Der Afrikafeldzug 1941

der Tobi

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Wozu der Afrikafeldzug Deutschlands?

Hallo zusammen.
Könnt ihr mir erklären, warum NaziDeutschland in Nordafrika kämpfte? War das nur wegen den Vereinbarungen vom Stahlpakt, oder hatte das auch strategisch sinnvolle Ziele für das Reich? Einzige Erklärung die ich hätte wäre, dass Deutschland versucht hat den Mittelmeerraum zu sichern (vor den Briten).
 
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Es ging wohl einerseits darum, dem verbündeten Italien eine peinliche Niederlage zu ersparen aber andererseits auch darum die Erdölversorgung zu sichern.

Im Hinterkopf hatte man außerdem eine große Zangenbewegung, mit der man die Kaukasusfront und die Nordafrikafront im arabischen Raum vereinigen wollte, um dann Indien einzunehmen.:autsch:
So hatte man sich das jedenfalls in dem endlosen Größenwahn gedacht. Briefmarken für das Deutschbesetzte Indien hatte man schon gedruckt. :O
 
Danke für die schnelle Antwort!:hoch:
Das Ziel Indien zu besetzen war doch wirklich völliger Größenwahn, oder? Was wollte man in Indien? Das muss doch selbst Hitler klar gewesen sein, dass dieses Unternehmen ein wenig sinnvolles war.
Dass Deutschland den Verbündeten eine peinliche Niederlage ersparen wollte kann ich auch nur einerseits verstehen. Klar, da gabs den Stahlpakt, aber war Deutschland denn wirklich so sehr auf Italien angewiesen, dass es sich es mit Italien nicht verscherzen wollte? Fürs Volk hätte man die italienische Niederlage ja auch als "heroischen Moment" darstellen können, was die Propaganda aus der Kapitulation von Stalingrad machte.
Mir sind die Gründe immer noch nicht so klar.
 
Andronikos schrieb:
Es ging wohl einerseits darum, dem verbündeten Italien eine peinliche Niederlage zu ersparen aber andererseits auch darum die Erdölversorgung zu sichern.

soweit mir bekannt, hat man die erdölreserven in libyen erst nach dem 2. weltkrieg ausgebeutet, ob sie überhaupt schon bekannt waren, weiß ich nicht.

als fernziel hatten man deshalb tatsächlich den arabischen-persischen raum im auge.
 
Zunächst ging es Anfang 1941 darum, eine Niederlage Italiens auf dem nordafrikanischen Kriegsschauplatz zu verhindern. Dazu wurde der sogenannte "Panzersperrverband Nordafrika" unter dem Befehl von Erwin Rommel nach Nordafrika überführt. Er sollte lediglich defensiv tätig werden. Als nach einigen Erkundungsvorstößen klar wurde, daß die Briten den Großteil ihrer Verbände nach Griechenland verlegt hatten, kam eine Offensive Rommels quasi über Nacht zustande. Schon damals handelte Rommel ohne Rückendeckung des Oberkommandos der Wehrmacht, aber aus Prestigegründen und weil der Gröfaz diesen Erfolg ausschlachten konnte, sah man von personellen Konsequenzen ab.
Im weiteren Verlauf dieser Kämpfe wogte das Kriegsglück mehrmals hin und her, die jeweils angreifende Kriegspartei lief sich aufgrund der überdehnten Versorgungswege durch die Cyrenaika immer wieder fest.
Rommel beabsichte mit der Eroberung des Nildeltas und des Suezkanals die britische Stellung im Nahen Osten aus den Angeln zu heben. Da die Bevölkerung im Nahen Osten und auch in Indien überwiegend antibritisch eingestellt war, wäre ein Durchbruch bis nach Indien nicht unbedingt auszuschließen gewesen. Im Irak und im Iran mußten die Briten prodeutsche Aufstände niederschlagen.
Allerdings brachte die notwenige Versorgung enorme Schwierigkeiten mit sich. Rommel verlangte immer mehr Nachschub, der 1942 nicht mehr ohne weiteres verfügbar war. Damit brachte der Krieg auf diesem Nebenschauplatz die Anstregungen an der Ostfront in Gefahr.

