M
Maksim
Gast
Gestern war ja nun wirklich ein außergewöhnlicher Tag, oder etwa nicht ?
Das Rheinland fiel pünktlich Um 11 Uhr 11 in den kollektiven Wahnsinn, an manchen Orten hatten um diese Tageszeit viele "Narren" bereits seit Stunden die Drehzahl einer Hubschrauberturbine und erschreckend wenig Blut im Alkohol, Menschen - die sich das ganze Jahr über "mit dem Gesäß nicht angucken" - lagen sich in den Armen und tranken Brüderschaft ... und in 9 Monaten wird so aus Spaß ein Ernst ... oder eine Ernestine ... oder welcher Name sonst gerade so in Mode ist.
Beim Zappen durch die Fernsehlandschaft grinsten einen, querbeet auf fast allen Kanälen, närrisch verkleidete und bemalte Landsleute an - in einem Zustand, der jedem Notarzt die Sorgenfalten in die Stirn habe meißeln müssen.
Als stolzer Besitzer einer Satellitenanlage konnte ich, als ich es nicht mehr ertragen konnte, mittels Fernbedienung den Sprung in andere Länder und andere Gemütszustände vollziehen. Und das war auch gut so.
Wenigstens in anderen Ländern war man sich der wirklichen Bedeutung des 11. November bewusst, erinnerte man sich an den 11.11.1918, den letzten Tag des Ersten Weltkrieges.
In Frankreich ist der 11.11. ein Feiertag, nennt sich L'Armistice - der Waffenstillstand - und wird im Gedenken aller Toten des "Großen Krieges" - La Grande Guerre - begangen.
In Polen ist der 11.11. Nationalfeiertag, kam doch mit dem Kriegsende auch die Unabhängigkeit - die auch für die deutsche Bundesregierung einen solchen Stellenwert hat, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel einer Einladung des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski folgte und zu einer Gedenkveranstaltung nach Warschau reiste.
In Russland enthüllte man am gestrigen Tage Denkmäler, Denkmäler die in Sowjetzeiten undenkbar gewesen wären - war doch der "Первая мировая война", der "Erste Weltumfassende Krieg", ein Vermächtnis des verhassten Zarenregimes dem Homo Sowjeticus nicht gedenken sollte. Aber am gestrigen Tage war das anderes, in Sankt Petersburg (und auch anderswo im flächenmäßig größten Land der Erde) schossen Soldaten in Weltkriegsuniformen mit historischen Gewehren Salut.
In den USA beging man den "Veterans Day", den Gedenktag für alle Soldaten aller Kriege, und ein "president elect" legte einen Kranz nieder.
In Großbritannien erinnerte man sich, in Australien, in Neuseeland ... und es würde mich nicht wundern, hätten im Senegal die Menschen den Toten der "Tireurs Sénégalais" und in Nordafrika den Toten der "Coloniaux" gedacht. Oder irgendwo in Schwarzafrika an den Opa, der unter den Deutschen ein Askari war.
Und was passierte in Deutschland ?
Frankreichs Präsident Sarkozy erinnerte in einer Rede nahe Verdun an eine "unerträglich schmerzhafte Lektion" der Geschichte. "Der Hass ist erloschen, und die Rachegelüste sind verschwunden", sagte er ... und ist mir damit zum zweiten mal in diesem Jahr positiv aufgefallen.
Um kurz nach 11 Uhr, dem Zeitpunkt, ab dem am 11. November 1918 nach vier Jahren erbitterter Kämpfe und 8,5 Millionen Toten die Waffen endlich schwiegen, schritten Sarkozy und der britische Prinz Charles gemeinsam zur Gedenkstätte in Douaumont und legten Blumengebinde nieder.
Deutschland wurde vertreten durch Bundesratspräsident Peter Müller, denn neben der Bundeskanzlerin war auch der Bundespräsident verhindert. Jedenfalls erfolgte das Fernbleiben diesmal etwas diplomatischer, nicht à la Gerhard Schröder ... "sorry, hab' Termine".
Zurück zu Sarkozy ....
Am 17 März 2008 drängte es mich mal wieder Nachrichten in französischer Sprache zu sehen, führte es mich auf einen der französischen Sender die ich empfangen kann. Und promt platze ich mitten in einen Staatsakt.
