Dresden und andere Bombenangriffe

Ich habe das Kriegsende in Westfalen erlebt.
Ab Sommer 1944 griffen die Begleitjäger der Bomberverbände häufig die Lokomotiven von Eisenbahnzügen an. Deshalb hatten die meisten Personenzüge nach dem Tender einen flachen Güterwagen, auf dem eine leichte Flak installiert war. Einen solchen Angriff habe ich selbst erlebt. Die Lokomotive wurde getroffen, der Zug blieb stehen und alles stieg aus und lief davon. Auf die flüchtenden Reisenden wurde nicht geschossen.

Ab Januar/Februar 1945 kamen dann Jagdbomber (Lightning, Thunderbolt, Mustang) regelmäßig gegen 9.00- 9.30 und griffen alle Fahrzeuge an, die sie auffassen konnten. Bis gegen 16.00 waren dann immer die Motorengeräusche von Jabos zu hören und das Geknatter von Maschinenwaffen, gelegentlich wurden auch leichte Bomben geworfen. PKWs fuhren meist über freies Gelände mit einem Beobachter auf dem vorderen Kotflügel, Straßenbahnen, soweit sie noch betrieben wurden, hielten an, wenn sie aus der Deckung von Häuserzeilen heraus mussten, die Schaffnerin lief zu Fuß vor und beobachtete die Situation in der Luft, wenn sie Signal gab, fuhr der Fahrer die Straßenbahn mit Höchstgeschwindigkeit über die freie Strecke, bis sie wieder in der Deckung von Häuserzeilen war.
Abgeschossene PKW traf man an den Straßenrändern häufig.

Auf freiem Gelände wurden auch einzelne Personen systematisch angegriffen. Deshalb waren am Rande vieler Landstraßen im Münsterland in Abständen von etwa 50 m Deckungslöcher für Fußgänger gegraben worden, in denen sie bei Angriffen Schutz suchen konnten. Man muss bedenken, dass häufig Fußgänger auf den landstraßen unterwegs waren, da es außerhalb der Bahn keinen öffentlichen Verkehr mehr gab und viele Leute vom nächsten Bahnhof oft über weite Strecken zu Fuß über freie Landstraßen laufen mussten. Ich habe eine ganze Reihe von Verwandten, die in solche Löcher springen mussten, weil sie angegriffen wurden.

Ich selbst habe es erlebt in einem ländlichen Vorort von Dortmund. Ich war dabei, die Ergebnisse der letzten Spinnstoffsammlung zum nächsten Bahnhof zu fahren mit einem Handwagen. (Diese letzte Spinnstoffsammlung 1945 war übrigens ein sehr großer Erfolg. In meinem Sammelgebiet kam eine ganze Garage voll zusammen, denn die Leute spendeten jetzt in großer Zahl braune und schwarze Uniformen für den Endsieg) Auf dem Weg zum Bahnhof musste ich etwa 200 m über ein freies Gebiet, Wiesen links und rechts. Wir waren zu zweit, beide 11/12 Jahre alt, einer zog den Wagen, einer schob hinten und beobachtete dabei die Luft. Zwei Jabos konnten wir in einiger Entfernung sehen, einer drehte in Richtung auf uns zu und wir sprangen beide in den Straßengraben, der recht tief war, weil er auch die Wiesen entwässerte. Der Jabo schoss, traf aber nur die Wiese 20 m seitlich, nicht einmal unseren Handwagen.

Sehr viele Leute in freien Gebieten Nord- und Westdeutschlands dürften solche Erlebnisse 1945 gehabt haben. Für die Jabos war das völlig risikofrei, denn eine Abwehr gab es nicht. Bei uns im Ruhrgebiet waren zwar viel Flak, die schoss jedoch nicht auf Jabos und 1945 nicht einmal mehr bei Tage auf Bomberverbände, da sonst die Flakstellung direkt angegriffen wurde.
 
Meine Heimatstadt hatte mehrere relativ heftige Luftangriffe durch Bomber ab Sommer 1944 zu erleiden, die nichts mit Kampfhandlungen am Boden zu tun hatten.

