Ich bin der Oberfeld soundso..." "Das kann jeder sagen,keine Bewegung" Und dann ging mein Kumpel der Schwabe mit der affenartigen Geschwindigkeit einer Weinbergschnecke den Häuptling der Wache holen. Bis der da war und den OfVWa aus der mißlichen Lage befreite,hatte der ca. eine halbe Stunde oben auf dem Zaun auf dem Stacheldraht gehockt.
Leider war ihm das aber keine Lehre und leider hatte er nicht immer das Glück auf erfahrene Wachgänger zu treffen.DreiMonate später kletterte er wieder über den Zaum und auf der anderen Seite waren zwei Rookies der Panzergren.auf Wache-Blattschuß.

http://www.geschichtsforum.de/members/gandolf/
 
Mir fällt da doch noch etwas ein:
Der Politunterricht. Den gab es 2 Tage im Monat, Ausgehuniform war Pflicht und die Zeit verging nicht ...

Genutzt wurden diese Tage auch zur "Schärfung" der Wachsamkeit gegenüber dem Klassenfeind.[...]


Grüße
excideuil

Wie bist DU dahin gekommen?
Wolltest du studieren?
 
Tja, ich habe auch meinen Wehrdienst abgeleistet, aber ganz anders, als hier bisher zu lesen war ;) ... ich war ein Bausoldat!

In der ehem. DDR gab es keinen Zivildienst wie im Westen, aber es gab die Möglichkeit, den Wehrdienst mit Waffe aus religiösen oder humanitären Gründen abzulehnen. Es war zwar nicht sehr bekannt, dass es ein solches Gesetz gab (sonst hätten sicher viel mehr Wehrdienstleistende der DDR diesen Weg gewählt), auch war es nicht gerade leicht, sich den Gesetzestext zu besorgen - die DDR machte daraus ein Geheimnis. Dennoch, mit den entsprechenden Kontakten u./o. den Kreisen, in denen man seine Kumpels und Bekannte hatte, erfuhr man irgendwie davon, wenn man es wollte.

So habe ich bei meiner zweiten sogen. Musterung (bei der ersten wurde ich ausgemustert, das muss so um 1973 gewesen sein) Kund getan, dass ich aus humanitären Gründen ("ich kann auf keinen Menschen schiessen") Bausoldat werden will. Darauf schreckte der der Musterung beisitzende Stasioffizier auf und fragte mich plötzlich, woher ich wisse, das soetwas möglich ist. Ich erwiderte ihm, dass das im Gesetzbuch der DDR stünde und warum er so hektisch reagiere, ob das etwa ein Geheimnis sei.
Es folgte eine etwas heftige Diskussion, an deren Ende ich als Querulant nach Hause geschickt wurde. Mein Anliegen, Bausoldat zu werden, wurde ignoriert.

Einige Monate später - inzwischen hatte ich einen sogen. Ausreiseantrag gestellt, um die DDR Richtung BRD/Westberlin verlassen zu können - erhielt ich meine Einberufung als Motschütze nach...keine Ahnung, fällt mir nicht mehr ein.
Daraufhin schrieb ich eine Eingabe an den Wehrbezirkschef von Potsdam (meiner damaligen Heimatstadt) und befolgte nicht den Anweisungen, die in dem Einberufungsbefehl standen. Ich meldete mich bspw. nicht bei der Polizeimeldestelle ab, etc.

Meine Mutter befürchtete schon das schlimmste, dass ich nämlich ganz verweigere und für mehrere Jahre in den Knast gehe. Ehrlich gesagt weiss ich bis Heute nicht wirklich, wie das geendet hätte, wie ich mich in letzter Konsequenz entschieden hätte, ich war mir selber unschlüssig, was ich tun sollte oder würde. Dann aber, genau einen Tag bevor ich mich in der bestimmten Kaserne als Motschütze melden sollte, hielt vor unserem Haus ein Manschaftswagen der NVA mit vier Insassen. Sie klingelten und meinten, den Einberufungsbefehl wieder abzuholen, er sei ungültig, ich hätte mich umgehend auf meiner Arbeitsstelle einzufinden.
Mein Anliegen Bausoldat zu werden (um nicht als Komplettverweigerer in den Knast zu gehen) wurde sozusagen in letzter Minute akzeptiert.

Einige Monate später erhielt ich dann den Einberufungsbefehl zum Bausoldaten nach Pasewalk, den ich folge leistete.

