Der kinderloser Onkel bietet sogar an, ihn als Pagen zu nehmen, auszubilden und als Erben einzusetzen. Allerdings willigt der Vater nicht ein, weil das für alles steht, was er hasst.
Das wäre in meinen Augen ein gewaltiger Logikfehler.
Und zwar deswegen, weil es absolut unplausibel ist, dass ein Kaufmann, also jemand, der weniger in ständischen, als in wirtschaftlichen Kategorien denkt, seine eigene Familie um die Erbschaft eines größeren Vermögens, samt laufenden Grundrenten etc. bringt.
Welcher Kaufmannn tut so etwas?
An dieser Stelle würde ich dir vorschlagen den Plot zu modifizieren und zwar entweder dahin das entweder keine Aussicht auf das Erbe des Onkels besteht oder diese Aussicht schlecht ist oder aber dass der ritterliche Besitz so gering und unrentabel ist, dass der Sohn Schwierigkeiten haben würde, den entsprechenden Lebensstil aufrecht zu erhalten.
Wäre keine oder nur eine geringe Chance auf das Erbe gegeben oder dieses unrentabel, wäre das für einen Kaufmann auch ein wesentlich plausiblerer und rationalerer Grund das zu unterbinden, denn offen gesagt, eine Person, die nur aus persönlicher Gefühlslage (nicht einmal wegen moralischer Bedenken oder so etwas) ein Vermögen rundheraus ausschlägt, ist einfach kein guter Kaufmann, das wirkt dann einfach wie das Überstülpen einer Rolle, die nnicht wirklich passt.
Ohne dir deinen Plot verbiegen zu wollen, vielleicht wäre es hilfreich wenn der Onkel z.B. nicht kinderlos wäre, sondern ein oder zwei Töchter hätte, für deren standesgemäße Verheiratung er substanzielle Teile des Familienbesitzes aufgeben muss (Mitgift etc.), so dass er seinem Neffen zwar die Ausbildung zum Ritter, nicht aber die Erbschaft des eigenen Besitzes oder nur einen Teil davon anbieten kann.
Also flieht der Junge zu den Templern. Da er ja kein Ritter ist, hat er dort auch nur die Möglichkeit als Sergeant unterzukommen.
Da wäre das Problem, dass er so ohne weiteres ohne den Segen des Vaters auch bei den Templern wahrscheinlich nicht untergekommen wäre, denn die hätten ihn als von zu Hause entlaufenen Jungen, den sie als solches identifizieren konnten, nicht mal eben aufgenommen.
Warum hätte der Vater seinem Sohn aber verwehren sollen, in die Fußstapfen von dessen Onkel zu treten um ihm dann aber den Eintritt bei den Templern in einer viel geringeren Stellung ohne Aufstigesmöglichkeiten zu erlauben?
Auch das erscheint mir nicht einleuchtend.
Auch verstehe ich nicht so ganz, welche Probleme der Vater eigentlich hat, die ihn persönlich dazu veranlassen, seinen Sohn in die Fußstapfen seines Bruders treten zu lassen.
Ist das eine generelle Aversion gegen den ritterlichen Lebensstil (dann allerdings würde er seien Sohn kaum in den Templerorden eintreten lassen), oder ist das ein persöliches Problem mit seinem Bruder?
Viel später, bei einem Einsatz in Outremer, rettet er Amalrich von Tyrus bei einem Hinterhalt das Leben und wird von ihm zum Ritter geschlagen.
Wäre mir persönlich zu steriotyp, aber das ist sicherlich eine Geschmacksfrage.
Was die Durchlässigkeit des Ständesystems angeht, wäre das, wie andere bereits aufgeführt haben durchaus möglich, wenn auch nicht unbedingt typisch gewesen, aber Geschichten leben ja gerade davon, dass sie mit Konstellationen spielen, die nicht unbedingt alltäglich sind.
Was ich für wesentlich problematischer weil unplausibler halte ist, dass bei deinem Plot das Verhalten des Vaters vollkommen gefühlsbetont und absolut nicht rational ist und ich sehe da ein Problem, wie der Protagonist am Ende tatsächlich zu einer militärischen Laufbahn kommen soll.
Wie gesagt, die Templer hätten ihn kaum einfach so ohne Einwilligung von Vater oder Vormund aufgenommen und die eigene Zustimmung zu geben hätte vom Vater entweder verlangt seine Prinzipien über den Haufen zu werfen (wenn er von einer militärische Laufbahn selbst nichts hält) und/oder seinem Sohn mit voller Absicht eine viel bessere Zukunft zu verbauen die er als Kaufmann oder Ritter und Nachfolger seines Onkels hätte haben können und dafür noch zu bezahlen denn neben dem Umstand, dass der Templerorden ihn ohne Zustimmung nicht aufgenommen hätte, wäre da natürlich noch die Frage der Verpflegung und Ausrüstung.
Ich kenne da zwar die Statuten nicht im Einzelnen aber wahrscheinlich wird der Orden auch seinen nichtadeligen Gefolgsleuten abverlangt haben mindestens einen Teil ihrer Ausrüsung selbst zu stellen, ansonsten wäre er, nämlich von verarmten Interessenten, ins Besondere aus den städtischen Unterschichten mehr oder minder überrant worden.
Das würde ich meinen entspricht weder der Handlungsweise eines Vaters (es sei denn er ist dem eigenen Kind gegenüber abgrundtief gehässig, aber sicherlich nicht blos, weil er vom ritterlichen Leben nichts hält oder seinen Bruder beneidet), noch der eines Kaufmanns.
Abermals ohne dir den Plot verbiegen zu wollen, warum eine Stereotype Ordenslaufbahn?
Warum nicht z.B. der Versuch dem Onkel dadurch nachzueifern (offenbar geht es dem Protagonisten ja in erster Linie um Schlachtenruhm), vom Kaufmannstand auf auf den Aufbau einer eigenen Söldnertruppe umzurüsten und sich als deren Chef in den europäischen Auseinandersetzungen in irgendeiner Weise zu etablieren und den Weg in den Ritterstand zu finden, zumal Brabant und Flandern in der Zeit durchaus bekannt dafür waren, Söldnerbanden ("Brabanzonen") hervorzubringen und mehr oder weniger zu expotireren?
Im Hinblick auf die Durchlässigkeit der sozialen Schichten wird dein Plot funktionieren, aber wenn du ihn einigermaßen plausibel haben möchtest, würde ich sagen müsstest du daran arbeiten ein paar Widersprüche auszuräumen.