Crassus und der Untergang bei Carrhae

Senecaetquirinu

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Hat jemand eine Meinung über das Verhalten von Cassius bei der Schlacht von Carrhae? In dem Sinne, war er verantworlich für das Desaster, oder nicht? Salvete.
 
Erstens: Der Mann hieß Crassus. Cassius hieß u. a. einer der Caesarmörder.

Zweitens: Ja, er war verantwortlich für die Niederlage bei Carrhae. Das begann schon einmal damit, dass er den Krieg gegen die Parther ohne jegliche Notwendigkeit begann, bloß weil er ein bisschen Alexander spielen und an militärischem Ruhm mit seinen Triumviratskollegen Caesar und Pompeius gleichziehen wollte. Die Beziehungen zwischen Rom und den Parthern waren damals aber eigentlich gut, schon die Zeitgenossen verstanden nicht, welchen Sinn der Feldzug haben sollte.
Aber auch den Feldzug führte Crassus ungeschickt, z. B. ließ er sein Heer durch die Wüste ziehen. Letztlich war sein Heer für die Schlacht einfach ungeeignet: Die römische Armee bestand hauptsächlich aus Infanterie, die der Parther hingegen aus berittenen Bogenschützen und schwerer Kavallerie. Die römische Kavallerie war viel zu schwach, um die parthischen berittenen Bogenschützen ausschalten zu können, die die römischen Legionäre zusammenschossen. Um siegen zu können, hätte Crassus entweder nicht durchs offene Land ziehen dürfen, sondern z. B. durchs bergige Armenien, wo es auch mehr Wasser gegeben hätte, oder er hätte mehr Kavallerie gebraucht, notfalls durch Anwerbung bei befreundeten Völkern.
 
Danke fuer Verbesserung-(Schreibfehler-war mir schon klar :autsch:)-Nur Ravenik: Antonius hat aber genau das versucht-einen Durchmarsch durch das unwegsame Armenien. Aufgrund der geographischen Verhaeltnisse, ist es bis heute keinem gelungen ueber Armenien Herr zu werden (man siehe nur den letzten großen Konflikt mit Aserbaidschan). Also der direktere Angriff auf das Riesenreich wuerde ich sehr wohl als richtigen Beschluss ansehen. Siehe Trajans Strategie. Meine Frage zielt eigentlich mehr auf die Entscheidungen von Crassus besonders waehrend der Schlacht von Carrhae ab, seinen Sohn mit einer so grossen Streitmacht vom Heer zu trennen und der schweren Kavalerie hinterherzuschicken. Aber nun gut, die Roemer wurden boese aufgerieben. Also meine Frage haette besser lauten sollen: Haette die Schlacht gewonnen werden koennen, unter anderen Entscheidungen bzw. unter Leitung eines anderen Feldherren. Das war wirklich eine schreckliche Katastrophe, die es verdient haette fuer das historische Bewusstsein verfilmt zu werden.
 
Ob es ein Fehler von Crassus war, seinen Sohn mit einer Abteilung abzukommandieren, wage ich nicht zu beurteilen, da wir nicht genug darüber wissen, was der alte Crassus wusste und wie die Lage genau aussah. Im Rückblick gesehen war die Entscheidung natürlich ein Fehler, aber so etwas muss man ex ante beurteilen, also ob die Entscheidung in dem Augenblick, in dem sie getroffen wurde, Sinn machte. Anscheinend befürchtete Crassus, von den Parthern umzingelt zu werden, und wollte die drohende Umzingelung durch den Angriff seines Sohnes vereiteln. Dass dieser von den Parthern weggelockt und vernichtet würde, war für den Vater wohl nicht voraussehbar.

Wie ich schon ausgeführt habe, hatte Crassus bei dieser Schlacht ganz besonderes Pech, weil sein Gegner ausschließlich Kavallerie einsetzte. Das war nicht immer so, normalerweise verwendeten auch die Parther Infanterie, und die war der römischen kaum gewachsen. Dennoch kann man Crassus von persönlichem Versagen nicht freisprechen, da er anscheinend bereits zu Beginn des Krieges erkannte, dass der Feind hauptsächlich auf Kavallerie setzen würde, aber nur unzureichende Gegenmaßnahmen traf. Vielleicht beurteilte er auch die Lage falsch: Im ersten Kriegsjahr hatten die Parther eine Schlacht vermieden. Vielleicht glaubte Crassus, dass es so weitergehen würde und er nur nach und nach alle wichtigen parthischen Städte erobern müsste - wofür er natürlich Infanterie brauchte.

