Das Dritte Reich hatte sich mit seiner Sozialpolitik und seiner Rüstungspolitik finanziell an den Rand des Bankrotts manövriert. Nazideutschland konnte sich nur retten, in dem erstens: die wohlhabenen Deutschen hoch besteuert wurden, zweitens: in dem von den enteigneten Juden Europas, durch die Erwirtschaftungen der Zwangsarbeiter und durch die Beraubung der Angehörigen unterworfener Völker Mittel in die deutsche Staatskasse flossen.
Beispielsweise stieg zunächst die sogen. Körperschaftsteuer von 20% im Jahre 1936 auf 40% im ersten Kriegsjahr. Die nach dem November-Pogrom von 1938 verfügte sogen. Judenbuße von einer Milliarde Reichsmark erhöhte die Staatseinnahmen um mehr als 6%. Hinzu kamen die sogen. Reichsfluchtsteuer und die sogen. Arisierungserlöse von zusammen insges. 10% des Reichshaushalts 1938/39.
Dies alles reichte aber nicht aus, weitere Ausgaben (wie Rüstung oder gar Krieg) zu finanzieren, so dass das Finanzministerium für das Jahr 1938 die Zahlungsunfähigkeit des Reiches konstatierte.
Ab Mai 1939 favorisierte die NS-Führung "zur Deckung des Bedarfs der Wehrmacht" bereits einverleibte Regionen auszubeuten - zunächst betraf das insbesondere die tschechische Wirtschaft. Darüber hinaus sollten auch die "im Laufe des Feldzuges" noch zu erobernden Gebiete herangezogen werden".
Der Krieg und die weitere Rüstung wurden in den folgenden fünfeinhalb Jahren zu rund zwei Drittel aus den Tributen fremder Länder, aus konfiziertem fremden Eigentum und aus fremder Arbeitskraft finanziert.
Sowohl aus den verbündeten als auch aus den eroberten Ländern flossen in hohem Maße Rohstoffe, Industrieprodukte und vor allem Lebensmittel ins Deutsche Reich.
Insbesondere auch die Enteignung der Juden in den verbündeten Ländern erhöhte die Staatseinnahmen zur Kriegsführung und Aufrechterhaltung des Wohlstandes der deutschen Bevölkerung. Juden, sogen. Zigeuner, osteuropäische Zwangsarbeiter, ebenso die Millionen freien polnischen Arbeiter (in den annektierten Gebieten ansässig) mussten von 1940 an viele Milliarden Reichsmark in die deutschen Sozialversicherungssysteme einzahlen ("Sozialausgleichsabgabe").
Der Krieg musste, um ihn überhaupt finanzieren zu können, hauptsächlich auf Raub angelegt werden. Und weil dieser Krieg immer mehr Geld kostete und neue Bedürfnisse der Volksgemeinschaft weckte, ersannen die Verantwortlichen immer radikalere Methoden des Raubs und der damit eng verbundenen Vernichtungspolitik.
Zwischen August 1941 und dem 31. Januar 1942 starben beispielsweise zwei Millionen sowjetische Kriegsgefangene, vor allem an den Folgen der katastrophalen Versorgung.
Zweck des Hungermordens bestand darin, die deutsche Wehrmacht komplett "aus dem Lande zu ernähren" und zudem Lebensmittel ins Reich zu transportieren, um die deutsche Bevölkerung zu ernähren. Die Wehrmachtsangehörigen erhielten ihren Sold in entsprechender Landeswehrung, lebten ansonsten in Vollpansion.
Deutsche Generäle gaben die Devise aus: "Das Verpflegen von Landeseinwohnern ist eine ebenso missverstandene Menschlichkeit wie das Verschenken von Zigaretten und Brot".
Schon vor Kriegsbeginn (explizit des Russlandüberfalls) wurden auf höchster Ebene die Konsequenzen des beabsichtigten Lebensmittelraubs erörtert: "Hierbei werden zweifellos zig Millionen Menschen verhungern, wenn von uns das für uns Notwendige aus dem Lande herausgeholt wird".
Laut geheimen Angaben des Statistischen Amtes raubten die Deutschen allein in den Jahren 1941/42 und 1942/43 den Grundbedarf für 30 Millionen Menschen aus den besetzten Ländern. Hinzu kamen die kriegswichtigen Rohstoffe, die nahezu alle aus den besetzten oder verbündeten Ländern kamen (aber auch neutrale Länder wie Schweden lieferten Eisenerz oder Mineralöl).
Trotzdem reichte es mit diesem Raubkrieg immer noch nicht aus, die laufenden kosten des Staates zu decken. 1942 war das Reich pleite, beispielsweise schrumpften die Reichsgetreidereserven von ursprünglich 5,5 Millionen Tonnen auf 670.000 Tonnen - der tiefste Punkt überhaupt. Die folgende Ernährung der deutschen Bevölkerung konnte kaum mehr gewährleistet werden.
Göring rief nun die Reichskommissare und Militärbefehlsher zusammen: "Es ist mir dabei gleichgültig, ob sie sagen, dass Ihre Leute wegen Hungers umfallen. Mögen sie das tun, solange nur ein Deutscher nicht wegen Hungers umfällt".
Die beispielsweise schon hohen Lebensmittelimporte aus Frankreich wurden um 50% angehoben.
Der für die Ukraine zuständige Reichskommissar verkündete: "Die Ukraine hat das zu liefern, was Deutschland fehlt. Die Erhöhung der Brotration ist eine politische Notwendigkeit, um den Krieg siegreich fortzuführen. Die fehlenden Mengen an Getreide müssen aus der Ukraine beschaffen werden. Die Ernährung der Zivilbevölkerung ist angesichts dieser Aufgabe gänzlich gleichgültig".
Und um den deutschen Normalverbraucher zufriedenzustellen, setzte der Ernährungsminister Herbert Backe 1942 hohe Lieferungen von Fleisch und Getreide an das Reich aus den besetzten Ländern durch.
Die Finanzierung des Krieges, der deutschen Rüstung und die Ernährung der deutschen Bevölkerung (inkl. der Wehrmacht) erfolgte zum größten Teil aus den besetzten Ländern. Die einheimische Bevölkerung war dabei irrelevant, und das war im Westen nicht wesentlich anders, als im Osten. Ohne diesen Raubkrieg hätte das Dritte Reich weder Krieg führen können, noch - und das selbst ohne Krieg - die deutsche Bevölkerung ernähren und den Lebensstandart halten können!
Quellen:
Aly, Götz: Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus. Fischer Verlag.
Aly, Götz: Rassen und Klassen. 2003.
Prollius, Michael von: Das Wirtschaftssystem der Nationalsozialisten 1933-1939. 2003.
Informationen zur politischen Bildung Nr. 266: Nationalsozialismus II. Führerstaat und Vernichtungskrieg.
Wojak, Irmtrud/Hayes, Peter: "Arisierung" im Nationalsozialismus. Volksgemeinschaft, Raub und Gedächtnis. 2000.
Link:
Hitlers Volksstaat war eine Gefälligkeitsdiktatur.