Ich bin zwar nicht signifer, aber ich hab grad ein wenig Zeit.
Es ist ein Sammelsurium was signifer da wieder gibt, aber der Schwerpunkt der aufgelisteten Ränge liegt in der frühen und mittleren Kaiserzeit als Folge der detaillierten Reformen des Augustus und seiner Nachfolger.
Daher auch die Antwort ob man sie schon für die späte Republik annehmen kann: teilweise ja teilweise nein.
Als Quellen der inneren Ordnung gelten uns momentan neben den geläufigen Schriftquellen (dort für die Mittlere Republik Polybios und ansatzweise Livius, späte Republik Caesar, Sallust für die frühe / frühe mittlere Kaiserzeit Arrian,Tacitus, Josephus Flavius, Florus, Plinius, für die Spätantike nur ganz begrenzt Maurikios, Notitia Dignitatum... und etwas außen vor da ein rechter Springer in den Zeiten Vegetius ), die allein schon jedem Studium ein paar Jahre Arbeit auferlegen gelten vor allem Grab- und Weihesteine sowie das was vom römischen Büroverkehr überblieb, zumeist beschriftete Scherben u.ä.
Derlei findest du etwa in der CIL und RMR Reihe, welche wiederum in Uni Bibliotheken zu finden ist.
Daher auch meine Hinweise auf das bunte Allerlei, dass uns da geliefert wurde.
Keineswegs ist die römische Armee mit den heutigen System problemlos zu vergleichen, gerade die Funktionsweise, auf die signifer einging spielt da eine große Rolle.
So ist auch bereits der Vergleich von den wechselnden Offizieren und Uneroffizieren im Wachdienst ein gutes Signal, denn derlei begegnet uns mit dem tesserarius ganz anders. Dieser Posten wurde fest vergeben und war ein Einstieg in die Reihen der Unteroffiziere. Gleichzeitig bezieht er sich auf die tessera, und somit auf eine Verwaltende und Wachende Funktion.
Oder der bereits mehrfach angesprochene doctorcampi, der uns, wie bereits gesagt zur Kaiserzeit nur in wenigen Inschriften begegnet, offensichtlich in einer besonderen Funtkion, während er in der Spätantike gleich einem custosarmorum in den kleineren Ordnungen bereits aufzufinden ist und erwähnt wird.
Der große Nachteil unserer Überlieferungslage: meist wissen wir nichts oder nur wenig über das Tätigkeitsfeld, welches sich aus den Rängen (oder, um signifer zufriedenzustellen Tätigkeitsfeldern) ergibt und können somit nur theoretisieren und spekulieren.
In den oberen Dienstgraden sieht das natürlich anders aus, über die wird uns von den Autoren meist noch ein Tätigkeitsbericht mitgeliefert.
In glücklichen Fällen haben wir einen Morgenapell oder ähnliches zurück behalten, bei dem uns die Diensteinteilung überkommt, und da stehen dann mitunter interessante Dinge dabei wie: " zum Mantelkauf nach Gallien".
Dazu empfehle ich dir das Buch Am Rande des Imperiums, der Limes, Grenze Roms zu den Barbaren".
signifer schrieb:
Bitte deshalb versuchen zwischen Dienstgraden und Soldaten mit besonderer Tätigkeit zu unterscheiden.
Das tat ich, als ich z.B. auf dein Beispiel des Tierpflegers einging und die Stellung der immunes wiedergab:
Und so erklärt sich auch die Aufsehertätigkeit einiger Soldaten
...wenn auch nicht in ihrer handwerklichen Funktion so aber doch als immunes...
Aber du hattest natürlich recht als du dies nochmal für alle Leser betont hast.
Kritisieren muß ich jedoch folgendes:
Ob es sich um ein Feldlager oder ein bestehendes Lager handelt ist mit Sicherheit außer Acht zu lassen.
Jeder immunes hatte schon vorher seine "Zusatzaufgabe" für die er auch ausgebildet wurde (ausgenommen banale Tätigkeiten).
Eben genau darum kann man die Art des Lagers nicht außer acht lassen.
Im Gegenteil, wir müssen sogar feinste Unterscheidungen vornehmen um die Tätigkeiten berücksichtigen zu können, den Status der Soldaten und den sich doch ergebenden Bedarf.
Ein Kalkbrenner oder ein Ziegler kommt während eines Feldzuges gegen die Germanen, so er nicht als vexillatio andernorts abgestellt ist oder sogar im Lager mit dem Ersatz bleibt eben nicht als faber zum Dienst, sondern als immunes, als Mannschaftsdienstgrad (non-evocati) und arbeitet in den entsprechenden Aktionen, ganz entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten.
Im Standlager dagegen finden sich die Arbeiter entsprechend iher Tätigkeit.
Stellen wir ein Ausbildungslager daneben, dann finden wir dort neben verschiedenen realen Dienstgraden vorwiegend tirones, Rekruten, die erst noch lernen.
usw. usf.
Es wäre also sträflich, dies über einen Kamm zu scheren und statt dessen moderne Maßstäbe anzulegen.
Jeder immunes hat solch eine Sonderaufgabe. Ob als Schreiber, Vermesser oder sonstiges.
Vorsicht, cornicularii, ebenfalls Schreibsoldaten sind keine immunes sondern principales.