SRuehlow
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Die Herkunft und Jugend von Xuanzang
Der große Pilgermönch wurde wahrscheinlich zwischen den Jahren 600 und 602 in Luoyang als viertes Kind eines Mandarins geboren. Er entstammte einer angesehenen Familie. Viele seiner Vorfahren waren Minister oder Madarine gewesen. Sein Familienname war Chen.
Xuanzang wird als schöner Mann von edlem Charakter beschrieben. Er sei von hohem Wuchs gewesen und habe einen strählenden Teint besessen. Seine Augen sollen ein helles Leuchten gehabt haben. Seine Persönlichkeit war gefestigt und strahlte eine große Anziehungskraft aus.
Xuanzangs ältester Bruder war zu seiner Zeit, als er noch Novize war, ein bedeutender buddhistischer Mönch, der großes Ansehen genoss. Xuanzang trat, wie sein Bruder vor ihm, als Novize in das Ching-t´u-szu-Kloster in Luoyang ein. Dort legte er, mit 13 Jahren, sehr früh die heiligen Gelübde des Mönchtums ab. Im Kloster von Luoyang richtete Xuanzang seine Studien auf die indische Philosophie aus und studierte die wenigen Schriften des Mahayana-Buddhismus, die in der Klosterbibliothek vorhanden waren. Sein besonderes Interesse galt dem Nirvanasutra und Mahayanasamparisatra.
Luoyang war durch den Bürgerkrieg zwischen den Tang und ihren Rivalen zu gefährlich, um dort als buddhistischer Mönch zu leben. So zog Xuanzang es vor, 618 aus der Stadt zu fliehen und in Sichuan Zuflucht zu suchen. In Chengdu, der Hauptstadt Sichuans, fanden er und sein Bruder Zuflucht im Kloster Kung-hui-szu, in dem sie drei Jahre weitere buddhistische Schriften studieren konnten. 622 empfing er die vollständigen Mönchsweihen in Chengdu.
622 ging er, nachdem der Bürgerkrieg geendet hatte und die Tang ihre neue Hauptstadt nach Chang´an (heute Xian) verlegt hatten, in die Provinz Shanxi. In Chang´an wurde Xuanzang das erste Mal richtig mit den verschiedensten Ausrichtungen des Buddhismus konfrontiert und mit den Problemen, die die verschiedenen Schulen durch ihren Konflikt mit der rechten Auslegung des Buddhawort hatten. Hier war das neue geistige Zentrum der Übersetzer vom Sanskrit ins Chinesische. Durch das intensive Studium, das in Chang´an kontinuierlich zunahm, wurde Xuanzang immer verwirrter durch die gegensätzlichen Meinungen der heiligen Schriften. Als er nachprüfen wollte, welcher Schule er nun folgen sollte, so berichtet sein Biograph, verwirrten ihn die Diskordanzen so sehr, dass er schwor die „Lande des Westens“ zu bereisen, „um die Weisen zu den Punkten zu befragen, die ihn verwirrten“.
Die Reise gen Westen
Kaiser Taizong hatte, durch Throneingaben des einflussreichen daoistischen Gelehrten Fu I, die meisten Klöster schließen lassen und viele Mönche und Nonnen zwangsverheiraten lassen. In den großen Städten wurden nur noch ein bis zwei Klöster geduldet. Mönchen wurden missionarische Aufgaben untersagt und die Ausreise aus dem Tang-Reich verwehrt, da sich das Tang-Reich nach Außen erst einmal politisch abschotten wollte, um die innenpolitische Lage zu sichern.
Xuanzang reiste 629 zuerst mit seinem Bruder und einer kleinen Delegation an die westliche Grenze des Reiches. Ihm wurde aber die Ausreise untersagt. Er richtete eine Eingabe an den Thron, mit der Bitte, China verlassen zu dürfen, die ihm aber per kaiserlichen Erlass verweigerte. Die Delegation reiste, zusammen mit seinem Bruder, ab. Xuanzang ging einige Tage später in einer Nacht- und Nebelaktion ungesehen, aber illegal, über die Grenze.
