Der Stalinkult - was trieb die Menschen dazu?

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Vielleicht wäre "Bauernschläue" die beste Definition seines Intellekts.
Ich habe mich vor diesem Wort gedrück, aber ich denke, das trifft Stalins Verhalten am besten.
Ein Intellektueller ist doch immer irgendwo sensibel oder verträumt. Sensibel aber bitte nicht mit sanft und gutmütig verwechseln.
Wer Bücher liest ist nicht unbedingt intellektuell. Es ist auch immer die Frage, weshalb liest derjenige Bücher. Welche Bücher liest er. Wenn ich "Das Kapital" lese, muss ich kein Marxist und wenn ich "mein kampf" lese, kein Nazi sein. Wenn ich einen Rock anhabe bin ich nicht unbedingt eine Frau und ein Prister muss nicht an Gott glauben. Das ist Bauernschläue, die alles schlägt, auch einen weltfremden IQ von 160(?).
 
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Vielleicht wäre "Bauernschläue" die beste Definition seines Intellekts.
Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln?

Das ist Bauernschläue, die alles schlägt, auch einen weltfremden IQ von 160(?).
Also geht´s doch um Intelligenz?

Als erstes fällt mir ein, man darf, um beim Volk eine Ikone zu werden, nicht intellektuell sein. Leute wie, Sinowjew, Bucharin und letztlich Trotzki sind da eher vom äußeren Erscheinungsbild unsympathisch.
Ein Intellektueller ist doch immer irgendwo sensibel oder verträumt. Sensibel aber bitte nicht mit sanft und gutmütig verwechseln.
Zitat aus dem Wikipedia-Artikel zum Intellektuellen
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Ausdruck ebenfalls als abwertender Kampfbegriff für Vertreter des ideologisch abgelehnten „Intellektualismus“ gebraucht, um jüdische oder politisch unerwünschte Personen zu denunzieren.
 
Also geht´s doch um Intelligenz?
Natürlich geht es um Intelligenz! Es gibt aber verschiedene Formen davon. Um jetzt mal als Beispiel die soziale Intelligenz herauszugreifen, die bei Intellektuellen recht oft unterentwickelt ist.
Stalin wusste, wie man einen Hund verprügelt, so dass er nicht zurückbeißt sondern gefügig wird.
Mir sind jetzt auch keine intellektuellen Werke von Stalin bekannt, auch keine Großtaten, die seine Intelligenz hevorheben. Er war ständig am Intrigieren und Taktieren. Er spielte die Leute geschickt gegeneinander aus. Mit seinem Politbüro spielte er ständig demütigende Spielchen, um ja keine Unklarheiten aufkommen zu lassen.
Was er in Wirtschaft und Militärwesen anpackte, war ein Desaster. Die komplexen Zusammenhänge blieben ihm ein Rätsel. Er war aber immer schlau genug, wenn nichts mehr ging, andere diese Probleme lösen zu lassen. Die hielt er allerdings an der kurzen Schnur, so wie es ein Bauer mit seinem Hund machen würde.

Zitat aus dem Wikipedia-Artikel zum Intellektuellen
Warum kann Intellektueller wohl ein Kampfbegriff sein? Weil Intellektuelle im Volk nicht ubedingt beliebt sind. Sie taugen dann schon eher als arrogante Schnösel oder weltfremde Träumer, die man schnell an den Pranger stellen kann.
 
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So wurde er unter patriotischen Gesichtspunkten !!!! der Retter Russlands und dafür verehrte man ihn und vermutlich erst in zweiter Linie als Parteivorsitender.
Dann müsste im Umkehrschluss Lenin sehr unpopulär gewesen sein, denn er hat im ersten Weltkrieg Russland keinesfalls gerettet, sondern ohne militärische Notwendigkeit große Gebietsverluste in Kauf genommen.
 
@Klaus

Das Thema ist in diesem Thread natürlich o.t.:

"..denn er hat im ersten Weltkrieg Russland keinesfalls gerettet, sondern ohne militärische Notwendigkeit große Gebietsverluste in Kauf genommen."

