"dritter Weg"

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Gast

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hallo!
ich suche nach einem konkreten sogenannten "dritten Weg" den Deutschland nach 1945 in der Wirtschaft hätte beschreiten können!
ich habe mir schon Programme von CDU und SPD der damaligen Zeit angeschaut, aber ich finde nichts konkretes!
außerdem habe ich den Morgenthau-Plan gefunden.Aber ich denke das er als dritter Weg zu extrem ist!
Ich hoffe ihr könnt mir helfen!
 
Lieber Gast,

Deutschland hatte nie die Chance für einen dritten Weg. Im Osten, der Sozialismus/Kommunismus, im Westen der Kapitalismus, der aber ein rheinischer Kapitalismus war, mit ausreichenden sozialen Sicherungen.

Wenn Du so willst, war der rheinische Kapitalismus schon der dritte Weg.
Nach dem Untergang der Sowjetunion versucht man ihn heute wieder abzuschaffen.:motz:
 
Heinz, es geht bei der Frage unseres gastes hier um einen theoretischen dritten Weg. Und der ist tatsaechlich in Thesen, Theorien und Abhandlungen festgehalten..
 
heinz schrieb:
Deutschland hatte nie die Chance für einen dritten Weg. Im Osten, der Sozialismus/Kommunismus, im Westen der Kapitalismus, der aber ein rheinischer Kapitalismus war, mit ausreichenden sozialen Sicherungen.

Wenn Du so willst, war der rheinische Kapitalismus schon der dritte Weg.
Nach dem Untergang der Sowjetunion versucht man ihn heute wieder abzuschaffen.:motz:

Lieber Heinz, was verstehst du denn unter "rheinischem Kapitalismus" ? Die soziale Marktwirtschaft?
 
Arne schrieb:
Lieber Heinz, was verstehst du denn unter "rheinischem Kapitalismus" ? Die soziale Marktwirtschaft?
Die Begriffe sind relativ Deckungsgleich.
Die andere Variante ist Manchester-Kapitalismus und bezeichnet freie Marktwirtschaft wie Adam Smith sie beschrieb. Der Staat soll dabei nur äußere und innere Sicherheit garantieren, die Wirtschaft ist alleinige Sache der Unternehmer. Die Begriff werden im Marxismus gerne genutzt.
 
Themistokles schrieb:
Die Begriffe sind relativ Deckungsgleich.

Welche Begriffe meinst du jetzt?
Den "Dritten Weg" und die "Soziale Marktwirtschaft"
oder
"Rheinischer Kapitalismus" und "Soziale Marktwirtschaft" ?
 
Arne schrieb:
Welche Begriffe meinst du jetzt?
Den "Dritten Weg" und die "Soziale Marktwirtschaft"
oder
"Rheinischer Kapitalismus" und "Soziale Marktwirtschaft" ?
die unteren. Ich dachte durch den zitierten Asusschnitt wäre das klar.:(
 
Wie es mir scheint, läuft alles auf dasselbe hinaus. Rheinischer Kapitalismus (der Begriff war mir bisher tatsächlich unbekannt), Soziale Marktwirtschaft und das, was Wilhelm Roepke als den "Dritten Weg" bezeichnete:

Der Begriff "Rheinischer [FONT=verdana,arial,geneva]Kapitalismus[/FONT]" umschreibt das Wirtschaftsmodell der "alten" Bundesrepublik. Gemeint ist - in Abgrenzung zu Wirtschaftsordnungen angelsächsischer oder asiatischer Ausformung - ein [FONT=verdana,arial,geneva]System[/FONT] korporatistischer, auf [FONT=verdana,arial,geneva]Konsens[/FONT] zielender Strukturen, die sich innerhalb eines demokratischen und die freie Marktordnung schützenden Rechtsstaates konstituieren und darauf gerichtet sind, breite Bevölkerungsschichten über einen ausgebauten [FONT=verdana,arial,geneva]Sozialstaat[/FONT] an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung teilhaben zu lassen. "Wohlstand für alle" hieß dies in Ludwig Erhards prägnanter Formel.
Quelle: http://www.bpb.de/publikationen/NJY9P9,0,0,Zur_Zukunft_des_Rheinischen_Kapitalismus.html