Er reiste über die westlichen chinesischen Provinzen nach Liangchou, in der Provinz Kanzu gelegen. Liangchou war die letzte bedeutende Stadt vor der Wüste Gobi und bildete damals, wie heute, den Ausgangspunkt für Karawanen auf dem Weg in das Tarim-Becken und in die Mongolei. In Liangchou endete der direkte Einflussbereich der Macht von Kaiser Taizong. Weiter westlich gab es nur noch einzelne Festungsanlagen und Grenzposten der Tang.
Hier ist ein großer Umschlagsplatz von Waren aus dem Gebiet um das Pamir bis hin zum Huanghe, dem gelben Fluss. Xuanzang hielt hier eine seiner ersten Lehrpredigten auf einem großen Handelsmarkt. Den Erlös, den er von einem dankbaren Karawanenführer bekam, spendete er dem Kloster in Liangchou. Schwierig muss es für den großen Pilgermönch gewesen sein, seine Dharmareden vor Interessierten und Gläubigen zu halten und sich gleichzeitig vor seinen Häschern und den chinesischen Grenzsoldaten versteckt zu halten. Eins lässt sich aber aus den Ereignissen in Liangchou schlussfolgern: Xuanzang mied nicht die kleinste Gefahr, im Gegenteil. Man kann von einer starken Persönlichkeit sprechen, die im Angesicht drohender Staatsmacht geistliche Reden hält. Die Provinzregierung, in Wissen um Xuanzangs Absichten, lies ihn zu sich rufen und befahl ihm die sofortige Rückkehr nach China. Aber Xuanzang lies sich nicht beirren und reiste weiter gen Weste.
Xuanzang durchquerte die Wüste Gobi und kam durch Dunhuang.
Das Königreich von Kaoch´ang war im 7. Jahrhundert ein bedeutender zentralasiatischer Staat, der in voller kultureller Blüte stand. Die Bewohner waren nicht mit den Chinesen oder Türken verwandt, sondern Nachkommen der indo-germanischen Völkerwanderung. Der indische Einfluss war sehr groß, denn die Bevölkerung von Tufan bekannte sich zum Buddhismus. Die höheren Gesellschaftsschichten waren durch und durch von der Sanskritkultur geprägt. Xuanzang wird dort mit Sicherheit Darstellungen gräko-buddhistischen Formenvielfalt von Buddhas und Bodhisattvas begegnet sein. Diese Kunstform war durch Alexander dem Großen (356-323 v.Chr.) auf dessen Asienfeldzügen mitgebracht worden und hatte sich in der buddhistischen Kunstdarstellung nachhaltig niedergeschlagen.
Der König von Kaoch´ang, Chü Wên-t´ai, hatte also Xuanzang gewaltsam, gegen dessen Proteste, nach dessen Hauptstadt bringen lassen. Chü Wên-t´ai war ein frommer Buddhist, der nicht zögerte, den völlig erschöpften Xuanzang, um eine stundenlange Belehrung zu bitten, die nachts abgehalten wurde, nachdem der Mönch eingetroffen war. Der König hatte vor, Xuanzang als geistiges Oberhaupt der buddhistischen Religiosen und Heiligtümer seines Reiches bei sich in Turfan zu behalten, was Xuanzang mit voller Überzeugung verweigerte. Der König versucht ihn anhand von erlesenen Geschenken zu überreden, bei ihm zu bleiben und einen hohen Posten in der Regierung zu übernehmen. Er sollte nicht der letzte Herrscher eines Königreiches sein, der Xuanzang ein solches Angebot machte und resigniert aufgeben musste. Xuanzang war nämlich in den Hungerstreik getreten, aus Protest dem König gegenüber und so entschuldigte sich Chü Wên-t´ai schließlich. Als der König das Einsehen hatte, Xuanzang nicht zum Dableiben überreden zu können, machte er es sich zur Aufgabe, die Weiterreise des Mönchs so angenehm wie möglich zu gestalten. Er ließ alle möglichen Schutzkleider für die Weiterreise