Um Deine Frage zu beantworten: Die Schlacht hätte nur gewonnen werden können, wenn die Römer eine den Parthern gleichwertige Kavallerie eingesetzt hätten.

Mark Anton hatte weniger das Problem, durch die falsche Gegend zu ziehen, sondern die falschen Verbündeten zu haben, die unzuverlässig oder gar verräterisch waren, außerdem machte er strategische Fehler. Aber immerhin schützten ihn auf dem Rückzug die Berge einigermaßen vor den feindlichen Reitern.

Traian kam ein innerparthischer Bürgerkrieg zugute.
 
Und hier habe ich schon wieder Einwaende . Crassus hat nach den sehr raschen Siegen (die Einnahme der drei Staedte Carrhae, Ichnae und Nikephorion) sich sehr umsichtig, moechte ich mal sagen, gezeigt, und ist wieder nach Syrien abmaschiert. Und einer der Gruende die ihn (das koennen wir ziemlich sicher sagen) dazu bewogen haben, war der, dass er seine Kavallerie fuer unzulaenglich hielt. Also er wusste von dieser Unterlegenheit-denn die Winterpausen nutzte er um vor allem anderen(!) seine Kavallerie zu verstaerken. (also mit dieser Tatsache konfrontiert, steh ich wirklich im dunkeln da). Dein Einwand allerdings, dass man von roemischer Seite mit parthischer Infanterie gerechnet hat, die hat was. Trotzdem kann man ihm nicht vorwerfen nicht genuegend den bevorstehenden Kampf abgewogen zu haben. Zu dem Beschluss des ganzen (worauf es anscheinend abzielt wenn man NICHT Fehlentscheidungen waehrend der Schlacht in Betracht ziehen moechte, die roemische Armee (besonders) die berittenen Truppen seien schlichtweg den parthischen nicht gewachsen gewesen, kann ich mich persoenlich nicht entschliessen. Ich weiss, man hat immer wieder angemerkt, die roemisch-berittenen Truppen seien schon immer zusammen mit den Hilfstruppen die schwaechsten Glieder der Armeen gewesen. Allerdings, stimmt diese These? Man siehe was ein wichtiger Bestandteil den Berittenen Truppen im Gallischen Krieg zukam. Es macht mich einfach stutzig, nachdem Crassus genau von seinem Schwachpunkt wusste, nachdem er dieser Schwaeche entgegengewirkt hat, nachdem er bereits Fuehlung aufgenommen hatte mit dem Feind, nachdem er bereits sicherlich auch durch Parther gut informiert worden war ueber diese und jene Sonderlichkeit in der Kampfart der Parther, dass er trotzdem genau aus all diesen Gruenden (und Verrat durch Abgar von Osroene) gescheitert sein soll. Das liegt wohl auch daran, dass ich die Roemer eben als umsichtige und eher interlektuelle Menschen betrachte, als viele, die sie als arrogant und selbstherrlich zeichnen. Danke aber schon jetz fuer eine informative disputatio.
 
Crassus' Kavallerie war der parthischen schon zahlenmäßig haushoch unterlegen. Er verfügte nur über 4.000 Reiter, die Parther alles in allem über etwa 10.000. Und außerdem hast Du es schon selbst angedeutet (wenngleich bezweifelt), die römischen Reiter taugten nicht viel. Nicht grundlos warb Caesar für seinen Gallienkrieg gallische und germanische Reiter an, und im Bürgerkrieg verwendete er u. a. Reiter aus Noricum. Auch unter den 4.000 Reitern des Crassus waren 1.000 Gallier, die sein Sohn aus Gallien, wo er ja bis dahin unter Caesar gedient hatte, mitgebracht hatte.
 
Ob die Römer gute oder schlechte Kavalleristen waren, sei dahingestellt. Fakt ist, dass die römische Kavallerie bei Carrhae, welchen Ursprungs auch immer, eher Nahkampf-Kavallerie war, während der Grossteil der parthischen Berittenen aus Fernkampf-Kavallerie bestand. Man konnte die gegnerische Kavallerie - die noch schlechter gegen Beschuss geschützt war, als ein Legionär zu Fuss, aus der Ferne abschlachten.
 
Ich verstehe nicht so ganz die Zweifel.

