Die Diadochen und ihre Staaten

Ashigaru

Premiummitglied
Ich bin im Buch "Rom und der Orient" auf eine Karte gestossen, die die Diadochenstaaten um etwa 200 v. Chr. zeigt. Da ich mich mit deren Geschichte kaum auskenne, habe ich dazu einige Fragen:

- wie kam es denn zu den ursprünglichen Grenzziehungen? Gab es eine Art "Testament" Alexanders, oder ergaben sich sofort Kämpfe zwischen Diadochen?

- Besonders interessant fand ich auf der Karte die Einzeichnung des Ptolemäerreiches. Ich dachte immer, dessen Gebiet wäre auf Ägypten beschränkt gewesen, doch hielt es hier auch Palästina und Zypern, zudem kleinere Stützpunkte und Städte an der ganzen kleinasischen Küste, auf Kreta und am Bosporus und besaß viele der kleinen Inseln. Wie kam diese Ausdehnung zustande?
 
Alexander hat kein Testament hinterlassen, das war ja die Ursache für die folgenden Kriege.
Man hat für kurze Zeit versucht noch einmal eine Zentralregierung zu schaffen, unter Perdikkas, aber es ging sofort ein Hauen und Stechen los.
Zuerst wurde die Verwandschaft Alexanders ausgelöscht!
Die Strategen Alexanders waren zunächst soetwas wie Teilstatthalter, aber sie sagten sich schnell von Perdikkas los. Jeder war dann quasi König im eigenen Reich. Da jeder nach einer Ausweitung des eigenen Machtbereiches strebte bildeten sich unterschiedliche Koalitionen. In den sog. Diadochenkriegen verschoben sich dann die Grenzen ständig.

Aber das Thema ist sehr umfangreich für eine kurze Antwort.
Hier steht mehr:
http://www.mittelalter-genealogie.de/_hellenismus/d/diadochenkriege.html
 
Die Grenzziehung hat sich wohl nach und nach durch diverse Koalitionen und Kriege herausgebildet.
Was jetzt speziell die Herrschaft der Ptolomaier an der Küste im ganzen Osten des Mittelmeers bestrifft so glaube ich mich zu entsinnen, dass die ägyptische Flotte sämtlichen anderen Flotten überlegen war. Sofern dies stimmt dürfte es nicht weiter verwunderlich sein weshalb sie Zypern beherrschten, sowie Exklaven an den Küsten besaßen. Ihre Herrschaft über Palästina ist ja legendär. An dieser Herrschaft bzw. dem Anspruch darauf haben sich ja die diversen Kriege zwischen den Seleukiden und den Ptolomaiern entbrannt.
Aber wie du schon sagtest, die Ptolomaier nur auf Ägypten zu reduzieren ist ein großer Fehler, der meiner Meinung nach entstanden ist, weil sie zur Zeit Caesars nur noch Ägypten beherrschten und man deshalb in der Vergangenheit dazu neigte (oder auch in Spielfilmen) Kleopatra als ägyptische Königin darzustellen. Und man kennt das ja: Was Volk erstmal glaubt. ;)
 
Wie oben schon angemerkt, hat Alexander kein Testament hinterlassen. Die erste hellenistische Herrschergeneration war zum Teil bemüht, die Reichseinheit aufrechtzuerhalten (z.B. Perdikkas, Eumenes), zum Teil verfocht sie die Idee von Partikularstaaten (Ptolemaios, Lysimachos). Der Kampf führte schließlich zu den Diadochenkriegen und zu voneinander unabhängigen Königreichen. Dabei wurden im Kern traditionelle Herrschaftsräume zu eigenen Staaten. So erscheint Ägypten durchaus in den Grenzen, die es bereits vor der persischen Eroberung hatte, wo seine Grenze in Vorderasien bis etwa Damaskus reichte. Diesen Bereich übernahm dann nach Alexanders Tod General Ptolemaios.

Das übrige Gebiet im Nahen Osten, das dem von Alexander eroberten Perserreich entsprach, übernahmen (einschließlich Kleinasien) die Seleukiden. In Kleinasien entstand jedoch schon bald um Pergamon das Reich der Attaliden auf Kosten der Seleukiden. Griechenland schließlich ging zusammen mit Makedonien an die Antigoniden.

Man sieht also, dass die Grenzen im Wesentlichen vorangegangenen und meist uralten Grenzziehungen entsprachen, die lediglich partielle Veränderungen erfuhren. Das Seleukidenreich schrumpfte jedoch bereits seit dem 3. Jh. v. Chr. beträchtlich durch die vordringenden Parther, bis schließlich nur noch ein kleiner Reststaat in Syrien blieb, den Pompeius 63 in die Provinz Syria umwandelte. Wenige Jahzehnte zuvor war auch das ägyptische Reich der Ptolemaier von Rom annektiert worden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Ptolemäerreich als letztes der Diadochenreiche wird erst 30 v. Chr. mit dem Fall Alexandrias zerschlagen.
 