fertigen. Außerdem beschenkte er ihn mit Gold, Edelsteinen, Seide und dreißig Pferden. Für seine Reise gab er ihm fünfundzwanzig Pferde mit, einen Führer und eine Empfehlung für den Großkhan der Westtürken, mit dem er enge freundschaftliche Beziehungen hegte. Des Großkhans Sohn war Monarch über Baktrien, das an die Pforten Indiens grenzte, über das Xuanzang reisen musste, um auf den indischen Subkontinent zu kommen. Chü Wên-t´ai hatte Xuanzang nun unter den Direkten Schutz seiner Selbst und des Großkhans gestellt, dass der Reise einen offiziellen Charakter verlieh. Außerdem öffneten sich nun Xuanzang die kleineren Königs- und Fürstenhäuser die an den Seidenstraßen entlang der Gobi lagen. Wên-t´ai gab Xuanzang 24 Schreiben an die Fürsten und Könige Asiens mit, in denen er sie aufforderte Xuanzang nach bestem Ermessen auf seiner Reise zu schützen und zu fördern. Anbei sandte er Geschenke an die Häuser mit, mit denen er seinen guten Willen unterstrich. Alles in allem hatte Xuanzang einen sehr positiven Eindruck in Turfan hinterlassen. Der Mönch hatte dem König versprochen, auf seiner Rückreise nach Turfan zurückzukehren, um drei Jahre am Hof des Königs für dessen Mildtätigkeit zu verweilen. Als Xuanzang 644 über Baktrien zurückkehrt, um sein Versprechen einzulösen, war Chü Wên-t´ai vier Jahre zuvor gestorben und Turfan unter chinesischer Herrschaft.
630 brach er von Turfan aus, über die Oase Karaschahr, ins benachbarte Königreich Kutscha auf. Von der Oase berichtet Xuanzang, dass es dort mehr als zehn buddhistische Klöster gebe, in denen mehr als 2000 Mönche leben, die der Sarvastivadin-Sekte aus der Hinayana-Schule angehörten. Der König von Karaschahr, ebenfalls ein frommer Buddhist, bewirtete Xuanzang fürstlich, nicht aber seine Begleiter aus Turfan, da der König von Turfan desöfteren Plünderungsstreifzüge ins benachbarte Karaschahr guthieß. Daher blieb Xuanzang nur eine Nacht am Hofe des Königs und reiste am nächsten Tag ab.
Kutscha war der nächste Halt auf der Reise Xuanzangs. Er war sehr angetan von der Schönheit der Stadt und rühmte sie in seinem Reisebericht. Kutscha war eine der bedeutendsten Städte Zentralasiens, ebenso Hauptumschlagsplatz für Kosmetika aus Persien und Kostbarkeiten wie Teppiche aus Zentralasien. Xuanzang beschreibt die Straßen von Kutscha als ungeeigneter Aufenthaltsort für einen Mönch, da die Stadt voller schöner Frauen und allerhand Lasterhaftes sei. Beeindruckt haben ihn vor allem die Musiker, die wie er schrieb, die vortrefflichsten seien, die er je gehört habe und mit keinen anderen, in irgendeinem Königreich, vergleichbar seien. Kutscha war durch und durch indisch geprägt. Sanskrit war daher eine weit verbreitete Sprache in Kutscha, der sich die Gelehrten bedienten. Aus Kutscha stammte Kumarajiva (344-413), dem berühmten Mönch indischer Abstammung, der nach Kaschmir ging, um in den geistlichen Stand einzutreten. 383 wurde er von der chinesischen Invasionsarmee nach China mitgenommen, wo er zahlreiche Übersetzungs-arbeiten aus dem Sanskrit anfertigte. Kutscha ist wahrscheinlich der Hauptumschlagsplatz Zentralasiens für Sanskritliteratur, die den Weg in den fernen Osten fand. Trotzdem bleibt Kutscha eine isolierte Oase, inmitten der Türkischen Horde, die danach trachtete, Kutscha zu unterwerfen. So blieb den Königen von Kutscha nichts anderes übrig, als neben Kunst und Religion, das Kriegshandwerk zu fördern.
