BerndHH
Aktives Mitglied
Guten Morgen,
bei YouTube oder vielleicht auch in einigen Mediatheken kann man die Doku "Cäsar und die Gallier" sehen.
Den Geschichtsversierten mag es vielleicht nur ein müdes Grinsen abringen, doch für mich war alles neu.
"De Bello Gallico" als Schulstoff im Lateinunterricht aber so kritisch wie in der Doku wurde es meines Wissens noch nicht interpretiert.
Die Gallier werden fast schon als Hochkultur hochgestuft. Also alles andere als das überlieferte Barbarenbild. Oppida, eine hochentwickelte Landwirtschaft, die anscheinend Überschüsse erwirtschaftet hat und wo auch sehr ausgeklügelte Erntemaschinen für den Dinkel zum Einsatz kamen.
Die reichen Gallier, erfolgreiche Händler, welche auf einmal die Begehrlichkeiten Roms weckten.
Verdutzt war ich, dass die Helvetier in einen neuen Lebensraum an der Atlantikküste eindringen wollten, der allerdings schon von einem keltischen Stamm besetzt war. Woher wussten sie das? Hatten sie Späher zur Landnahme oder warum wollten sie ihren Schweizer Siedlungsraum auf einmal verlassen? Missernten, Überbevölkerung? Und dann hätten sie Cäsar um Erlaubnis gefragt, durch seine Provinz zu marschieren? Wenn man kriegerisch einen Stamm unterwerfen und seinen Lebensraum besetzen will, fragt man dann eine andere Macht um Erlaubnis ... na ja, vielleicht wurde es in der Doku auch nicht plausibel dargestellt?
Dann geht es intensiv um die historische Figur des Averners Vercingerorix, der anscheinend erfolgreicher als bei den Germanen Arminius war und tatsächlich eine mächtige keltische Koalition und einen gallischen Volksaufstand - komische Formulierung - vom Zaum brechen konnte.
Die Kämpfe/Belagerungen um Avaricum, Bibracte, Gergovia, Alesia etc.
Das Blutbad von Avaricum - warum wurden 40.000 Gallier (Frauen und Kinder) massaktriert? Wollte Cäsar damit ein Zeichen setzen, wohin militärischer Widerstand führt?
Der unwürdige Umgang mit dem besiegten Vercingetorix. In Ketten durch Rom schleifen und dann im dunklen Tullaneum abseits der Öffentlichkeit strangulieren und wie Abfall entsorgen.
Die Doku hat mein Bild über Cäsar gewandelt. Ich hatte in ihm immer einen genialen Staatsmann und taktisch cleveren Feldherren gehalten. Dass in ihm noch ein grausamer Machtpolitiker steckte, der ohne Rücksicht auf Verluste, Gallien ausplünderte war mir so nicht bekannt.
Massaker und Genozid - war das wirklich nötig. Hätte "winning hearts and minds" nicht gereicht? War so ein unwürdiger Umgang von Vercingetorix wirklich notwendig?
Bin sehr gespannt, was Ihr zu dieser richtig guten Doku sagt.
Grüße
bei YouTube oder vielleicht auch in einigen Mediatheken kann man die Doku "Cäsar und die Gallier" sehen.
Den Geschichtsversierten mag es vielleicht nur ein müdes Grinsen abringen, doch für mich war alles neu.
"De Bello Gallico" als Schulstoff im Lateinunterricht aber so kritisch wie in der Doku wurde es meines Wissens noch nicht interpretiert.
Die Gallier werden fast schon als Hochkultur hochgestuft. Also alles andere als das überlieferte Barbarenbild. Oppida, eine hochentwickelte Landwirtschaft, die anscheinend Überschüsse erwirtschaftet hat und wo auch sehr ausgeklügelte Erntemaschinen für den Dinkel zum Einsatz kamen.
Die reichen Gallier, erfolgreiche Händler, welche auf einmal die Begehrlichkeiten Roms weckten.
Verdutzt war ich, dass die Helvetier in einen neuen Lebensraum an der Atlantikküste eindringen wollten, der allerdings schon von einem keltischen Stamm besetzt war. Woher wussten sie das? Hatten sie Späher zur Landnahme oder warum wollten sie ihren Schweizer Siedlungsraum auf einmal verlassen? Missernten, Überbevölkerung? Und dann hätten sie Cäsar um Erlaubnis gefragt, durch seine Provinz zu marschieren? Wenn man kriegerisch einen Stamm unterwerfen und seinen Lebensraum besetzen will, fragt man dann eine andere Macht um Erlaubnis ... na ja, vielleicht wurde es in der Doku auch nicht plausibel dargestellt?
Dann geht es intensiv um die historische Figur des Averners Vercingerorix, der anscheinend erfolgreicher als bei den Germanen Arminius war und tatsächlich eine mächtige keltische Koalition und einen gallischen Volksaufstand - komische Formulierung - vom Zaum brechen konnte.
Die Kämpfe/Belagerungen um Avaricum, Bibracte, Gergovia, Alesia etc.
Das Blutbad von Avaricum - warum wurden 40.000 Gallier (Frauen und Kinder) massaktriert? Wollte Cäsar damit ein Zeichen setzen, wohin militärischer Widerstand führt?
Der unwürdige Umgang mit dem besiegten Vercingetorix. In Ketten durch Rom schleifen und dann im dunklen Tullaneum abseits der Öffentlichkeit strangulieren und wie Abfall entsorgen.
Die Doku hat mein Bild über Cäsar gewandelt. Ich hatte in ihm immer einen genialen Staatsmann und taktisch cleveren Feldherren gehalten. Dass in ihm noch ein grausamer Machtpolitiker steckte, der ohne Rücksicht auf Verluste, Gallien ausplünderte war mir so nicht bekannt.
Massaker und Genozid - war das wirklich nötig. Hätte "winning hearts and minds" nicht gereicht? War so ein unwürdiger Umgang von Vercingetorix wirklich notwendig?
Bin sehr gespannt, was Ihr zu dieser richtig guten Doku sagt.
Grüße