Dokus/Videos zum Imperialismus

Berkut

Neues Mitglied
Guten Abend,

wir nehmen zur Zeit in Geschichte Imperialismus durch, sodass ich schon mal vorarbeiten wollte.
Wollte jetzt fragen, ob jemand im Internet Videos oder Dokumentationen zu diesem Thema kennt, wäre einfach super, denn einfach etwas durchzulesen reicht mir nicht, Bilder im Kopf zu haben finde ich immer besser.^^

Danke.

Berkut
 
Zeitalter des Imperialismus - Dokumentarfilme

Hallo zusammen,

selber suche ich nach Dokumentarfilmen über Kolonialismus/Imperialismus, vor allem über die Epoche Ende des 18.Jhr bis zum Beginn des 1. Weltkrieges.

Von Interesse sind für mich vor allem folgende Nationen:

Großbritannien
Frankreich
USA
Russland


Ich würde mich über empfehlenswerte Hinsweise darüber freuen.

Danke =)
 
Jetzt möchte ich doch noch einmal nachhaken.

Gibt es wirklich keine Dokumentationsfilme über diese Zeispanne und zu dieser Thematik ?

Ich finde etliche Filme über den Imperialismus vor dieser Zeit, aber habe per google so gut wie nichts gefunden wenn es um meine gewünschte Anfrage geht. Das ist doch eine sehr ereignisreiche und interessante Epoche ?
 
Gisela Graichen hat zu diesem Thema gemeinsam mit Horst Gründer eine Reihe gedreht, die auf dem ZDF ausgestrahlt wurde und in unregelmäßigen Abständen auf Phoenix wiederholt wird. Über die Qualität dieser Dokus kann man sich freilich streiten. Es kommt auch darauf an, was du dir von solchen Dokumentationen erhoffst.
Außerdem gibt es, mit einem internationaleren Fokus, eine Reihe, die mal auf arte ausgestahlt wurde. (Das muss Ende letzten oder Anfang dieses Jahres gewesen sein).
 
Auf Anhieb fällt mir eine Produktion aus den 60er Jahren ein, die damals für großen Wirbel sorgte: "Heia Safari", eine zweiteilige Dokumention, die Ralph Giordano 1966 für den WDR drehte. Darin geht es allerdings nur um die deutsche Kolonialgeschichte. Ich kenne den Film nicht und wüßte auch nicht, wo man ihn bekommen könnte, aber in den Vierteljahresheften für Zeitgeschichte findet sich ein Aufsatz darüber:

Institut für Zeitgeschichte: 3/2008

Der Film ist natürlich aufgrund seines Alters weit hinter dem aktuellen Forschungsstand zurück und inzwischen selbst ein historisches Dokument über die kontroverse Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit Deutschlands in der BRD der 60er Jahre.
 
Mindestens genauso interessant wie der obige Film ist die Folgeveranstaltung gewesen. Da damals noch viele Zeitzeugen lebten und heftig gegen die negative Darstellung Giordanos protestierten, willigte der WDR ein, eine extra Diskussionsveranstaltung anzusetzen, die komplett im TV gezeigt wurde.
Der Film war 90 Minuten - die Diskussion dazu 125 Minuten. Aus heutiger Sicht kaum zu glauben, wie die Filmemacher da praktisch wie die Lausbuben saßen und sich über 2 Stunden lang vorhalten lassen mußten, was sie alles falsch dargestellt hatten. Heute völlig unmöglich.
 
Über den späten deutschen Imperialismus gibt es genügend Filmmaterial, aber mich interessieren gerade die Länder welche in dieser Zeit die Großmächte des Imperialismus waren. Die deutsche Geschichte zerpflückt man genügend und bekommt darüber sehr viele Informationen, ich möchte aber von den genannten Nationen näheres erfahren und lese natürlich auch darüber. Doch Dokumentarfilme sind eben für mich genauso interessant.

Mir fällt auf, dass zu dieser wichtigen Thematik es anscheinend im Dokumentarfilmbereich große Lücken und Nachholbedarf gibt.

Es gab in dem genannten Jahrhundert sehr viele Konflikte bzw. Vereinnahmungen von Ländern und Bewegungen der Einflußsphären etwaiger Großmächte. Selbst im 20. Jhr bis kurz vor dem ersten Weltkrieg gab es etliche Interventionen/Kleinstkriege zu Gunsten von Vereinnahmunge bis kurz vor dem 1. Weltkrieg.

Es ist für mich etwas unverständlich, dass es über die genannte Thematik und dem Zeitabschnitt so gut wie nichts gibt. Denn diese Epoche ist nicht nur sehr interessant sondern in meinen Augen auch wichtig um die Vergangenheit, aber auch unsere Gegenwart besser zu verstehen.

Danke trotzdem für die Bemühungen, das ist nett von euch.
 
Ich würde dir noch einmal empfehlen, zu schauen, was der Sender arte da so auf Lager hat bzw. was BBC und Channel 4 liefern können.
 
Aus heutiger Sicht kaum zu glauben, wie die Filmemacher da praktisch wie die Lausbuben saßen und sich über 2 Stunden lang vorhalten lassen mußten, was sie alles falsch dargestellt hatten. Heute völlig unmöglich.