Eine Niederlage Italiens in Nordafrika hätte die Südflanke Europas geöffnet und starke Kräfte gebunden, die in Russland dringend gebraucht wurden. Auch die Sperrung des Mittelmeers für die britischen Konvois war strategisch wichtig für die deutsche Strategie.
Die deutsche Kriegsmarine verfolgte das strategische Ziel, Malta und Gibralta einzunehmen und später weiter die westafrikanische Küste herunterzustoßen. Von hier aus konnte man Einfluss auf Südamerika gewinnen und damit gegen die USA vorgehen. Diese Absichten kollidierten jedoch mit der kontinental asugerichteten Strategie der deutschen Wehrmacht
 
Andronikos schrieb:
Es ging wohl einerseits darum, dem verbündeten Italien eine peinliche Niederlage zu ersparen aber andererseits auch darum die Erdölversorgung zu sichern...

Ein umfangreicher Artikel mit dem Titel "Stoßrichtung Bagdad", in dem die deutschen Ambitionen bezüglich des Erdöls und dessen strategischer Bedeutung beschrieben werden, findet sich unter
http://www.jungewelt.de/2003/02-26/003.php
Auch wenn man die Junge Welt nicht mag, sind die Informationen und Einschätzungen doch sehr interessant.
 
In Nord(west)Afrika gab und gibt es viele Rohstoffvorkommen, von Erdöl/Gas über viele Erze bis hin zu Kohle und einiges andere. Das Gebiet des heutigen Marokko, der Westsahara , Tunesiens und dem Norden Algeriens und Mauretaniens ist sehr Rohstoffreich, das Gebiet wurde schon mehrmals in der Geschichte hart umkämpft (z.B. auch vor dem ersten Weltkrieg, Frankreich und das Deutsche Reich hatten es auf das gebiet abgesehen, um ein Eskalation zu verhindern erhielt Deutschland Gebiete im heutigen Kamerun und Umgebung, Frankreich das umkämpfte Nordwestafrika. (dies nur als jüngstes Beispiel vor WWII))
 
:yes: Muchas Gracias!

Jetzt macht der Afrikafeldzug doch Sinn. Ok, letztes Verständisproblem beseitigt. Nochmals danke!
 
Andronikos schrieb:
Im Hinterkopf hatte man außerdem eine große Zangenbewegung, mit der man die Kaukasusfront und die Nordafrikafront im arabischen Raum vereinigen wollte, um dann Indien einzunehmen.:autsch:
So hatte man sich das jedenfalls in dem endlosen Größenwahn gedacht. Briefmarken für das Deutschbesetzte Indien hatte man schon gedruckt. :O

Solche Pläne sind schon so irrwitzig, daß man nur mit dem Kopf schütteln kann :S
Es gab übrigens auch eine ganze Planungsgruppe, die sich damit beschäftigte, wie man die wiedergewonnenen Kolonien in Afrika durch englische und französische Gebietsabtretungen vereinigen konnte. Man träumte von einem deutschen Zentralafrika...
(Siehe W.W.Schmockel "Der Traum vom Reich - Deutscher Koloniallismus 1919-1945 und
R. Giodarno "Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte")

Buchen wir das ab unter "Heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt" :runter:
 
Solche Pläne sind schon so irrwitzig, daß man nur mit dem Kopf schütteln kann
So irrwitzig ist das gar nicht.
Hätte Rommel den Durchbruch zum Nil und dem Suezkanal geschafft, dann hätte Großbritannien seine gesamte Nahoststellung aufgeben müssen. Sie hätten das östliche Mittelmeer und das Rote Meer verloren. Hinter dem Suezkanal gab es so gut wie keine Stellung oder alliierte Truppen mehr. Syrien war eher deutschfreundlich, Irak und Iran hätten die Deutschen ebenfalls mit offenen Armen empfangen. Schon zu lange hatten die Briten hier die Herrschaft gehabt.
Indien selbst wurde schon von den Japanern aus Burma bedroht. Einen Zweifrontenkrieg hätten sie sich hier nicht leisten können, zumal ja auch die einheimische Bevölkerung nicht sehr kampfeslustig war, wie man schon in Südostasien beim japanischem Ansturm sehen durfte.
 
Woher haben die Deutschen den Hauptsächlich ihr Erdöl bezogen? Ich meine jetzt auch zu Anfang des Krieges...soviel gibts doch in Deutschland nicht?! (Gekauft? Aus der Nordsee?..???)
 
zum grösstenteil aus rumänien und bis zum überfall auf die sowjetunion nach dem hitler-stalin-pakt von dort. und ein gewisser teil aus der kohleverflüssigung, kohle gabs ja genügend.

als die alliierten im herbst 44 ploesti, die rumänischen ölquellen bombardierten, brach die treibstoffzufuhr praktisch zusammen. ein grund, warum die ardennenoffensive scheiterte.
 