Leicht verwirrt, es war schließlich nicht der 14. Juli, brauchte ich eine Weile bis ich verstand - besser: realisierte - um was es ging. Frankreich trug mit allen militärischen und staatlichen Ehren Monsieur Lazare Ponticelli zu Grabe - den letzten Veteranen des Weltkrieges mit französischer Staatsbürgerschaft, gestorben im Alter von 110 Jahren.
Ponticelli - gebürtiger Italiener - kam 1907, mit neun Jahren, nach Frankreich. Mit 16 Jahren trat er in die französische Fremdenlegion ein, wurde nach einer Verwundung jedoch ausgemustert. Nach dem Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg 1915 ging er zur italienischen Armee. Französischer Staatsbürger wurde er erst 1939.
In seiner Gedenkrede übte Sarzoky herbe Kritik an Deutschland, würdigte in seinen Worten auch Dr. Erich Kästner, den letzten deutschen Veteranen des "Großen Krieges", der am 1. Januar 2008 im Alter von 107 Jahren verstarb, ohne großes Medienecho - ohne folgenden Staatsakt.
Es bedarf also des "Erbfeindes" um Deutschland und die Deutschen an ihre vergessene Generation zu erinnern ... die anscheinend nur in Deutschland vergessen ist, aber ich mag mich irren.
Ich habe mich gestern stark gezügelt, jedenfalls was man dem Maksim mit "stark zügeln" unterstellen kann. Mein "Steilpass" in der "Assoziationskette" wurde nicht aufgenommen. Schade eigentlich.
Man darf mir gerne vorwerfen - oder vorhalten - ich hätte ja bereits gestern diesen Beitrag schreiben können. Habe ich aber bewusst nicht getan ... ich wollte den "waschechten Deutschen" nicht vorgreifen, hatte aber gehofft es käme etwas.
Um einem möglichen Missverständnis vorzubeugen ... mit "waschechten Deutschen" will ich niemanden provozieren oder gar beleidigen, ich bin eben halt kein "waschechter Deutscher" ... und keiner meiner Vorfahren kämpfte im Ersten Weltkrieg in deutscher Uniform.
Meine Großväter ... der eine Russe, der andere Österreicher ... kämpften für andere Nationen ... beide sogar - Gott sei Dank nicht zeitgleich - einmal an der gleichen Front in Galizien. Als mein "Russenopa" in Galizien auftauchte kämpfte mein "KuK-Opa" bereits in den Dolomiten gegen die Italiener, jedenfalls ergab meine "Ahnenforschung" dieses Ergebnis ... den "Russenopa" konnte ich als Kind noch fragen, den "KuK-Opa" leider nicht mehr.
Wie ein englischer Journalist es einmal formulierte ... "Die Nationalität resultiert oftmals aus dem Zufall der sich 'Geburtsort' nennt". Und die Nationalität ändert sich manchmal auch ungewollt.
Mein "Russenopa" zeigte mir einmal seinen ersten "richtigen" Pass, ausgestellt von den Tschechen, und lautete auf die Bezeichnung "Tschechoslowakischer Staatsbürger russischer Nationalität" ... während im ersten Pass meines Vaters (Jahrgang 1926) - sowie in dem Pass meiner Großmutter väterlicherseits - stand "Tschechoslowakischer Staatsbürger deutscher Nationalität".
Die großaltige alte Dame, die mich als Kind aufzog und "an Mutters Stelle" betreute (meine Mutter war zu krank um dies selbst zu können) war meine Großmutter mütterlicherseits - und die war bei Geburt "Citoyenne Française", Bürgerin der Französischen Republik. Als junge Frau, und gelernte Schneiderin, war sie nach Wien migriert um bei einem "KuK Hofschneider" zu arbeiten. Den feschen Österreicher, dem sie half eine Uniform anzupassen, hat sie dann dreist geheiratet. Einfach so - ohne Widerstand. Sacrebleu.
Deshalb denke ich oft, wenn ich denke, in drei Sprachen - beherrsche keine davon wirklich richtig - und habe bei der "Nationalitätenfrage" so meine Probleme. Man möge es mir nachsehen.
