Chronisten als Berufsgruppe - Ursprung ... ?!

Liebe Forenfachleute,

... ab wann gab es erstmals professionelle Chroniker. Mir ist nur ab dem Frühmittelalter bekannt, das diese Berufsgattung im Frühmittelalter gehäuft auftrat ?! - wenn ich mich nicht irre zu anfangs immer in Diensten des Adels ... wodurch eine unabhängige Wiedergabe von Ereignissen ohnehin nicht möglich war ... ?!
 
Liebe Forenfachleute,

... ab wann gab es erstmals professionelle Chroniker. Mir ist nur ab dem Frühmittelalter bekannt, das diese Berufsgattung im Frühmittelalter gehäuft auftrat ?! - wenn ich mich nicht irre zu anfangs immer in Diensten des Adels ... wodurch eine unabhängige Wiedergabe von Ereignissen ohnehin nicht möglich war ... ?!


google mal z. B. nach Herodot
 
Herodot ist kein Chronist. Chroniken sind Welt- und Universalgeschichten, die immer ein Ziel vor Augen haben. Weltgeschichte ist Heilsgeschichte, demnach sind die Chroniken eng mit dem christlichen Glauben verbunden. Der erste Chronist ist allerdings noch antik, nämlich Eusebius. Auch ist der Chronist kein eigenständiger Beruf. Zunächst sind es im MA Mönche in Klöstern, im SpätMA kommen die Stadtschreiber mit ihren Stadtchroniken hinzu, wobei hier allerdings der Begriff der Chronik zu verschwimmen beginnt.
 
- wenn ich mich nicht irre zu anfangs immer in Diensten des Adels ... wodurch eine unabhängige Wiedergabe von Ereignissen ohnehin nicht möglich war ... ?!

Da täusche Dich mal nicht. Zwar schrieben viele Historiographen, um den Begriff mal weiter zu fassen, pro domo sua, also 'für ihr (wörtlich 'sein') Haus' bzw. ihren Mäzen (Wes Brot ich ess...) aber es hat auch immer Leute gegeben, die mal offener, mal verborgener Kritik übten. In diesem Zusammenhang sind insbesondere die Fürstenspiegel zu erwähnen, die zwischen Schmeichelei und Kritik pendeln.
 
Vielleicht noch ergänzend zu El Quijote:

Mir ist nur ab dem Frühmittelalter bekannt, das diese Berufsgattung im Frühmittelalter gehäuft auftrat ?!

Als Berufsgattung würde ich das nicht bezeichnen. Die Chronik entwickelte sich langsam aus den Annalen, also Jahrbüchern. Die waren am Anfang noch sehr primitiv. Jedes Kloster hatte sogenannte Ostertafeln, wo das Jahr und der Ostertermin eingetragen war. Irgendwann begannen die Mönche, neben die Jahreszahlen wichtige Ereignisse zu schreiben, wie etwa "König X gestorben", "Abt Y zum neuen Vorsteher gewählt" oder "große Hungersnot".

- wenn ich mich nicht irre zu anfangs immer in Diensten des Adels

Die ersten mittelalterlichen Chroniken standen ganz klar in Diensten der Heilsgeschichte. Die uns von Gott gegebenene Zeit läuft auf ein Ziel hin, sie ist teleologisch ausgerichtet. Diese Zeit zu dokumentieren war die Hauptmotivation für die ersten Annalen.
Der Adel, insbesondere der Hochadel, entdeckte die Chroniken erst im Spätmittelalter, um geschickt das eigene Geschlecht ins rechte Licht zu rücken. Eine frühe Ausnahme bilden hier vielleicht die Gesta Friderici des Otto von Freising. (Ich bin mir durchaus bewusst, dass dies keine Chronik im klassischen Sinne ist, aber ich sehe viele Parallelen, wenn man an die ausladenden heilsgeschichtlich angehauchten Passagen denkt.)
Bleiben wir bei Otto: Seine Chronica sive Historia de duabus civitatibus entstand nicht im Auftrag der Saufer, wie die Gesta Fridrici - wobei er selbst die Friedrich I. fast schon aufgedrägt hat. Also ist noch nicht mal hier eine "Beauftragung" durch einen Adligen erkennbar.
 