Der Frieden von Brest-Litowsk war für die Bolschewiki unumgänglich, da Rußland im Vorfeld des Vertrages militärisch faktisch handlungsunfähig geworden war.

M.
 
Dazu meint unsere historische Universalquelle
Wiki schrieb:
Nach drei wenig erfolgreich verlaufenen Kriegsjahren war die russische Bevölkerung kriegsmüde und die Parole der Bolschewiki „Brot und Frieden“ war auf offene Ohren gestoßen. Die russischen Truppen waren in revolutionärer Stimmung und in Auflösung begriffen. Wirtschaftlich lag Russland weitgehend am Boden. Andererseits benötigte die bolschewistische Regierung dringend eine Atempause, um die eigene Herrschaft zu stabilisieren und dem sich im ganzen Land formierenden Widerstand gegen ihre Machtübernahme zu begegnen.
Das hört sich nicht nach einer unvermeidbaren bedingungslosen Kapitulation an. Auch steht hier nicht das "Vaterland" im Vordergrund, sondern eher die Interessen der Bolschewiki.

Ich bemerke hier nur eine Unstimmigkeit zwischen der "Rettung des Vaterlandes" als vermuteter Quelle für Stalins Popularität, während Lenin eher mit der Ansicht (und politischen Handlung) , dass der Proletarier kein Vaterland habe, populär geworden wäre.
 
Ich bemerke hier nur eine Unstimmigkeit zwischen der "Rettung des Vaterlandes" als vermuteter Quelle für Stalins Popularität, während Lenin eher mit der Ansicht (und politischen Handlung) , dass der Proletarier kein Vaterland habe, populär geworden wäre.

Lenin wartete auf die Weltrevolution, die nicht kam. Stalin war pragmatischer, nach einer gewissen Schamfrist wurde wieder "russische Großmachtpolitik" betrieben. Unter "Internationale" verstand er russisches Vasallentum.
 
...Stalin war pragmatischer, nach einer gewissen Schamfrist wurde wieder "russische Großmachtpolitik" betrieben.

Ich würde das eine brachial betriebene Schwerindustrialisierung, ohne Rücksicht auf Verluste, nennen.

Ob an deren Beginn Umkreisungsphobien, Auseinandersetzungen mit Großbritannien und Frankreich Ende der 20er etc. standen, sei mal dahin gestellt. Die Stalinistische Außenpoltik hatte 15 Jahre als konstante Ausrichtung den "Zeitgewinn".
 
@Klaus

Der Frieden von Brest-Litowsk war ja auch keine bedingungslose Kapitulation. Sorry, vllt. hast Du mich da falsch verstanden.

Wie Du richtig schreibst resp. zitierst, Rußland und das russische Militär waren am "Ende". Natürlich nützte der Frieden von Brest-Litowsk im wesentlichen den Bolschewiki und nicht umsonst hat Lenin alles daran gesetzt diesen Friedensvertrag abzuschließen. Wie gesagt Lenin; Stalin kann man mit diesem Friedensvertrag nur indirekt, gleichsam qua Amt resp. Position, in Verbindung bringen.

Ich denke der Terminus "Rettung des Vaterlandes" bezieht sich bei Stalin auf den Großen Vaterländischen Krieg.

M.
 
Ich würde das eine brachial betriebene Schwerindustrialisierung, ohne Rücksicht auf Verluste, nennen.

Ob an deren Beginn Umkreisungsphobien, Auseinandersetzungen mit Großbritannien und Frankreich Ende der 20er etc. standen, sei mal dahin gestellt. Die Stalinistische Außenpoltik hatte 15 Jahre als konstante Ausrichtung den "Zeitgewinn".

@silesia und balticbirdy

Die Industriealisierung wurde an gigantomanischen Projekten "festgemacht" und bildete durchaus eine Folie für den "Personenkult",

Vergl.:

Magnitogorsk ? Wikipedia

Weißmeer-Ostsee-Kanal ? Wikipedia

Parallel oder leicht zeitversetzt zur Kollektivierung. Die Kollektivierung Ende der 20'er, Anfang der 30'er Jahre des 20. Jh. hat m.E. Verwerfungen in der russischen soziologischen Entwicklung hervorgerufen, die bis heute nachwirken, natürlich auch in Verbindung mit der physischen Vernichtung der Bourgeosie (Tötung, Vertreibung, Flucht).