Für mich liegt es auf der Hand, dass die Reiterei des Crassus ins Leere stieß. Ein Schlachtfeld, das den Parthern zu Statten kam, wird das Übrige getan haben. Das heißt, man wählte sicherlich auf parthischer Seite ein Gelände, wo sich die Fernkampfkavallerie perfekt ausnutzen ließ, d.h. wo auch ein rascher Rückzug vor den nachsetzenden Römern deren Untergang besiegeln musste.

Wie Crassus dem hätte entgegentreten wollen, scheint mir reine Spekulation.
 
Hat jemand eine Meinung über das Verhalten von Cassius bei der Schlacht von Carrhae? In dem Sinne, war er verantworlich für das Desaster, oder nicht? Salvete.



Dazu ein paar Anmerkungen:

Cassius Longinus, der spätere Caesarmörder hat tatsächlich in der Schlacht von Carrhai gekämpft. Er befehligte als Quästor und Legat den linken Flügel. Sein militärischer Ruhm war vor allem darauf gegründet, dass es ihm gelang, sich mit seinen Truppen nach Syrien abzusetzen und die Provinz zu halten. Als Proquästor verteidigte er 52-51 v. Chr. Syria gegen parthische Angriffe und besiegte 51 v. Chr. den General Osaces.

Damit erwarb er sich den Ruf eines hervorragenden Militärs.

In der Schlacht bei Philippi gelang es Marc Anton, Cassius Lager zu erobern, der sich auf einen Hügel flüchtete und sich ins schwert stürzte, nicht wissend, dass auf dem anderen Flügel Brutus Octavian geschlagen und dessen Lager erobert hatte.
 
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Ich verstehe nicht so ganz die Zweifel.

Für mich liegt es auf der Hand, dass die Reiterei des Crassus ins Leere stieß. Ein Schlachtfeld, das den Parthern zu Statten kam, wird das Übrige getan haben. Das heißt, man wählte sicherlich auf parthischer Seite ein Gelände, wo sich die Fernkampfkavallerie perfekt ausnutzen ließ, d.h. wo auch ein rascher Rückzug vor den nachsetzenden Römern deren Untergang besiegeln musste.

Wie Crassus dem hätte entgegentreten wollen, scheint mir reine Spekulation.


Er hätte den Krieg besser politisch, militärisch und logistisch planen müssen. Er hätte mehr Kavallerie und Bogenschützen mitbringen und seine Truppen zusammenhalten müssen.

"Ich will in Seleucia Antwort geben!", soll Crassus nach Plutarch gesagt haben, denn einen Casus belli gab es damals zwischen Rom und den Parthern nicht. Der Krieg war in Rom überaus unpopulär und wurde von den Volkstribunen sogar opponiert, da Crassus kein traditionelles "bellum justum"- Prinzip geltend machen konnte und nur losgeschlagen hatte, um sich im Osten billige Lorbeeren zu erwerben. Mesopotamien war eines der am dichtesten besiedelten parthischen Territorien, aus dem die "Könige der Könige" recht schnell Truppen und Reserven mobilisieren konnten. 1000 Kamele sollen die Parther mit frischen Pfeilen versorgt haben, und die Effektivität der parthischen Kataphrakte und berittenen Bogenschützen wird ja schon daraus bewiesen, dass die Römer und später Byzantiner ähnliche Verbände aufstellten.


Dennoch würde ich die Parther militärisch auch nicht überschätzen. Die Römer konnten unter professioneller Führung eines Herodes, eines Trajan, eines Avidius Cassius, eines Septimius Severus oder eines Odenathus von Palmyra die Parther und selbst ihre gefährlicheren Nachfahren, die Sassaniden fast immer schlagen und mehrfach die Doppelhauptstadt Seleukia/ Ktesiphon erobern und bis nach Medien vorstoßen.
 
Erstens: Der Mann hieß Crassus. Cassius hieß u. a. einer der Caesarmörder.

