Calvin

W

Wulfnoth

Gast
Hallo,

Ich bin Momentan auf der Suche nach guten Texten über Calvin. Es wäre gut wenn sie im Internet verfügbar sind. Wenn jemand allerdings sehr gute Buchtipps hat wäre das auch nett. =)
Mein Schwerpunkt liegt im wesentlichen auf der Bedeutung Calvins für die Entwicklung der Kirche und für die komplette Renaissance.

Gruß
Wulfnoth
 
Ein Lesetip von mir - Stefan Zweig, "Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen die Gewalt".
Ein großartiges Werk mit ewig aktueller Gültigkeit und ein besonderen Brisanz heute. Das Buch ist ein Plaedoyer für Humanismus und Toleranz gegen die Unmenschlichkeit des Fanatismus. Am Beispiel Calvins wird gezeigt dass ein ehemals von der Gegenreformation Verfolgter kaum an die Macht gelangt zu einem religiös motivierten Despoten wird. Die Toleranz, die dieser einst selbst einforderte nicht lebt und auch vor Ketzerverbrennung nicht zurückschreckt.
Unbedingt lesen!
 
Historisches Lexikon der Schweiz

Calvin, Johannes [Jean Cauvin]
10.7.1509 Noyon (Picardie),27.5.1564 Genf. Sohn des Gérard Cauvin, Notars des Domkapitels von Noyon. ∞ 1540 Idelette von Bure (✝ 1549), Witwe des Wiedertäufers Jean Stordeur, den C. zum ref. Glauben zurückgeführt hatte. Nach humanistisch-theol. Studien in Paris absolvierte C. in Orléans und Bourges zusammen mit Pierre de l'Estoile und Andreas Alciati ein Rechtsstudium, dass er 1531 mit dem Lizentiat abschloss. In Orléans hatte er sich in die griech. Sprache eingelesen und das ref. Gedankengut kennengelernt. Nach dem Tod seines Vaters 1531 kehrte er nach Paris zurück, um sich der klass. Literatur zu widmen. 1532 verfasste er einen Kommentar zu Senecas "De Clementia". Ende 1533 musste C. die Hauptstadt verlassen, weil er sich für die Reformation erklärt hatte. Nach Aufenthalten bei Margarethe von Navarra in Angoulême und bei Renée d'Este in Ferrara liess er sich in Basel nieder und veröffentlichte 1536 die "Institutio Religionis Christianae", eine Unterweisung in der christl. Religion. Als er im Juli 1536 während einer Reise in Genf weilte, überzeugte ihn Guillaume Farel, in die soeben für die Reformation gewonnene Stadt zu ziehen. C. hielt dort zunächst Vorlesungen über die Hl. Schrift; einige Monate später wurde er Pfarrer. Farel und C. wollten die Zulassung zum Abendmahl beschränken; die langwierigen Auseinandersetzungen mit dem Stadtrat, die sich an dieser Frage entzündeten, führten Ostern 1538 zu ihrer Verbannung aus Genf. C. ging nach Strassburg, wo er Pfarrer der französischsprachigen Flüchtlingsgemeinde wurde und an der neuen Akademie lehrte. Er veröffentlichte 1539 eine zweite Ausgabe der "Institutio" (mit 17 anstatt 6 Kapiteln) und 1541 eine franz. Übersetzung derselben, die als frühes Musterbeispiel franz. Eloquenz gilt, sowie dazwischen 1540 den Kommentar zum Römerbrief, den ersten seiner zahlreichen Bibelkommentare. Ferner verfasste er eine französischsprachigen Liturgie, die stark von Martin Bucer beeinflusst war, und publizierte eine erste Sammlung der Psalmenverse von Clément Marot. 1540-41 nahm er mit Bucer an den Religionsgesprächen von Worms und Regensburg teil und schloss Freundschaft mit Philipp Melanchthon.