@silesia

Die von Dir angeführten 15 Jahre, beziehst Du sie rückwirkend von 1953 oder ab wann. :confused:

M.
 
Ich würde das eine brachial betriebene Schwerindustrialisierung, ohne Rücksicht auf Verluste, nennen.

Ob an deren Beginn Umkreisungsphobien, Auseinandersetzungen mit Großbritannien und Frankreich Ende der 20er etc. standen, sei mal dahin gestellt. Die Stalinistische Außenpoltik hatte 15 Jahre als konstante Ausrichtung den "Zeitgewinn".

Möchte ich insofern ergänzen als dass kein Land der Welt eine derartige Tiefenrüstung bei der Industriealisierung in den dreißiger Jahren verfolgt hatte. Bereits als Konzept angelegt.

Mit sehr aktiver Unterstützung vor allem von Ingenieuren aus den USA.

Die Industriefertigung ist aus dem Gesichtswinkel der Industriepolitik bzw. der Planwirtschaft 1 zu 1 als Rüstungspotential definiert worden. Vor diesem Hintergrund hielt sich die SU im Fall eines Krieges auch für wesentlich stabiler mit Rückschlägen und Zerstörung des Wirtschaftspotentials umzugehen (Douhet lässt grüßen).

Dabei wurde die obektiv vorhandene außenpolitische Isolierung natürlich auch innenpoltisch funktionalisiert, um der Bevölkerung den massiven Konsumverzicht zugunsten der Schwerindustrie abzuringen und ruhig zu stellen.

Die Bevölkerung sollte nicht auf den individuellen Konsum stolz sein, sondern auf den "kollektiven Konsum" in Form von Schwerindustrie und von Rüstungsproduktion.

Allerdings hatte man in den dreißiger Jahre wohl auch eine ausreichende Menge an Softeismaschinen in den USA geordert, um die Bvölkerung mit Softeis zu versorgen. :autsch:

So gesehen traf die Bevölkerung, unter psychologischen Gesichtspunkten, der schnelle Zusammenbruch der Roten Armee geradezu traumatisch. Gerade weil sie als unüberwindlich in der offiziellen Ideologie (auch und häufig in Filem!!!) dargestellt wurde.
 
Natürlich nützte der Frieden von Brest-Litowsk im wesentlichen den Bolschewiki und nicht umsonst hat Lenin alles daran gesetzt diesen Friedensvertrag abzuschließen. Wie gesagt Lenin; Stalin kann man mit diesem Friedensvertrag nur indirekt, gleichsam qua Amt resp. Position, in Verbindung bringen.

Als Verhandlungsführer war, soweit ich mich erinnere, Trotzkii eingesetzt, der eloquent die deutsche Delegation an die Wand geredet haben soll. :pfeif:

Und ansonsten hat Trotzkii den Vertrag schlichtweg als Erpressung empfunden hat. Von Begeisterung wirklich keine Spur.
 
Als Verhandlungsführer war, soweit ich mich erinnere, Trotzkii eingesetzt, der eloquent die deutsche Delegation an die Wand geredet haben soll. :pfeif:

nachzulesen zT im Wortprotokoll:
Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der Parteien, Reihe I, Band 8: Der Frieden von Brest-Litowsk 1918.

Der Band ist eine Fundgrube für Quellen zu den Abläufen bis zur Unterzeichnung.

@silesia
Die von Dir angeführten 15 Jahre, beziehst Du sie rückwirkend von 1953 oder ab wann. :confused:
M.
Mir schwebte dabei grob der Zeitraum Rapallo bis Hitler-Stalin-Pakt vor.
 