Zweitens: Ja, er war verantwortlich für die Niederlage bei Carrhae. Das begann schon einmal damit, dass er den Krieg gegen die Parther ohne jegliche Notwendigkeit begann, bloß weil er ein bisschen Alexander spielen und an militärischem Ruhm mit seinen Triumviratskollegen Caesar und Pompeius gleichziehen wollte. Die Beziehungen zwischen Rom und den Parthern waren damals aber eigentlich gut, schon die Zeitgenossen verstanden nicht, welchen Sinn der Feldzug haben sollte.
Aber auch den Feldzug führte Crassus ungeschickt, z. B. ließ er sein Heer durch die Wüste ziehen. Letztlich war sein Heer für die Schlacht einfach ungeeignet: Die römische Armee bestand hauptsächlich aus Infanterie, die der Parther hingegen aus berittenen Bogenschützen und schwerer Kavallerie. Die römische Kavallerie war viel zu schwach, um die parthischen berittenen Bogenschützen ausschalten zu können, die die römischen Legionäre zusammenschossen. Um siegen zu können, hätte Crassus entweder nicht durchs offene Land ziehen dürfen, sondern z. B. durchs bergige Armenien, wo es auch mehr Wasser gegeben hätte, oder er hätte mehr Kavallerie gebraucht, notfalls durch Anwerbung bei befreundeten Völkern.

Das Problem von Crassus war, das er absolut keine militärischen Erfolge vorzuweisen hatte(ausser die paar Schlachten gegen Teile der Spartakus-Armee, womit er kein gutes Standing in der öffentlichkeit hatte) und die dadurch resultierende Angst aus dem Triumvirat ausgeschlossen zu werden. Der Beginn des Feldzuges war durchaus positiv, und er ist auch sehr weit in das parthische Gebiet vorgedrungen...allerdings lief das auch nur so gut Anfangs weil die Parther überrascht wurden. Der große Fehler von Crassus war dann sich über den Winter wieder zurückzuziehen und den Feldzug im nächsten Jahr weiterzuführen, denn dann waren die Parther darauf vorbereitet und hatten über den Winter die Niederlage und "Bestrafung" vorbereitet. Ausserdem hatte er eine starke Kavallerie, nämlich die des Armenischen Königs...nur hat dieser Crassus dann verraten und wechselte auf Seiten der Parther. Auch waren die Beziehungen der Römer und Parther nicht sehr gut, durch ständige Grenzscharmützel, oder der Überfall der Parther auf ein im Bau befindliches Kastell an der Grenze zu Parthien, und durch den Klientelstaat Palmyra von den Römern waren da schon maßgebliche Spannungen zwischen den Römern und Parthern...
 
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Der große Fehler von Crassus war dann sich über den Winter wieder zurückzuziehen und den Feldzug im nächsten Jahr weiterzuführen, denn dann waren die Parther darauf vorbereitet und hatten über den Winter die Niederlage und "Bestrafung" vorbereitet.

Eigentlich war das kein Fehler sondern übliches Procedere. Kriegssaison war eben der Sommer bis in die Erntezeit hinein.
 
Eigentlich war das kein Fehler sondern übliches Procedere. Kriegssaison war eben der Sommer bis in die Erntezeit hinein.

Dazu kommt ergänzend, dass der Abbruch der Kampagne in 54 (sozusagen mit der Preisgabe des Vorteils der strategischen Überraschung) auch dadurch beeinflusst worden sein könnte, dass Crassus Verstärkungen in der Kavallerie abgewartet hat (siehe oben #6). Das könnte plausibel aus (s)einer Erkenntnis abzuleiten sein, dass der römischen Armee ohne stärkere Kavallerie die schlachtentscheidende "Fixierung" der mobilen parthischen Truppen aus Bogenschützen und Kataphrakte nicht möglich sein würde. In dem Fall würde das Sinn ergeben, obgleich es in der Kampagne 53 nichts bewirkte.

(so in der Wertung Wheeler, Army and Limes in the East, Blackwell Companion to the Roman Army, S. 260).
 
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Haette die Schlacht gewonnen werden koennen, unter anderen Entscheidungen bzw. unter Leitung eines anderen Feldherren.
Ja. Immobilien-Spekulant Crassus und reichster Mann Roms war militärisch völlig unfähig. Er war nur fähig, 6.000 gefangen genommene und wehrlose Sklaven zu kreuzigen. Gegen den parthischen Feldherrn Surenas und die Pfeile der parthischen Reflex-bögen fand er kein Mittel. Seine 40.000 Legionäre haben gegen nur 10.000 parthischen Reiter in einer vernichtenden Schlacht verloren. 20.000 römische Tote, 10. 000 gefangene Römer. Als man ihm den abgeschlagenen Kopf seine tapferen Sohnes brachte, verlor er komplett die Fassung und kapitulierte. Sein fähiger Unterfeldherr Cassius hat sich mit einem Teil des Heeres retten können und hat gezeigt, dass der Untergang der Legionen nicht unvermeidbar war. . Sein abgeschlagner Kopf bekam der Grosskönig. Wie man Parther besiegt, zeigte wenige Jahre später Ventidius Bassus, der Stellvertreter von Marc Anton, der sie gleich zwei mal besiegte.

