Die historischen Bücher des Jahres 2006

ursi

Moderatorin
Teammitglied
"DAMALS - das Magazin für Geschichte und Kultur" zeichnet nun schon zum achtenmal die besten historischen Sachbücher aus

Die historischen Bücher des Jahres 2006
Zur Auswahl standen 47 Bücher, publiziert zwischen Herbst 2005 und Herbst 2006. Die hochkarätige Jury setzt sich aus renommierten Wissenschaftlern und Vertretern der Medien zusammen: Prof. Dr. Stig Förster, Bern; Prof. Dr. Hans-Joachim Gehrke, Freiburg, Prof.Dr. Ulrich Herbert, Freiburg, Prof. Dr. Jürgen Osterhammel, Konstanz, Prof. Dr. Gabriela Signori, Konstanz, Dr. Fransziska Augstein, Süddeutsche Zeitung, Dr. Michael Jeismann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Dr. Günter Müchler, Deutschlandfunk.

Die Jury beurteilte die Bücher in sieben Kategorien: die beste Einzelstudie, der informativste Überblick, das unterhaltsamste Buch, das schönste Buch, das beste Buch in der neuen Kategorie „Denkanstöße“, das beste autobiographische Buch und das beste Buch zum “Thema des Jahres” „Familienporträts“. Pünktlich zur Buchmesse liegt nun das Ergebnis vor: Die folgende Liste präsentiert die Plazierungen in allen sieben Kategorien – und die „Nummer 1“, „Das historische Buch des Jahres 2006“.

Das historische Buch des Jahres 2006
Joachim Radkau: Max Weber. Die Leidenschaft des Denkens. Hanser, € 45,-.

Einzelstudien
1. Gerd Koenen: Der Rußland-Komplex.
Die Deutschen und der Osten 1900-1945. C. H. Beck, € 29,80.
2. Peter Longerich: „Davon haben wir nichts gewusst!“ Die Deutschen und die Judenverfolgung 1933-1945. Siedler, € 24,95.
2. Jean-Claude Schmitt: Die Bekehrung Hermanns des Juden. Autobiographie, Geschichte und Fiktion. Reclam, € 28,90.
3. Jung Chang/Jon Halliday: Mao. Das Leben eines Mannes. Das Schicksal eines Volkes. Blessing, € 34,-.
3. Werner Dahlmann: Julius Caesar. Die Ehre des Kriegers und die Not des Staates. Schöningh, € 24,90.

Überblick
1. Peter Hersche: Muße und Verschwendung. Europäische Gesellschaft und Kultur im Barockzeitalter. 2 Bände. Herder, € 78,-.
2. Michael Borgolte: Christen, Juden, Muselmanen. Die Erben der Antike und der Aufstieg des Abendlandes 300 bis 1400 n. Chr. Siedler, € 74,-.
3. Gudrun Krämer: Geschichte des Islam. C. H. Beck, € 24,90.

Unterhaltung
1. Adolph Freiherr Knigge: Benjamin Noldmanns Geschichte der Aufklärung in Abyssinien. Eichborn, € 22,90.
2. Ursula Naumann: Euphrat Queen. Eine Expedition ins Paradies. C. H. Beck, € 22,90.
3. John Dickie: Cosa Nostra. Die Geschichte der Mafia. S. Fischer, € 19,90.
3. Marianne Draeger/Otto Draeger: Die Carl-Schurz-Story. Vom deutschen Revolutionär zum amerikanischen Patrioten. Verlag für Berlin-Brandenburg, € 24,80.

Ästhetik
1. Jacques Dalarun (Hrsg.): Das leuchtende Mittelalter. Primus, € 128,-.
2. François Bellec: Unterwegs auf den Weltmeeren. Die Geschichte der großen Handelsrouten. Knesebeck, € 49,95.
3. Andrea de Porti: Forscher, Abenteurer und Entdecker. Atlas der Welterkundung. Frederking & Thaler, € 50,-.
3. Éric Taladoire/Jean-Pierre Courau: Die Maya. Primus, € 49,90.

Denkanstöße
1. Joachim Radkau: Max Weber. Die Leidenschaft des Denkens. Hanser, € 45,-.
2. Harald Welzer: Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden. S. Fischer, E 19,90.
3. Jared Diamond: Kollaps. Warum Gesellschaften überleben oder untergehen. S. Fischer, € 22,90.

