Deutsche Beziehungen zu den Verbündeten

iamNex

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Ich lese derzeit das "Buch Hitler", ein Geheimdossier des NKWD, für Stalin angefertigt - basierend auf den Erinnerungen von Otto Günsche und Heinz Linge.
In diesem Buch (bitte auch immer die ideologische Einfärbung des Buches - es war für Stalin angefertigt worden - bedenken) ist mir schon an ein paar Stellen aufgefallen, dass Hitler oder auch die SS beispielsweise immer wieder über die Italienischen Schwarzhemden lachten oder auch über Mussolini schimpften.

-Als Italien Frankreich den Krieg erklärte (was Hitler nicht wollte), soll der Diktator den italienischen Botschafter angebrüllt haben: "So kann das nicht weitergehen!"
Hitler soll ihn noch gefragt haben, wieso die italienischen Truppen so untätig seien, worauf er folgende Antwort bekommen haben soll: "An der Front ist Regenwetter."
Keitel reagierte nachdem Hitler es ihm erzählte sehr empört: "Was geht nur in diesem Mussolini vor?"
Die Italiener wollten die nach dem Krieg gegen Frankreich Gebiete wie Nizza, Korsika, Savoyen, etc... - Hitler wies diese Wünsche als übertrieben ab.
Ich bin auch noch auf folgendes Zitat aus dem Buch gestoßen:
>>"Seht mal, der Duce", zwinkerten Hitlers Leibwächter einander zu, "der steht da, als sei er Cäsar persönlich."<<

-Über Franco soll Hitler mal gesagt haben, er würde sich Lieber Zähne ziehen lassen als mit diesem nochmals zu verhandeln.

-Im "Buch Hitler" wird aber auch berichtet, dass Hitler sehr von Pétain angetan gewesen war, und diesen respektvoll behandelte.

-als Hitlers Verbündeter Antonescu 1942 Waffen vom deutschen Reich forderte, um im Krieg gg die UdSSR besser ausgerüstet zu sein, wies Hitler die Höhe der Forderungen als viel zu übertrieben zurück und sagte noch: "Mit deutschen Waffen können die sowieso nicht umgehen."

Hat Deutschland sich gegenüber allen ihren Verbündeten so "überlegen" aufgeführt?
In der Propaganda wurde ja zb Hitler-Mussolini als harmonisches Duo dargestellt, aber anscheinend scheint Hitler den italienischen Faschisten nichtmal wirklich ernst genommen zu haben.

Über das Verhältnis zu Japan hab ich leider noch keine Quellen gefunden - speziell im Hinblick auf solche "Anekdoten".
 
Hat Deutschland sich gegenüber allen ihren Verbündeten so "überlegen" aufgeführt?
In der Propaganda wurde ja zb Hitler-Mussolini als harmonisches Duo dargestellt, aber anscheinend scheint Hitler den italienischen Faschisten nichtmal wirklich ernst genommen zu haben.

Alle diese Dinge habe ich auch gelesen. Aber das ist nicht einmal besonders bemerkenswert. Auch heutzutage gibt es ja so manchen diplomatischen Fauxpas, wenn die Mikrofone zufällig doch noch an sind. Und den Duce konnte man nun wirklich nicht ernst nehmen.
 
Hat Deutschland sich gegenüber allen ihren Verbündeten so "überlegen" aufgeführt?
In der Propaganda wurde ja zb Hitler-Mussolini als harmonisches Duo dargestellt, aber anscheinend scheint Hitler den italienischen Faschisten nichtmal wirklich ernst genommen zu haben.

Über das Verhältnis zu Japan hab ich leider noch keine Quellen gefunden - speziell im Hinblick auf solche "Anekdoten".

Das Verhältnis zu den Verbündeten war durchaus dynamisch. Besonders zu Italien hatte Hitler vor dem Krieg ein anderes Verhältnis, da er Mussolini in gewisser Weise als politisches Vorbild war. Aber auch insgesamt trat das Reich noch offener und vorsichtiger auf, da Hitlers Kriegspolitik ohne Verbündete nicht funktionierte. Zeitweise umwarb das Reich in dieser Hinsicht ja auch England, und es gab ja auch eine Zeit, als sogar ein engeres Zusammenrücken mit Polen im Raum stand!