Die älteren hatten immer vermutet, dass dies geschehen sei, wenn in "München" die Luftabwehr heftig gewesen sei. "Die haben bei uns Bomben geschmissen, wenn in München die Flak geschossen hat" (München ist hier natürlich als Synonym für alle möglichen Ziele in Süddeutschland zu sehen)


Ein Hobby-Historiker hat sich (angeregt aus selbst erlebtem) in den letzten Jahren intensiv mit allen erreichbaren, auch mit US-Quellen befasst. Bei den US-Quellen hatte er mancherlei Schwierigkeiten, schon der Name meiner Heimatstadt ist phonetisch ähnlich, von der Schreibweise völlig falsch, in den US-Akten agegeben.


Aus dem sich ergebenden recht zuverlässigen Bild hat sich die damalige Einschätzung als richtig erwiesen. Die in der Nähe befindliche Burg Hohenzollern als unübersehbare Landmarke wurde als Sammelpunkt für den Rückflug benutzt.
Insbesondere von der Luftverteidigung "abgedrängte" Bomberformationen suchten dann naheliegende "Ausweichziele" die schon vor dem Start zugeteilt worden waren, um die noch vorhandene Bombenlast loszuwerden.


Die Tieffliegerangriffe ab Dezember 1944 waren überaus zielgerichtet, die Bahnstrecken wurden dem Eisenbahnfahrplan entsprechend angegriffen, so erwischten Jabos einen Munitionszug im März 1945 auf dem hiesigen Bahnhof, während die Lok gewechselt wurde, die Munition explodierte über mehrere Tage, die halbe Innenstadt wurde dabei zerstört. Ein französischer Kriegsgefangener kam zusammen mit mehreren Bahnarbeitern ums Leben, als sie (als Freiwillige) einzelne Waggons per Hand aus dem Bahngelände schoben. Eine Frau die sich mit etlichen anderen in die Gleisunterführung geflüchtet hatte, landete anschließend für Jahre in der Psychiatrie.


Ca. die Hälfte der Eisenbahnzüge war, wie auch von KWschäfer bereits geschrieben mit Flak ausgerüstet. Diese Züge wurden wesentlich seltener angegriffen, und hier müsste dann das Potential für die oft dokumentierten recht wahllosen Angriffe auf Fussgänger, Kinder, Bauern usw. zu suchen sein. Denn diese Flieger konnten die Munition doch kaum so einfach wieder nach Hause mitbringen.

Mit anderen Worten, diese Angriffe waren von der Alliierten Führung so keineswegs gewollt, sie sind eher entstanden, da die Flieger kein Interesse hatten in den letzten Tagen eines längst gewonnen Krieges noch ins Gras zu beißen. Wobei noch zu sagen ist, dass ich wohl den Fall eines schwer verletzten Bauern kenne, mir aber kein Fall eines getöteten Kindes bei solchen Angriffen bekannt ist. Es wird wohl eher wild herumgeballert worden sein. Was der vermeintlich beschossene sicher anders sah.

Das Frühjahr 1945 muss überaus sonnig gewesen sein, was von der Landbevölkerung damals aber sehr negativ gesehen wurde, Die Frauen erledigten bei schönem Wetter alle irgendwie notwendigen Besorgungen sehr früh, da ab 9.00 Uhr "die Flieger kamen". "Und kaum waren die Franzosen da, hats den ganzen Sommer lang nur noch geregnet" wörtl. Zitat.


Wenns Jemanden interessiert, Postadresse per PN, schicke ich ihm eine Kopie.
 
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Die Tieffliegerangriffe ab Dezember 1944 waren überaus zielgerichtet, die Bahnstrecken wurden dem Eisenbahnfahrplan entsprechend angegriffen, so erwischten Jabos einen Munitionszug im März 1945 auf dem hiesigen Bahnhof, während die Lok gewechselt wurde, die Munition explodierte über mehrere Tage, die halbe Innenstadt wurde dabei zerstört. Ein französischer Kriegsgefangener kam zusammen mit mehreren Bahnarbeitern ums Leben, als sie (als Freiwillige) einzelne Waggons per Hand aus dem Bahngelände schoben. Eine Frau die sich mit etlichen anderen in die Gleisunterführung geflüchtet hatte, landete anschließend für Jahre in der Psychiatrie.


Mit anderen Worten, diese Angriffe waren von der Alliierten Führung so keineswegs gewollt, sie sind eher entstanden, da die Flieger kein Interesse hatten in den letzten Tagen eines längst gewonnen Krieges noch ins Gras zu beißen. Wobei noch zu sagen ist, dass ich wohl den Fall eines schwer verletzten Bauern kenne, mir aber kein Fall eines getöteten Kindes bei solchen Angriffen bekannt ist. Es wird wohl eher wild herumgeballert worden sein. Was der vermeintlich beschossene sicher anders sah.