Das Rheinland fiel pünktlich Um 11 Uhr 11 in den kollektiven Wahnsinn, an manchen Orten hatten um diese Tageszeit viele "Narren" bereits seit Stunden die Drehzahl einer Hubschrauberturbine und erschreckend wenig Blut im Alkohol, Menschen - die sich das ganze Jahr über "mit dem Gesäß nicht angucken" - lagen sich in den Armen und tranken Brüderschaft ... und in 9 Monaten wird so aus Spaß ein Ernst ... oder eine Ernestine ... oder welcher Name sonst gerade so in Mode ist.
Beim Zappen durch die Fernsehlandschaft grinsten einen, querbeet auf fast allen Kanälen, närrisch verkleidete und bemalte Landsleute an - in einem Zustand, der jedem Notarzt die Sorgenfalten in die Stirn habe meißeln müssen.
Als stolzer Besitzer einer Satellitenanlage konnte ich, als ich es nicht mehr ertragen konnte, mittels Fernbedienung den Sprung in andere Länder und andere Gemütszustände vollziehen. Und das war auch gut so.
Wenigstens in anderen Ländern war man sich der wirklichen Bedeutung des 11. November bewusst, erinnerte man sich an den 11.11.1918, den letzten Tag des Ersten Weltkrieges.
In Frankreich ist der 11.11. ein Feiertag, nennt sich L'Armistice - der Waffenstillstand - und wird im Gedenken aller Toten des "Großen Krieges" - La Grande Guerre - begangen.
In Polen ist der 11.11. Nationalfeiertag, kam doch mit dem Kriegsende auch die Unabhängigkeit - die auch für die deutsche Bundesregierung einen solchen Stellenwert hat, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel einer Einladung des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski folgte und zu einer Gedenkveranstaltung nach Warschau reiste.
In Russland enthüllte man am gestrigen Tage Denkmäler, Denkmäler die in Sowjetzeiten undenkbar gewesen wären - war doch der "Первая мировая война", der "Erste Weltumfassende Krieg", ein Vermächtnis des verhassten Zarenregimes dem Homo Sowjeticus nicht gedenken sollte. Aber am gestrigen Tage war das anderes, in Sankt Petersburg (und auch anderswo im flächenmäßig größten Land der Erde) schossen Soldaten in Weltkriegsuniformen mit historischen Gewehren Salut.
In den USA beging man den "Veterans Day", den Gedenktag für alle Soldaten aller Kriege, und ein "president elect" legte einen Kranz nieder.
In Großbritannien erinnerte man sich, in Australien, in Neuseeland ... und es würde mich nicht wundern, hätten im Senegal die Menschen den Toten der "Tireurs Sénégalais" und in Nordafrika den Toten der "Coloniaux" gedacht. Oder irgendwo in Schwarzafrika an den Opa, der unter den Deutschen ein Askari war.
Und was passierte in Deutschland ?
Frankreichs Präsident Sarkozy erinnerte in einer Rede nahe Verdun an eine "unerträglich schmerzhafte Lektion" der Geschichte. "Der Hass ist erloschen, und die Rachegelüste sind verschwunden", sagte er ... und ist mir damit zum zweiten mal in diesem Jahr positiv aufgefallen.
Um kurz nach 11 Uhr, dem Zeitpunkt, ab dem am 11. November 1918 nach vier Jahren erbitterter Kämpfe und 8,5 Millionen Toten die Waffen endlich schwiegen, schritten Sarkozy und der britische Prinz Charles gemeinsam zur Gedenkstätte in Douaumont und legten Blumengebinde nieder.
Deutschland wurde vertreten durch Bundesratspräsident Peter Müller, denn neben der Bundeskanzlerin war auch der Bundespräsident verhindert. Jedenfalls erfolgte das Fernbleiben diesmal etwas diplomatischer, nicht à la Gerhard Schröder ... "sorry, hab' Termine".
Zurück zu Sarkozy ....
Am 17 März 2008 drängte es mich mal wieder Nachrichten in französischer Sprache zu sehen, führte es mich auf einen der französischen Sender die ich empfangen kann. Und promt platze ich mitten in einen Staatsakt.