Autobiographisches
1. Karl Dedecius: Ein Europäer aus Lodz. Erinnerungen. Suhrkamp, € 22,80.
2. Mirjam Bolle: Ich weiß, dieser Brief wird dich nie erreichen. Tagebuchbriefe aus Amsterdam, Westerbork und Bergen-Belsen. Eichborn, € 22,90.
3. Nina Lugowskaja: Ich will leben. Ein russisches Tagebuch 1932-1937. Hanser, € 24,90.

Thema des Jahres: Familienporträts
1. Harold James: Familienunternehmen in Europa. C. H. Beck, € 29,90.
2. Thomas Lackmann: Das Glück der Mendelssohns. Geschichte einer deutschen Familie. Aufbau, € 26,90.
3. Heike Specht: Die Feuchtwangers. Familie, Tradition und jüdisches Selbstverständnis. Wallstein, € 39,-.

Der Siegertitel:
Immer wieder beruft sich auch die Geschichtswissenschaft in ihren Deutungsansätzen auf seine grundlegenden Arbeiten: Max Weber (1864–1920) hat etwa mit seinen Überlegungen zum modernen Kapitalismus und zur protestantischen Arbeitsethik die Forschung maßgeblich beeinflußt. Die Literatur zu diesem Übervater der Sozialwissenschaften füllt inzwischen Regale; die umfangreiche Biographie des Bielefelder Historikers Joachim Radkau über Max Weber setzt dennoch neue Maßstäbe. Radkau bleibt nicht bei der akribischen Analyse der Werke stehen – er entwirft ein plastisches Bild des Menschen Max Weber mit all seinen Leidenschaften und psychischen Leiden, war der Wissenschaftler doch aufgrund starker Depressionen schon bald nicht mehr imstande, seine Lehrtätigkeit an der Universität auszuüben. Zugleich aber stellt Radkau Weber in den Kontext einer von Nationalismus und Erstem Weltkrieg geprägten Zeit. Radkaus Biographie bietet damit eine höchst anregende Lektüre und enthüllt zahlreiche bisher unbekannte Facetten der Persönlichkeit Webers. Die Qualitäten des Bandes überzeugten auch die DAMALS-Jury, die dieses Buch zu ihrer „Nummer 1“ wählte. Knapp hinter dem Buch von Joachim Radkau belegte die Studie „Der Rußland-Komplex“ von Gerd Koenen den zweiten Platz. In überzeugender Weise zeichnet Koenen die höchst ambivalenten Beziehungen Deutschlands und Rußlands zwischen 1900 und 1945 nach und zeigt das schillernde Bild des Ostens zwischen Faszination und Furcht.

Quelle: Dr. Heike Talkenberger
http://www.damals.de/sixcms/detail.php?id=175671
 
Mich freut sehr, dass Gerd Koenen so gut abgeschnitten hat. Ich kenne von ihm nur "Das rote Jahrzehnt - Unsere kleine Kulturrevolution", doch trotz ein paar methodischer Schwächen und etwas subjektiver Betrachtung (er streut persönliche Erlebnisse und Erfahrungen ein) halte ich es gleichsam für eine der besten Darstellungen der 68er Zeit - nebenbei gesagt, auch eine der Lustigsten!
 
Gudrun Krämer: Geschichte des Islam. ist bis auf einige kleine Fehler ganz brauchbar. Freut mich!
Ich verstehe nur nicht, warum immer wieder auf Fußnoten verzichtet wird, besonders von Autoren, die täglich damit umgehen, und die es gewohnt sind? Denn zwecks Leserlichkeit kann man sie ja ans Ende des Buches verschieben, meinetwegen auch in ganz kleiner Schrift, wenn man denn unbedingt Papier sparen will. Oder?
 
Überblick
1. Peter Hersche: Muße und Verschwendung. Europäische Gesellschaft und Kultur im Barockzeitalter. 2 Bände. Herder, € 78,-.
Das klingt interessant.
Hat jemand das Buch und kann es empfehlen? Wie weit wird der Begriff Barock gefasst? Geht es auch um das 18.Jh.? Teilw. sind die Grenzen zwischen Protoaufklärung und Barock, vor allem aber der Begrifflichkeit durch die Kunstrichtung, welche als Spätbarock noch im Rokoko weiterlebte, sehr fließend.
 
Zurück
Oben