Es führt zwar vom ursprünglichen Thema "Tagesbeginn und Datumswechsel" etwas weg, aber einige Anmerkungen noch dazu.
Ich möchte mich im folgenden dabei konkret aufs
Hochmittelalter beziehen...
Wenn man sich die Zahl der Geburten in manchen Gegenden anschaut, dann fällt doch auf, dass es durchaus ein Bewusstsein für die Notwendigkeit eines Verzichts auf ehelichen Umgang gab, von daher könnte durchaus die Selbstdisziplin soweit gegangen sein, auch den Zeitpunkt der Geburt ähnlich zu planen.
Das mag ja alles sein. Ausnahmen bestätigen die Regel.
In meiner Gegend war es immer so, das die ärmsten Familien die meisten Kinder hatten. Verhütung gab es nicht. Und es komme mir keiner damit, Liebe kann geplant werden.
Das Bewußtsein für den Verzicht auf ehelichen Umgang hing v.a. stark damit zusammen, daß kirchliche Autoritäten bestrebt waren, auch auf diese Bereiche des alltäglichen Lebens Einfluß zu nehmen.
Es gab durchaus Vorschriften, zu welchen Tagen und Zeiten man sich zu enthalten hatte, welche jedoch so strikt waren, daß sie in der Realität nicht dementsprechend eingehalten wurden.
Richtig ist natürlich, daß es Verhütung wie heutzutage nicht gab.
Allerdings darf man im Umkehrschluß auch nicht übersehen, daß es in früheren Zeiten - und eben auch im Mittelalter - durchaus Mittel und Möglichkeiten gab (bspw. Mixturen unterschiedlicher Zusammensetzung und auch unterschiedlicher Wirksamkeit).
Es war gerade in der Landwirtschaft klar, dass viele Kinder zu Problemen wie Erbteilung usw. führten, von dem heiklen Thema der schlichten Versorgung mit Nahrung in schlechten Zeiten ganz zu schweigen.
Ausnahmen stellte natürlich der Adel dar, der oftmals über einen Kindersegen zur Sicherung der Erbfolge bzw. im Sinne der Allianz- = Heiratspolitik interessiert war und wenn genug Vermögen vorhanden war, auch durchaus dazu in der Lage soviele Mäuler zu stopfen.
Richtig ist, daß viele Kinder beim gemeinen Volk zu einem Nahrungs- und Versorgungsproblem führen konnten, während dies beim Adel nicht so signifikant war.
ABER:
1. Der größte Teil der Kinder starb während des ersten Lebensjahres - weswegen ja auch der statistische Wert von 35...36 Jahren für das durchschnittliche Sterbealter im (Hoch-)Mittelalter zustande kommt.
2. Zu viele legitime Nachkommen beim Adel bedeuteten grundsätzlich immer auch ein "Gefahrenpotential" bzgl. Erbschaftsstreit u.ä., weswegen hier zwei Erscheinungen auftraten: zum einen eine nicht geringe Zahl illegitimer Kinder (Bastarde), zum zweiten die Verwendung nachgeborener Söhne im geistlichen Dienst i.w.S.; siehe dazu auch das Beispiel des Hauses
Montaigu-Champeix http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=231382&postcount=256
Allerdings denke ich, daß wir wieder zum Thema "Datumswechsel" zurückkehren sollten... :fs: