Drogen im 18. Jahrhundert

...
Damals gab es noch keine Injektionsspritzen, die im Sezessionskrieg und im Deutsch- Französischen Krieg aufkamen. Soldaten konnten sich selbst spritzen, und es waren nicht wenige, die dann an der "Lazarettkrankheit" erkrankten...

Was bitte verstehe ich unter der "Lazarettkrankheit"?
In meinen Büchern taucht der Begriff nicht auf und laut Internet handelt es dich dabei um die Rote Ruhr. Ich kann mir nicht vorstellen das Du die gemeint hast, -oder :grübel:

Rote Ruhr - Google-Suche
 
Wenn dem so ist, - könnten wir dann sagen das der Anstieg der Süchtigen auf die Einführung der Spritze zurückzuführen ist?

Eher auf die Einführung von Medikamenten/Drogen, die i.v. gespritzt werden können.

Ist aber eine interessante These - leider gibt es wenig Zahlenmaterial aus der Zeit, da Suchtprävention -u. Erfassung eigentlich noch in den Kinderschuhe steckte.
 
@murty

Vielleicht schaust Du einmal in dies Buch:
Genussmittel: Ein ... - Google Book Search

Scheint recht aufschlussreich zu sein.

@Gaius

OK, Du könntest Recht haben. Ist mit Sicherheit eine Frage von Angebot und Nachfrage. Trotzdem würde mich das jetzt wirklich einmal interessieren ob man da Zusammenhänge findet.
Auf der einen Seite kann ich nur konsumieren was auch erhältlich ist.
Auf der anderen Seite werden die Ärzte wohl eher sparsam mit den Mittelchen umgegangen sein. Wenn auch nicht unbedingt aus medizinischer Sicht, dann doch mehr aus Kostengründen und Gründen der Verfügbarkeit.
 
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@Gaius

OK, Du könntest Recht haben. Ist mit Sicherheit eine Frage von Angebot und Nachfrage. Trotzdem würde mich das jetzt wirklich einmal interessieren ob man da Zusammenhänge findet.
Auf der einen Seite kann ich nur konsumieren was auch erhältlich ist.
Auf der anderen Seite werden die Ärzte wohl eher sparsam mit den Mittelchen umgegangen sein. Wenn auch nicht unbedingt aus medizinischer Sicht, dann doch mehr aus Kostengründen und Gründen der Verfügbarkeit.

Wenn ich Scorpio richtig verstanden habe, dann konnten sich die Soldaten selbst spritzen -> eine medizinische Überwachung war also nicht vorhanden, was die Suchtgefahr natürlich noch vergrößerte.

Meiner Meinung nach (kann ich nicht mit Zahlenmaterial belegen, mW nach ist es auch schwierig, da was zu finden), ist die Zahl der Konsumenten nicht auf Grund der nun möglichen i.v. Injektion gestiegen, höchstens auf Grund der freieren Verfügbarkeit von Drogen und Entdeckung und Entwicklung von immer mehr Rauschmitteln. Gerade um die Zeit (Ende neunzeuhntes Jhr.) entstanden ja viele halbsynthetische Drogen.

Der Umstieg auf den i.v.-Konsum erfolgte denke ich eher auf Grund der intensiveren Wirkung, die man bei der Injektion in die Vene empfindet (wobei der inhalative Konsum wie schon von Scorpio richtig bemerkt auch sehr stark wirkt).

Mich würden die Zusammenhänge aber auch sehr interessieren, nur ist es schwierig, Material dazuzufinden, da das Thema ja ziemlich speziell ist.
 
Wenn dem so ist, - könnten wir dann sagen das der Anstieg der Süchtigen auf die Einführung der Spritze zurückzuführen ist?

Der Grund für den rasanten Anstieg des Gebrauchs von Pharmadrogen ist wohl vor allem darauf zurückzuführen, dass Alkaloide isoliert wurden, die immer konzentrierter wurden und mit denen weitaus schwerer umzugehen ist, als mit reinen Naturprodukten. Das hohe Suchtpotenzial von Heroin wurde lange überhaupt nicht erkannt, da es meist oral genommen wurde und weit weniger wirksam ist, als injiziert. Gleichzeitig führte die industrielle Revolution zur Auflösung gesellschaftlicher Institutionen, zur Urbanisierung und Entfremdung wobei die Drogen immer konzentrierter wurden und nicht länger in den Alltag integriert werden konnten, was zwangsläufig zu Problemen führen mußte. Das 19. Jahrhundert war, was Drogen betrifft überaus unkritisch und experimentierfreudig. Das 20. Jahrhundert fiel von einem Extrem ins andere.

So wie im 19. Jahrhundert die Sexualität tabuisiert, dämonisiert und verdrängt wurde, so tabuisierte das 20. Jahrhundert den Rausch. Im 19. Jahrhundert wurden Opiatsüchtige mit weitaus mehr Toleranz betrachtet, als Alkoholiker, und als die USA 1917 in den 1. Weltkrieg einstiegen, führten sie zugleich auch den ersten Krieg gegen das "Rauschgift", wobei dieser ideologische Feldzug mit aggresivem Rassismus und einer radikalen Verächtlichmachung der chinesischen Einwanderer einherging. Seitdem ist der "Drogenkrieg", den "God´s own country" vorzugsweise an fernen Gestaden und auf Kosten der Kleinbauern führt, ein Instrumentarium, eigene Wirtschaftsinteressen zu verfolgen, Minderheiten zu entrechten und unten zu halten und gleichzeitig die Ängste der Kleinbürger zu schüren, deren Rechte eingeschränkt werden, denen dafür aber eine bestimmte Gruppe von Menschen als Sündenbock präsentiert wird.


Heutzutage ist die einzige rein pflanzliche Droge, die eine ökonomische Bedeutung besitzt Cannabis, das aber auch nur, wiel die Konsumenten auf dem Naturprodukt bestehen. Opium oder Coca- Blätter sind dagegen bedeutungslos, weil mit Heroin und Kokain viel höhere Gewinne erzielt werden. Hat sich eine Droge erst einen Markt erobert, ist sie unentbehrlich geworden, und gegen die Nebenwirkungen der Nebenwirkungen kommt dann ein neues Präparat auf den Markt, das womöglich noch konzentrierter ist. Gegen die Nebenwirkungen von Morphium wurde Heroin entwickelt, das etwa 7 mal konzentrierter ist. Gegen die Probleme von Heroin sollte Methadon das "Wundermittel" sein. Wir wissen heute, dass Methadon für eine langjährige Substitution denkbar ungeeignet ist. Methadon ist weitaus giftiger, als Heroin und auch weit süchtig machender. Ein Methadonentzug ist mit bestialischen Schmerzen verbunden, die gut 7 Wochen dauern. Ein Heroinentzug, der 8-10 Tage dauert, ist, damit verglichen, schon fast eine Erholung. Methadonpatienten schleppen jahrelang das frustrierende Ritual der Suchtkrankheit mit, und Methadon ist, in Kombination mit Benzodiazepinen ein sehr wirksamer Beitrag zum "sozialverträglichen Frühableben" von Süchtigen. Das ist jedem Medizinstudenten bekannt, dennoch wird Methadon weiterhin eingesetzt, denn es ist unentbehrlich geworden.
 
... Gegen die Probleme von Heroin sollte Methadon das "Wundermittel" sein. Wir wissen heute, dass Methadon für eine langjährige Substitution denkbar ungeeignet ist. Methadon ist weitaus giftiger, als Heroin und auch weit süchtig machender. ...