Der König von Kutscha, Suvarnapuspa (o.a. Swarnatep), ebenfalls ein glühender Verehrer der Worte und Lehren Buddhas, war zu diesem Zeitpunkt in ein freundschaftliches Verhältnis mit den Tang verbunden, was Angesichtes der Bedrohung durch die Westtürken verständlich erschien. Im Königreich Kutscha lebten mehr als 5000 buddhistische Mönche unterschiedlichster Schulen. Xuanzang besuchte während seines Aufenthalts alle Klöster und opferte dort zusammen mit dem König an den Buddhastatuen. Der König war sehr darum bemüht Xuanzang zu gefallen, weil er hoffte, dass der Mönch ein gutes Wort für ihn bei Kaiser Taizong einlegen würde. In Kutscha herrschte die Hinayana-Richtung des Buddhismus vor und so ist es nicht zu verwundern, das bald nach der Ankunft Xuanzangs sich ein philosophischer Disput zwischen ihm und Vertretern des ortsansässigen Klerus, insbesondere mit dem Gelehrten Moksagupta, entspann. Xuanzang sah sich nach zwei Monaten genötigt, die Stadt, nach Einsetzen des Schmelzwassers, zu verlassen. Die Erfahrungen, die er in Kutscha gesammelt hatte, waren nicht die unwichtigsten. Durch die Dispute mit den Gelehrten des Kleinen Fahrzeugs hatte er sich intensiver mit dieser Form des Buddhismus auseinander gesetzt und man kann sagen, dass er ab Kutscha den Hinayana als gleichwertige Ansicht gegenüber dem Mahayana akzeptierte.
Der große Pilgermönch wurde wahrscheinlich zwischen den Jahren 600 und 602 in Luoyang als viertes Kind eines Mandarins geboren. Er entstammte einer angesehenen Familie. Viele seiner Vorfahren waren Minister oder Madarine gewesen. Sein Familienname war Chen.
Xuanzang wird als schöner Mann von edlem Charakter beschrieben. Er sei von hohem Wuchs gewesen und habe einen strählenden Teint besessen. Seine Augen sollen ein helles Leuchten gehabt haben. Seine Persönlichkeit war gefestigt und strahlte eine große Anziehungskraft aus.
Xuanzangs ältester Bruder war zu seiner Zeit, als er noch Novize war, ein bedeutender buddhistischer Mönch, der großes Ansehen genoss. Xuanzang trat, wie sein Bruder vor ihm, als Novize in das Ching-t´u-szu-Kloster in Luoyang ein. Dort legte er, mit 13 Jahren, sehr früh die heiligen Gelübde des Mönchtums ab. Im Kloster von Luoyang richtete Xuanzang seine Studien auf die indische Philosophie aus und studierte die wenigen Schriften des Mahayana-Buddhismus, die in der Klosterbibliothek vorhanden waren. Sein besonderes Interesse galt dem Nirvanasutra und Mahayanasamparisatra.
Luoyang war durch den Bürgerkrieg zwischen den Tang und ihren Rivalen zu gefährlich, um dort als buddhistischer Mönch zu leben. So zog Xuanzang es vor, 618 aus der Stadt zu fliehen und in Sichuan Zuflucht zu suchen. In Chengdu, der Hauptstadt Sichuans, fanden er und sein Bruder Zuflucht im Kloster Kung-hui-szu, in dem sie drei Jahre weitere buddhistische Schriften studieren konnten. 622 empfing er die vollständigen Mönchsweihen in Chengdu.