Den Genfer Behörden mangelte es nach dem Abzug der bischöfl. Beamten an kompetenten Administratoren und Rechtsgelehrten. Nach dem Rücktritt der zwei Pfarrer, die Farel und C. ersetzt hatten, sahen sie sich 1540 gezwungen, C. zurückzurufen. Dieser liess zehn Monaten verstreichen, bevor er in eine Rückkehr einwilligte. Obwohl C. zunächst beabsichtigt hatte, nur wenige Monate in Genf zu verbringen, blieb er die folgenden 23 Jahre bis zu seinem Tod in der Rhonestadt. Schon 1541-42 schuf er mit den drei theol. Schriften, den "Ordonnances ecclésiastiques", dem "Genfer Kathechismus" und der "Forme des prières" Grundlagen für die Verfassung, die Liturgie und die Lehre der Genfer Kirche, wie sie seit dem Wegzug des Bischofs nicht mehr bestanden hatten. Die "Ordonnances" unterschieden mit den pasteurs (Pfarrern), den docteurs (Lehrern), den anciens (Ältesten, für die Disziplin zuständig) und den diacres (Diakonen, im Spital- und Almosenwesen tätig) zwischen vier Ämtern im Kirchendienst. Die Compagnie des pasteurs diente der ständigen Weiterbildung der Amtsträger und spielte als eine Art "kollektiver Bischof" die Rolle der Aufsicht. Das Konsistorium, dem die Pfarrer und die aus dem Stadtrat gewählten Ältesten angehörten - letztere stellten in dem Gremium die Mehrheit -, überwachte die Einhaltung der Sitten- und Glaubensregeln; es konnte im Gegensatz zu den Konsistorien von Zürich und Bern auch Exkommunikationen (Ausschlüsse vom Abendmahl) verfügen. Dieses Recht war aber bis 1557 umstritten.

In seinen häufigen Reden im Genfer Stadtrat als Wortführer der Compagnie des pasteurs und seinen zahlreichen Predigten (ca. 250 pro Jahr) propagierte C. nicht nur die religiöse Reform, sondern auch eine radikale Veränderung des gesellschaftlichen und individuellen Verhaltens. Sein Ideal war das "neue Jerusalem", die Hl. Stadt. C. verfügte in Genf allerdings über keinerlei polit. Einfluss; eingebürgert wurde er erst 1559. Die zahlreichen franz. und lat. Schriften verbreiteten die Botschaft des Reformators weitherum, v.a. auch in Frankreich. Deren Attraktivität lässt sich an den Tausenden von Flüchtlingen ablesen, die nach Genf strömten: 1535-62 wuchs die Bevölkerung der Stadt von 10'000 auf 23'000 Einwohner, das Druckergewerbe wurde zu einem wichtigen Industriezweig und die Professoren und Studenten der 1559 gegründeten Akademie machten Genf zur "Bildungshauptstadt" des französischsprachigen Protestantismus .

C. starb, von Konflikten ausgezehrt und von Krankheiten geschwächt, kurz vor seinem 55. Geburtstag. Die Botschaft, die er hinterliess, unterschied sich in ihrem Kern nicht von jener der anderen Reformatoren, doch wusste er ihr - insbesondere in der aus vier Bücher bzw. 80 Kapiteln bestehenden Endfassung der "Institutio" (lat. 1559, franz. 1560) - eine Spannweite und Kohärenz zu verleihen, die man bei Luther und Zwingli nicht findet. Nach C. kann der Mensch sich nicht durch gute Taten vor Gott rechtfertigen bzw. sein Seelenheil verdienen, weil in den Augen eines unendlich reinen Gottes keine menschl. Tat verdienstvoll ist, da ihr stets der Sündenfall anhaftet. Heil kommt nur von der Gnade, von der unentgeltl. Gabe Gottes in Jesus Christus. Das einzige, was Gott von uns erwartet, ist der Glaube. Diese Aussagen stützen sich auf die Autorität der Bibel. Sie, und nicht die geistl. Hierarchie (weder Papst noch Konzil), ist die alleinige Quelle der göttl. Offenbarung. Zu den Besonderheiten der Lehre C.s gehört der grosse Abstand zwischen Gott und Mensch: Die unendl. Erhabenheit Gottes geht Hand in Hand mit dem Bewusstsein des vollständigen Verfalls des Menschen. Im Unterschied zu Luther waren für C. alle Bibelteile gleichermassen durch den Hl. Geist inspiriert, weshalb er dem Alten Testament mehr Bedeutung beimass als die andern Reformatoren. Die für die jüd. Geschichtsschreibung grundlegende Idee vom auserwählten Volk ist der Lehre der doppelten Prädestination, die Calvin vortrug, nicht unähnlich: Nach dieser Lehre bestimmt Gott, welche Menschen Erwählte (Ausdruck der göttl. Barmherzigkeit) und welche auf ewig Verdammte (Ausdruck der göttl. Gerechtigkeit) sind. Im Abendmahlsstreit versuchte C. zwischen Luther und Zwingli zu vermitteln. Einerseits sprach er in "Petit Traité de la sainte Cène" (1541) wie die Lutheraner von Jesus Christus als "Substanz" des Sakraments und versicherte, dass beim Abendmahl wirklich der Leib und das Blut von Jesus Christus eingenommen werden ("vrayement en la Cene le corps et le sang de Jesus Christ"). Andrerseits fügte er wie die Zwinglianer hinzu, dass dabei die Gemeinschaft der Gläubigen versinnbildlicht werde und die Seelen geistige Nahrung erhielten ("le Seigneur nous y represente la communion de l'un et de l'autre", "nos âmes reçoivent une nourriture spirituelle"). C. wusste mit den Nachfolgern Zwinglis eine Einigung zu finden ("Consensus Tigurinus" 1549), mit den Lutheranern hingegen war keine Verständigung möglich, und die Feindschaft der beiden Lager hielt noch jahrhundertelang an. Was das Verhältnis von Kirche und Staat betrifft, räumte C. der Kirche ein Mass an Autonomie ein, das grösser war als dasjenige Luthers oder Zwinglis und ihr erlaubte, auch in einem feindl. Umfeld zu überleben (z.B. in Frankreich oder den Niederlanden).