Recht, Sitte, Moral, Normen- und Wertüberzeugungen sind für den Volkswirtschaftsprofessor entscheidende Elemente, für die nicht der Markt, sondern die politische Ebene und die Zentralbank stets Sorge zu tragen haben. Mit einer "konformen" Sozial-, Wirtschafts- und Finanzpolitik, deren Aufgabe es ist, "jenseits des Marktes" Schwache zu schützen, Interessen auszugleichen, Spielregeln zu setzen und Macht zu begrenzen, strebt Röpke eine Wirtschaftsordnung des "ökonomischen Humanismus" an, der von ihm auch "Dritter Weg" genannt wird. Röpke steht für eine Gesellschaft und Politik, für die die Wahrung der Menschenrechte von höchster Bedeutung ist. Das sogenannte "Individualprinzip" als wichtiger und elemantarer Kern der Marktwirtschaft muss aus seiner Sicht mit einem durchdachten Sozial- und Humanitätsprinzip in Balance gehalten werden.
Der griffige Satz "Der Gleichgewichtspreis räumt den Markt.", der gesamtwirtschaftlich eine optimale Bedarfsdeckung beinhaltet, stammt von ihm. Mit seinem Wirken gehört der liberale Nationalökonom, der in über vier Jahrzehnten seines Schaffens weit mehr als 800 Schriften veröffentlicht und mit seinem Sachverstand und seiner Überzeugungskraft politische Entwicklungen beeinflusst hat, ohne Zweifel zu jenen Ökonomen, die als Wissenschaftler und politische Berater die Entwicklung im Nachkriegsdeutschland maßgeblich mitgeprägt haben. Er war - so Ludwig Erhard - "im besten Sinne ein Streiter für die höchsten Werte der Menschheit".
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_R%C3%B6pke
 
Arne schrieb:
Lieber Heinz, was verstehst du denn unter "rheinischem Kapitalismus" ? Die soziale Marktwirtschaft?

Lieber Arne,
der rheinische Kapitalismus ist von der christlichen Ethik und der Sozialehre der kath. und ev. Kirche mitgeprägt. Wie es u.a., außer dem Ahlener Programm, das Programm der CDU/CSU oder im Godesberger Programm der SPD festgeschrieben ist. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist, die 1957 von Adenauer eingeführte Dynamische Rente mit ihren jährlichen Rentenanpassungen. Leider werden diese nun zum vierten Male ausgesetzt.
Ich hoffe, dass wir uns auch im Zeichen der Globalisierung noch eine soziale Marktwirtschaft leisten können.:confused:
 
heinz schrieb:
...Ein sehr gutes Beispiel dafür ist, die 1957 von Adenauer eingeführte Dynamische Rente mit ihren jährlichen Rentenanpassungen. Leider werden diese nun zum vierten Male ausgesetzt.
Ich hoffe, dass wir uns auch im Zeichen der Globalisierung noch eine soziale Marktwirtschaft leisten können.:confused:


Adenauer hat 1957 vor allem eines eingeführt: Statt eines Ansparprinzips hat er das Rentensystem auf ein Umlagesystem umgestellt. Und das ist im Klartext nichts weiter als ein Schneeballsystem, welches nur solange gut läuft, wie viel mehr Einzahler als Empfänger vorhanden sind. Nach dem Krieg war das ideal, da der Krieg die Empfänger "abgeräumt" hatte, und viele Kinder die Beiträge erbrachten.

Heutzutage hat sich die Alterspyramide umgekehrt. Das System, das im Ansatz schon zum Scheitern verurteilt war, kollabiert. Das hat mit Globalisierung nichts zu tun. Im Gegenteil, ohne ausländischen Zuzug wäre das Problem noch viel krasser.
Aber ich will hier nicht von der aktuellen Politik reden.

Über die Zukunft hat sich der damals 90 jährige Adenauer wohl keine Gedanken mehr gemacht.

Das ist nur ein Beispiel dafür, dass Adenauer, der vielfach noch immer verehrt wird, eine Politik gemacht hat, an deren Folgen wir noch heute knabbern. Auch soll er eine verhängnisvolle Rolle bei der deutschen drei-Teilung gespielt haben.
 
Lieber Kleiner Kurfürst,

ich bin auch kein Fan von Adenauer. Bin aber für die dynamische Rente, nicht nur wegen meines Alters. Die Rentenversicherung hat zwei Weltkriege überstanden und wird auch noch die angebliche Globalisierung überstehen.
Das amerikanische Model mit angesparter Lebensversicherung ist dort schon öfters in die Hose gegangen, vorallem wenn die Lebensversicherungsgelder mißbraucht wurden. Es gibt in Deutschland jetzt schon Fondgesellschaften, die amerikanische Lebensversicherungen aufkaufen, um dadurch ihren Gewinn zu machen.
Der Zuzug von Ausländern kann unser Problem nicht lösen, vorallem da die Bildungsmöglichkeiten für diese Menschen viermal schlechter sind, als für Deutsche.:rolleyes:
 
Gast schrieb:
hallo!
ich suche nach einem konkreten sogenannten "dritten Weg" den Deutschland nach 1945 in der Wirtschaft hätte beschreiten können!
ich habe mir schon Programme von CDU und SPD der damaligen Zeit angeschaut, aber ich finde nichts konkretes!...