Dokumente einer schweren Zeit. Berichte zum Luftkrieg und Kriegsende in Mayen
"Ostersamstag! 8.April 1944 Während des nachmittäglichen Alarmzustandes überflogen etwa 30 Flugzeuge die Stadt. 3 oder 4 kreisten (...) und eröffneten das Feuer auf den soeben abfahrenden Personenzug nach Koblenz um 4 Uhr.
(...)
Am gleichen Tag, an dem wegen der Feiertage erhöhte Reisetätigkeit herrschte, erfolgten ähnliche Angriffe auf Züge vieler Strecken des Rheinlandes." Es wird von einer indifferenzierten Zahl ziviler Toter gesprochen, vorwiegend Frauen und Kinder.
Auch von einem zu Pfingsten bei Remagen beschossenen Personendampfer wird gesprochen. Die Schutzmaßnahme war dagegen: ein leerer Wagen wurde hinter der Lok angehängt, vermutlich zielten die Piloten also vorwiegend auf die Lokomotive um diese unbrauchbar zu machen.

In den Oktobertagen stellen die Bauern der Umgebung ihre Arbeit fast ein, da sie bei der Feldarbeit immer wieder von Tieffliegern angegriffen werden.


Der systematische Angriff auf Reisende ist also schon ab Frühjahr 44 zu verzeichnen, dabei wird nicht unterschieden, wer oder was dort reist, das wäre wohl auch nicht möglich gewesen.
 
Terrorangriffe von Tieffliegern auf Zivilisten, bei denen selbst einzelne Personen wie Hasen gejagt wurden, müssen durchaus in den letzten Kriegsjahren häufiger gewesen sein. Eine alte Bekannte erzählte mir, daß sie im Rahmen des BDM "Dienstes" abgeworfene Flugblätter einsammeln mußte, als sie von Jabos überrascht wurden. Die Bemerkung eines Landsers hat sich ihr tief ins Bewußtsein gebrannt: "Mädchen, bist du lebensmüde? Mach dein rotes Kopftuch ab oder willst du sterben. Mein Urgroßvater kam noch in den letzten Kriegstagen ums Leben, er hatte mit einigen Kindern Schutz unter einer Brücke gesucht. Die Jabos jagten ihn wie eine Antilope. Sie stießen immer wieder herunter und feuerten aus ihren Bordwaffen, bis alle getötet waren.
 
Der systematische Angriff auf Reisende ist also schon ab Frühjahr 44 zu verzeichnen, dabei wird nicht unterschieden, wer oder was dort reist, das wäre wohl auch nicht möglich gewesen.


Es gab doch im März/April 45 auch einen Tag, an dem die West-Alliierten versuchten praktisch jeden Fleck des noch nicht besetzten Gebietes aus der Luft anzugreifen, um der Bevölkerung endgültig klar zumachen, dass der Krieg verloren war. Die Aktion hatte auch einen besonderen Namen, muss mal nachschauen.


Dies sind alles Dinge, die für die Historie vollkommen unerheblich sind. Haben aber die Kriegserzählungen der Mütter überaus dominiert. Auch meinen älteren Geschwistern brauche ich bis heute nur das Stichwort geben, und stundenlange Monologe beginnen.
 
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TMein Urgroßvater kam noch in den letzten Kriegstagen ums Leben, er hatte mit einigen Kindern Schutz unter einer Brücke gesucht. Die Jabos jagten ihn wie eine Antilope. Sie stießen immer wieder herunter und feuerten aus ihren Bordwaffen, bis alle getötet waren.

Hallo Scorpio,

das sind erschütternde Erzählungen und der Verlust von Angehörigen bewirkt viel Leid.

Ich möchte ganz vorsichtig nur folgendes für diese sicher leidvollen Informationen zu bedenken geben: Solche Augenzeugenberichte sind vorsichtig auszuwerten, Erzählungen Dritter bei Opfern werden selbst unmittelbar und danach durch Weitergaben über 60 Jahre (und auch durch Erinnerungen) verändert. Es dürfte sehr schwierig sein - bei Geschwindigkeiten von Tieffliegern 250-350 km plus, den Flugbewegungen und Wendekreisen, den niedrigen Höhen - einzelnen Personen hinterher zu jagen.