Da hast Du leider recht. Gestern hatte Günther Jauch ne Reportage über Christiane F. Sie ist anscheinend mal wieder vom Heroin weg und sitzt jetzt in der Methadon-Zwickmühle. In den letzten Jahren hat RTL das Leben von Christiane F mit der Kamera begleitet. Sorry die Frau sieht immer noch aus wie Tod auf Urlaub. So ging sie z.B. wie ganz selbstverständlich zum Arzt und holte sich ihre Tagesration ab, - mit ihrem Sohn im Schlepptau :motz:
Sie erzählte in jedem Beitrag das sie noch ein wenig Zeit braucht um ganz clean zu werden, - "aber demnächst fange ich an".

Wer das in 30 Jahren nicht auf die Reihe bekommt, der schafft das leider auch nicht mehr. Also denke ich das Methadon die Leidenszeit eher verlängert und nicht für den Entzug geeignet ist wenn es im "Suchthirn" nicht klick gemacht hat.

Zum Schluss wurde noch ein Interview mit ihr eingespielt.
RTL: "Wie geht es ihnen jetzt? Hat der Methadon-Entzug geklappt?"
Chritiane: "Das geht keinen etwas an. Ist doch auch Scheißegal. Die paar Milliliter ...."
Eine Besuch im Studio hat sie abgelehnt. Die Gründe dafür wurden in dem Beitrag offensichtlich:mad:

Ok, das ganz war jetzt zwar OT, aber zum Thema Methadon passt es.
 
In den letzten Jahren hat Buprenorphin (Subu- Tex, Temgesic) in der Substitutionstherapie einen guten Ruf bekommen. Das Zeug wird aus Thebain, einem Opiumalkaloid hergestellt und hat weit weniger Nebenwirkungen, als Methadon. Es macht den Kopf klar und schwemmt das Gift aus dem Körper. Bei langjährig Methadonsüchtigen kann es erstaunliche Erfolge bewirken. Eine ganze Reihe von Patienten, die jahrelang in der Methadonsucht gefangen waren, konnten sich innerhalb von 2 Jahren ohne stationäre Entgiftung von Methadon und schließlich auch von Subu- Tex befreien. Allerdings müssen Patienten, die von Methadon auf Buprenorphin umstellen, die Dosis bis auf 3-5 ml reduzieren. 3 Tage vor der Umstellung darf überhaupt kein Methadon mehr genommen werden, und die Patienten müssen leicht suchtkrank sein, sonst löst Buprenorphin nämlich sofort wieder das Abstinenzsyndrom aus und der Patient kann einen Kollaps erleiden.
 
Heutzutage ist die einzige rein pflanzliche Droge, die eine ökonomische Bedeutung besitzt Cannabis, das aber auch nur, wiel die Konsumenten auf dem Naturprodukt bestehen.

Die bedeutsamste vielleicht, aber es gibt immerhin noch andere rein pflanzliche Drogen die auch gerne konsumiert werden, und auch gerne gekauft, weil die meisten zu faul sind, sie sich von der Wiese zu pflücken oder nicht wissen wie und wo.
Pilze sind ein Beispiel dafür (z. B. der Spitzkegelige Kahlkopf).
Ebenso der Peyote-Kaktus, obwohl heute kaum noch Peyote in reiner Form konsumiert wird, sondern eher dem Meskalin zugesprochen wird.
Als starkes Halluzinogen dass man auch einfach im Gartenzubehörladen kaufen kann, fällt mir noch Salvia divinorum ein (Wirkstoff: Salvinorin A), wenngleich Salvia nicht so bekannt ist.


Gegen die Nebenwirkungen von Morphium wurde Heroin entwickelt, das etwa 7 mal konzentrierter ist. Gegen die Probleme von Heroin sollte Methadon das "Wundermittel" sein. Wir wissen heute, dass Methadon für eine langjährige Substitution denkbar ungeeignet ist. Methadon ist weitaus giftiger, als Heroin und auch weit süchtig machender. Ein Methadonentzug ist mit bestialischen Schmerzen verbunden, die gut 7 Wochen dauern. Ein Heroinentzug, der 8-10 Tage dauert, ist, damit verglichen, schon fast eine Erholung. Methadonpatienten schleppen jahrelang das frustrierende Ritual der Suchtkrankheit mit, und Methadon ist, in Kombination mit Benzodiazepinen ein sehr wirksamer Beitrag zum "sozialverträglichen Frühableben" von Süchtigen. Das ist jedem Medizinstudenten bekannt, dennoch wird Methadon weiterhin eingesetzt, denn es ist unentbehrlich geworden.

