HolgerXX schrieb:
Wir sprechen über die außenpolitische Situation der Jahre 1904/1905 und die Periode unmittelbar davor
Der Zeitraum über den in diesem Thread diskutiert wurde und wird, ist weiter gefasst. Ich bezog mich konkret auf die russischen Bemühungen des Jahres 1890 den Rückversicherungsvertrag, den deiner Meinung nach das Zarenreich ja angeblich gar nicht benötigt hätte, zu verlängern.
HolgerXX schrieb:
Der Kredit diente zunächst dazu, den russischen Staatsbankrott in der Folge der Niederlage gegen Japan zu verhindern. Wenn es keinen deutschen Angriff auf Russland während dieses Krieges gab, brauchte Russland auch in der Phase des Wiedererstarkens nicht damit zu rechnen. Etwaige weitergehende Motivationen der "Franzmänner", wie auch die Umsetzung in Form des verstärkten russischen Eisenbahnbaus in Richtung seiner Westgrenze, müssen deshalb nicht unbedingt defensiv gemeint sein. Siehe auch
Davon hat sich das Zarenreich aber sehr schnell erholt gehabt und das nicht zuletzt wegen der mehrjährigen wirtschaftlichen Hochkonjunktur, die erst 1914 ihr Ende fand.
Dir ist sicher bekannt, dass das Zarenreich von den Franzmännern mehr als einen Kredit erhalten hat und das auch diverse Anleihen an der Pariser Börse platziert worden waren.
Schauen wir uns einmal die russischen Staatsausgaben für die Eisenbahnen an (Angaben in Mill.Rubel).
1891: 248
1892: 251
1893: 267
1894: 271
1895: 285
1896: 268
1897: 259
1898: 274
1899: 276 (1)
Zwischen 1896 und 1901 wurden 20.000 Steckenkilometer für dem Verkehr freigegeben. Das Budget des Kriegsmnisteriums stieg von 1894 von 280,3 Millionen Rubel bis 1899 auf 333,5 Millionen Rubel. Ebemfalls wurde das Fottenbauprogramm forciert. Die hierfür benötigen Mittel waren nicht mehr die schon ohnehin stark belastete Bevölkerung aufzutreiben. Es wurden eben Anleihen benötigt.
Das Zarenreich hätte ohne ausländisches Kapital, insbesondere französisches Kapital, als Büdnispartnerfür Frankreichs keinen so hohen Wert gehabt.
HolgerXX schrieb:
Ein Bündnis mit GB mar für D nicht von Interesse, weil es D nicht von der Gefahr eines Zweifrontenkrieges entlastete, stattdessen diesen u.U. sogar heraufbeschwor und im Falle des Eintretens die Hauptlast auf Deutschland gelegen hätte.
Aha, jetzt wäre also Großbritannien für das Deutsche Reich als Bündnispartner nicht interessant.
Vor kurzem war das Deutsche Reich als Verbündeter für das Zarenreich nicht interessant.
Merkwürdig ist dabei nur, das die damaligen Akteuere das durchaus anders betrachtet hatten. Das Deutsche Reich hat durchaus Interesse an einem Bündnis mit Großbritannien gehabt, es wollte "lediglich" den Preis dafür für Großbritannien in unerschwingliche Höhen treiben. So weit zumindest die kurze Version.
Für Frankreich wäre es beispielsweise alles andere als angenehm gewesen, die Briten in ihrem Rücken als potenziellen Gegner zu wisssen. Dann waren da noch die ganzen anderen Reibungsflächen, vor allem in Afrika. Und das sollte keine Entlastung an der deutschen Westgrenze ermöglichen.
Das Zarenreich hatte noch mehr Brennpunkte mit Großbritanien.
Eine klug agierende deutsche Außenpolitik hätte es verstanden, ist ja schließlich auch eine Frage der schriftlichen Abmachungen, sich nicht von Großbritannien, schon gar nicht in die erste Linie, vorschieben zu lassen. Die Franzmänner haben es ja mit dem Zarenreich auch weitestgehend hinbekommen.
HolgerXX schrieb:
Ich fände es hilfreich, wenn man mich nicht in FJS-Manier ("Hom Süh überhaubpt Abhituhrr?":hmpf
behandeln würde, sorry zurück.
Hast du etwas gegen Franz Josef?
(1) Geyer, Russischer Imperialismus nach Chromnov