Stalin selbst hatte übrigens auch eine Erklärung für seine Beliebtheit
So äußerste sich Stalin seinen Vertrauten Marschall Budjonni gegenüber:
Wer wird sich in 10 oder in 20 Jahren noch an all die Schufte erinnern? Niemand. Wer erinnert sich heute noch an die Bojaren, die Grosni beseitigt hat? Das Volk muss wissen: Er beseitigt seine Feinde. Schließlich und endlich bekam jeder das, was er verdiente.
Stalin selbst zog mehrfach den Vergleich seiner Herrschaft mir der Iwan IV. der Schreckliche, russ. Grosni. Er bewunderte dessen Herrschaft, die er mit Eifer studierte. Er hat sich quasi im Selbststudium zum Diktator ausgebildet, mit allen Raffinessen.
Die größe Rafinesse ist wohl die, dass Stalin selbst am Ende als Richter und Triumphator über den Roten Terror und seine Henker auftreten. Erst zettelt er die Kampagnen an und am Ende lässt er immer die Henker umbringen. Er machte nicht mal einen Hehl daraus, dass in seinem Reich Unschuldige hinter Gittern sitzen. Dass liegt natürlich daran, dass der Staat von Trotzkisten, Faschisten, Agenten und anderen Abweichlern unterwandert ist. Eben wegen deren Gräueltaten muss gesäubert werden. So steht am Ende des "Großen Terros" auch nicht der Tyrannenmord an Stalin sondern die Hinrichtung des der Henker, der NKWD-Chefs Jagoda, Jeschow und die Säuberung des NKWD. So bestraf am Ende doch der große Stalin, jene die es verdienen. Und in die Russische Geschichte geht der Große Terror natürlich als Jeschowtschina ein, als die Jeschow-Zeit.
Wer mag da noch an der Unschuld und der Allmacht des Stählernern zweifeln?
So findet natürlich alle Gewalt ihre Erklärung und stärkt nur noch die Beliebheit Stalins, der ja die Henker entmachtet und bestrafen lässt. Und so können natürlich auch noch Gulag-Häftlige allen Ernstes sagen, wenn Genosse Stalin davon wüsste, dass gute Kommunisten verhaftet werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Parallel oder leicht zeitversetzt zur Kollektivierung. Die Kollektivierung Ende der 20'er, Anfang der 30'er Jahre des 20. Jh. hat m.E. Verwerfungen in der russischen soziologischen Entwicklung hervorgerufen,

Die Kollektivierung und die (Schwer-)Industrialisierung kann man fast als zwei Seiten einer Medaille begreifen, läßt man ideologische Ansätze außen vor.

Voraussetzung für die Gigantomanie und die Schwerindustrialisierung waren Exporte, die nur über Landwirtschaft und Rohstoffe zu leisten waren. Um 1930 grassierte die Vorstellung vom Russendumping im übrigen Europa, die Einnahmen daraus stellten die Gegenfinanzierung für die industriellen Importe der SU dar, diese wiederum waren Voraussetzung für die Investitionen (Werkzeugmaschinen, Produktionsanlagen etc.)
 
Die Kollektivierung und die (Schwer-)Industrialisierung kann man fast als zwei Seiten einer Medaille begreifen, läßt man ideologische Ansätze außen vor.

Man kann dieses Argument noch stärker zuspitzen:

1. Die strukturelle Umgestaltung innerhalb der Phase von 1925 bis 1941 der SU von einem Agrarstaat zu einem Industriestaat setzte die Zerstörung der ländlichen Lebensformen voraus.

Die auch ideologisch motivierte Verfolgung der Kulaken diente auch dem Ziel, eine industrielle Reservearmee zu schaffen, die in den Indstriekomplexen eingesetzt werden können.

Im Jahr 1931 formulierte Stalin die Zeitspanne, die dem Land bleibt bis zur nächsten großen Konfrontation. Er sprcah von 10 Jahren, die der SU bleiben würde, sich den großen Industriestaaten anzupassen. Die Schwerindustrie war der Garant für das Überleben der Su und somit auch von Stalin und seiner Kamarilla.

2. Man kann aber auch im soziodempgraphischen Umbau eine bewußte selffullfilling prophecy sehen, indem, ausgehend von der Bedeutung des Proletariats, die bäuerliche Bevölkerung gewungen wurde, zu Proletarien zu "mutieren". Mit dieser strukturellen Anpassung der Sektoren konnte man unter ideologischen Voraussetzungen eher von einem "revolutionären Proletariat" sprechen und die Bevölkerungsstruktur dem ideologischen Überbau anpassen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Maglor

Vollständig d'accord.

