Keltische Goldmünzen,Herkunft des Goldes anhand von Spurenelementen
Zusammenfassung aus der Doktorarbeit von Chris Bendall über :
Titel
The application of trace element and isotopic analyses to the study of Celtic gold coins and their metal sources
Quelle:
https://www.uni-frankfurt.de/fb/fb1...ie/forschung/dissertationen/disscb/index.html
Zitat:
Kurzfassung in Deutsch
Ziel dieser Arbeit war die Charakterisierung keltischer Goldmünzen, die am
Martberg, einem keltischen oppidum und Kultstätte, ausgegraben wurden; diese
Fundstelle wurde im ersten Jahrhundert vor Christus vom keltischem Stamm der
Treveri bewohnt. Die Münzen und mit ihnen assoziierte Münzfunde wurden im
Hinblick auf ihre Legierungszusammensetzung, ihre geochemischen und ihre
Isotopen-Signaturen untersucht, um archäologische und numismatische Fragen der
Münzentwicklung und der Rohstoffquellen zu klären. Dies geschah unter
Zuhilfenahme analytischer Methoden; im Genaueren sind die
Elektronenstrahlmikrosonde (EPMA), Laser-Ablation (LA-) Inductively Coupled (IC)- Mass Spectrometry (MS), Lösungs-Multicollector (MC)-ICP-MS und LA-MC-ICPMS.
Die Zusammensetzungen der Legierungen im System Gold-Silber-Kupfer-Zinn
wurden durch EPMA an einer kleinen, planpolierten Stelle an den Rändern der
Münzen durchgeführt. Durch Verwendung eines auf 50 µm aufgeweiteten
Strahldurchmessers konnten räumlich gemittelte Analysen erstellt werden, die
große Heterogenitäten der Proben kompensieren, und mit Bulk-Analysen der
Münzen übereinstimmen. Die metallurgische Entwicklung der Münzen konnte so
erkannt werden; bei späteren Prägungen wurde zunächst der Goldanteil zugunsten
eines erhöhten, festen Silber/Kupferanteils abgesenkt. Im Anschluss hieran
gefertigte Prägungen zeigen erhöhte Kupfer/Silber-Verhältnisse bei konstantem
Goldanteil. Dieser Wechsel ereignete sich mit dem Aufkommen der beschrifteten
"Pottina"-Münzen, Scheers 30/V. Zwei typologisch unterschiedliche Münzgruppen,
Scheers 16 und 18 ("Armorica"-Typ) fallen aus dem beschriebenen Trend heraus.
Auch ein Rohling einer Goldmünze wurde am Martberg entdeckt und deutet so auf
eine mögliche Prägestätte an diesem Ort hin, zudem dieser das gleiche Gewicht
und die gleiche chemische Zusammensetzung wie die Scheers 30/I-Münzen
aufweist. Diese stellen in einer zeitlichen Abfolge die Vorläufer der Hauptfunde am
Martberg dar.
Die Spurenelemente wurden durch LA-ICP-MS mit einem Aridus (TM) Zerstäuber
analysiert, der Matrix-angepasste Standardlösungen zur Kalibrierung der
Messungen einbrachte. Im Anschluss wurden die Ergebnisse durch die EPMA-Analytik
auf 100% normalisiert. Quantitativ wurden folgende Elemente bestimmt:
Sc, Ti, Cr, Mn, Co, Ni, Cu, Zn, Se, Ru, Rh, Pd, Ag, Sb, Te, W, It, Pt, Pb, Bi
Die weiterer analysierten Elemente waren aufgrund falscher Standardisierungen
problematisch; was vor allem auf physikalisch-chemische Lösungseffekte wie
Adsorption an Gefäßwänden und Oxidation multivalenter Kationen zurückzuführen
ist. Ihre Liste umfaßt:
V, Fe, Ga, Ge, As, Mo, Sn, Re, Os, Hg.
