die drei von der Tankstelle : 1930

Helmut406

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Sehr geehrte
Forenfachleute und Forenteilnehmer,

... der Spielfilm "die Drei von der Tankstelle" wurde 1930 gedreht und im Oktober 1937 offenkundig erst einmal für eine weitere Ausstrahlung verboten, siehe Nachweis unten.


Der Film wurde am 1. Oktober 1937 von der Film-Oberprüfstelle verboten, nachdem er erst knapp zwei Jahre zuvor zugelassen worden war. (Quelle : Wikipedia)

Da dieser Spielfilm in meiner Erinnerung ein reiner Unterhaltungsfilm war und im Prinzip den Wert der Freundschaft hervorheben sollte ist mir dieser Entschluss aus NS-Perspektive im Kern erst einmal nicht verständlich.

Darüber hinaus hätte ich überdies einmal gerne gewußt, welche Aufgabenstellung die zuvor angeführte Film-Oberprüfstelle konkret damals hatte.
 
Als Erklärung könnte dienen, was generell zur Zensur im Dritten Reich geschrieben wird: zum Erfolg des Filmes haben zu viele Personen beigetragen, die bei den Nazis inzwischen "auf dem Index" standen, aus der Filmindustrie ausgeschlossen worden sind oder inzwischen sogar verfolgt wurden.

Das müsste man sich hier also anschauen.
 
Das heißt konkret nicht die Handlung oder das Drehbuch waren ausschlaggebend sondern in Ungnade gefallene Protagonisten. Das wirft natürlich ein anderes Bild auf die Motivlage der Zensur.

Vor diesem Hintergrund dürfte wohl bis zuletzt (1944) Metropolis von Fritz Lang zu den verbotenen Filmen gehört haben, weil hier auch das Drehbuch von den NS-Hütern als Bedrohung angesehen wurde.

Wenn ich überdies richtig sehe, spielte Kino dann ab 1945 in der Bevölkerung gar keine Rolle mehr, weil die Frage des Überlebens mehr und mehr für viele Bürger in den Mittelpunkt rückte.
 
Vor diesem Hintergrund dürfte wohl bis zuletzt (1944) Metropolis von Fritz Lang zu den verbotenen Filmen gehört haben, weil hier auch das Drehbuch von den NS-Hütern als Bedrohung angesehen wurde.

Das verstehe ich nicht.

Warum sollen die Nazis das Drehbuch als Bedrohung angesehen haben?

"Metropolis" war damals ein erfolgloser Film, der bald in der Versenkung verschwunden ist.

Verboten wurden allerdings Fritz Langs frühe Tonfilme "M" und "Das Testament des Dr. Mabuse".
 
Goebbels äußerte sich in seinem Tagebuch fast euphorisch über Fritz Langs "M- eine Stadt sucht einen Mörder". Anscheinend hatte er Fritz Langs Message missverstanden, der gegen Ende des Films eine Mutter sagen lässt: "Man muss halt besser auf die Kinder aufpassen" und sich total mit der Einstellung des "Schränkers" (Gustav Gründgens) identifiziert, der sich dafür ausspricht, dass "So einer wie der Mörder (Peter Lorre) unschädlich gemacht werden muss".
 
Dies war mir so bisher nicht bekannt, habe aber den Film M ... noch nicht gesehen, obwohl dieser meines Wissens vor kurzem bei ARTE zu sehen war.

Diese Erkenntnis ist sicherlich ein gutes Beispiel für die Wichtigkeit einer differenzierten Sichtweise. Es gibt leider einige Laien-Historiker die Filmverbote gerne ausschließlich an der Person des Filmproduzenten bzw. Regisseurs fest machen, weil das natürlich für die breite Masse besser nachvollziehbar ist.

Kann es sein, dass die NS-Kulturschaffenden seinerzeit nach 1933 mehrfach versucht haben Fritz Lang mit großzügigen Angeboten wieder nach Deutschland zu locken ?!
 
Goebbels wollte Lang 1933 in einem Gespräch zum Bleiben überreden und versprach, ihn zum "Ehrenarier" ernennen zu lassen. Lang erbat sich Bedenkzeit, packte zuhause einen Koffer und nahm am anderen Tag den ersten Zug nach Paris...
 
Wann ging Fritz Lang denn konkret nach Hollywood ?

Ich denke wenn er dort mühsam Useful Connections aufgebaut hat möchte er durch eine plötzliche Rückkehr nach Deutschland nicht seine neuen Chancen in den USA wieder kaputt machen.
 
Wie ich überdies hörte war der Film den NS-Funktionären auch deshalb suspekt,
weil hier die Männerfreundschaft als Hommage an Homosexuelle missverstanden werden kann.
Dieser Einwand ist aber m. E. aus der Handlung eigentlich nicht direkt ableitbar, wenn
man sich den Film mal vollständig anschaut.
 
Als Unterhaltungsfilm kommt das Werk aus Weimarer Zeit eigentlich harmlos einher. Eine Schönfärberei (Werbung für) die Homosexualität kann ich ehrlich gesagt gar nicht erkennen. Das stützt für mich die ursprüngliche Kernaussage, dass der Regisseur des Films als Jude natürlich geächtet wurde.
 
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