Diskussion zum Buch Völkermord in Deutsch-Südwestafrika

heinz schrieb:
... wann wären Deiner Meinung nach solche Taten verjährt?:confused: Laut StGB verjährt Mord in Deutschland nicht.:grübel:

Die Täter leben nicht mehr. Ihre Nachkommen haben die Tat nicht begangen. Das StGB greift also nicht mehr.

Übrig bleiben zivilrechtliche Schadenersatzforderungen; und die sind offenbar noch völlig ungeklärt.

Vielleicht sollte man hier auf dem Wege eines Zivilprozesses Klärung schaffen.
 
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In der "Allgemeinen Zeitung" (Windhuk) ist ein interessanter Artikel erschienen, in dem die Bevormundung namibischer Historiker durch deutsche, "progressive Volkermordtheoretiker" kritisch beleuchtet wird. Zwischen den Zeilen wird deutschen Historikern zusätzlich vorgeworfen mit ihren neuesten Arbeiten die ethnischen Spannungen in Namibia aufzuheizen und das bisher friedliche Miteinander gefährlich zu radikalisieren.

Es gibt Grenzen und Verantwortung in der Genozidhistorie schrieb:
Aus der Perspektive der sich als progressiv verstehenden deutschen Namibia-Historiker werden die namibisch-deutschstämmigen Forscher ohne akademischen Titel, wie Heiner Schneider-Waterberg, unisono als ,,Siedler" bezeichnet. Der Duisburger Afrikahistoriker Marx lässt sich sogar zu der dumpf-rassistischen Äußerung hinreißen, dass Herr Schneider-Waterberg soviel Ahnung von Geschichtsschreibung hätte, wie in Namibia er [Marx] vom Schafescheren. Auch wenn Marx' Artikel mit dem Untertitel ,,Eine Polemik" versehen ist, wurde hier eindeutig die Grenze geschmackloser Stillosigkeit überschritten. In diesen diskriminierenden Äußerungen versteckt sich völlig unverhüllt eine neokoloniale herablassende Haltung der ,,aufklärerischen" deutschen Namibia-Historiographie. Wenn diese selbstgefälligen ,,Forscher" glauben, die deutsch-stämmigen Namibier als ,,verlorene deutsche Brüder" sehen zu müssen, die es zum rechten Glauben zu bekehren gelte, führen sich diese ,,Historiker" nicht anders auf, als jene von ihnen nur zu gern als ,,Herrenmenschen" klassifizierten Kolonisten im einstigen Deutsch-Südwestafrika.

Ganzer Artikel : http://www.az.com.na/index.php?page=news/news.php&identifier=1079863988&id=16494
 
@ Arne: kennst du denn Arbeiten von Schneider-Waterberg und Eckl?
Ohne diese Grundlage finde ich es schwer, den Artikel zu beurteilen, zumal es ja auch um eine akute politische Frage geht, nämlich die Haltung der heutigen Herero-Politiker und die geforderte Entschädigung.
Allerdings muss ich sagen, dass mich der sog. "Kontinuitäts"-Ansatz, der den Völkermord an den Herero als Vorstufe des späteren Holocaust sieht, bisher auch nicht überzeugte. Das liegt m.E. daran, dass der Kreis der an der Niederschlagung des Aufstands beteiligten Personen sicher nicht sehr groß war und nach 1918 keinerlei politischen Einfluss mehr gehabt haben dürfte, und schon gar nicht auf Hitler und die NSDAP. Was ich allerdings nicht weiß, ist, welche Rolle möglicherweise dort verbliebene deutsche Politiker/Beamte in Südwest nach 1918 noch gespielt haben.
 
Ashigaru schrieb:
@ Arne: kennst du denn Arbeiten von Schneider-Waterberg und Eckl?
Mehrere Arbeiten von Schneider-Waterberg kenne ich, auch die angesprochenen. Kannst du auch bei Interesse nachlesen. Sind im Magazin auf der "bösen, bösen Seite", zu der ich hier Linkverbot habe. :cool:

Ob Völkermord ja oder nein, hatten wir ja schon ausgiebig im anderen Thread und sollten wie hier nicht neu beginnen. Ich hatte den Artikel hier zu der Buchdiskussion gesetzt, weil einer der Autoren dort direkt erwähnt wird.
 