Obwohl kein unmittelbares Nachfolgereich Alexanders, so gab es um 200 v.C. bereits das baktrisch-indische Königreich welches quer überm Daumen das heutige Südafghanistan, Pakistan und einen Teil Nordindiens umfasste. Es spaltete sich vom Reich der Seleukiden ab. Sein bedeutenster Herrscher war Menander.

http://de.wikipedia.org/wiki/Menandros_(König)
 
In der Ta,t eine außerordentlich interessante Staatenbildung, dieses von Euthydemos I. um 220 v. Chr. gegründete Graeco-Baktrische Reich, das sich vom Seleukidenreich logelöst hatte. Sein Machtbereich erstreckte sich etwa vom heutigen Turkmenistan bis weit nach Nordindien hinein, vor allem bewahrte es lange Zeit seine hellenistische Kultur. Unter die Diadochenreiche wird es jedoch nicht gezählt, verschwand bereits Ende des 2. Jh. v. Chr. und wich dem Reich der Kuschan.
 
Na ja, so definitiv kann man nicht sagen wann das baktrische Reich verschwand.
Archäologisch ist es kaum zu packen, aber man hat eine Menge Münzfunde.
Diese bezeugen noch bis ins späte 1. Jhd. v. Chr. hellenistische Herrscher.
 
Ich kann mir das irgendwie nicht vorstellen, wie hellenische Kultur so lange in so einem abgeschiedenen Gebiet überleben kann. Wieviele Griechen mögen das gewesen sein, die dort lebten ?
 
Man liest immer von einer "dünnen hellenistischen Oberschicht". Wie das quantitativ zu vestehen ist, bleibt ziemlich ungeklärt. Immerhin muss diese Oberschicht so stark gewesen sein, dass die hellenistische Kultur unter ihr eine gewisse Zeit fortlebte.

Das war aber wohl nur möglich, weil auch einheimische Führungsschichten den Hellenismus übernahmen, so wie heutzutage der "american way of life" alle Erdteile erfasst hat. So war es auch bei den von hellenistischer Kultur berührten oder durchdrungenen Regionen im Nahen Osten oder Nordafrika.
 
Es lag aber auch daran, weil die Diadochen es verstanden haben sich kulturell und religiös in ihre Königreiche zu integrieren. Besonders die Ptolemäer in Ägypten nahmen sich dem alten ägyptischen Staatskult an.
 
Es lag aber auch daran, weil die Diadochen es verstanden haben sich kulturell und religiös in ihre Königreiche zu integrieren. Besonders die Ptolemäer in Ägypten nahmen sich dem alten ägyptischen Staatskult an.

Aber nicht ganz unmodifiziert. Sie schufen her einene synkretistischen Mischkult aus dem griechischen und dem ägyptischen Götterpantheon.
 
Aber nicht ganz unmodifiziert. Sie schufen her einene synkretistischen Mischkult aus dem griechischen und dem ägyptischen Götterpantheon.

Schreiben wir doch gleich Hellenismus. Aus der Vermischung der importierten griechischen Kultur mit den einheimischen orientalischen Kulturen ist er doch entstanden.
:schlau:
 
Obgleich die meisten Diadochenreiche politisch instabil waren, gewannen sie große Bedeutung als Vermittler griechischer Kultur und Lebensart. Sie schufen gleichsam die politische Basis, von der aus sich die Weltkultur des Hellenismus im gesamten Mittelmeerraum und bis in den Orient ausbreitete. Die Aufnahme griechischer Elemente führte in einigen Regionen zu einer Mischkultur, in der das Griechische jeoch bestimmend blieb, was El Quijote oben mit dem hübschen Fremdwort "Synkretismus" umschrieben hat.

Diese Mittlerposition als hellenistische Kulturträger umfasst die eigentliche Bedeutung der Diadochenreiche.
 
Interessant an den graeco-baktirschen Reich finde ich das sie sogar dabei waren das Gangestal zu erobern. ich glaube Benares bzw Varanasi war eine Zeitlang sogar griechisch regiert.
 
Das ist gut möglich. Nach dem Untergang des Maurya-Reiches eroberte Menander nahezu das gesamte heutige Nordindien bis nach Patna in der Nähe zur Grenze des heutigen Bangladesch. Das schloss also auch das Gebiet des heutigen Bundesstaates Uttar Pradesh mit ein (westlich von Patna, im Norden an Nepal grenzend), in dem Varanasi liegt.