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Das sind halt ex~post-Betrachtungen. Im Prinzip agierst du, wie ein antiker Historiograph: du sammelst Charaktereigenschaften, die Crassus unsympathisch machen (Immobilienspekulant, agieren als Sieger im Spartacus-Aufstand), die aber nichts mit seinen militärischen Fähigkeiten zu tun haben, und von der letalen Niederlage her beurteilst du die militärischen Fähigkeiten. Die militärischen Fähigkeiten eines Feldherren sind aber eben nicht allein am Kriegsglück zu messen.

Das mit Reflexbögen versehene Reiterheere andere Heere in arge Bedrängnis bringen können, sehen wir quer durch die Geschichte, Hunnen, Ungarn, Mongolen, Seldschuken, sie alle haben ganze Reiche gestürzt oder doch zumindest in arge Bedrängnis gebracht, bevor diese einen Umgang mit dem berittenen Gegner fanden.
 
Ja. Immobilien-Spekulant Crassus und reichster Mann Roms war militärisch völlig unfähig. Er war nur fähig, 6.000 gefangen genommene und wehrlose Sklaven zu kreuzigen.
Nachdem er sie (und ihre Kameraden) zuvor besiegt hatte.

Aber ja, Roms bester Feldherr war Crassus sicherlich nicht.
Nicht komplett vergessen sollte man aber dennoch, dass Carrhae die erste große Schlacht gegen die Parther und ihren gänzlich anderen Kampfstil war, sodass es den Römern noch an Erfahrungswerten fehlte.

Nebenbei war Crassus' Partherfeldzug innenpolitisch höchst umstritten. So viel zur puren Aggressionslust der Römer, wie wir sie in einem anderen Thema diskutieren.
 
Das sind halt ex~post-Betrachtungen. Im Prinzip agierst du, wie ein antiker Historiograph: du sammelst Charaktereigenschaften, die Crassus unsympathisch machen (Immobilienspekulant, agieren als Sieger im Spartacus-Aufstand), die aber nichts mit seinen militärischen Fähigkeiten zu tun haben, und von der letalen Niederlage her beurteilst du die militärischen Fähigkeiten. Die militärischen Fähigkeiten eines Feldherren sind aber eben nicht allein am Kriegsglück zu messen.

Das mit Reflexbögen versehene Reiterheere andere Heere in arge Bedrängnis bringen können, sehen wir quer durch die Geschichte, Hunnen, Ungarn, Mongolen, Seldschuken, sie alle haben ganze Reiche gestürzt oder doch zumindest in arge Bedrängnis gebracht, bevor diese einen Umgang mit dem berittenen Gegner fanden.
Na ja,....ich agiere und polemisiere nicht. Ich benenne schlicht historisch gesicherte Fakten- keine fake-news- und überprüfbare Tatsachen und Zahlen. Crassus hat sein Vermögen durch kriminelle Proskriptionen und windige Spekulationen gemacht, verdankt sein Kommando alleine seinem Geld und war militärisch eine Niete.

Dagegen war sein Kontrahent Surenas ein sehr fähiger Befehlshaber. Ich meine, dass muss man auch erst mal schaffen, sich mit 40.000 Mann in die Wüste locken lassen- gut, andere haben sich in den Wald locken lassen- sich dann ein zu igeln und von 10.000 Reitern aus der Ferne zusammen schiessen lassen, weil man davon aus ging, denen gehen irgendwann die Pfeile aus.

Quer durch die Geschichte sehen wir, dass kompetente Feldherren auch die mit Reflexbögen ausgestattenen Reiterheere in arge Bedrängnis bringen konnten. Cassius konnte mit einem kleinen Teil der Truppen den Reflex-bögen entkommen, Ventidius Bassus hat nur gut 10 Jahre nach Carrhae die Parther trotz ihrer Reflexbögen gleich zwei mal vernichtend geschlagen, Aetius die Hunnen, Otto die Ungarn, Baibar und seine Mamlucken die Mongolen.
 
