Was ist mit Gottfried von Bouillon? Der Held des Ersten Kreuzzugs und erster König Jerusalems. War der nicht Herzog von Niederlothringen und somit "Deutscher"? Es war auf jeden Fall ein Teil des HRR. Sein Heer war doch das zweitgrößte des 1. Kreuzzugs, also so wenige Deutsche waren es dann doch nicht.
Wie
Josephine schon schrieb entstammte Gottfried väterlicherseits dem Grafenhaus von Boulogne (Eustache II.) welches mehr oder weniger ein Vasall der Grafen von Flandern war und somit Teil der französischen Feudalwelt. Gottfrieds Vater führte in der Schlacht von Hastings 1066 das flandrische Kontingent an der Seite Wilhelms des Eroberers.
Mütterlicherseits (Ida) war Gottfried allerdings auch mit dem niederlothringischen Herzogshaus verwandt. Sie brachte vermuttlich das in Lothringen gelegene Bouillon (im heutigen Belgien) als Mitgift mit in die Ehe welches später an ihren jüngsten Sohn gehen sollte. Gottfried wurde dadurch also ein Vasall des HRR dessen Kaiser Heinrich IV. er im Kampf gegen den Papst treu diente. Die Grafschaft Boulogne war freilich für den ältesten Sohn Eustache III. reserviert.
Nachdem im Jahre 1076 das niederlothringische Herzogshaus mit dem Tod von Gottfried III. dem Buckligen (Bouillons Onkel) ausstarb vergab der Kaiser dieses Herzogtum an seinen ältesten Sohn Konrad. Erst als Konrad 1087 zum Mitkönig erhoben wurde vertraute man das Herzogtum Gottfried von Bouillon an. Allerdings fungierte Gottfried (oft als IV. gezählt) in seiner Eigenschaft als Herzog nur als Platzhalter für den zweiten Kaisersohn Heinrich (der spätere Kaiser Heinrich V.) der zu diesem Zeitpunkt noch ein Kleinkind war.
Als Herzog der diese Würde nicht weitervererben konnte (er hatte eh keine Kinder) und als verhältnissmäßig kleiner Herr von Bouillon hatte Gottfried nur eine sehr schwache Position gegenüber dem anderen Adel Niederlothringens. In seiner Regierung hatte er es z.B. schwer die mächtigen Grafen von Löwen (Louvain) ruhig zu halten.
Dieser Zustand wird oft mit als Motivation Gottfrieds angesehen sich dem Kreuzzug anzuschließen und das Abendland zu verlassen. Er dürfte es zumindest leichter damit gehabt haben als z.B. seine Amtskollegen in Schwaben (Friedrich I.) und Bayern (Welf I.) welche um den erhalt ihrer Lehen für ihre Nachkommen erkämpfen mussten.
JetLeechan schrieb:
Sein Heer war doch das zweitgrößte des 1. Kreuzzugs, also so wenige Deutsche waren es dann doch nicht.
Hm, also wie groß Gottfrieds Kontingent war weis ich auch nicht genau aber ob es das zweitgrößte war? :grübel
Überhaupt nahmen am Kreuzzug recht wenig lothringische Große teil. Namentlich fällt mir auf Anhieb nur Graf Baulduin II. von Hennegau ein und der gleichnamige Sohn des Grafen Albert III. von Namur der es zum Grafen von Jaffa bringen sollte.
Die Anführer des Kreuzzuges waren:
Bischof Ademar von Le Puy: als päpstlicher Legat der geistige Führer
Graf Raimund IV. von Toulouse: er führte die Südfranzosen
Herzog Robert der Normandie: Frankonormannen und Engländer
Graf Robert II. von Flandern: Flamen
Gottfried von Bouillon: Lothringer
Graf Hugo von Vermandois: Zentralfranzosen
Bohemund von Tarent: italienische Normannen
Allerdings hatte sich Gottfried in der Führung recht zurückgehalten. Denn Ton gaben vor allem Raimund und Bohemund an. Erst nach der Einnahme Antiochias trat er als Führer hervor da er am energischsten auf den Marsch nach Jerusalem drängte. Während sich Bohemund in Antiochia und Balduin in Edessa niedergelassen haben und Hugo vorzeitig in die Heimat abgereist ist.
Nach Jerusalem lieferte sich Gottfried dann ein Wettrennen mit Graf Raimund der sich selber als alleinigen Anführer des Kreuzzuges verstand (er hatte als erster vor dem Papst in Clermont das Kreuz genommen).
Beide belagerten sie die Stadt in die am 15. Juli 1099 der
[URL=
Gaston IV. de Bearne - Wikipedia], der sich zwischenzeitlich Gottfried angeschlossen hatte, als erster Kreuzritter seinen Fuss setzte.
Gottfried war allerdings niemals König von Jerusalem, er lehnte diesen Titel ab und nannte sich selber
Princeps. Erst sein Bruder und Nachfolger Balduin nahm den Königstitel an.