Hier hab ich eine Karte gefunden wo Varanasi benannt wird:
http://poeci.info/indien.gif
 
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Diadochen

Hallo alle zusammen
Ich benötige DRINGEND und so schnell wie es geht Hilfe von Leuten die sich damit auskennen:
(ich plane ein Mod für ein pc-spiel)

Ich benötige ALLE Informationen über den Aufbau,Ausrüstung der Diadochenarmeen im Jahre 319vChr
Desweiteren wäre eine liste der damaligen Diadochen sehr gut

Hatten alle Diadochen die selben armeen?
oder hatten sie inzwischen neu truppengattungen seit alexander dem großen benutzt
 
Der Hellenismus und die Diadochen

Hallo,
ich hätte gerne folgendes gewusst:
1. Was versteht man unter Hellenismus?
2. Was gibt es für Diadochen (Nachfolger Alexanders d. Gr.) und wie stand es mit deren Reiche? :grübel::grübel::grübel::grübel:
 
1. Was versteht man unter Hellenismus?

Nun dann will ich mich mal versuchen:
Der Begriff Hellenismus umschreibt einen hsitorischen und kulturellen Zeitabschnitt in der Antike des östlichen Mittelmeerraums. Beginnend mit der Eroberung Asiens um 330 v.C. durch Alexander dem Großen und endend mit der Einverleibung des letzten Diadochenreiches Ägypten 30 v.C. in das römische Reich. Kulturell war die Verschmelzung der griechischen Kultur mit den orientalischen also asiatischen Kulturen in dieser Zeil.

Bei Wikipedia ist das alles etwas detaillierter nachzulesen:
Hellenismus - Wikipedia

Karl Martll schrieb:
2. Was gibt es für Diadochen (Nachfolger Alexanders d. Gr.) und wie stand es mit deren Reiche?

Die Diadochen (Nachfolger) waren einst Generäle oder eng Vertraute Alexanders des Großen die nach dessen Tod 323 v.C. um die Nachfolge in dessen eroberten Reich kämpften. Dabei gingen sie im Verlauf dieser Kämpfe (sechs Diadochenkriege) wechselseitige Bündnisse untereinander ein.

Die historisch bedeutensten Diadochen waren:
-Perdikkas: nach Alexanders Tod Reichsverweser
-Antipatros: Regent Makedoniens, nach Perdikkas Tod Reichsverweser
-Polyperchon: nach Antipatros Tod Reichsverweser
-Krateros: Stratege von Europa
-Eumenes: Sekretär Alexanders, Anhänger Perdikkas
-Antigonos Monophthalmos: Satrap Kleinasiens, Stratege von Asien, nahm 306 als erster den Königstitel an
-Kassandros: Sohn von Antipatros, Regent und König von Makedonien
-Ptolemaios: Reitergeneral Alexanders, nach dessen Tod Satrap und später König Ägyptens
-Lysimachos: Satrap dann König von Thrakien und Kleinasien
-Seleukos: zuerst General Alexanders, dann von Perikkas und Ptolemaios, später König von Babylon und Asiens
-Demetrios Poliorkestes: Sohn von Antigonos, zunächst dessen Reitergeneral und dann Herrscher von Griechenland

Neben diesen Männern gab es noch eine ganze Reihe von Generälen die sich in den Kämpfen eingene Herrschaften errichten wollten. Jedoch wurden diese schnell von den obengenannten verdrängt.
z.B. Asandros, Satrap von Karien, Peukestas, Satrap von Persis oder Peithon, Satrap von Medien

Die Diadochen verfolgten in diesen Kriegen unterschiedliche Ziele:
-Perdikkas und Eumenes kämpften für einen Erhalt des Alexanderreiches unter der Dynastie Alexanders, wenn auch Perdikkas eigenützigere Ziele nachgesagt wurden. Perdikkas unterlag 321 am Nil gegen Ptolemaios und wurde dann von seinen eigenen Männern (darunter Seleukos) ermordet. Sein Kampf führte Eumenes weiter der jedoch von Antigonos 317 bei Paraitakene geschlagen wurde und in Gefangenschaft getötet wurde.

-Auch Antigonos und Demetrios wollten das Reich erhalten jedoch beanspruchten sie die Herrschaft. Nach dem Sieg des Demetrios über Ptolemaios in der Doppelschlacht bei Salamis (Zypern) 306 v.C. nahmen beide auch den Königstitel an. Diese Ambitionen endeten jedoch mit ihrer Niederlage in der Schlacht bei Ipsos 301 v.C. bei der Antigonos getötet wurde.
Demetrios konnte später jedoch Makedonien erobern.

-Kassandros, Lysimachos und Ptolemaios kämpften in erster Linie um die Herrschaft in ihren gewonnenen Reichen. Dazu verbündeten sie sich immer gegen jene die ihnen darin gefährlich werden konnten, wie eben Perdikkas oder Antigonos.

-Seleukos konnte vor seinem Tod beinahe noch einmal das Alexanderreich unter sich vereinen, doch wurde er auf den Weg nach Makedonien von einem Sohn des Ptolemaios ermordet.

Aus den Diadochenkriegen gingen gingen unterm Strich die Nachkommen von Antigonos (in Makedonien), Ptolemaios (in Ägypten) und Seleukos (in Asien) als Sieger hervor. In Kleinasien (heute Türkei) konnten sich zudem einige kleinere Reiche (Pergamon, Pontos, Bithynien, Kommagene) etablieren. In Zentralasien (Afganistan, Pakistan) spaltete sich zudem ein griechisch-baktrisches Reich von dem der Seleukiden ab.
 
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