Die faschistische Allianz, die sich ab 1940 im Vorfeld von Barbarossa zusammenfand, war außerhalb des Kernbündnisses insgesamt eher ein Zweckbündnis von Staaten, die in Ostmitteleuropa territoriale Ansprüche oder Verluste hatten. Sie umfasste sogar zwei Staaten - nämlich Ungarn und Rumänien - die sich untereinander spinnefeind waren.

Ernst wurde es dann im Sommer 1942, als die Wehrmacht an der Südfront auf die Hilfe der Verbündeten angewiesen war. Nach der Niederlage in Stalingrad und teils enormen Verlusten wollten viele ausscheren und das Jahr 1943 war im Verhältnis von Druck und Erpressung geprägt.

Charakteristischer als die abfälligen Bemerkungen über die Verbündeten scheint mir die von Hitler persönlich geforderte Skrupellosigkeit, mit der sie in Zeiten der Krise behandelt wurden. Obwohl das Dritte Reich in Italien nach der Kapitulation Badoglios etwa noch einen Marionettenstaat unterhielt, störte es sich nicht daran, in Aktionen tausende von Italienern einzufangen und als Arbeitssklaven zu missbrauchen.
 
Hm..wobei ich das so eigentlich nicht erwartet hätte.
Vielmehr hätte man sich doch eine Patzigkeit und herablassende Einstellung gegenüber Pétain, als gegenüber Mussolini vorstellen können.
Zählte Hitler Antonescu eigentlich zu den Slawen?

Mich würde echt interessieren wie sich die Nazis gegenüber den Japanern gaben..Hitler betrachtete sie ja als "Kulturträger" (Abstufung von "Kulturspender", aber noch über den "Kulturvernichtern").
Wenn man schon Mussolini nicht ernst nahm (zugegeben ich verstehe das :D), wie war es dann mit Hirohito?
 
Dass Hitler als Veteran des Weltkrieges Respekt vor den Franzosen und dem alten Schlachtross Petain hatte, verwundert mich nicht.
Zählte Hitler Antonescu eigentlich zu den Slawen?
Das wohl nicht, aber Rumänien und die Rumänen haben ihren Ruf in Deutschland nicht erst mit dem Mauerfall erhalten.
Noch in einem Nachkriegsbuch über Stalingrad (halboffizieller Bericht aus der Adenauerzeit) heisst es (halb wörtlich, halb sinngemäss):
"...die Fähigkeit zu hinhaltendem und hartnäckigem Widerstand widerspricht dem rumänischen und erst recht dem italienischen Volkscharakter."
http://www.amazon.de/Stalingrad-Hor...r_1_16?ie=UTF8&s=books&qid=1265822853&sr=1-16

Die Japaner wurden, analog zu den "Ariern" in Europa, als das asiatische Herrenvolk angesehen. Besonders die japanische Kriegerehre und Philosophie (Bushido) übten auf Himmler und seine SS-Schergen sogar Faszination, ja sogar eine Vorbildwirkung aus.
Ich habe mal auf dem Flohmarkt in einem entsprechenden Blut-Boden-Rasse-Machwerk geblättert, wo dazu was stand. Fragt mich bitte nicht nach Autor und Titel.

EDIT: Bin mir nicht sicher, ob das Zitat aus dem verlinkten Zank ist, vielleicht hat jemand ihn gerade zur Hand.
 
Zuletzt bearbeitet:
-Als Italien Frankreich den Krieg erklärte (was Hitler nicht wollte), soll der Diktator den italienischen Botschafter angebrüllt haben:

Die internen Äußerungen sollte man nach Zeitpunkt und Anlass vorsichtig bewerten, Beispiel Mussolini:

1938/41 behandelte man (Hitler, die militärische Führung) Italien/Mussolini mit gewissen Rücksichten. Es lassen sich da einige markante Vorgänge anführen:

- Im Zuge der Annexion Österreichs war man um Deeskalation mit Italien bemüht, wo die Vorgänge mit Argwohn beobachtetet wurden und Truppenansammlungen an der Grenze stattfanden.