In deinem Fall taucht wieder eine Brücke auf, die Ziele darstellten. Da sind Mehrfachangriffe denkbar.

P.S. Vielleicht dazu aus eigener Familiengeschichte: Mein Vater berichtete von Jabo-Angriffen auf seinen Flüchtlingstreck Richtung Glatz, meine Mutter hat in einem bei Magdeburg bombardierten Zug gesessen.
 
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Es dürfte sehr schwierig sein - bei Geschwindigkeiten von Tieffliegern 250-350 km plus, den Flugbewegungen und Wendekreisen, den niedrigen Höhen - einzelnen Personen hinterher zu jagen.

Die Mustang, Lightning, Thunderbolt hatten im Jaboeinsatz zwischen 400 und 900 kg Bombenzuladung und verfügten über 4-8 MG bzw. Kanonen, die mit ziemlicher Streuung schossen. Sie operierten in Bodennähe mit etwa 250-300kmh, manchmal auch langsamer. In freiem Gelände ist es völlig unproblematisch, eine sich bewegende Person bei dem damals herrschenden schönen Wetter auf 1 km zu erkennen. Der Pilot hat also im Anflug darauf durchaus mehrere Sekunden Zeit, um zu zielen und dann eine Garbe zu streuen. Und das taten die Piloten, ggfs auch mit mehreren Anflügen. Man muss bedenken, dass sie alle für den Luftkampf geschult waren, und da ist sehr viel weniger Zeit fürs Zielen und Schießen, da sich das Ziel schnell bewegt, es war für sie also nicht schwierig,
Ich kann nur empfehlen, mal im Cockpit einer Beech oder Cessna mitzufliegen bei solchen Geschwindigkeiten und sich einen solchen Einsatz vorzustellen.

Am besten war es immer, man blieb innerhalb einer bebauten Fläche, dort war man als Fußgänger sicher und meist auch als Autofahrer.
 
Hallo Gandolf,

da möchte ich folgendes ergänzen:
Die Wirkungen sind sicher vorhanden, sie sind auch weiter oben bereits mit Beispielen angesprochen.

Allerdings besteht noch die Möglichkeit, für die wirkungsvollen Bombardierungen in Bezug auf die angesprochene Rüstungsindustrie (inkl. Zufuhrbereichen) bis Herbst 1944 nach den britischen und amerikanischen Angriffen zu differenzieren. Diese stellen sich unterschiedlich dar, speziell die Erfolge in den rüstungswirtschaftlichen Angriffen würde ich bei den amerikanische Tag-Angriffen sehen.
Nehmen wir die Operation "Double Strike" vom 17.8.1943. Die USAF greift Regensburg und Schweinfurt in Tag-Angriffen an. Ihr gelingt es zwar, die Kugellagerindustrie in Schweinfurt auszuschalten. Aber sie erleidet so große Verluste (60 fliegende Festungen!), dass sie künftig auf derartige Angriffe, die tief in den Raum des Feindes reichen, verzichtet (bis bessere Langstreckenbomber vorhanden sind). Die Deutschen wiederum glichen die Produktionsausfälle durch Importe aus der Schweiz und aus Schweden aus. Der Erfolg des Angriffs verpuffte, die eigenen Verluste blieben.

In den Augen der Militärs handelte es sich um eine einfache Rechenaufgabe: auf der einen Seite war der zu erwartende Schaden des Feindes einzustellen, auf der anderen Seite die zu erwartenden eigenen Verluste. Die Briten hatten ihre Erfahrungen im Luftkrieg schon früher gemacht als die Amerikaner. Da ihre Versuche, militärische Ziele zielgerichtet aus der Luft anzugreifen, mit zu geringen Erfolgen und zu großen eigenen Verlusten verbunden waren, stellte die RAF ihre Strategie mit der Bomberdirektive vom 14.2.1942 um. In den Augen der Militärs war es effektiver die Fabrikarbeiter nachts in den Wohngebieten auszuschalten als tagsüber die am Stadtrand verteilten Fabriken. Auch wurde durch die immer weiter perfektionierte Bombardierung der Innenstädte ein Chaos geschaffen, für dessen Beseitigung Arbeitsstunden und Ressourcen verwendet werden mussten, die ansonsten der Kriegswirtschaft zur Verfügung gestanden hätten. SO betrachtet war das Flächenbombardement effektiver als der zielgerichtete Bombenkrieg. Erst nachdem die deutsche Luftabwehr runtergekämpft war, verbesserten sich die Chancen zielgerichteter Angriffe wieder. Doch in dieser Phase des Krieges gab es leider niemanden mehr, der der inzwischen gut eingeölten Luftkriegsmaschinerie der RAF eine Umorientierung verordnete; leider!!!