622 ging er, nachdem der Bürgerkrieg geendet hatte und die Tang ihre neue Hauptstadt nach Chang´an (heute Xian) verlegt hatten, in die Provinz Shanxi. In Chang´an wurde Xuanzang das erste Mal richtig mit den verschiedensten Ausrichtungen des Buddhismus konfrontiert und mit den Problemen, die die verschiedenen Schulen durch ihren Konflikt mit der rechten Auslegung des Buddhawort hatten. Hier war das neue geistige Zentrum der Übersetzer vom Sanskrit ins Chinesische. Durch das intensive Studium, das in Chang´an kontinuierlich zunahm, wurde Xuanzang immer verwirrter durch die gegensätzlichen Meinungen der heiligen Schriften. Als er nachprüfen wollte, welcher Schule er nun folgen sollte, so berichtet sein Biograph, verwirrten ihn die Diskordanzen so sehr, dass er schwor die „Lande des Westens“ zu bereisen, „um die Weisen zu den Punkten zu befragen, die ihn verwirrten“.
Die Reise gen Westen
Kaiser Taizong hatte, durch Throneingaben des einflussreichen daoistischen Gelehrten Fu I, die meisten Klöster schließen lassen und viele Mönche und Nonnen zwangsverheiraten lassen. In den großen Städten wurden nur noch ein bis zwei Klöster geduldet. Mönchen wurden missionarische Aufgaben untersagt und die Ausreise aus dem Tang-Reich verwehrt, da sich das Tang-Reich nach Außen erst einmal politisch abschotten wollte, um die innenpolitische Lage zu sichern.
Xuanzang reiste 629 zuerst mit seinem Bruder und einer kleinen Delegation an die westliche Grenze des Reiches. Ihm wurde aber die Ausreise untersagt. Er richtete eine Eingabe an den Thron, mit der Bitte, China verlassen zu dürfen, die ihm aber per kaiserlichen Erlass verweigerte. Die Delegation reiste, zusammen mit seinem Bruder, ab. Xuanzang ging einige Tage später in einer Nacht- und Nebelaktion ungesehen, aber illegal, über die Grenze.
Er reiste über die westlichen chinesischen Provinzen nach Liangchou, in der Provinz Kanzu gelegen. Liangchou war die letzte bedeutende Stadt vor der Wüste Gobi und bildete damals, wie heute, den Ausgangspunkt für Karawanen auf dem Weg in das Tarim-Becken und in die Mongolei. In Liangchou endete der direkte Einflussbereich der Macht von Kaiser Taizong. Weiter westlich gab es nur noch einzelne Festungsanlagen und Grenzposten der Tang.
Hier ist ein großer Umschlagsplatz von Waren aus dem Gebiet um das Pamir bis hin zum Huanghe, dem gelben Fluss. Xuanzang hielt hier eine seiner ersten Lehrpredigten auf einem großen Handelsmarkt. Den Erlös, den er von einem dankbaren Karawanenführer bekam, spendete er dem Kloster in Liangchou. Schwierig muss es für den großen Pilgermönch gewesen sein, seine Dharmareden vor Interessierten und Gläubigen zu halten und sich gleichzeitig vor seinen Häschern und den chinesischen Grenzsoldaten versteckt zu halten. Eins lässt sich aber aus den Ereignissen in Liangchou schlussfolgern: Xuanzang mied nicht die kleinste Gefahr, im Gegenteil. Man kann von einer starken Persönlichkeit sprechen, die im Angesicht drohender Staatsmacht geistliche Reden hält. Die Provinzregierung, in Wissen um Xuanzangs Absichten, lies ihn zu sich rufen und befahl ihm die sofortige Rückkehr nach China. Aber Xuanzang lies sich nicht beirren und reiste weiter gen Weste.
Xuanzang durchquerte die Wüste Gobi und kam durch Dunhuang.