Das trifft in gleichem Maße auch auf Codein zu, dass bis vor einigen Jahren ja auch gern noch als Substitutionsdroge eingesetzt wurde.
 
Ja, weiss, dass meine Frage leider sehr speziell ist. Hoffe aber trotzdemnoch auf jemanden zu treffen, der es mir wirklich ausführlich erklären kann ^^
Danke euch jedenfalls schonmal für alle Infos, die zusammen gekommen sind. Ihr ward hilfreicher, als Google und alles andere zusammen ^_~

Wie gesagt, trotz der sehr speziellen Thematik... vllt. ist jemand ja doch in der Lage mir zu erläutern wie das rauchen von Opium von statten ging, ist zwar immer noch recht speziell, aber vllt. doch etwas... naja... ich hoffe o.ov
 
Wie gesagt, trotz der sehr speziellen Thematik... vllt. ist jemand ja doch in der Lage mir zu erläutern wie das rauchen von Opium von statten ging, ist zwar immer noch recht speziell, aber vllt. doch etwas... naja... ich hoffe o.ov

Was du dich alles fragst?!
Meiner Meinung nach : Opium -> in Opiumpfeiffe -> anzünden -> genießen. :confused:
Viel anders wird es nicht abgelaufen sein, da der inhalative Konsum wenig verschiedene Möglichkeiten kennt (abgesehen vom Rauchinstrument, aber das dürfte wohl die Opiumpfeiffe gewesen sein).
Die Frage ist nur, ob es sich dabei um einen Mischkonsum, z. B. mit Tabak handelte (wie heute bei Joints). Das bezweifle ich, ich denke das ganze wurde pur reingezogen.
 
Ja, ich bin da sehr... perfektioniert, deswegen gehts mir um die genaue Zubereitung.
Ich habe zumindest schon herausbekommen, dass Opium zu kleinen Kügelchen gerollt wurde, aber mich interessiert eben die genau Durchführung und wie diese "Kügelchen" genau zusammengesetzt werden, Grade weil ich mir sehr genaue "Intruktionen" erhoffe werde ich wohl auch keine so genauen Beschreibungen bekommen, aber naja...^^;
Wie gesagt, ihr habt mir schon sehr geholfen.
 
Die bedeutsamste vielleicht, aber es gibt immerhin noch andere rein pflanzliche Drogen die auch gerne konsumiert werden, und auch gerne gekauft, weil die meisten zu faul sind, sie sich von der Wiese zu pflücken oder nicht wissen wie und wo.
Pilze sind ein Beispiel dafür (z. B. der Spitzkegelige Kahlkopf).
Ebenso der Peyote-Kaktus, obwohl heute kaum noch Peyote in reiner Form konsumiert wird, sondern eher dem Meskalin zugesprochen wird.
Als starkes Halluzinogen dass man auch einfach im Gartenzubehörladen kaufen kann, fällt mir noch Salvia divinorum ein (Wirkstoff: Salvinorin A), wenngleich Salvia nicht so bekannt ist.




Das trifft in gleichem Maße auch auf Codein zu, dass bis vor einigen Jahren
ja auch gern noch als Substitutionsdroge eingesetzt wurde.


