Datumswechsel im MA

In meiner Gegend war es immer so, das die ärmsten Familien die meisten Kinder hatten. Verhütung gab es nicht. Und es komme mir keiner damit, Liebe kann geplant werden. Unsinn.
Zu welcher Zeit?

Ich beziehe mich auf Statistiken zu Geburten im 17. und 18.Jh., frühere sind eben, das ist ja das Dilemma, nicht nachweisbar oder eher fragmenthaft. Ab dem Beginn des 4. Jahrhundertviertels des 18.Jh. nahmen nicht nur die Kinder sprunghaft zu, sondern auch die außerehelichen Kinder, so ist mein Wissensstand, das kann selbstverständlich regional, bedingt durch Tradition und Religion extrem unterschiedlich sein.
 
Zu welcher Zeit?

Ich beziehe mich auf Statistiken zu Geburten im 17. und 18.Jh., frühere sind eben, das ist ja das Dilemma, nicht nachweisbar oder eher fragmenthaft. Ab dem Beginn des 4. Jahrhundertviertels des 18.Jh. nahmen nicht nur die Kinder sprunghaft zu, sondern auch die außerehelichen Kinder, so ist mein Wissensstand, das kann selbstverständlich regional, bedingt durch Tradition und Religion extrem unterschiedlich sein.

Liess dir deine Aussage noch mal durch. Das sagt alles und auch nichts.
Ebenso könnte ich behaupten, in einem kalten Winter haben sich Ehepaare etwas enger aneinander gekuschelt, wie in einem milden Winter.
 
Es führt zwar vom ursprünglichen Thema "Tagesbeginn und Datumswechsel" etwas weg, aber einige Anmerkungen noch dazu.

Ich möchte mich im folgenden dabei konkret aufs Hochmittelalter beziehen...

Wenn man sich die Zahl der Geburten in manchen Gegenden anschaut, dann fällt doch auf, dass es durchaus ein Bewusstsein für die Notwendigkeit eines Verzichts auf ehelichen Umgang gab, von daher könnte durchaus die Selbstdisziplin soweit gegangen sein, auch den Zeitpunkt der Geburt ähnlich zu planen.

Das mag ja alles sein. Ausnahmen bestätigen die Regel.

In meiner Gegend war es immer so, das die ärmsten Familien die meisten Kinder hatten. Verhütung gab es nicht. Und es komme mir keiner damit, Liebe kann geplant werden.

Das Bewußtsein für den Verzicht auf ehelichen Umgang hing v.a. stark damit zusammen, daß kirchliche Autoritäten bestrebt waren, auch auf diese Bereiche des alltäglichen Lebens Einfluß zu nehmen.
Es gab durchaus Vorschriften, zu welchen Tagen und Zeiten man sich zu enthalten hatte, welche jedoch so strikt waren, daß sie in der Realität nicht dementsprechend eingehalten wurden.

Richtig ist natürlich, daß es Verhütung wie heutzutage nicht gab.
Allerdings darf man im Umkehrschluß auch nicht übersehen, daß es in früheren Zeiten - und eben auch im Mittelalter - durchaus Mittel und Möglichkeiten gab (bspw. Mixturen unterschiedlicher Zusammensetzung und auch unterschiedlicher Wirksamkeit).

Es war gerade in der Landwirtschaft klar, dass viele Kinder zu Problemen wie Erbteilung usw. führten, von dem heiklen Thema der schlichten Versorgung mit Nahrung in schlechten Zeiten ganz zu schweigen.
Ausnahmen stellte natürlich der Adel dar, der oftmals über einen Kindersegen zur Sicherung der Erbfolge bzw. im Sinne der Allianz- = Heiratspolitik interessiert war und wenn genug Vermögen vorhanden war, auch durchaus dazu in der Lage soviele Mäuler zu stopfen.

