Der Prophet Jonas

Ich habe die Erzählung jetzt gerade wegen dieses Fadens nochmals gelesen, und die humoristischen Elemente sind mir auch stärker als früher aufgefallen. Schon, dass der eher lustlose Prophet (der nur einen Tag lang in die Stadt hineingeht, obwohl man mindestens drei Tage bräuchte, um sie zu durchqueren und der auch keine Chance anbietet, das Unheil noch abzuwenden) einen unerwartet großen Erfolg hat, dürfte für Israeliten, die ja mit notorisch erfolglosen Propheten vertraut waren, für ein Schmunzeln gesorgt haben. Dazu kommt dann seine übertriebene Reaktion auf das Ausbleiben des Gerichts und sogar das Eingehen des Strauchs.

Die ganze Geschichte ist aber sicherlich vollständig fiktiv, und die wenigen Orte könnten problemlos ausgetauscht werden, ohne die Botschaft zu tangieren.
 
Das habe ich zugegebenermaßen interpoliert. Aber Jonah klagt ja, dass er nie wieder den Tempel sehen würde, bis dann Gott nach drei Tagen dem Fisch zuflüstert, er solle Jonah nun ausspeien. Wenn wir davon ausgehen, dass Taršīš über das Mittelmeer erreichbar war und nicht über das Rote Meer (was ich als Möglichkeit auch ins Auge fassen würde, denn die Waren aus Taršīš gleichen doch sehr denen aus Punt, allerdings wird Taršīš ausdrücklich auch im Zusammenhang mit einer gemeinsamen Handelsflotte von Hiram von Tyros und Salomos genannt, was für ein Operieren auf dem MIttelmeer spricht; andererseits fuhren die Phönizier, die für Necho Afrika umrundeten, im Roten Meer los), dann müssen wir doch davon ausgehen, dass der Verfasser schon die Küste Israels vor Augen hatte, denn das Mittelmeer lag im Westen und Ninive im Iraq, also im Osten von Israel.
Dass der Verfasser davon ausging, dass Jona im Mittelmeer unterwegs war, nehme ich auch an. Mir ist nur nicht klar, woraus Du ableitest, dass er an der Küste Israels wieder ausgespuckt worden sei.
Zunächst wissen wir nicht, wie lange das Schiff schon unterwegs war, als Jona über Bord geworfen wurde. Dann verbrachte er drei Tage im Bauch des Fisches, von dem wir nicht wissen, wohin er schwamm. Wo er ans Land gespien wurde, erfahren wir ebensowenig. Als nächstes lesen wir Jonas nächste Berufung durch Gott, nach Ninive zu gehen, aber weder, wo sich Jona damals aufhielt noch ob diese erneute Berufung gleich nach dem Ausspeien erfolgte oder erst später. Von wo aus Jona nach Ninive ging und wie lange er unterwegs war, wird auch nicht festgehalten.
Ich kann dem Text somit keine Anhaltspunkte entnehmen, an welcher Mittelmeerküste Jona ausgespuckt wurde.
 
Dass der Verfasser davon ausging, dass Jona im Mittelmeer unterwegs war, nehme ich auch an. Mir ist nur nicht klar, woraus Du ableitest, dass er an der Küste Israels wieder ausgespuckt worden sei.
Zunächst wissen wir nicht, wie lange das Schiff schon unterwegs war, als Jona über Bord geworfen wurde. Dann verbrachte er drei Tage im Bauch des Fisches, von dem wir nicht wissen, wohin er schwamm. Wo er ans Land gespien wurde, erfahren wir ebensowenig. Als nächstes lesen wir Jonas nächste Berufung durch Gott, nach Ninive zu gehen, aber weder, wo sich Jona damals aufhielt noch ob diese erneute Berufung gleich nach dem Ausspeien erfolgte oder erst später. Von wo aus Jona nach Ninive ging und wie lange er unterwegs war, wird auch nicht festgehalten.
Ich kann dem Text somit keine Anhaltspunkte entnehmen, an welcher Mittelmeerküste Jona ausgespuckt wurde.
Wie gehabt:
Das habe ich zugegebenermaßen interpoliert.

Allerdings: Wir haben beide übersehen, dass der Verfasser einen Ort nennt: יָפ֜וֹ Jafo = Tel Aviv-Jaffa. Also ist das Mittelmeer gesetzt.

Wenn wir aber davon ausgehen, dass Jonah mutmaßlich von Israel (der Tempel als Mittelpunkt seiner Welt) nach Ninive (Osten) sollte, aber über Jafo in entgegengesetzter Richtung floh dann wird er doch nicht in Italien oder der Kyrenaika an Land gespuckt sein (jetzt schreibe ich auch schon so, als würde ich die Geschichte für "wahrhaftig" halten). Ich glaube, wenn wir jetzt diskutieren, dass er überall im Mittelmeerraum an Land gegangen sein könnte, dann diskutieren wir ziemlich an der Aussageabsicht des Verfassers und womöglich auch an dessen tatsächlichen geographischen Vorstellungen vorbei.
Wenn man davon ausgeht, dass der Gott, den der Verfasser sich vorstellt, ein allmächtiger Gott ist, der, kaum, dass das Schiff den Hafen verlassen hat, einen Sturm aufkommen lässt, um eben die Reaktion zu erzwingen, Jonah über Bord zu geben. Es heißt ja, dass die Matrosen versuchten, das Schiff zurück an Land zu steuern, es ihnen aber nicht gelang. לְהָשִׁיב lə-hašîv ist der Hifʽil (Binyan) von שׁוּב šûv, das bedeutet '(um)kehren', 'zurückkommen'. In der Hifʽil‑Form (הִשְׁבִּיב / הָשִׁיב) wird daraus 'jemanden/etwas dazu bringen, zurückzukehren bzw. zurückzubringen'.

Man war also noch nicht weit gekommen, als der Sturm plötzlich einsetzte, und auch wenn das nicht explizot da stünde, müsste man das logisch unterstellen, wenn man unterstellt, dass der biblische Gott allmächtig gedacht ist und nicht lange abwartete, um Jonah zurückzuholen.
So, nun wird zwar zum "Fisch" nicht viel gesagt, aber wir können wohl auch hier davon ausgehen, dass der Verfasser nicht dachte, dass dieser Jonah in Safarad ausspuckte, sondern doch wohl eher an der Küste, die Ninive am nächsten lag, also der Levanteküste. Schließlich unterlag auch der Fisch ja ausdrücklich dem göttlichen Befehl.
 
Die Ironie ist doch , dass die Seefahrer lose zogen und es Jonah traf der dem Meer geopfert werden sollte .Es ist aber nicht wie sonst angegeben Poseidon sondern der levithische Meeresengel Dagon in deren Kultur zu besänftigen nötig.Dagon wird oft als Fish dargestellt und heisst auch "Oannus" *


*Baring-Gould setzte Oannes mit dem philistinisch-syrischen Dagān gleich und hielt ihn für eine Sonnengottheit, die morgens auf der Erde erscheint und abends im Meer versinkt; dazu passend die Doppelgestalt: halb Fisch, halb Mensch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich wüsste nicht, wer behaupet, dass es im Buch Jona um ein Opfer an Poseidon gehen soll. Jona wird Jahwe "geopfert".

Die Gestalt des Oannes ist aus dem Werk des babylonischen Priesters und Gelehrten Berossos (über die babylonische Geschichte seit der Schöpfung) bekannt, das allerdings nur sehr fragmentarisch durch Zitate späterer Autoren überliefert ist. Somit handelt es sich um eine Gestalt der babylonischen Mythologie.
 
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