Die "Grundausbildung" (4 Wochen) fand in Pasewalk statt und bestand hauptsächlich aus Marschieren mit Lieder singen, Sport, Fitness, nochmals Marschieren, und dem allgemeinen Drill des Befehlsgehorsam. ABC-Übungen hatten wir auch, also Schutzanzug in geringster Zeit anziehen, durch Zelt mit Gas laufen, etc.

Aber der eigentliche "Wehrdienst" wurde auf dem Bau abgeleistet, und zwar in Burg in der nähe Magdeburgs. Tagesthema war da Mauern, Verputzen, Betonieren, Fenster einbauen, Tore richten, Strassenbau etc.

Das schöne war, wenn es bei Nacht Alarm gab und alle Soldaten die Verteidigung der DDR probten, durften wir weiter schlafen! Wir hatten ja unsere Tagesnorm zu erfüllen ...

Direkt nach meinem Wehrdienst in der NVA mit einem goldenen Spaten auf dem Schulterblatt forcierte ich mein Ausreiseanliegen - seit 1979 bin ich Bundesbürger :winke:




Saludos!
 
@Rodriguez

:respekt:, dass du das alles mit so viel Rückgrat gegen alle Widerstände durchgezogen hast!!!


Gruß
Andreas
 
@Rodriguez

:respekt:, dass du das alles mit so viel Rückgrat gegen alle Widerstände durchgezogen hast!!!


Gruß
Andreas
Dem schließe ich mich an!

Zu den Zeiten als ich Zivildienst gemacht habe, war es ja schon einfach, die Mauer lag schon zehn Jahre danieder und als ich nach der Musterung ins Büro des entsprechenden Offiziers geschickt wurde, bei dem ich meinen Wunsch äußern konnte, zu welchem Teil der Truppe ich denn wollte, teilte ich diesem mit, dass ich verweigern wollte. Daraufhin gab der mir die Unterlagen für's Bundesamt für Zivildienst und entließ mich.

Ein Bekannter, der 15 Jahre zuvor seinen Zivildienst ableistete, musste dagegen richtige Hürden überwinden. Was dieser erlebt hatte, entsprach durchaus dem Lied von F.-J. Degenhardt:
http://www.geschichtsforum.de/186475-post146.html
 
Wobei es ja im Westen noch einen 2.Weg gab um am Wehrdienst vorbei zu kommen. In dem man sich für die freiwillige Feuerwehr, THW, DRK oder ähnliche Dienste für mehrere Jahre verpflichtete.
War so etwas in der DDR möglich?

Apvar
 
Wobei es ja im Westen noch einen 2.Weg gab um am Wehrdienst vorbei zu kommen. In dem man sich für die freiwillige Feuerwehr, THW, DRK oder ähnliche Dienste für mehrere Jahre verpflichtete.
War so etwas in der DDR möglich?

Apvar

Moin

Im Notfall wählte man den 3. Weg und zog nach Berlin! :cool:
 
Wobei es ja im Westen noch einen 2.Weg gab um am Wehrdienst vorbei zu kommen. In dem man sich für die freiwillige Feuerwehr, THW, DRK oder ähnliche Dienste für mehrere Jahre verpflichtete.
War so etwas in der DDR möglich?

Apvar

Zur Situation in der Alt-Bundesrepublik:
Soweit ich mich erinnere, war das Ende der 80er Jahre eine Verpflichtung für 10 Jahre, an denen man am Wochenende 2 Stunden z. B. im Feuerwehrhaus saß. Daneben waren noch diverse Einsätze. Ich habe damals im Theater einen ehemaligen Schulkameraden getroffen, der in unauffälliger, dunkler Uniform (die als solche kaum zu erkennen war) der freiwilligen Feuerwehr dort eine Art von Feueraufsicht führte.

Moin

Im Notfall wählte man den 3. Weg und zog nach Berlin! :cool:

Das war aber m. W. nur dann möglich, wenn der Wohnsitz bereits in Berlin (West) bestand, bevor die Musterung erfolgte. Danach unterlag man einer Wehrüberwachung. Man konnte zwar nach Berlin ziehen, unterlag aber dem Risiko, daß bei einer Rückkehr ins Bundesgebiet ein Einberufungsbescheid zugestellt werden konnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
...
Das war aber m. W. nur dann möglich, wenn der Wohnsitz bereits in Berlin (West) bestand, bevor die Musterung erfolgte. Danach unterlag man einer Wehrüberwachung. Man konnte zwar nach Berlin ziehen, unterlag aber dem Risiko, daß bei einer Rückkehr ins Bundesgebiet ein Einberufungsbescheid zugestellt werden konnte.