Codein, eigentlich ein schwach wirksames Opiat ist sogar noch heftiger, als Methadon. Es verursacht wie Methadon einen mörderischen, 7 wöchigen Entzug, wobei das gemeine daran ist, dass Entzugserscheinungen noch monatelang nach der Entgiftung auftreten können. Es gab und gibt viele Heroinsüchtige, die privat Entgiftungsversuche unternehmen, dabei barbarische Entzugsschmerzen auf sich nehmen und doch nur süchtiger davon wurden, weil sie sich dabei noch eine Codeinsucht einhandeln. Die kann man dann leider nicht mehr privat loswerden. Ich kannte mal eine Heroinsüchtige, die sich freiwillig in Selbsttherapie 3-4 mal im Jahr einem Totalentzug aussetzte, den sie mit Hilfe von Clonidin abritt, eigentlich ein blutdrucksenkendes Mittel, aber auch Entwöhnungsmittel. Ihr Ziel war, wie sie sagte nicht, mit dem Heroin aufzuhören, sondern, "um es wieder genießen zu können", wie sie sagte. Als sie wegen ihrer Tochter ins Methadonprogramm übernommen wurde, konnte sie noch nicht ahnen, dass ihr das Zeug 10 Jahre erhalten bleiben würde. In Deutschland war Codein bis Mitte der 90er das Substitutionsmittel der Wahl, bis dann endlich die Methadonvergabe gesetzlich abgesegnet wurde. Remedacen und Dihydrocodeinsaft waren die meistverordneten Suchtmittel für Süchtige. Die Methadonvergabe war anfangs so bürokratisiert, dass jeder Arzt nur 10 Patienten aufnehmen durfte, wobei "therapieresistente, hoffnungslose Fälle" und HIV- Infizierte Priorität haben sollten.

Es gab um diese Zeit durchaus Fälle, wo Patienten ganz bewußt jegliche Vorsichtsmaßnahme unterließen und eine aidsinfektion riskierten, nur um dadurch ins Methadonprogramm aufgenommen zu werden. Allerdings waren viele aber nicht mehr ganz zurechnungsfähig.

Codein verschreiben manche Ärzte heute noch gerne, weil es nicht betäubungsmittelpflichtig ist und daher nicht so einen bürokratischen Aufwand benötigt.


Opium konnte natürlich auf vielfältige Art konsumiert werden. Man konnte Zigaretten mit Opiumtinktur präparieren, wie es der Freund von Dorian Gray, Lord Henry tut, konnte es dem Wein beimengen. Oral genommen verträgt es sich mit Alkohol. Opiatkonsumenten neigen aber eher weniger zum trinken, und eine Kombination Opium mit Absinth war ganz schön heftig. Gleiches galt auch für den intravenösen gebrauch von Opium, was zwar möglich, aber unüblich war.

Im 18. Jahrhundert war allerdings noch der rein hedoniostische Gebrau von Opium seltener und es dominierte der medizinische gebrauch, und dabei wurde Opium oral genommen. Ende des 18. Jahrhunderts wurde Opium zum Exportschlager, und es war durch den großangelegten Anbau in Bengalen sehr billig geworden. Die Holländer betrieben in Niederländisch- Indien unter anderem auf Sumatra Opiumfarmen. Der Stoff war vor allem für den chinesischen Markt bestimmt, wo die Briten im 19. Jahrhundert zwei Opiumkriege führten, um den Chinesen den Freihandel aufzudrängen, die Opium der East India Company vernichten ließen.

De Quincey schreibt in seinen Confessiones, dass zu seiner Zeit (1804-1812) ein Pfund bengalisches Opium 3 Guineas und türkisches bester Qualität 8 Guineas kostete, also ziemlich teuer. Ein paar Jahre später war Opium bereits billiger, als Alkohol, weshalb es auch unter der Arbeiterschaft sehr beliebt war. Vor diesem Hintergrund schreibt Karl Marx ja auch dass Religion Opium für das Volk sei.