Ich kenne zwar die Diskussion nicht, aber kann mir das vorstellen. Es ist kaum möglich, diskussionsweise-präsent auf Tatsachenbehauptungen zu reagieren. Die Frage, welche Farbe Packtaschen oder Patronenhülsen hatten, dominiert dann die eigentlichen Ereignisse. Zeitzeugen, die die Zeit vor 1914 erlebt hatten, müssen außerdem so um die 70-80 gewesen sein. Da verwischt sich manches.

Ein anderes Beispiel, nur ein paar Jahre früher, zu den Zeitzeugen der Kolonialgeschichte: mir liegt eine umfangreiche Darstellung zu Deutsch-Ostafrika 1914/18 vor, die der Traditionsverband der Schutztruppe in den 1950ern für einen kleinen Kreis detailreich aufgelegt hat. Die Darstellungen weichen nicht unerheblich - wenig überraschend, insbesondere selektiv - etwa von der neusten Publikation des MGFA (Tanja Bührer: Die Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika: Koloniale Sicherheitspolitik und transkulturelle Kriegführung, 1885 bis 1918) ab.
 
Ein anderes Beispiel, nur ein paar Jahre früher, zu den Zeitzeugen der Kolonialgeschichte: mir liegt eine umfangreiche Darstellung zu Deutsch-Ostafrika 1914/18 vor, die der Traditionsverband der Schutztruppe in den 1950ern für einen kleinen Kreis detailreich aufgelegt hat.

Was meinst du? Den Boell ?
 
Also wenn du den Ludwig Boell "Die Operationen in Ost-Afrika" meinst und dies mit den genannten Abweichungen bei Frau Bührer stimmt:

Die Darstellungen weichen nicht unerheblich - wenig überraschend, insbesondere selektiv - etwa von der neusten Publikation des MGFA (Tanja Bührer: Die Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika: Koloniale Sicherheitspolitik und transkulturelle Kriegführung, 1885 bis 1918) ab.

...dann muß die Frau schon verdammt gute Belege haben, um die "nicht unerheblichen Abweichungen" zu begründen, denn Boells Werk ist ja im Prinzip eine gesammelte Zusammenfassung von Zeitzeugenberichten, die auch gegenseitig auf Plausibilität und Zusammenhänge geprüft wurden - also praktisch quergeprüfte Primärquellen. :grübel:

Nebenbei: Kennst du auch den anderen Band von Boell "Der Krieg in den Kolonien" (Südsee, Togo, DSWA und Kamerun)? Ist nur als unveröffentlichtes Manuskript im Umlauf.
 
...dann muß die Frau schon verdammt gute Belege haben, um die "nicht unerheblichen Abweichungen" zu begründen, denn Boells Werk ist ja im Prinzip eine gesammelte Zusammenfassung von Zeitzeugenberichten, die auch gegenseitig auf Plausibilität und Zusammenhänge geprüft wurden - also praktisch quergeprüfte Primärquellen. :grübel:

Den anderen Boell kenne ich nicht, aber ich vermute die gleiche Entstehungsgeschichte wie bei dem zu Ostafrika.

Der Hinweis auf Prüfung und Plausibilität wird vernachlässigbar, wenn die Entstehungsgeschichte des Boell offengelegt wird. Es handelt sich hier um die Pflege des Heldenepos, wie er für die Nachkriegszeit (1919!) und für die Verdrängung des Verlustes typisch war.

Das wird klar, wenn man entgegen dem Vorwort Boells (Feststellung der "geschichtlichen Wahrheit", als Kontrapunkt zu den britischen Publikationen) und der Veröffentlichung 1951 berücksichtigt, dass es sich im Kern um ein unveröffentlichtes Manuskript aus den Jahren 1919/21 handelt, welches im Reichsarchiv/später Bundesarchiv hinterlegt worden ist.

[Nachweis bei Pesek: Das Ende eines Kolonialreiches: Ostafrika im Ersten Weltkrieg]

Von daher sollte man sehr skeptisch sein, Zeitzeugenberichte als quergeprüft-plausibel anzusehen.
 
Ich glaube, wir verstehen uns nicht ganz richtig. Wenn ich von "nicht unwesentlichen Abweichungen" lese, dann denke ich nicht an Abweichungen wie:

Version A) "Die tapferen Streiter der kaiserlichen Schutztruppe und ihre treuen Askari schlugen die britischen Eindringlinge bei XX am YY.10.1915 in die Flucht.

Version B) "Deutsche Söldnerbanden griffen uns am YY.10.1915 aus dem Hinterhalt an. Sie bezahlten das mit schweren Verlusten, bis wir den taktischen Rückzug antraten und sich die Front daraufhin verlief."

Kernaussage ist, daß da am YY.10.1915 ein Gefecht zwischen Deutschen und Briten waren, worauf sich die Briten zurückzogen. Da ist insofern keine wesentliche Abweichung.

Aber wenn die Frau in dem neuen Buch nun feststellt, daß so ein Gefecht nie stattgefunden hat - das ist eine wesentliche Abweichung. Zumindest nach meiner Ansicht.
 
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