Na ja,....ich agiere und polemisiere nicht. Ich benenne schlicht historisch gesicherte Fakten- keine fake-news- und überprüfbare Tatsachen und Zahlen. Crassus hat sein Vermögen durch kriminelle Proskriptionen und windige Spekulationen gemacht,
Dem widerspreche ich nicht. Obwohl die Vermögensbasis durchaus noch ein wenig breiter war. Das macht aus ihm aber weder einen guten noch einen schlechten Feldherrn, das sind zwei Paar Schuh. Ob jemand ein guter oder schlechter Feldherr war, ist keine Frage von Sym- und Antipathie.

verdankt sein Kommando alleine seinem Geld
Es war üblich, dass ehemalige Konsuln die Statthalterschaft über Provinzen ausübten, zunächst für ein, später für mehrere Jahre.

und war militärisch eine Niete.
Ist das so? In Spanien hob Crassus Truppen aus, mit denen nach Africa übersetzte und sich 83 L. Cornelius Sulla anschloss. Diesen rettete Crassus in der Schlacht an der Porta Collina, als er Sullas linken Flügel kommandierte. So vollkommen unfähig kann also auch Crassus nicht gewesen sei.

Frontinus weiß in den Stratagemata über Crassus zu berichten:

Licinius Crassus fugitivorum bello apud Camalatrum educturus militem adversus Castum et Cannicum duces Gallorum XII cohortes cum C. Pomptinio et Q. Marcio Rufo legatis post montem circummisit; quae cum commisso iam proelio a tergo clamore sublato decucurrissent, ita fuderunt hostes, ut ubique fuga, nusquam pugna capesseretur.

An anderer Stelle:

Crassus bello fugitivorum apud Cantennam bina castra comminus cum hostium castris vallavit. Nocte deinde commotis copiis, manente praetorio in maioribus castris, ut fallerentur hostes, ipse omnes copias eduxit et in radicibus praedicti montis constituit; divisoque equitatu praecepit L. Quintio, partem Spartaco obiceret pugnaque eum frustraretur, parte alia Gallos Germanosque ex factione Casti et Cannici eliceret ad pugnam et fuga simulata deduceret, ubi ipse aciem instruxerat. Quos cum barbari insecuti essent, equite recedente in cornua, subito acies Romana adaperta cum clamore procurrit. XXXV milia armatorum eo proelio interfecta cum ipsis ducibus Livius tradit, receptas quinque Romanas aquilas, signa sex et XX, multa spolia, inter quae quinque fasces cum securibus.​


Ventidius Bassus hat nur gut 10 Jahre nach Carrhae die Parther trotz ihrer Reflexbögen gleich zwei mal vernichtend geschlagen, Aetius die Hunnen, Otto die Ungarn, Baibar und seine Mamlucken die Mongolen.
Deshalb schrieb ich ja:
Dass mit Reflexbögen versehene Reiterheere andere Heere in arge Bedrängnis bringen können, sehen wir quer durch die Geschichte, Hunnen, Ungarn, Mongolen, Seldschuken, sie alle haben ganze Reiche gestürzt oder doch zumindest in arge Bedrängnis gebracht, bevor diese einen Umgang mit dem berittenen Gegner fanden.
 
Nicht komplett vergessen sollte man aber dennoch, dass Carrhae die erste große Schlacht gegen die Parther und ihren gänzlich anderen Kampfstil war, sodass es den Römern noch an Erfahrungswerten fehlte.
Das ist ein entscheidender Hinweis.

Nicht durch die Machart des Bogens bereiteten die Reitervölker Vorder- und Zentralasiens den Europäern zweitausend Jahre lang Probleme, sondern durch ihre Taktik – die Beweglichkeit ihrer Reiter, das Manöver des vorgetäuschten Rückzugs, ihre Fähigkeiten in der psychologischen Kriegsführung, und so weiter.

Und es hat seinen Grund, dass die Fähigkeiten historischer Feldherren auch Jahrhunderte später oftmals ohne definitiven Konsens diskutiert werden. Wichtige Stichworte wären hier: Probengröße und Kontrollgruppe. Der Erfahrungsschatz selbst altgedienter Feldherren genügt kaum jemals den Bedingungen eines wissenschaftlichen Experiments. Definitive Aussagen zu treffen, ist extrem schwierig.

Crassus erlebte ganze vier Schlachten, sagt Tante Wikipedia, drei davon gingen zugunsten der Seite aus, auf der er stand. Würde ihn das nicht zu einem guten Kommandeur machen? Natürlich nicht. Aber genauso wenig genügt sein Ende bei Carrhae dazu, endgültig den Stab über ihn zu brechen.
 
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