Wer sich mit der Nachkriegsdiskussion um einen "dritten Weg" beschäftigt, müsste sich m.E. auch mit einem Politiker wie Anton Ackermann und seinen Vorstellungen von einem "eigenständigen deutschen Weg" zum Soziamismus befassen.

Siehe z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Ackermann und http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Anton_Ackermann usw.

Zu dem Thema gibt es auch ein ganz neues Buch (Qualität?):
Schumann, Frank (Hg.): Anton Ackermann - Der deutsche Weg zum Sozialismus. Selbstzeugnisse und Dokumente eines Patrioten, Berlin (Verl. Das Neue Berlin), Nov. 2005
 
Zuletzt bearbeitet:
um nochmal bezug zu nehmen auf einen möglichen dritten weg deutschlands....könnte damit nicht die umsetzung der forderungen in der stalinnote gemeint sein, also die neutralität deutschlands bei gleichzeitiger souveränität und rückerhalt der ostgebiete?

mfg

johannes 23.
 
Genau das war auch das Erste was mir in den Sinn gekommen war.
Stalin bot die Deutsche Wiedervereinigung an, unter der Bedingung, dass sich das wiedervereinigte Deutschland politisch und militärisch neutral verhalten würde.

Also keinem Militärbündnis beitritt, weder Ost noch West.

Jedoch lehnte Adenauer dieses Angebot rundherum ab, da er darin eine sowjetische List witterte und wenn man sich mit Stalin beschäftigt so ist der Gedanke gar nicht so abwegig.

Ich persönlich denke auch dass die Ablehnung damals die richtige Entscheidung war.
 
Hallo,

wenn wir uns mit einem dritten Weg beschäftigen, sollten wir mal die entscheidenen Unterschiede zwischen den zwei eingeschlagenen Wegen der BRD und DDR herausarbeiten.
1. Ökonomisches System - Eigentumsverhältnisse an den Produktionsmitteln (Fabriken, Bergwerken etc.) und dem Boden
Also in der BRD befanden sich die Produktionmittel und der Boden zum großen Teil in Privatbesitz. Die freie oder soziale Marktwirtschaft war das Ergebnis.
Produziert wurde das, mit dem der meiste Provit zu machen war.
In der DDR waren die meisten Produktionsmittel staatliches Eigentum und der Boden, nach der Bodenreform, genossenschaftliches Eigentum unter staatlicher Kontrolle. Mit der sozialistischen Planwirtschaft sollte hier den Bedürfnissen der Bevölkerung begegnet werden.
2. Politische Systeme
In der BRD wurde eine Demokratie, westlicher Prägung, mit meheren unabhängigen Parteien und einem vom Volk gewählten Parlament, aufgebaut.
In der DDR wurden zwar mehere Parteien gegründet, aber per Definition war die SED die führende, quasi alleinige Kraft. Die Wahlen zur Volkskammer waren nur auf dem ersten Blick demokratisch zu nennen. Der organisierte Wahlbetrug war selbstverständlich.

Ich denke einen echten dritten Weg kann es, auch theoretisch, nicht geben.
Entweder befinden sich die Produktionsmittel in staatlichem Besitz oder sind Privateigentum. Bei der Gestaltung eines politischen Systems gibt es mehr Spielraum, allerdings beeinflußt das ökonomische System sehr stark das politische System und umgekehrt. In einer freien Marktwirtschaft z.B. kann ein real existierendes Einparteiensystem kaum lange funktionieren.

Ein weiterer Aspekt war die Außenpolitik. Hier wäre wohl ein dritter Weg am realistischsten. Ein nie wirklich geteiltes Deutschland hätte unter umständen neutralutät waren können. Dabei hätte das politische/ökonomische System, das in diesem Land geherscht hätte, keine entscheidene Rolle spielen müssen. beispiel hierfür waren Jugoslawien, Finnland, Schweden, Schweiz oder Östereich. Diesen Ländern gelang es ihre Neutralität zu wahren, obwohl ihre politischen/ökonomischen Systeme eine doch recht Eindeutig Ausrichtung zeigten. Bei der Vergangenheit Deutschlands war aber dieser Weg wohl für die Siegermächte der unvorstellbarste.
 
Bei Finnland, Schweiz und Österreich war aber schon deutlich, dass sie eher mit

dem Westen sympathisierten.

Die Gründe für die jugoslawische Unabhängigkeit sind auch stark in der

Bedeutung der Widerstandsbewegung um Marschall Tito zu sehen:

Im Unterschied zu den anderen osteuropäischen Staaten konnten sich

Jugoslawien selbst befreien ohne von der Roten Armee überrollt zu werden.
 
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