Richtig ist, daß viele Kinder beim gemeinen Volk zu einem Nahrungs- und Versorgungsproblem führen konnten, während dies beim Adel nicht so signifikant war.
ABER:
1. Der größte Teil der Kinder starb während des ersten Lebensjahres - weswegen ja auch der statistische Wert von 35...36 Jahren für das durchschnittliche Sterbealter im (Hoch-)Mittelalter zustande kommt.
2. Zu viele legitime Nachkommen beim Adel bedeuteten grundsätzlich immer auch ein "Gefahrenpotential" bzgl. Erbschaftsstreit u.ä., weswegen hier zwei Erscheinungen auftraten: zum einen eine nicht geringe Zahl illegitimer Kinder (Bastarde), zum zweiten die Verwendung nachgeborener Söhne im geistlichen Dienst i.w.S.; siehe dazu auch das Beispiel des Hauses Montaigu-Champeix http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=231382&postcount=256



Allerdings denke ich, daß wir wieder zum Thema "Datumswechsel" zurückkehren sollten... :fs:
 
@ Flo
Ich relativierte mich eigentlich nur in einem gewissen Rahmen. Im Großen und Ganzen stimmt das schon, meines Erachtens, mit der Zunahme unehelicher Geburten, durch den Rückgang des Einflusses der Kirche, was nicht zum kleinsten Teil durch die Säkularisierung des Staates bzw. der Ausklammerung der Religionsträger aus dem Einfluss auf den Staat zurück zu führen ist.
Allerdings denke ich, daß wir wieder zum Thema "Datumswechsel" zurückkehren sollten... :fs:
Stimmt, das ist ein spannendes Thema. Sehr gut finde ich Deine Darstellungen für die mittelalterliche Sichtweise für das andere Empfinden von Tag und Nacht. Eigentlich bestand das noch bis in die Neuzeit, so lange eben wie es sprichwörtlich den Menschen unmöglich war, die Nacht zum Tag zu machen. Das hatte ja vor allem wirtschaftliche Ursachen. Neben der Erschöpfung nach einem harten Arbeitstag, blieb auch der Preis für Kerzen etc. (auch Gegenstand von Chansons, Chants et Couplets der Rev.-Zeit) ein gewichtiges Argument. Dass der Adel eben genau entgegengesetzt zur breiten Masse durch das Vermögen, auch in der Nacht aktiv sein konnte, war ein Luxus, der ja geradezu zelebriert wurde, wenn man sich den teilweise verschrobenen Tagesablauf im Ancien Régime anschaut mit dem Souper um 10 Uhr nachts. Mit dieser Verschwendung von Energie und anderen Ressourcen wie Heizkosten (nachts ist es ja kälter als tags) hob sich der Adel bewusst von der Masse der Bevölkerung ab. Doch gab die Masse nichts desto minder den allgemeinen Tagesablauf gewissermaßen durch die Mehrheit in der Erscheinung der Nachwelt vor. Ich weiß nicht wie üblich Nachtmäler im Mittelalter waren, aber ich denke mal, der Kostenfaktor Licht wird noch schwerwiegender gewesen sein, da der Überschuss an Gütern noch nicht so vorhanden war bzw. einer Gesellschaftsschicht so ausschließlich erschlossen und von dieser genutzt.
 
Noch eine kleine Frage dazu.
Ab wann wurde eigentlich gezählt?
Oder wie?
Wusste man im Jahre 9 n.u.Z., das es 9 war? Welches Jahr war für die Antiker 1 v.u.Z.
Blöde Frage, ich weiss, aber die hatten doch auch einen Lebensrythmus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ohne lange zu blättern: das wurde rückwirkend umgerechnet.
Selbstverständlich hat man im Jahre 9 nicht im Jahre 9 gesagt, da zu der Zeit Jesus noch keine Wunder vollbracht hat :) und erst später auferstand und noch viel später die Geschichten um Jesus geschrieben wurden.
 
Also weiss man nicht, wie oder ob die zu diesem Zeitpunkt gezählt haben?
Doch, das weiß man. Da steht auch ein bisschen was dazu:
Zeitrechnung - Wikipedia
Kalender (Römisches Reich) - Wikipedia
Verkürzt kann man sagen, es wurde nach Regierungsjahren der Konsuln und später der Kaiser gezählt. Die heute vorherrschende Zählung wurde erst lange nach der Durchsetzung des Christentums eingeführt, und das brauchte auch seine Zeit. Darauf stützen auch Illig & Co ihre Meinung, es fehlten ein paar Jahrhunderte bzw. seien zu viel.
 
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