Nur wenige Menschen haben eine so grosse und vielfältige Wirkung gehabt wie C. Er war nicht nur der Vater einer solide abgestützten, klarsichtigen theol. Lehre, die die ref. Kirchen der ganzen Welt inspirierte ( Calvinismus ), sondern gab auch den Anstoss zu einer Entwicklung hin zur Verantwortlichkeit des Individuums, die zur modernen Demokratie führte. Man schreibt ihm auch zu, zum Aufstieg des Kapitalismus beigetragen zu haben, wobei dieses Verdienst bisweilen überschätzt wird. Durch die Klarheit und Einfachheit seines Stils trug er wesentlich zur Entstehung der klassischen franz. Sprache bei. Trotz des radikalen Pessimismus hinsichtlich der Sündhaftigkeit des Menschen entwarf und vermittelte er die Vision einer begnadeten, vor Gott direkt verantwortl. Menschheit, welche die Menschenwürde achtet, da sie bestrebt ist, Gott zu ehren und zu loben.


Werke
-Joannis Calvini opera quae supersunt omnia, hg. von G. Baum et al., 58 Bde., 1863-1900
-Supplementa Calviniana, 1-, 1936-
-Unterricht in der christl. Religion, übers. und bearb. von O. Weber, 1984
Literatur
-F. Wendel, C., Ursprung und Entwicklung seiner Theologie, 1968 (franz. 1950)
-Bibliotheca Calviniana, hg. von R. Peter, J.-F. Gilmont, 1991-2000, (Bibl. der Editionen des 16. Jh.)
-B. Cottret, C., 1995
 
Calvinismus/Hist. Lexikon der Schweiz

C. ist nicht gleichzusetzen mit einer von Johannes Calvins Ideen und Werken abgeleiteten Lehre oder Ekklesiologie, sondern umfasst allgemein Geschichte, Denken, Kultur und Einfluss der ref. Kirchen ( Reformation ). Diese wurden zwar nicht allein von Calvin, sondern u.a. auch von Martin Bucer, Heinrich Bullinger und Philipp Melanchthon geprägt. Calvin erschien jedoch bald als die dominante Persönlichkeit derjenigen Richtung des Protestantismus , die sich nicht auf Martin Luther berief. Daher wurde diese Richtung auch nach ihm benannt.