Übrigens war das mit der Zielgerichtetheit der abgeworfenen Bomben auch bei den Amerikanern so eine Sache. Leider ging die Entwicklung des Bombenkriegs ja nicht in die Richtung immer zielgerichtetere Abwürfe zu ermöglichen. Das lag zum einem darin, dass nur wenig für die Verbesserung der Abwurfeinrichtungen getan wurde. Das lag aber auch daran, dass die Deutschen bei der Luftverteidigung vor allem auf die Flak setzten. Diese erreichte zwar immer höhere Höhen. Das trieb die britischen Bomber aber wiederum in immer noch höhere Höhen, so dass der Abwurf ungenauer wurde.
Hallo Scorpio,

das sind erschütternde Erzählungen und der Verlust von Angehörigen bewirkt viel Leid.

Ich möchte ganz vorsichtig nur folgendes für diese sicher leidvollen Informationen zu bedenken geben: Solche Augenzeugenberichte sind vorsichtig auszuwerten, Erzählungen Dritter bei Opfern werden selbst unmittelbar und danach durch Weitergaben über 60 Jahre (und auch durch Erinnerungen) verändert. Es dürfte sehr schwierig sein - bei Geschwindigkeiten von Tieffliegern 250-350 km plus, den Flugbewegungen und Wendekreisen, den niedrigen Höhen - einzelnen Personen hinterher zu jagen.

In deinem Fall taucht wieder eine Brücke auf, die Ziele darstellten. Da sind Mehrfachangriffe denkbar.

Grüße
Thomas

P.S. Vielleicht dazu aus eigener Familiengeschichte: Mein Vater berichtete von Jabo-Angriffen auf seinen Flüchtlingstreck Richtung Glatz, meine Mutter hat in einem bei Magdeburg bombardierten Zug gesessen.
Zu den angeblich in Dresden von vielen Zeitzeugen beobachteten Tieffliegerangriffen gibt es einen interessanten Aufsatz von Helmut Schnatz bei historicum.net:
"Luftkriegslegenden in Dresden"
.

In Dresden wird von Nachtangriffen der Tiefflieger berichtet, die Jagd auf Zivilisten gemacht haben sollen. Doch die britischen Unterlagen beweisen, dass sich die Tiefflieger zum Zeitpunkt dieser angeblichen Angriffe ganz woanders befanden. Das stimmt auch mit den deutschen Unterlagen überein, denen zu folge, der Fliegeralarm zu diesem Zeitpunkt bereits aufgehoben war. Dennoch hält sich diese Legende in Dresden sehr hartnäckig.
 
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Nehmen wir die Operation "Double Strike" vom 17.8.1943. Die USAF greift Regensburg und Schweinfurt in Tag-Angriffen an. .

Hallo,

das ist nur der Auftakt.

Nehmen wir aus Sicht der Effizienz gegen Rüstungsziele 1944 und das zunächst interne Ringen bei Spaatz und Co. um die Luftoffensive gegen die Treibstoffindustrie, einer zentralen Aktion.

Einmal wäre festzustellen, dass der Beitrag der RAF bescheiden war, man klinkte sich schließlich (spät) in dieses Ziel mit eigenen Angriffen ein.

Zum weiteren wäre festzustellen, dass auch vernichtetende Angriffe der US-Bomberflotten mit besserer Präzision bei Tag zunächst wieder durch Reparaturen kompensiert werden konnten, die erst mit Steigerung der Angriffsfrequenz und Wiederholungen fast unmöglich gemacht wurden.

Warum nicht früher? Nun, u.a. ging die "Transportoffensive" in Frankreich vor.Übrigens gingen bei der Treibstoffoffensive auch dabei zahlreiche Maschinen verloren, was durch den strategischen Erfolg (Spaatz bestand von Anfang an auf der Kombination aller drei Luftflotten gegen dieses Schwerpunktziel) ausgeglichen wurde. Die Folgen waren verheerend und machten u.a. die späteren 44er deutschen Produktionszahlen an Jagdflugzeugen zur Makulatur, einmal fehlte Treibstoff für Einsätze, zum anderen mußten auch aus diesem Grund die Ausbildungszeiten drastisch reduziert werden, mit Folgen für die Piloten im Einsatz, aber auch noch weiter steigenden Unfallzahlen.
 
