Die Maiunruhen - und das Bildungssystem in Frankreich

Tacitus

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Während den Studentenprotesten in Europa in den Sechziger Jahren kam es ja besonders in Frankreich zu schweren Protesten.

Es wurden Universitäten besetzt und viele Forderungen nach einer Umbildung der Universitäten gefordert. Nun stellt sich mir die Frage nach dem "was wurde erreicht".

- Hatte die Proteste in Frankreich direkte Folgen für die Universitäten - gab es Veränderungen?

- Und: haben die Proteste auch eine Änderung des Schulsytems in Frankreich gebracht? War das Schulsytem schon vorher so, wie heute? :confused:
 
Wir, deutsche 68er, haben zwar die französische Entwicklung beobachtet, die Turbulenzen im eigenen Land ließen da aber kaum Zeit für einen reflektierenden Blick über den Zaun.
Daniel Cohn-Bendit war für mich damals eine Art Symbolfigur, nicht unbedingt positiv, eher schillernd, aber glaubwürdiger als Joschka Fischer.
Die Entwicklung in Frankreich? Interessierte uns wenig.
 
Ja, die Mai-Unruhen 1968 in Frankreich haben zu elementaren Veränderungen des französischen Hochschulsystems geführt.

Die Unruhen führten dazu, dass beinahe alle Universitäten von Studenten besetzt wurden – die französische Administration reagierte durch die „Auslagerung“ zahlreicher Fakultäten aus den Innenstädten. Man wollte dadurch die aufwiegelnden Studenten aus den Stadtbildern verbannen. Interessanterweise sind meistens die „Konservativen“ Fakultäten, wie Rechtswissenschaften und Wirtschaftslehre in den altehrwürdigen Gebäuden verblieben. Noch heute ist sind die Fakultäten deshalb dezentralisiert.

Die Weiteren sind die Universitäten seit 1968 selbständig und finanziell autonom. Sie werden von Räten verwaltet, die sich aus Vertretern von Lehre und Forschung, Mitgliedern des nicht unterrichtenden Personals, Studenten, und nicht den Universitäten angehörenden Personen zusammensetzen.

Einen auf den ersten Blick belanglosen weiteren Grund für die Unruhen im Mai `68 sollte man nicht vernachlässigen:
Die Studenten wehrten sich gegen die Ghettoisierung der Studentenheime. Ein wichtiger Punkt dabei war die strikte Geschlechtertrennung in den plattenbauartigen Studentensiedlungen. [Bei den Protesten gegen diese Geschlechtertrennung trat Daniel Con Bendit das erste Mal in Erscheinung].
Diese Geschlechtertrennung wurde nach Abklingen der Gemüter nach den Unruhen überdacht und auf Druck der Straße abgeschafft, was für viele Studenten ein großer Schritt in Richtung der angestrebten Liberalisierung der Hochschulen war.

Deine Frage bezüglich des Schulsystems kann ich leider nicht beantworten. Ich vermute aber, dass auch dort – zumindest kleinere – Reformen in der Lehre durchgeführt worden sind.
 
Mercy schrieb:
Daniel Cohn-Bendit war für mich damals eine Art Symbolfigur, nicht unbedingt positiv, eher schillernd, aber glaubwürdiger als Joschka Fischer.
Die Entwicklung in Frankreich? Interessierte uns wenig.

Du schreibst Daniel Cohn-Bendit sei glaubwürdiger als Joschka Fischer. Könntest du das erläutern?
 
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