- Den Hitler-Stalin-Pakt mußte man Mussolini "verkaufen", der sich wenig begeistert über diesen Schwenk zeigte und Hitlers übliche Neujahrsgrüße monatelang nicht erwiderte.

- im August 1939 war Italien ein wichtiger Faktor, man bemühte sich sehr um Ciano - Kriegseintritt - und war geradezu bestürzt über die italienische Absage der Kriegsteilnahme am 25.8.1939.

- über die italienischen Truppen an der Südgrenze Frankreichs wurde tatsächlich gewitzelt, und selbstverständlich war klar, das Italien sich in den "fast fertigen" Feldzug drängte, um einige Brocken zu erlangen.

- bei dem Ringen um die französische Flotte trat man vorsichtig den italienischen Forderungen entgegen, wohl aus Eigennutz. Italienische Gebietsansprüche behandelte man dilatorisch, aber nicht grundsätzlich abweisend. Hitler betonte hier mehrfach, der Mittelmeerraum sei "italienische Angelegenheit", die Interessensphären wurden noch peinlich genau beachtet.

- die eigentliche Überheblichkeit - folgt man den Ausführungen Cianos - begann mit den Rückschlägen in Afrika, Balkan und mit den Anfangserfolgen der Wehrmacht in Rußland. Nun wurde Mussolini - Sommer 1941 - zum Fußabtreter der kommenden Supermacht, was er selber fatalistisch kommentierte ("Italien wird Vasallenstaat des Deutschen Reiches").

1943-45
- eine erste Welle regelrechter Anfeindungen ergab sich im Zuge von Stalingrad, und dem Rückzug der 8. italienischen Armee. Zahlreiche Parolen über die angebliche Feigheit der italienischen Armee geisterten durch die Wehrmacht und erreichten auch Hitler. Der sah sich aufgrund der Kriegslage genötigt, hier zu unterbinden und die Anfeindungen zu untersagen.

- Zur offenen Feindseligkeit und tiefem Mißtrauen führte der Sommer 1943 mit den Vorbereitungen "Fall Schwarz", dem befürchteten Abfallen Italiens aus dem verlorenen Krieg. Hitler lies dennoch den festgesetzten Mussolini befreien, der danach seine Rolle als "nützlicher Idiot" fristete und noch einmal wochenschaumäßig ausgeschlachtet werden konnte.

In diese Entwicklung könnte man Mussolinis Positionierung bei Hitler einordnen: vom Vorbild, über das Werben um den Bündnispartner, den (schon kleineren) Teilhaber an der Neuordnung Europas bis hin zur Witzfigur und zum Statisten, mit ziemlichen Schwankungen zudem in jeder Phase. Den Abfall Italiens soll Hitler seitens Mussolini damit entschuldigt haben, dass er schließlich nicht über den - Hitler vergleichbaren - Rückhalt von Partei und Wehrmacht verfügte.
 
I...
-Als Italien Frankreich den Krieg erklärte (was Hitler nicht wollte), soll der Diktator den italienischen Botschafter angebrüllt haben: "So kann das nicht weitergehen!"
Hitler soll ihn noch gefragt haben, wieso die italienischen Truppen so untätig seien, worauf er folgende Antwort bekommen haben soll: "An der Front ist Regenwetter."
Keitel reagierte nachdem Hitler es ihm erzählte sehr empört: "Was geht nur in diesem Mussolini vor?"
Die Italiener wollten die nach dem Krieg gegen Frankreich Gebiete wie Nizza, Korsika, Savoyen, etc... - Hitler wies diese Wünsche als übertrieben ab.
Ich bin auch noch auf folgendes Zitat aus dem Buch gestoßen:
>>"Seht mal, der Duce", zwinkerten Hitlers Leibwächter einander zu, "der steht da, als sei er Cäsar persönlich."<<

-Über Franco soll Hitler mal gesagt haben, er würde sich Lieber Zähne ziehen lassen als mit diesem nochmals zu verhandeln.