Rauchopium mußte eigens fermentiert und aufbereitet werden. Es wurde fast ausschließlich pur geraucht, wobei sich Opium, im Gegensatz zu pur gerauchtem Cannabis leicht inhalieren läßt und den Hustenreiz unterdrückt. Es wurde eine Opiumpille auf eine Nadel gespießt und in der Opiumpfeife geraucht. Man rauchte 3 Pillen hintereinander und entspannte sich dann. gewohnheitsmäßige Raucher schafften aber weit mehr, bis zu 20 Pfeifen am Tag.
 
Codein, eigentlich ein schwach wirksames Opiat ist sogar noch heftiger, als Methadon. Es verursacht wie Methadon einen mörderischen, 7 wöchigen Entzug, wobei das gemeine daran ist, dass Entzugserscheinungen noch monatelang nach der Entgiftung auftreten können. Es gab und gibt viele Heroinsüchtige, die privat Entgiftungsversuche unternehmen, dabei barbarische Entzugsschmerzen auf sich nehmen und doch nur süchtiger davon wurden, weil sie sich dabei noch eine Codeinsucht einhandeln. Die kann man dann leider nicht mehr privat loswerden. Ich kannte mal eine Heroinsüchtige, die sich freiwillig in Selbsttherapie 3-4 mal im Jahr einem Totalentzug aussetzte, den sie mit Hilfe von Clonidin abritt, eigentlich ein blutdrucksenkendes Mittel, aber auch Entwöhnungsmittel. Ihr Ziel war, wie sie sagte nicht, mit dem Heroin aufzuhören, sondern, "um es wieder genießen zu können", wie sie sagte. Als sie wegen ihrer Tochter ins Methadonprogramm übernommen wurde, konnte sie noch nicht ahnen, dass ihr das Zeug 10 Jahre erhalten bleiben würde. In Deutschland war Codein bis Mitte der 90er das Substitutionsmittel der Wahl, bis dann endlich die Methadonvergabe gesetzlich abgesegnet wurde. Remedacen und Dihydrocodeinsaft waren die meistverordneten Suchtmittel für Süchtige. Die Methadonvergabe war anfangs so bürokratisiert, dass jeder Arzt nur 10 Patienten aufnehmen durfte, wobei "therapieresistente, hoffnungslose Fälle" und HIV- Infizierte Priorität haben sollten.

Es gab um diese Zeit durchaus Fälle, wo Patienten ganz bewußt jegliche Vorsichtsmaßnahme unterließen und eine aidsinfektion riskierten, nur um dadurch ins Methadonprogramm aufgenommen zu werden. Allerdings waren viele aber nicht mehr ganz zurechnungsfähig.

Codein verschreiben manche Ärzte heute noch gerne, weil es nicht betäubungsmittelpflichtig ist und daher nicht so einen bürokratischen Aufwand benötigt.


Opium konnte natürlich auf vielfältige Art konsumiert werden. Man konnte Zigaretten mit Opiumtinktur präparieren, wie es der Freund von Dorian Gray, Lord Henry tut, konnte es dem Wein beimengen. Oral genommen verträgt es sich mit Alkohol. Opiatkonsumenten neigen aber eher weniger zum trinken, und eine Kombination Opium mit Absinth war ganz schön heftig. Gleiches galt auch für den intravenösen gebrauch von Opium, was zwar möglich, aber unüblich war.

Im 18. Jahrhundert war allerdings noch der rein hedoniostische Gebrau von Opium seltener und es dominierte der medizinische gebrauch, und dabei wurde Opium oral genommen. Ende des 18. Jahrhunderts wurde Opium zum Exportschlager, und es war durch den großangelegten Anbau in Bengalen sehr billig geworden. Die Holländer betrieben in Niederländisch- Indien unter anderem auf Sumatra Opiumfarmen. Der Stoff war vor allem für den chinesischen Markt bestimmt, wo die Briten im 19. Jahrhundert zwei Opiumkriege führten, um den Chinesen den Freihandel aufzudrängen, die Opium der East India Company vernichten ließen.