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vorläufige Ende.

Nennen wir es eine Pause zum Sammeln und Rüsten, "vorläufiges Ende" wäre ein Widerspruch in sich angesichts der weiteren Abläufe in wenigen Monaten.

Der strategische Bombenkrieg stand im Grundsatz nicht in Frage, überdacht wurden nur Prioritäten/Ziele und Mittel. Von Schweinfurt zur "Big Week" führt eine konsequente Linie: zuerst Kampf gegen die Einsatzfähigkeit der Jagdwaffe durch Abnutzung in Luftschlachten und Zerstörung ihrer Ressourcen.

Grüße
Thomas

EDIT: Wenn man das einmal im zusammenhang, auch in den Interdependenzen/Interessenkollisionen der Kriegsschauplätze verfolgen will:
The Army Air Force in World War Two, 7 Bände (gibts in Teilen auch im Internet)

und für die RAF hätte ich anzubieten:
Webster/Frankland, the Strategic Air Offensive agaist Germany 1939-1945, 4 Bände (und inhaltlich nicht mit den Ausführungen in HMSO, History Royal Air Force, zu vergleichen).


EDIT2:
und hier sehr eindrucksvoll die Effekte für die Treibstoffindustrie:
http://www.ibiblio.org/hyperwar/AAF/Hansell/img/p123.jpg
 
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Es gab doch im März/April 45 auch einen Tag, an dem die West-Alliierten versuchten praktisch jeden Fleck des noch nicht besetzten Gebietes aus der Luft anzugreifen, um der Bevölkerung endgültig klar zumachen, dass der Krieg verloren war. Die Aktion hatte auch einen besonderen Namen, muss mal nachschauen..

Aktion Clairon am 22. Februar 1945.
Je nach Quelle wurden an diesem Tag zwischen 9.000 und 10.000 alliierte Flugzeuge eingesetzt.
 
Hallo,

der Tag wurde nach besten Wetterbedingungen über einem möglichst großen Teil Deutschlands ausgewählt.

Seit Mitte Feb45 bereiteten sich die alliierten Armeen für die Offensive über den Rhein vor. SHAEF (alliiertes OK) forderte von den Luftstreitkräften die Operation CLARION an, bei dem alles an Flugzeugen gleichzeitig aufgeboten werden sollte, was operationsfähig war. Diese Flugzeuge sollten auch so lange wie möglich über dem Reichsgebiet an diesem Tag verbleiben. Geplant war ein gleichzeitiger Schlag gegen alle deutschen "Verbindungseinrichtungen", um die ökonomische Lage und die taktischen Möglichkeiten für kurze Zeit völlig zu lähmen. Ziele: Transport+Logistik, die Masse der Ziele wurde in Kleinstädten markiert, die nie zuvor angegriffen worden waren. Verteilung:

taktische Luftstreitkräfte 9. Luftflotte (mittlere Bomber, Jabo): West-/Nordwestdeutschland
15. US-Luftflotte: Süddeutschland
RAF Bomber Command: Abschnürung des Ruhrgebiet (darunter schwere Tagangriffe auf Gelsenkirchen und Essen, Nachtangriff auf Berlin)
8. US-Luftflotte: mehrere Dutzend Städte in Nord- und Mitteldeutschland.

Schwere Bomber: auf Höhen von 3500-4000m (anstelle 7000-8000)

(Quelle: AAF in WW II, Vol. III, S. 732ff.)


Ergebnisse:
2/22/45 Eighth AF
1,359 HBs attack rail facilities and comm tgts (in conjunction with RAF and Ninth AF which attack similar
objectives) including over 20 M/Ys and a total of about 40 tgts altogether, in N and C Germany. Ftr participation, including escort, strafing sweeps, and weather scouting, amounts to 822 effective sorties. (Fifteenth AF simultaneously hits tgts further S).

2/22/45 Fifteenth AF
The Fifteenth’s participation in Operation CLARION includes over 350 HBs bombing 50-plus separate comm tgts in Germany, Austria, and Italy, including some 25 M/Ys and numerous railroad lines and bridges. Ftrs fly over 300 escort and strafing sorties.