-Im "Buch Hitler" wird aber auch berichtet, dass Hitler sehr von Pétain angetan gewesen war, und diesen respektvoll behandelte.

-als Hitlers Verbündeter Antonescu 1942 Waffen vom deutschen Reich forderte, um im Krieg gg die UdSSR besser ausgerüstet zu sein, wies Hitler die Höhe der Forderungen als viel zu übertrieben zurück und sagte noch: "Mit deutschen Waffen können die sowieso nicht umgehen."
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Über dem Verhältnis zu Mussolini hatte ich irgendwo gelesen, Hitler hätte diesen (zumindest zu Beginn) ehrlich bewundert. Er hat ihn ja auch nach der Absetzung aus dem Hotel auf dem Gran Sasso befreien lassen und wieder eingesetzt und bis zuletzt unterstützt, obwohl er da keine große Hilfe mehr war.
Ich könnte mir aber vorstellen, dass dieses Verhältnis keineswegs auf die Italiener als Ganzes übertragen wurde.

Bezüglich Franco, ist es anscheinend tatsächlich so, dass es äusserst langwierig und nervenaufreibend war mit ihm zu verhandeln. Das wird von verschiedenen berichtet. Er hatte zudem die eigenartige Fähigkeit, seinen Harndrang Stundenlang zu unterdrücken, zur Verzweiflung seiner Minister die seine Stundenlangen Ratssitzungen nur unter Qualen aushielten.

Ganz konkret habe ich auch sehr negative Meinungen von Hitler und von den Generälen die in Spanien waren über Francos Fähigkeiten als Militär gelesen. Man verstand nicht, warum dieser den Bürgerkrieg in die Länge zog anstatt ihn auf den kürzesten Wege zu beenden. Dass dieses vermutlich Kalkül war, um seine eigene Stellung zu sichern und möglichst viele Gegner aus dem weg zu räumen (Gegner und Konkurrenten) ist ihnen anscheinend nicht in den Sinn gekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Japaner wurden, analog zu den "Ariern" in Europa, als das asiatische Herrenvolk angesehen. Besonders die japanische Kriegerehre und Philosophie (Bushido) übten auf Himmler und seine SS-Schergen sogar Faszination, ja sogar eine Vorbildwirkung aus.

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Ob das jetzt speziell auf Himmler zutrifft, weiß ich nicht. Aber auf die NS-Führung insgesamt auf jeden Fall.

Ich habe mal auf dem Flohmarkt in einem entsprechenden Blut-Boden-Rasse-Machwerk geblättert, wo dazu was stand. Fragt mich bitte nicht nach Autor und Titel.

Ist mir auch mal so ein Bändchen untergekommen, "Banzai" war der Titel von 1944, aber der Typ wollte das Gewicht in Euroscheinen:mad:, habe ich es ihm gelassen.
 
Danke, (habe ich wenigstens was zu lesen heute Abend, hätte ich doch sonst glatt Fussball geguckt)
 
Zum Umgang mit den Italienern fallen mir gerade noch ein paar Sachen ein, der Duce hat beim 1. Zusammentreffen mit Hitler (im Trenchcoat) in Venedig diesen sehr merken lassen, dass er ihn für einen "kleinen Gernegroß" hielt.

Die Italiener haben 1940 ein ehemaliges Mitglied der Interalliierten Kontrollkommission als Attache nach Berlin geschickt, was vermutlich der Anlass für Rommels Kommando in Afrika wurde. Rommels "Pour le Mérite" stammte ja von der Isonzo-Front.

Am Rand:
Die ital. Jugendorganisation "Balilla" war das Muster für die HJ (nicht nur ein Fiat-Typ:devil:)
Wobei man in DR schamhaft verschwieg, dass der historische Balilla gegen Österreich seinen Aufstand initiierte.
 
@Repo, dass Gröfaz und Duce sich nicht mochten, wusste man in Amerika schon 1940.
Hier der Fotobeweis. :rofl::devil:
 

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