Ich denke, das ist ein ganz neuzeitlicher Gedanke. Bis ins 18. Jahrhundert gab es in Europa eine Klassengesellschaft: eine ganz dünne Elite verfügte über alles Kapital und alle Ressourcen, während die übrigen 95% der Gesellschaft als hörige Bauern auf dem Land lebten, einige in den meist kleinen Städten. Die Landschaft war kaum zersiedelt, der Boden nicht versiegelt und die immer noch großen Wälder intakt.
Erst mit der Industrialisierung Ende des 19. und dem Auftauchen der Massen- und Konsumgesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts - zuerst in den USA - kam es zur Bevölkerungsexplosion und die Natur geriet allmählich aus dem Gleichgewicht. Die Naturflächen gingen stark zurück, stattdessen entstanden wachsende Dörfer und Städte, Wohnhäuser und Straßen, Fabriken und Betriebsflächen.
Der Gedanke, die Umwelt zu schützen, ist ein Kind (verhältnismäßig) reicher und entwickelter Gesellschaften, wie es z.B. die Staaten Europas sind. Wo Armut herrscht und Gesellschaften einen jahrhundertealten Entwicklungsrückstand aufholen müssen, gibt es keinen Naturschutz. Oder nur als Lippenbekenntnis. So in China, Indien oder den bettelarmen Staaten Afrikas.
In Tansania, Sambia, Zimbabwe, Kenia und anderen Staaten Afrikas ist es zum Glück gelungen, Teile der ansässigen Bevölkerung für den Wildschutz zu gewinnen, und auch in Indien sind Nationalparks ein beliebtes Reiseziel, das Touristen aus aller Welt anzieht. Naturschutz ohne Einbindung der indigenen Bevölkerung funktioniert nicht. In manchen Wildreservaten machte man in den 50ern und 60ern manche ehemaligen Wilderer zu Hütern, die ein Interesse entwickelten, die Fauna zu schützen.
Im Verhältnis zum Einkommen und der Überbevölkerung haben einige afrikanische Staaten durchaus Beachtliches geleistet, und auch Indien hat sich durchaus Verdienste um den Artenschutz erworben und aus Fehlern gelernt, und ähnliches wird man Thailand und Nepal zubilligen.
Anders sieht es natürlich in Bürgerkriegsgebieten aus oder wo Überbevölkerung, Habitatverlust und wirtschaftliche Interessen an der Ausbeutung der Ressourcen Naturschutz verhindern.
Relativ früh hat James F. Cooper das Thema Raubbau und bewahrung der Natur aufgegriffen. In den 1820er Jahren waren viele Gebiete new Yorks, Virginias und Neuenglands relativ unberührt. In der Lederstrumpf Edition ist der Otsego oder Glimmerglass Lake im Staat New York Schauplatz zweier Romane "The Deerslayer" und The Pioneers"
The Pioneers" war der erste erschienene roman dieser Serie, spielt aber in den 1790er Jahren. dort wo Hawkeye und Chingachgook zum ersten Mal auf dem Kriegspfad wandelten ca 1740-1745 ist inzwischen die Stadt Templeton entstanden. Das heutige Coopertown, die Stadt wurde von Coopers Vater gegründet. Der inzwischen fast 80 jährige Trapper und der Richter Marmaduke Temple versuchen jeder auf seine Art den Raubbau zu verhindern.
In einem Kapitel beschreibt Cooper die Jagd auf Wandertauben, die in den 1820ern noch so zahlreich waren, dass sie stellenweise als Plage galten, 1914 starb in einem Zoo das letzte Exemplar, und für die Bisons war es 5 vor 12.00, als man sie endlich schützte.
Coopers Roman dürfte zumindest in der amerikanischen Literatur das erste Werk sein, das den Konflikt zwischen dem Fortschritt der Zivilisation und der Veränderung und Zerstörung der Natur und des Urzustands thematisiert.
Sümpfe trockenzulegen, Wälder zu roden und nach wirtschaftlichen Erwägungen aufzuforsten, Flüsse zu begradigen galt bis weit ins 20. Jahrhundert geradezu als ein Akt, eine Bedingung der Zivilisation.