Der C. unterscheidet sich von der luth. Glaubenslehre in Bezug auf die Theologie, die Sakramente, die Stellung der Kirche im Staat sowie die Ethik. Die Christologie Luthers ging von einem Austausch der Eigenschaften zwischen der göttl. und der menschl. Natur Christi aus. Luther schloss daraus auf die Realpräsenz des Leibes Christi in der Feier des Abendmahls (Konsubstantiation), da der Leib an der göttl. Eigenschaft der Ubiquität teilhabe. Calvin und seine Anhänger hingegen lehnten diese Allgegenwart klar ab: Ihrer Ansicht nach sitzt die menschl. Natur Christi seit der Himmelfahrt zur Rechten Gottes und kann daher nicht beim Abendmahl präsent sein. Trotzdem bekannten sie sich zu einer wirkl. Gegenwart Christi im Abendmahl, allerdings im geistigen, nicht im materiellen Sinne. Ein weitere Differenz zwischen dem C. und dem Lutherismus bestand bezüglich der Lehre von der göttl. Vorherbestimmung; die Lutheraner lehnten nämlich die doppelte Prädestination im Sinne Calvins ab. Die Calvinisten ihrerseits legten die luth. Zwei-Reiche-Lehre anders aus, indem sie dem weltl. Reich die Selbstständigkeit absprachen und - z.T. unter Berufung auf das Widerstandsrecht gegen Tyrannen - immer wieder Stellung zu polit. Fragen nahmen. Auch in Bezug auf die Kirchenordnung unterschieden sich C. und Luthertum. In den evang.-luth. Gebieten, in denen die Reformation während ihrer Anfänge an den monarch. Staat gebunden war, war die Kirche der weltl. Gewalt, also in der Regel dem Landesfürsten, unterstellt. Die calvinist. Gemeinden konnten sich in der Regel freier entwickeln. Weil die Anhänger oft weit verstreut wie in Frankreich und Nordamerika oder in Ländern mit republikan. Struktur (ref. Orte der Eidgenossenschaft, Vereinigte Niederlande) lebten, entstand das Konzept einer kirchl. Gerichtsbarkeit, die relativ unabhängig von der zivilen Gerichtsbarkeit war. Die Grundlage dieser kirchl. Rechtsprechung bildete ein presbyterial-synodales System. Es sah eine repräsentative Struktur aus Laien und Pfarrern mit gleichen Kompetenzen vor, die auf lokaler Ebene Sittengerichte , auf regionaler oder nationaler Ebene Synoden bildeten. Ein besonderes Anliegen war dem C. die Kirchenzucht, wobei die Sittengerichte über Anschauungen und Sittlichkeit wachten.

Mit dem Consensus tigurinus , in dem Calvin und der Zwingli-Nachfolger Bullinger ihre Übereinstimmung in der Abendmahlslehre erklärten, vertieften sich ab 1549 die theol. Beziehungen zwischen Zürich und Genf. Damit waren die Grundlagen des C.' gelegt, und mit dem 2. Helvet. Bekenntnis verfasste Bullinger 1566 dessen wichtigste symbol. Schrift ( Helvetische Bekenntnisse ). Theodor Beza, der Nachfolger Calvins, spielte eine massgebl. Rolle beim Aufbau eines calvinist. Europas, das in der 2. Hälfte des 16. Jh. entstand. Der C. breitete sich in Frankreich aus; seine Anhänger wurden dort als Hugenotten bezeichnet. Mit dem Edikt von Nantes erteilte ihnen Heinrich IV. 1598 das Recht auf freie Religionsausübung. Der Widerruf 1685 durch Ludwig XIV. trieb Zehntausende von Hugenotten zur Flucht in die Schweiz und in andere ref. Länder Europas ( Protestantische Glaubensflüchtlinge ). In Deutschland fasste der C. zunächst in der Kurpfalz Fuss, in der 1563 der Heidelberger Katechismus niedergeschrieben wurde. Er dehnte sich bald auf die Fürstentümer bzw. Städte Nassau, Bremen, Lippe, Hessen-Kassel und Brandenburg aus und wurde 1648 im Westfäl. Frieden offiziell anerkannt. In England prägte der C. die puritan. Bewegung, zu denen auch der Kongregationalist Oliver Cromwell zählte. John Knox, ein Schüler Calvins, brachte den C. nach Schottland. 1620 gelangte der C. mit der Landung der Pilgrim Fathers, die ein presbyteriales Kirchenverständnis vertraten, nach Nordamerika. Er verbreitete sich auch in Ungarn und Siebenbürgen. Den stärksten Aufschwung erlebte der C. allerdings in den Niederlanden, wo auch der zentrale Lehrstreit um die doppelte Prädestination ausbrach. Die Dordrechter Synode von 1618-19 brachte nicht nur die Entscheidung in dieser Kontroverse, sondern führte auch zur Festlegung der grundlegenden Normen der Protestantischen Orthodoxie , die ein Jahrhundert lang gelten sollten (Verderbtheit der menschl. Natur, bedingungslose göttl. Erwählung, Tod Christi ausschliesslich für die Auserwählten, Unwiderruflichkeit der Gnade, Ausharren der Auserwählten bis zur Erlösung). Zum Schutz dieser Orthodoxie vor der angebl. Bedrohung durch die theol. Schule von Saumur, die in Bezug auf Gnadenlehre und Bibelkritik offener war, zwangen die Schweizer Kirchen ihre Pfarrer 1675 zur Unterzeichnung der Formula Consensus . Der C. entwickelte sich anfangs des 18. Jh. ungebrochen weiter, v.a. dank dem Wirken der drei Pfarrer und Professoren Jean-Alphonse Turrettini von Genf, Jean-Frédéric Ostervald von Neuenburg und Samuel Werenfels von Basel, die der Aufklärung näher standen als den Gedanken Calvins oder Bullingers. Die Glaubensbekenntnisse verloren ihren normativen Charakter und wurden mit der Kritik der Naturwissenschaften und der Geschichtswissenschaft konfrontiert. Im 19. Jh. wurde der C. von gegensätzlichen Strömungen durchdrungen: Der Réveil beabsichtigte - innerhalb eines pietistischen und methodistischen Rahmens - die theol. Formulierungen des 16. Jh. zu stärken. Auf der anderen Seite stand der Liberalismus, der die rationale Kritik der Theologie entwickelte und den C. in verschiedenen prot. Theologien fortbildete, die den Schwerpunkt auf einzelne Aspekte wie die Kultur, das Gefühl oder das Gewissen legten. 1875 schlossen sich die Calvinisten weltweit zum Ref. Weltbund (Alliance of the Reformed Churches throughout the World holding the Presbyterian System, seit 1970 World Alliance of Reformed Churches) mit Sitz in Genf zusammen. Auch in der ökumen. Bewegung ( Ökumene ) spielte der C. eine entscheidende Rolle. Der erste Sekretär des 1948 in Genf gegründeten Ökumenischen Rats der Kirchen , der Holländer Willem Visser't Hooft, war calvinist. Pfarrer. Der bedeutendste Theologe calvinist. Ursprungs im 20. Jh. war der Basler Karl Barth. Auch wenn Barth die Grenzen des C.' sprengte, berief er sich doch auf die Lehre Calvins und anderer calvinist. Theologen.