Klar, da war mein Komentar natürlich stark vereinfacht, aber eine Einberufung kam ja nicht komplett überraschend, so dass man zeitig reagieren (sprich umziehen) konnte.

Gruß
Andreas
 
Dem schließe ich mich an!

Zu den Zeiten als ich Zivildienst gemacht habe, war es ja schon einfach, die Mauer lag schon zehn Jahre danieder und als ich nach der Musterung ins Büro des entsprechenden Offiziers geschickt wurde, bei dem ich meinen Wunsch äußern konnte, zu welchem Teil der Truppe ich denn wollte, teilte ich diesem mit, dass ich verweigern wollte. Daraufhin gab der mir die Unterlagen für's Bundesamt für Zivildienst und entließ mich.

Ein Bekannter, der 15 Jahre zuvor seinen Zivildienst ableistete, musste dagegen richtige Hürden überwinden. Was dieser erlebt hatte, entsprach durchaus dem Lied von F.-J. Degenhardt:
http://www.geschichtsforum.de/186475-post146.html

Als ich in den späten 80er Jahren die Musterung erlebte (und ein knappes Jahr später den Wehrdienst beim Bund antrat) habe ich Probleme bei Schulkameraden, die als Kriegsdienstverweigerer anerkannt werden wollten, nie erlebt. Dies war alles vor dem Mauerfall. Allerdings war mir auch bekannt, daß es einige Jahre vorher wohl noch eine mündliche "Gewissensprüfung" gab. Es wurden dabei wohl Fragen gestellt, wie man sich verhalten würde, wenn man von Gewalttätern angegriffen werden würde, und ob man dann Frauen und Kinder schützen würde.

Bei der Musterung, die in den Kreiswehrersatzämtern stattfand, waren m. W. keine Bundeswehroffiziere anwesend. Es gab eine medizinische Untersuchung, anschließend wurde ein Tauglichkeitsgrad (T1 bis T5) festgestellt, wobei T1 für alles tauglich war, während T2 und T3 mit Einschränkungen war, T4 zu einer Nachuntersuchung führte, während T5 zu einer Ausmusterung führte.

Das Ergebnis wurde dem Wehrdienstpflichtigen dann vor einem Musterungsausschuß bestehend aus drei Mitgliedern (m. W. Kommunalpolitiker) mitgeteilt.

Die Möglichkeit zur Kriegsdienstverweigerung bestand eigentlich immer: vor der Musterung, bei der Musterung und nach der Musterung. Selbst während des Grundwehrdienstes konnte man noch verweigern, sogar nach dem Grundwehrdienst konnte man noch verweigern (damit fielen dann Reserveübungen weg). Ein Nachdienen des zeitlichen Unterschiedes zwischen Wehr- und Zivildienst gab es im letzten Fall nicht.

Der Grundwehrdienst dauerte damals 15 Monate und der Zivildienst 18 Monate. Allerdings wurde der Grundwehrdienstleistende oftmals danach in die Alarmreserve (oder Mobilmachungsreserve) einberufen und hatte noch einen Seesack mit Ausrüstung (Uniform, Stahlhelm?) bei sich "einzulagern". Und gelegentlich gab es dann auch noch Reserveübungen. Das ist mir leider auch passiert:motz:.
 
Wobei es ja im Westen noch einen 2.Weg gab um am Wehrdienst vorbei zu kommen. In dem man sich für die freiwillige Feuerwehr, THW, DRK oder ähnliche Dienste für mehrere Jahre verpflichtete.
War so etwas in der DDR möglich?


Nein .

es gab :

1. Grundwehrdienst 18 Monate
2. Soldat auf Zeit 36 Monate ( so gut wie alle , welche studieren wollten , mussten sich dazu verpflichten )
3. Wehrdienst bei der Bereitschaftspolizei ( dem Grundwehrdienst gleichgestellt)
4. Wehrdienst beim Wachregiment ( Stasi- Einheit )

5. Bausoldat
6. Gefängnisinsasse bei Totalverweigerung

Andersweitige Verpflichtungen sind mir nicht bekannt.

Feuerwehr hatte nichts damit zu tun , es gab zwar Berufs- und Werks-
feuerwehren - das war ein normaler Beruf .
Freiwillige Feuerwehr war genau das - freiwillig.
DRK war genau das - freiwillig.
THW gab es nicht - es gab aber entsprechende Einsatzgruppen
innerhalb der Zivilverteidigung , meist in grösseren Betrieben
stationiert - als Bergungs - und Katastrophenschutzgruppen.
 
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