Das Königreich von Kaoch´ang war im 7. Jahrhundert ein bedeutender zentralasiatischer Staat, der in voller kultureller Blüte stand. Die Bewohner waren nicht mit den Chinesen oder Türken verwandt, sondern Nachkommen der indo-germanischen Völkerwanderung. Der indische Einfluss war sehr groß, denn die Bevölkerung von Tufan bekannte sich zum Buddhismus. Die höheren Gesellschaftsschichten waren durch und durch von der Sanskritkultur geprägt. Xuanzang wird dort mit Sicherheit Darstellungen gräko-buddhistischen Formenvielfalt von Buddhas und Bodhisattvas begegnet sein. Diese Kunstform war durch Alexander dem Großen (356-323 v.Chr.) auf dessen Asienfeldzügen mitgebracht worden und hatte sich in der buddhistischen Kunstdarstellung nachhaltig niedergeschlagen.
Der König von Kaoch´ang, Chü Wên-t´ai, hatte also Xuanzang gewaltsam, gegen dessen Proteste, nach dessen Hauptstadt bringen lassen. Chü Wên-t´ai war ein frommer Buddhist, der nicht zögerte, den völlig erschöpften Xuanzang, um eine stundenlange Belehrung zu bitten, die nachts abgehalten wurde, nachdem der Mönch eingetroffen war. Der König hatte vor, Xuanzang als geistiges Oberhaupt der buddhistischen Religiosen und Heiligtümer seines Reiches bei sich in Turfan zu behalten, was Xuanzang mit voller Überzeugung verweigerte. Der König versucht ihn anhand von erlesenen Geschenken zu überreden, bei ihm zu bleiben und einen hohen Posten in der Regierung zu übernehmen. Er sollte nicht der letzte Herrscher eines Königreiches sein, der Xuanzang ein solches Angebot machte und resigniert aufgeben musste. Xuanzang war nämlich in den Hungerstreik getreten, aus Protest dem König gegenüber und so entschuldigte sich Chü Wên-t´ai schließlich. Als der König das Einsehen hatte, Xuanzang nicht zum Dableiben überreden zu können, machte er es sich zur Aufgabe, die Weiterreise des Mönchs so angenehm wie möglich zu gestalten. Er ließ alle möglichen Schutzkleider für die Weiterreise fertigen. Außerdem beschenkte er ihn mit Gold, Edelsteinen, Seide und dreißig Pferden. Für seine Reise gab er ihm fünfundzwanzig Pferde mit, einen Führer und eine Empfehlung für den Großkhan der Westtürken, mit dem er enge freundschaftliche Beziehungen hegte. Des Großkhans Sohn war Monarch über Baktrien, das an die Pforten Indiens grenzte, über das Xuanzang reisen musste, um auf den indischen Subkontinent zu kommen. Chü Wên-t´ai hatte Xuanzang nun unter den Direkten Schutz seiner Selbst und des Großkhans gestellt, dass der Reise einen offiziellen Charakter verlieh. Außerdem öffneten sich nun Xuanzang die kleineren Königs- und Fürstenhäuser die an den Seidenstraßen entlang der Gobi lagen. Wên-t´ai gab Xuanzang 24 Schreiben an die Fürsten und Könige Asiens mit, in denen er sie aufforderte Xuanzang nach bestem Ermessen auf seiner Reise zu schützen und zu fördern. Anbei sandte er Geschenke an die Häuser mit, mit denen er seinen guten Willen unterstrich. Alles in allem hatte Xuanzang einen sehr positiven Eindruck in Turfan hinterlassen. Der Mönch hatte dem König versprochen, auf seiner Rückreise nach Turfan zurückzukehren, um drei Jahre am Hof des Königs für dessen Mildtätigkeit zu verweilen. Als Xuanzang 644 über Baktrien zurückkehrt, um sein Versprechen einzulösen, war Chü Wên-t´ai vier Jahre zuvor gestorben und Turfan unter chinesischer Herrschaft.