Herodot ist kein Chronist. Chroniken sind Welt- und Universalgeschichten, die immer ein Ziel vor Augen haben. Weltgeschichte ist Heilsgeschichte, demnach sind die Chroniken eng mit dem christlichen Glauben verbunden. Der erste Chronist ist allerdings noch antik, nämlich Eusebius. Auch ist der Chronist kein eigenständiger Beruf. Zunächst sind es im MA Mönche in Klöstern, im SpätMA kommen die Stadtschreiber mit ihren Stadtchroniken hinzu, wobei hier allerdings der Begriff der Chronik zu verschwimmen beginnt.

Zwar schrieben viele Historiographen, um den Begriff mal weiter zu fassen,

Wiki schreibt oft einen Sch.., aber mit meinem umgangssprachlichen Verständnis deckt sich dies schon:
aus dem Link
[QUOTEHerodot von Halikarnass(os) (griech. [FONT='Arial Unicode MS', 'Palatino Linotype', Code2000, 'New Athena Unicode', Gentium, 'Athena Unicode']Ἡρόδοτος[/FONT], Hēródotos, * um 484 v. Chr.; † um 424 v. Chr.) war ein antiker griechischer Historiograph, Geograph und Völkerkundler][/QUOTE]
 
Ihr kennt den "Chronisten" als Fachbegriff.

Ist mir natürlich fremd.

Schon ein Lokalredakteur einer Provinz-Zeitung bezeichnet sich selbst hin und wieder als "Chronist"
 
Die Bibel könnte man als Chronik bezeichnen. Ebenso wurden in Hattuscha und im alten Ägypten ausgiebig Zeitgeschehen dokumentiert. Namentlich bekannt ist z.B. Manetho, der ein ägyptisches Geschichtswerk verfasste.
 
Die Bibel könnte man als Chronik bezeichnen. Ebenso wurden in Hattuscha und im alten Ägypten ausgiebig Zeitgeschehen dokumentiert. Namentlich bekannt ist z.B. Manetho, der ein ägyptisches Geschichtswerk verfasste.

Im Alten Testament gibt es zwei Bücher die sogar Chronik heissen.
 
Präzisierung des Beitrages

Liebe Forenteilnehmer,

... sicherlich darf man bei dieser Frage nicht vergessen, dass es sicherlich durchaus Zeiten gegeben hat, bei denen ein Schreiber sowohl Chroniker als auch Erwerbstätiger in anderer Richtung war. Früher gab es doch recht selten wirkliche Spezialisten, das kam meines Wissens erst am Anfang des Frankenreiches erstmals auf.

Wenn ich mich erinnere war ein berühmter Mönch Hofschreiber bei Karl dem Großen. Trotzdem war er hauptberuflich halt Ordensbruder.

Das meine ich aber nicht - ich frage nach hauptberuflichen Chronisten, dazu finde ich keine QUelle, die aussagefähig ist ..
 
Früher gab es doch recht selten wirkliche Spezialisten, das kam meines Wissens erst am Anfang des Frankenreiches erstmals auf.

ich frage nach hauptberuflichen Chronisten, dazu finde ich keine QUelle, die aussagefähig ist ..

Wenn du in dieser Zeit suchst, wirst du auch schwerlich welche finden.

Wie gehts du denn bei deiner Quellensuche vor, wenn ich mal neugierig fragen darf?
 
... sicherlich darf man bei dieser Frage nicht vergessen, dass es sicherlich durchaus Zeiten gegeben hat, bei denen ein Schreiber sowohl Chroniker als auch Erwerbstätiger in anderer Richtung war.

Sicher gibt es auch heute noch erwerbstätige Chroniker. Aber bitte sag nicht wieder Chroniker, wenn Du Chronist meinst. Bei Chroniker fällt mir immer Asthma oder noch was schlimmeres eien.
 
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