Veränderungen der Gold-, Silber- und Kupferquellen im Laufe der Münzentwicklung
wurden durch die Variation der Spurenelemente belegt, die mit den Hauptelementen
der Münzlegierungen positiv korreliert sind. Ein Wandel des Platin/Gold-
Verhältnisses zeigt, dass die Scheers 23 Münzen eine deutlich von späteren
Prägungen verschiedene Goldquelle beinhalten, ebenso ist die Herkunft der
Scheers 18 Münzen eine andere. Das Tellur/Silber-Verhältnis kann aufzeigen, dass
bei den Scheers 23 Proben auch eine andere Silberquelle benutzt wurde; ähnliche
Schlüsse können aus der graphischen Auswertung bei einigen Untergruppen der
Scheers 30/V Münzen gefunden werden. Ein deutlicher Wechsel der
Kupferlagerstätte ist durch den signifikanten Anstieg der Antimon- und Nickelgehalte
bei den Scheers 30/V Münzen ("Pottina") aufgezeichnet; dieser stimmt mit ähnlichen
Veränderungen der Kupferkomponente bei zeitgleichen Silbermünzen überein
(Probe Scheers 44 (mit Ring)).
Die Blei-Isotopie wurde durch Lösungs- und LA-MC-ICP-MS analysiert. Laser- und
Lösungstechniken zeigen gute Übereinstimmung mit einer Präzision zwischen 0,1
und 10/00. Die erstmalige Entwicklung adäquater Protokolle zur Bestimmung der
Blei-Isotopie mittels Laser-Ablation eröffnet einen einfachen und quasi
zerstörungsfreien Weg zur Charakterisierung antiker Goldmünzen. Die Ergebnisse
zeigen einen deutliche Unterschied zwischen Scheers 23 und späteren
Münzprägungen. Ähnlich hierzu Scheers 16 und 18, die eine eigene Gruppe bilden,
und alle "Eye-staters"-Münzen (Scheers 30/I-VI), die auf einem Mischbereich
aufspannen, der durch die Zugabe von Kupfer aus einer mediterranen Quelle - Sardinien oder Spanien - erzeugt wird. Hinweise auf die Gold- und
Silberlagerstätten sollten in Zukunft möglich sein, wenn die Scheers 23 und
"Rainbow cup"-Münzen wie auch die Scheers 54 und 55 Silbermünzen genauer
untersucht werden.
Kupferisotopische Analysen wurden durch Lösungs- und LA- MC-ICP-MS
durchgeführt. Beide Techniken verlangen der Weiterentwicklung, um
reproduzierbarere Ergebnisse zu erhalten. Die bisherigen Resultate zeigen einen
Trend der späteren Prägungen zu erhöhten d 65Cu-Werten. Die bereits erwähnte
Verbindung zwischen Scheers 55 (mit Ring) und den Scheers 30/V (Pottina)-
Prägungen wird durch ähnliche d 65Cu-Werte bestätigt.
Alle erwähnten analytischen Techniken wurden auch verwandt, um Goldproben aus
der Region zu untersuchen. Meist handelt es sich hierbei um Goldseifen, alluviale
Vorkommen in Flüssen. Es konnte gezeigt werden, dass eine Studie einer limitierten
Anzahl von Lagerstätten oder Gebieten eine Unterscheidung zulässt, wenn man die
Elemente betrachtet, die bei transportbedingten Alterierungsprozessen am
wenigsten verändert werden. Diese umfassen neben den refraktären und inerten
Platingruppenelementen die Elemente, die in solch hoher Konzentration auftreten,
dass Alterierung sie nur unwesentlich beeinflusst, d.h. Kupfer, Blei und Antimon.
Aufgrund der genutzten Legierungen ist es jedoch nicht möglich, das Gold der
Münzen mit dem der Lagerstätte zu korrelieren, da die großen Beimengungen von
Silber und Kupfer die Goldsignatur überlagern. Mit weiteren blei-isotopischen
Analysen der Goldlagerstätten könnten jedoch weitere Rückschlüsse auf die
Herkunft des keltischen Goldes gezogen werden.
Hier der Celtic eye stater der Treveri ,Scheers, Gaule Belgique, 30, Class V , Trier,Luxemburg :
http://imagedb.coinarchives.com/img/gemini/003/image00002.jpg
Rainbow-cup Münzen:Regenbogenschüsselchen.: zB Forrer 398 Vogelkopf
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer.php?LotID=224058&AucID=324&Lot=261