Zu Beginn des 20. Jh. feierte sich der C. mit dem Monument de la réformation, das 1909-17 in Genf errichtet wurde. Das Denkmal weist auf die weltweite Verbreitung des Bekenntnisses hin und unterstreicht - gewissermassen als geistige Hinterlassenschaft des Reformators - die gesellschaftspolit. Zielvorstellungen, für die der C. einsteht. Calvinisten befürworteten den öffentl. Unterricht, kritisierten religiöse wie polit. Tyrannei und forderten vom 18. Jh. an das Recht auf Selbstbestimmung. Sie wiesen die Menschen auf ihre Verantwortung für eine ethische Lebensweise hin und verlangten eine moralisch einwandfreie Führung der Staatsgeschäfte. Unter dem Einfluss von Alexandre Vinet bejahten sie im 19. Jh. das Recht auf Religionsfreiheit, verteidigten die demokrat.-repräsentative Staatsordnung, forderten die Abschaffung der Sklaverei und eine gewisse soziale Gerechtigkeit. Ausserdem trug der C. dazu bei, dass sich die Vision der Menschenrechte durchsetzte. Mit der Legitimierung des verzinslichen Darlehens gegen Hinterlegung bestimmter Garantien begünstigte der C. ab dem 17. Jh. die Entwicklung eines Netzes von ref. Banken (von Herbert Lüthy "Hugenottische Internationale" genannt). In seiner These, die fälschlicherweise oft auf den Kausalzusammenhang zwischen Reformation und Kapitalismus verkürzt wurde, sah Max Weber im C. jenen Faktor, der die Entwicklung der Wirtschaft im liberalen und kapitalist. Sinn vorantrieb.



Quellen
-P. Wernle, Der schweiz. Protestantismus im XVIII. Jh., 3 Bde., 1923-25
-Bekenntnisschr. und Kirchenordnungen der nach Gottes Wort ref. Kirchen, hg. von W. Niesel, 1938
-Reformed Witness Today, hg. von L. Vischer, 1982
-Confessions et catéchismes de la foi reformée, hg. von O. Fatio, 1986
Literatur
-M. Weber, Die prot. Ethik und der "Geist" des Kapitalismus, 1904-05
-J. McNeill, The History and Character of Calvinism, 1954
-M. Prestwich, International Calvinism 1541-1715, 1985
-Evang. Kirchenlex. 1, 1986, 615-630
-LThK 2, 900-905
-Dictionnaire critique de théologie, 1998, 194-196
-P. Benedict, Christ's churches purely reformed: a social history of Calvinism, 2002
 
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