Die Fotografie als historische Quelle

Ich weiß es nicht genau

Man könnte doch mal ein Thema aufmachen: Wofür sind Historiker/Ethnologen/Archivare/Archäologen/Denkmalschützer/etc./etc. zuständig?

Für das Konservieren von Akten, Nachlässen (auch mit Fotos drin) sind Archivare zuständig, nicht die Archäologen, nicht die Denkmalschützer, nicht die Historiker.
Da öffentliche Archive nur eine begrenzte Kapazität haben und auch nicht unbegrenzt Archivare ausgebildet und eingestellt werden können, werden dort halt in der Regel nur Nachlässe von Personen eingelagert, die eine gewisse Rolle im öffentlichen Leben gespielt haben.

Den Beruf des Alltagskonservierers gibt es bislang nicht, da könntest Du ja aktiv werden und eine Stiftung gründen, die Einkaufszettel, eingegangene Zimmerpflanzen, gebrauchte Papiertaschentücher, Zahnbürsten, FFP2-Masken, und - besonders wichtig - elektronische Daten (SMS, Mails, Fotos, Suchverläufe usw.) sammelt. Wer weiß, was Biologen, Mediziner, Psychologen, Linguisten und, nicht zu vergessen, auch Historiker in hundert Jahren für wertvolle Erkenntnisse daraus ziehen können.
 
Den Beruf des Alltagskonservierers gibt es bislang nicht, da könntest Du ja aktiv werden und eine Stiftung gründen, die Einkaufszettel, eingegangene Zimmerpflanzen, gebrauchte Papiertaschentücher, Zahnbürsten, FFP2-Masken, und - besonders wichtig - elektronische Daten (SMS, Mails, Fotos, Suchverläufe usw.) sammelt. Wer weiß, was Biologen, Mediziner, Psychologen, Linguisten und, nicht zu vergessen, auch Historiker in hundert Jahren für wertvolle Erkenntnisse daraus ziehen können.
Dein Spott, @Sepiola, offenbart ein Verständnis der Geschichte, die vor Fernand Braudel, Jaques le Goff oder auch Carlo Ginzburg Standard war: Bedeutende Persönlichkeiten und Kriege wurden beachtet, der Alltag links liegen gelassen.

Und von wegen, ich könnte aktiv werden: Ich versuche ja hier immer mal wieder, die kulturellen Veränderungen unserer Zeit zum Thema zu machen, werde aber regelmäßig ausgebremst, ganze Stränge (z.B. Ikonoklasmus-Faden) werden gelöscht, statt nur gesperrt, womit dort über Jahre gesammeltes Material unwiederbringlich verloren ging.
 
Und von wegen, ich könnte aktiv werden: Ich versuche ja hier immer mal wieder, die kulturellen Veränderungen unserer Zeit zum Thema zu machen, werde aber regelmäßig ausgebremst, ganze Stränge (z.B. Ikonoklasmus-Faden) werden gelöscht, statt nur gesperrt, womit dort über Jahre gesammeltes Material unwiederbringlich verloren ging.
....stilisierst du dich gerade zum innovativ-fortschrittlichen Forschergenie, welches von dunklen Bremsermächten in einem Freizeitformum niedergedrückt und mundtot gemacht wird? :p:D:D:D
 
ein Verständnis der Geschichte, die vor Fernand Braudel, Jaques le Goff oder auch Carlo Ginzburg Standard war: Bedeutende Persönlichkeiten und Kriege wurden beachtet, der Alltag links liegen gelassen.
Das stimmt nicht ganz. In Deutschland wurde der Kulturhistorikerstreit schon vor der Geburt der genannten geführt. Das war zwischen 1898 und 1902 der heiße Scheiß in der Geschichtswissenschaft in Dtld.
 
Ja, @El Quijote, ich habe das auch gelesen, aber offenbar haben den damaligen Historikerstreit die Konservativen gewonnen, also die, die von einem Herrscher und/oder Geistesgröße zum anderen eilten, und von einem Krieg zum nächsten.

Und, @dekumatland, ich stilisiere mich keineswegs zu Irgendwem, sondern benenne nur die Fakten.
 

Was betrachtest Du als "Spott"?
Ich hatte Dich schon mal im Zusammenhang mit der Diskussion über Literaturverluste darauf hingewiesen, dass die Klosprüche von Pompeii heute für Sprachwissenschaftler wertvollstes Material darstellen. Hier ist die Alltagssprache konserviert, wie man sie in der Literatur, die in Bibliotheken verwahrt wurde, nicht findet. Wenn Du Dich heute darum kümmern willst, dass die Linguisten der Zukunft solches Material haben, kannst Du nicht darauf spekulieren, dass ein zufälliges Ereignis wie der Ausbruch des Vesuv die Konservierungsarbeit übernimmt, sondern dann musst Du Klotüren sammeln und konservieren. Ungleich mehr Material ließe sich heute sammeln, wenn man auf Handy-Daten zugreifen könnte.
Für Archäologen sind Abfallgruben sehr interessant, da werden Essensreste, zerbrochenes Geschirr, entsorgtes Kinderspielzeug untersucht und präpariert. Findet man Überreste von toten Ratten, stürzen sich Genetiker drauf, die die DNA mit heutigen Hausratten vergleichen und deren Stammbaum rekonstruieren. Vor wenigen Jahrzehnten wäre das noch nicht vorstellbar gewesen.

Und wir können heute auch noch nicht wissen, welche achtlos entsorgte Alltagsgegenstände mit wissenschaftlichen Methoden der Zukunft zum Sprechen gebracht werden können.


... offenbart ein Verständnis der Geschichte
Deine Antwort offenbart ein mangelhaftes Verständnis des von mir Geschriebenen.
 
Natürlich sind sie das – wenn man passiv ist und wartet, dass Privatpersonen von sich aus ihre Familienalben, die unter Umständen 100 Jahre zurückreichen, einem Museum anbieten.

Das war ein richtiges Vorgehen. Ethnologen gehen aktiv an die Sachen ran, nicht aber Historiker. Sie sichern offenbar den Alltag nicht, sondern vertrauen darauf, dass jemand das für sie macht – damit sie nach 20 Jahren oder noch später das ev. gesammeltes Material untersuchen können.

Dabei kann man auch den Alltag sichern: Im Haus der Geschichte in Bonn habe ich vor Jahren eine Ausstellung gesehen, die sich mit Sexualmoral im Wandel der Zeiten beschäftigte. Und die zeigte nicht nur Sachen bis zu 20 Jahren vor dem Jahr der Ausstellung, sondern war up to date inkl. Internet, das damals, Mitte der 2010er Jahre schon sehr weit verbreitet war: Google war da z.B. schon beinahe 20 Jahre alt, Wikipedia 15, Facebook und Twitter 10.
Danke für die anschauliche Illustration des Dunning-Kruger-Effects.
 
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