Leicht verwirrt, es war schließlich nicht der 14. Juli, brauchte ich eine Weile bis ich verstand - besser: realisierte - um was es ging. Frankreich trug mit allen militärischen und staatlichen Ehren Monsieur Lazare Ponticelli zu Grabe - den letzten Veteranen des Weltkrieges mit französischer Staatsbürgerschaft, gestorben im Alter von 110 Jahren.
Ponticelli - gebürtiger Italiener - kam 1907, mit neun Jahren, nach Frankreich. Mit 16 Jahren trat er in die französische Fremdenlegion ein, wurde nach einer Verwundung jedoch ausgemustert. Nach dem Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg 1915 ging er zur italienischen Armee. Französischer Staatsbürger wurde er erst 1939.
In seiner Gedenkrede übte Sarzoky herbe Kritik an Deutschland, würdigte in seinen Worten auch Dr. Erich Kästner, den letzten deutschen Veteranen des "Großen Krieges", der am 1. Januar 2008 im Alter von 107 Jahren verstarb, ohne großes Medienecho - ohne folgenden Staatsakt.
Es bedarf also des "Erbfeindes" um Deutschland und die Deutschen an ihre vergessene Generation zu erinnern ... die anscheinend nur in Deutschland vergessen ist, aber ich mag mich irren.
Ich habe mich gestern stark gezügelt, jedenfalls was man dem Maksim mit "stark zügeln" unterstellen kann. Mein "Steilpass" in der "Assoziationskette" wurde nicht aufgenommen. Schade eigentlich.
Man darf mir gerne vorwerfen - oder vorhalten - ich hätte ja bereits gestern diesen Beitrag schreiben können. Habe ich aber bewusst nicht getan ... ich wollte den "waschechten Deutschen" nicht vorgreifen, hatte aber gehofft es käme etwas.
Um einem möglichen Missverständnis vorzubeugen ... mit "waschechten Deutschen" will ich niemanden provozieren oder gar beleidigen, ich bin eben halt kein "waschechter Deutscher" ... und keiner meiner Vorfahren kämpfte im Ersten Weltkrieg in deutscher Uniform.
Meine Großväter ... der eine Russe, der andere Österreicher ... kämpften für andere Nationen ... beide sogar - Gott sei Dank nicht zeitgleich - einmal an der gleichen Front in Galizien. Als mein "Russenopa" in Galizien auftauchte kämpfte mein "KuK-Opa" bereits in den Dolomiten gegen die Italiener, jedenfalls ergab meine "Ahnenforschung" dieses Ergebnis ... den "Russenopa" konnte ich als Kind noch fragen, den "KuK-Opa" leider nicht mehr.
Wie ein englischer Journalist es einmal formulierte ... "Die Nationalität resultiert oftmals aus dem Zufall der sich 'Geburtsort' nennt". Und die Nationalität ändert sich manchmal auch ungewollt.
Mein "Russenopa" zeigte mir einmal seinen ersten "richtigen" Pass, ausgestellt von den Tschechen, und lautete auf die Bezeichnung "Tschechoslowakischer Staatsbürger russischer Nationalität" ... während im ersten Pass meines Vaters (Jahrgang 1926) - sowie in dem Pass meiner Großmutter väterlicherseits - stand "Tschechoslowakischer Staatsbürger deutscher Nationalität".
Die großaltige alte Dame, die mich als Kind aufzog und "an Mutters Stelle" betreute (meine Mutter war zu krank um dies selbst zu können) war meine Großmutter mütterlicherseits - und die war bei Geburt "Citoyenne Française", Bürgerin der Französischen Republik. Als junge Frau, und gelernte Schneiderin, war sie nach Wien migriert um bei einem "KuK Hofschneider" zu arbeiten. Den feschen Österreicher, dem sie half eine Uniform anzupassen, hat sie dann dreist geheiratet. Einfach so - ohne Widerstand. Sacrebleu.
Deshalb denke ich oft, wenn ich denke, in drei Sprachen - beherrsche keine davon wirklich richtig - und habe bei der "Nationalitätenfrage" so meine Probleme. Man möge es mir nachsehen.
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