2/22/45 Ninth AF
Ninth AF joins other USAAFs in ETO and MTO, along with RAF, in Operation CLARION with objective of paralyzing the already decimated German railway system. 450-plus A-20’s, A-26’s, and B-26’s of the 9th Bomb Div bomb SW German tgts including 46 rail bridges, 12 M/Ys, 11 stations, plus junctions, roundhouses, viaduct, crossing, workshop. CLARION marks first low-level operations by MBs since May 43. Over 1,000 ftrs of IX, XIX, and XXIX TACs escort the MBs and LBs, attack several assigned ground tgts, fly armed rcn, and cooperate with US VIII, XII, and XX Corps along Prum R and in Saar-Mosel Triangle.
Quelle: Combat Chronology 1941 - 1945, History AAF, 22.2.1945

Die Operation war nach dem Resümee des SHAEF ergebnisseitig ein Fehlschlag, es gab nur lokale und temporäre Lähmungseffekte.

EDIT: Nachtrag deutsche Einsätze.
179 gegen Nacht- und Morgeneinflüge vom 21. auf 22.2.1945, 66 Abschüsse inkl. Ostfront.
Tageseinsätze: habe ich bislang nur 34 Me262 des Jagdgeschwader 7 gegen amerikanische Bombereinflüge im Bereich Stendal, 29 Abschüsse durch Flak, 5 durch Jäger.
(Quelle: Mehner, Tagesberichte, Band 12, die sogenannte "Luftlage Reich"-Berichterstattung des Ic beim Luftwaffenführungsstab erreichte an diesem Tag Rekordlänge, allein die Schadensberichte bei 60-80 deutschen Kleinstädten gehen viele Seiten. Tagesziele: durchweg Bahnhöfe, Kreuzungen, Brücken, Bahnanlagen, Industriebetriebe, Flugplätze.
 
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Wenn ich die Quellen richtig interpretiere war das auch das letzte mal, dass es den deutschen Jägern gelang in nennenswerter Zahl West-Alliierte Flugzeuge abzuschießen.
 
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Wenn ich die Quellen richtig interpretiere war das auch das letzte mal, dass es den deutschen Jägern gelang in nennenswerter Zahl West-Alliierte Flugzeuge abzuschießen.

Die USAAF verlor in 1945 in Europa an Flugzeugen
Januar 646, davon durch deutsche Jäger 121
Februar 580, davon durch deutsche Jäger 56
März 774, davon durch deutsche jäger 144
April 579, davon durch deutsche Jäger 119

Bei den Verlusten an schweren Bombern waren die Jäger wie folgt beteiligt:
Januar 49 von 314 Gesamtverlusten
Februar 14 von 196 Gesamtverlusten
März 63 von 266 Gesamtverlusten
April 72 von 190 Gesamverlusten

Quelle: Army Air Forces Statistical Digest,
World War II Table 159

Für die RAF und speziell das Bomber Command liegt mir keine so detaillierte Statistik vor.
Die Verluste des Bomber Command durch Abschuss betrugen 1945
Januar 133
Februar 173
März 215
April 73

Die Verlust des Bomber Command im Märrz 1945 waren so hoch, weil in der Nacht vom 3. auf den 4. März deutsche Nachtjäger den Bombern auf dem Rückflug folgten und zahlreiche über England abschossen.
 
Für die RAF und speziell das Bomber Command liegt mir keine so detaillierte Statistik vor.

Bomber Command: Missing Total - by fighters - by flak - NEA (der Rest ist "unknown"):

night actions:
jan45: 121 - 48 - 28 -10 (bei 9.603 Einsätzen)
feb45: 164 - 74 - 27 - 6 (bei 13.715 Einsätzen)
mrz45: 168 - 73 -29 -10 (bei 11.585 Einsätzen)
apr45: 51 -10 - 5 - 0 (bei 8.822 Einsätzen)
mai45: 3 - 0 - 0 - 0 (bei 349 Einsätzen)
Summe 507

day actions:
jan45: 12
feb45: 9
mrz45: 47
apr45: 22
mai45: 0
Summe: 90

Die Nachteinsatzzahlen für 1944 im Vergleich nach Monaten liegen zwischen 4300 und 13600 (laut Bomber Command operations record book)

Quelle: Strategic Air Offensive against Germany 39-45, Band 4 Annexes and Appendices, No.40
 
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