Arne schrieb:
In der "Allgemeinen Zeitung" (Windhuk) ist ein interessanter Artikel erschienen, in dem die Bevormundung namibischer Historiker durch deutsche, "progressive Volkermordtheoretiker" kritisch beleuchtet wird. Zwischen den Zeilen wird deutschen Historikern zusätzlich vorgeworfen mit ihren neuesten Arbeiten die ethnischen Spannungen in Namibia aufzuheizen und das bisher friedliche Miteinander gefährlich zu radikalisieren.

Sehr informativ ist der Artikel nicht, da werden Emotionen abgeladen, die sachlichen Zusammenhänge muß man selbst suchen. Wie man informieren kann, zeigt der Chefredakteur der AZ Windhuk:
Erinnerungskultur bleibt für staatliche und nichtstaatliche Akteure ein umkämpftes Terrain
http://www.namibiana.de/Photos/htm/presseschau/az/az_0253.cfm

Das diskutierte Buch Völkermord in Deutsch-Südwestafrika. Der Kolonialkrieg 1904 - 1908 in Namibia wurde hier vorgestellt:
http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=154779&postcount=1

Weitere Rezensionen dazu:
http://www.clio-online.de/default.aspx?tabid=40208174&isbn=3861533030
 
@ Arne: habe mittlerweile ein paar Texte von Schneider-Waterberg auf der von dir genannten Seite gefunden. Ich fand schon, dass dieser Autor eine Art apologetischen Zugang zu dem Thema hat. Er beschäftigt sich ja hauptsåchlich mit der Person Trothas. Zwar stellt er die Existenz der Befehle und Aussagen Trothas nicht in Frage. Er schließt aber auf eine innere Befindlichkeit des Generals, nach der dieser nicht wirklich danach håtte handeln wollen, was er sagte. Und ich kann in den genannten Quellen nichts erkennen, was diese Annahme berechtigt.

Interessant fand ich auch noch eine Rezension zu dem Sammelband mit dem kritisierten Aufsatz, in der festgestellt wird, dass es sich bei diesem Streit offenbar rein um eine Auseinandersetzung zwischen den genannten "progressiven", wohl meist aus der BRD stammenden Historikern, sowie deutschståmmigen Autoren aus Sýdwest handelt. Da håtte mich ja mal interessiert, was schwarze namibische Historiker dazu meinen...
 
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@ Arne: habe mittlerweile ein paar Texte von Schneider-Waterberg auf der von dir genannten Seite gefunden. Ich fand schon, dass dieser Autor eine Art apologetischen Zugang zu dem Thema hat. Er beschäftigt sich ja hauptsåchlich mit der Person Trothas. Zwar stellt er die Existenz der Befehle und Aussagen Trothas nicht in Frage. Er schließt aber auf eine innere Befindlichkeit des Generals, nach der dieser nicht wirklich danach håtte handeln wollen, was er sagte. Und ich kann in den genannten Quellen nichts erkennen, was diese Annahme berechtigt.

Nun dazu verweise ich auf einen Absatz im AZ-Artikel. Anscheinend hat Herr Schneider-Waterberg tatsächlich Quellen erschlossen, um die sich einige promovierte Kollegen bisher nicht kümmerten, bzw. die ihnen bisher nicht zugänglich waren:

AZ Artikel schrieb:
Im Gegensatz zu Marx und seinen akademischen Kollegen hat der Namibier Schneider-Waterberg erkannt, dass erst einmal historische Grundlagenforschung zu leisten ist. Er hat den logischen Schritt ins Public Record Office vollzogen und neue unabhängige britische Quellen ausfindig gemacht, wie zum Beispiel den Geheimbericht des englischen Colonel Trench, der u.a. das Konstrukt Joachim Zellers vom ,,Vernichtungslager Swakopmund" weitgehend widerlegt. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ein namibischer Autodidakt der überwiegend landesfremden akademischen ,,Elite" zeigen muss, welche Grundlagenforschung Historiker zu leisten haben. Der wissenschaftliche Weg zur Objektivität führt nicht über das Plagiat, sondern in die Archive und erfordert das Aufspüren neuer Quellen, die sich zumeist, wie die Tagebücher der Generäle v. Trotha und v. Deimling, heute in Privatbesitz finden.

Wenn ihm dann Unprofessionalität vorgeworfen wird, ist das doch ziemlich schäbig. Da sollten sich andere Leute mal an die eigene Nase fassen und sich erinnern, was Quellenstudium ist....
 
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