Ravenik
Aktives Mitglied
Nun ja, bei direktem Seehandel entfallen die Zwischenhändler, die auch mitverdienen wollen. Man hat im Spätmittelalter nach einem Seeweg nach Indien gesucht, also warum nicht auch in der Antike? Zumal man in der Antike nicht Afrika umrunden musste, sondern von Ägypten lossegeln konnte. Bei wertvollen Luxusgütern, bei denen man also große Werte pro Schiff unterbringen konnte, wird sich der Seehandel schon rentiert haben.Der Blickwinkel lässt solche Handelskontakte sicher möglich erscheinen. Ob dem Handelsseefahrer aber handelnde Seefahrer folgten, ob das lukrativ erschien, oder ob es bei Einzelkontakten mit jahrzehntelangen Abständen blieb, ist doch dann eine offene Frage. Die Entfernungen sind ein plausibles Argument gegen den laufenden (seefahrenden) Handel bis um Indien herum. Bei solchen Handelsstrecken halte ich logistische Ketten für plausibel (und ökonomisch vorteilhafter).
Insbesondere Muziris in Südindien soll ein wichtiger Umschlagplatz gewesen sein. Man hat dort viele römische Keramiken und Münzen gefunden, und es gibt Hinweise, dass dort überhaupt eine feste römische Handelsniederlassung bestand.
Für Direktkontakte spricht auch eine Legende: Der Apostel Thomas soll per Schiff nach Indien gereist sein und dort missioniert haben. Ob diese Überlieferung nun stimmen mag oder nicht - da Thomas nicht als großer Entdeckungsreisender geschildert wird, waren damals Schiffsreisen nach Indien offenbar nicht so ungewöhnlich.
In Oc Eo im Bereich der Mekong-Mündung wurden einige hundert Münzen des Antoninus Pius und des Marcus Aurelius entdeckt.Die Frage wäre also meinerseits, wie groß sind diese Fundmengen? Reden wir hier von fünf Münzen, die sich über 2 Jahrhunderte verteilen, oder schon von einigen Dutzend Münzen, die zeitlich zusammengehören?
Nicht unbedingt, da der römische Händler ohnehin viel mehr vom parthischen Händler kaufte als umgekehrt.Aber würde bei einem schrittweisen Handelskontakt sich ein sagen wir mal parthischer Händler nicht dafür entscheiden, die in seinen Händen befindlichen römischen Münzen wieder für den Verkehr mit römischen Händlern zu benutzen, anstatt sie für einen Warenverkehr Richtung Osten einzusetzen.
Allerdings wurde das römische Geld nicht unbedingt einfach weiterverwendet: Im Kushan-Reich wurden anscheinend römische Goldmünzen, die als Bezahlung für indische Waren ins Land gelangt waren, zu eigenen Goldmünzen umgeprägt. Im südlicheren Indien hingegen blieben die ins Land gelangten römischen Münzen im Umlauf, wobei allerdings häufig das auf den Münzen enthaltene Porträt des römischen Kaisers zerstört wurde.