De Quincey schreibt in seinen Confessiones, dass zu seiner Zeit (1804-1812) ein Pfund bengalisches Opium 3 Guineas und türkisches bester Qualität 8 Guineas kostete, also ziemlich teuer. Ein paar Jahre später war Opium bereits billiger, als Alkohol, weshalb es auch unter der Arbeiterschaft sehr beliebt war. Vor diesem Hintergrund schreibt Karl Marx ja auch dass Religion Opium für das Volk sei.


Rauchopium mußte eigens fermentiert und aufbereitet werden. Es wurde fast ausschließlich pur geraucht, wobei sich Opium, im Gegensatz zu pur gerauchtem Cannabis leicht inhalieren läßt und den Hustenreiz unterdrückt. Es wurde eine Opiumpille auf eine Nadel gespießt und in der Opiumpfeife geraucht. Man rauchte 3 Pillen hintereinander und entspannte sich dann. gewohnheitsmäßige Raucher schafften aber weit mehr, bis zu 20 Pfeifen am Tag.

Wow, ich danke für diese wirklich ausführliche Antwort!
Ok. dann liege ich mit der oralen Einnahme von Opium und somit auch Laudanum richtig.

Weisst du zufällig, ob es schon im 18. Jahrhundert üblich war Opium mit Absinth einzunehmen oder kam das definitiv erst später, also mit dem 19. Jahrhundert?
 
Ja, ich bin da sehr... perfektioniert, deswegen gehts mir um die genaue Zubereitung.
Ich habe zumindest schon herausbekommen, dass Opium zu kleinen Kügelchen gerollt wurde, aber mich interessiert eben die genau Durchführung und wie diese "Kügelchen" genau zusammengesetzt werden, Grade weil ich mir sehr genaue "Intruktionen" erhoffe werde ich wohl auch keine so genauen Beschreibungen bekommen, aber naja...^^;
Wie gesagt, ihr habt mir schon sehr geholfen.

Du weisst aber schon, dass du dich mit solchen Fragen auf sehr dünnen Eis begibst?
Ich glaube nicht, dass dir hier jetzt einer die genaue Zubereitung erklärt, ohne sich straffällig zu machen.
Das muss man auch mal ganz deutlich sagen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Du weisst aber schon, dass du dich mit solchen Fragen auf sehr dünnen Eis begibst?
Ich glaube nicht, dass dir hier jetzt einer die genaue Zubereitung erklärt, ohne sich straffällig zu machen.
Das muss man auch mal ganz deutlich sagen.

Wieso? Gibt es Gesetze, die das veröffentlichen der Zusammensetzung verbieten? Höchstens bei legalen Betäubungsmitteln/Medikamenten, wo die Sache unters Patentrecht fällt (Stichwort Industriespionage). Aber bei Laudanum, das heute ja auch nicht mehr vertrieben wird, besteht mW nach kein Problem.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wow, ich danke für diese wirklich ausführliche Antwort!
Ok. dann liege ich mit der oralen Einnahme von Opium und somit auch Laudanum richtig.

Weisst du zufällig, ob es schon im 18. Jahrhundert üblich war Opium mit Absinth einzunehmen oder kam das definitiv erst später, also mit dem 19. Jahrhundert?


Opium mit Absinth zu kombinieren, war eigentlich nie üblich. Alkohol und Opiate vertragen sich nicht sonderlich gut, wobei Laudanum bereits schon einen relativ hohen Alkoholgehalt hatte.

Erwähnenswert als Droge ist allerdings auch der Kaffee, der im 18. Jahrhundert eines der lukrativsten Schmuggelgüter war, da sein Genuß in vielen deutschen Ländern illegal für das gemeine Volk war.

Ganz interessant dürfte in diesem Zusammenhang vielleicht ein anderes Thema sein, das ich früher schon mal aufgegriffen habe:

"Kaffeehäuser in der frühen Neuzeit" bei Sonstiges in der Neuzeit ist der Artikel sicher noch lesbar, wenn nicht im Archiv.
 
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