630 brach er von Turfan aus, über die Oase Karaschahr, ins benachbarte Königreich Kutscha auf. Von der Oase berichtet Xuanzang, dass es dort mehr als zehn buddhistische Klöster gebe, in denen mehr als 2000 Mönche leben, die der Sarvastivadin-Sekte aus der Hinayana-Schule angehörten. Der König von Karaschahr, ebenfalls ein frommer Buddhist, bewirtete Xuanzang fürstlich, nicht aber seine Begleiter aus Turfan, da der König von Turfan desöfteren Plünderungsstreifzüge ins benachbarte Karaschahr guthieß. Daher blieb Xuanzang nur eine Nacht am Hofe des Königs und reiste am nächsten Tag ab.
Kutscha war der nächste Halt auf der Reise Xuanzangs. Er war sehr angetan von der Schönheit der Stadt und rühmte sie in seinem Reisebericht. Kutscha war eine der bedeutendsten Städte Zentralasiens, ebenso Hauptumschlagsplatz für Kosmetika aus Persien und Kostbarkeiten wie Teppiche aus Zentralasien. Xuanzang beschreibt die Straßen von Kutscha als ungeeigneter Aufenthaltsort für einen Mönch, da die Stadt voller schöner Frauen und allerhand Lasterhaftes sei. Beeindruckt haben ihn vor allem die Musiker, die wie er schrieb, die vortrefflichsten seien, die er je gehört habe und mit keinen anderen, in irgendeinem Königreich, vergleichbar seien. Kutscha war durch und durch indisch geprägt. Sanskrit war daher eine weit verbreitete Sprache in Kutscha, der sich die Gelehrten bedienten. Aus Kutscha stammte Kumarajiva (344-413), dem berühmten Mönch indischer Abstammung, der nach Kaschmir ging, um in den geistlichen Stand einzutreten. 383 wurde er von der chinesischen Invasionsarmee nach China mitgenommen, wo er zahlreiche Übersetzungs-arbeiten aus dem Sanskrit anfertigte. Kutscha ist wahrscheinlich der Hauptumschlagsplatz Zentralasiens für Sanskritliteratur, die den Weg in den fernen Osten fand. Trotzdem bleibt Kutscha eine isolierte Oase, inmitten der Türkischen Horde, die danach trachtete, Kutscha zu unterwerfen. So blieb den Königen von Kutscha nichts anderes übrig, als neben Kunst und Religion, das Kriegshandwerk zu fördern.
Der König von Kutscha, Suvarnapuspa (o.a. Swarnatep), ebenfalls ein glühender Verehrer der Worte und Lehren Buddhas, war zu diesem Zeitpunkt in ein freundschaftliches Verhältnis mit den Tang verbunden, was Angesichtes der Bedrohung durch die Westtürken verständlich erschien. Im Königreich Kutscha lebten mehr als 5000 buddhistische Mönche unterschiedlichster Schulen. Xuanzang besuchte während seines Aufenthalts alle Klöster und opferte dort zusammen mit dem König an den Buddhastatuen. Der König war sehr darum bemüht Xuanzang zu gefallen, weil er hoffte, dass der Mönch ein gutes Wort für ihn bei Kaiser Taizong einlegen würde. In Kutscha herrschte die Hinayana-Richtung des Buddhismus vor und so ist es nicht zu verwundern, das bald nach der Ankunft Xuanzangs sich ein philosophischer Disput zwischen ihm und Vertretern des ortsansässigen Klerus, insbesondere mit dem Gelehrten Moksagupta, entspann. Xuanzang sah sich nach zwei Monaten genötigt, die Stadt, nach Einsetzen des Schmelzwassers, zu verlassen. Die Erfahrungen, die er in Kutscha gesammelt hatte, waren nicht die unwichtigsten. Durch die Dispute mit den Gelehrten des Kleinen Fahrzeugs hatte er sich intensiver mit dieser Form des Buddhismus auseinander gesetzt und man kann sagen, dass er ab Kutscha den Hinayana als gleichwertige Ansicht gegenüber dem Mahayana akzeptierte.