Warspite schrieb:
So irrwitzig ist das gar nicht.
Hätte Rommel den Durchbruch zum Nil und dem Suezkanal geschafft, dann hätte Großbritannien seine gesamte Nahoststellung aufgeben müssen. Sie hätten das östliche Mittelmeer und das Rote Meer verloren. Hinter dem Suezkanal gab es so gut wie keine Stellung oder alliierte Truppen mehr. Syrien war eher deutschfreundlich, Irak und Iran hätten die Deutschen ebenfalls mit offenen Armen empfangen. Schon zu lange hatten die Briten hier die Herrschaft gehabt.
Indien selbst wurde schon von den Japanern aus Burma bedroht. Einen Zweifrontenkrieg hätten sie sich hier nicht leisten können, zumal ja auch die einheimische Bevölkerung nicht sehr kampfeslustig war, wie man schon in Südostasien beim japanischem Ansturm sehen durfte.

So, so. Und dann?:grübel:
 
Festus621 schrieb:
So, so. Und dann?:grübel:

Also für mich sind das nur hypothetische Sandkastenspiele. Die Front wäre auf zig tausende Kilometer auseinandergezogen. Soviel Deutsche gab es gar nicht, daß die da überall hätten sein können. Worauf hätte man sich da als Hilfstruppen verlassen sollen? Auf noch mehr unsichere Bundesgenossen, bei deren Ausfall man Lücken stopfen hätten müssen?
Ich halte das völlig undurchführbar - abgesehen davon, daß diese "was wäre wenn"-Diskussionen mich zu sehr an Stammtischstrategen erinnern, die sagen "hätte Hitler die Russen nicht angegriffen, hätten wir den Krieg gewonnen".
 
Tja, die Natiführung war eben größenwahnsinnig, zu hoch gepokert, für die Nazis war es Pech, aber für die Menschheit wohl gut.

Diskutieren kann man viel, nur nutzen tut es nichts :p
 
prolimit schrieb:
Woher haben die Deutschen den Hauptsächlich ihr Erdöl bezogen? Ich meine jetzt auch zu Anfang des Krieges...soviel gibts doch in Deutschland nicht?! (Gekauft? Aus der Nordsee?..???)

Um Benzin herzustellen brauchten die deutschen auch nicht mehr unbedingt Erdöl.
Man konnte es nämlich auch Steinkohle herstellen.
Dies natürlich dann auch nicht in den Massen wie man es gebraucht hätte aber um das wichtigste am laufen zu halten genügte es.

Dies ist ein sehr gängines Verfahren und zwar macht man aus der Kohle Calziumcarbit, welches dann zu Ethin (besser bekannt als Acetylen) umgesetzt werden kann.

Das Ethin kann man dann ganz einfach zu Benzol und verschiedenen anderen aromatischen Verbindungen umsetzen.

Also Benzin gibts auch ohne Erdöl.
 
das war aber längst nicht ausreichend. vor dem krieg wurden gewisse reserven aufgekauft, aber die waren schnell verbraucht. nach abschluss des Hitler-Stalin-Pakts war die Sowjetunion der größte öllieferant deutschlands, bis zum überfall auf die su. ein weiterer wichtiger lieferant war Rumänien, nach dem überfall der einzige nennenswerte überhaupt. als die alliierten im sommer (?) 44 die quellen/raffinerien von Ploesti bombardierten, ging den deutschen buchstäblich der sprit aus.
 
1940 war die UdSSR als Erdöllieferant so wichtig, dass die Franzosen und Briten sogar ernsthaft in Erwägung zogen, die Erdölfelder bei Baku zu Bombardieren. die notwendige Aufklärung hatte schon stattgefunden.
 
Bdaian schrieb:
1940 war die UdSSR als Erdöllieferant so wichtig, dass die Franzosen und Briten sogar ernsthaft in Erwägung zogen, die Erdölfelder bei Baku zu Bombardieren. die notwendige Aufklärung hatte schon stattgefunden.

1940?! Die Franzosen und Briten planten einen bis dahin doch eigentlich neutralen Staat zu bombadieren, weil er die Deutschen mit Rohstoffen belieferte? Das höre ich zum ersten Mal.
 
collo schrieb:
das war aber längst nicht ausreichend.

Das ist richtig. Das war nicht ausreichend, aber es war auf jeden Fall eine Alternative zum einen zur Notversorgung und zum anderen eine Notalternative zur Langfristigen Versorgung, wenn es zu einem beiderseitigen Stillstand gekommen.
Man hätte großtechnisch Kohlevorkommen in Europa angezapft um nicht von außen auf Dauer dahingehend ausgehungert zu werden.
 
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