@silesia

"Mir schwebte dabei grob der Zeitraum Rapallo bis Hitler-Stalin-Pakt vor."

Ja, dem kann ich folgen. Ein sehr schönes historisches Beispiel wie die "sozialistische Theorie" der "Realpolitik" folgt; Stichwort: "Theorie des Aufbaus des Sozialismus in einem Land".

"Voraussetzung für die Gigantomanie und die Schwerindustrialisierung waren Exporte, die nur über Landwirtschaft und Rohstoffe zu leisten waren. Um 1930 grassierte die Vorstellung vom Russendumping im übrigen Europa, die Einnahmen daraus stellten die Gegenfinanzierung für die industriellen Importe der SU dar, diese wiederum waren Voraussetzung für die Investitionen (Werkzeugmaschinen, Produktionsanlagen etc.)"

"Die Kollektivierung und die (Schwer-)Industrialisierung kann man fast als zwei Seiten einer Medaille begreifen, ..."

D'accord. Vergl. hier: S. 108

http://www.digitalis.uni-koeln.de/JWG/jwg_148_103-111.pdf

Nun stellt sich mir allerdings die Frage, wäre die "ursprüngliche sozialistische Akkumulation", die ja als ökonomische Basis der (Schwer-)-Industriealisierung und somit die Zentralisierung bzw. Fokusierung möglich gewesen, ohne entsprechende Zentralisierung der politischen Macht.

Zugespitzt: Ist das "Nachholeproblem" im ökonomischen Bereich ein konstituierendes Moment bei totalitären Staaten bzw. wie im Beispiel Deutschlands, das Problem einer "nationalen Demütigung"?

Das offensichtlich totalitäre resp. autoritäre Machtstrukturen im Uz ein konstituierendes Element der Herausbildung eines "Personenkultes" waren, blieb bis dato unwidersprochen.

M.
 
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Im Jahr 1931 formulierte Stalin die Zeitspanne, die dem Land bleibt bis zur nächsten großen Konfrontation. Er sprcah von 10 Jahren, die der SU bleiben würde, sich den großen Industriestaaten anzupassen. Die Schwerindustrie war der Garant für das Überleben der Su und somit auch von Stalin und seiner Kamarilla.

Noch ein Aspekt dazu, der die Stalinistische Außenpolitik und Rüstungspolitik prägte:

Als direkte Folge dieser ökonomischen Umwälzung verschwand zunächst der "Krieg mit den Füßen" und damit die "Tiefe des Raumes" als Aspekt sowjetischer Kriegsdoktrin. Im Fall eines Angriffs auf das sowjetische Territorium sah man infolge der Industrialisierung die Möglichkeit verloren gehen, jeden Gegner totlaufen zu lassen. Es entstand eine neue Art der Verwundbarkeit.

In diesem Umfeld bildeten sich operative Ansätze, den Krieg unmittelbar auf das Territorium des Gegners zu tragen.
 
Zugespitzt: Ist das "Nachholeproblem" im ökonomischen Bereich ein konstituierendes Moment bei totalitären Staaten oder wie im Beispiel Deutschlands, das Problem einer "nationalen Demütigung"?

Sicher kann man Beispiele totalitärer Staaten ohne "Nachholproblem" in unterschiedlichen Stadien finden.

Bei der SU der 20er Jahre sind die Erfahrungen von Weltkrieg, Bürgerkrieg und Intervention präsent, verbunden mit der Erkenntnis, dass die Industrialisierung Voraussetzung für den erfolgreichen Völkerkrieg neuzeitlicher Prägung darstellt. Massenheere nützen nichts ohne Technik, Munition und Logistik.

Diese Erkenntnis, verbunden mit der wahrgenommenen - realen oder irrealen - Bedrohungslage führt mE logisch/kanalisiert zur Hypothese eines verfügbaren (nur) kurzfristigen Zeitraumes und zur umfassenden Industrialisierung.

Das "Nachholproblem" dieses Ausmasses ist mE damit typisch sowjetisch.
 
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