Ein Kamel im hohen Norden

Hallo,

vielleicht kann ich an dieser Stelle noch etwas zu Kamelen im antiken Nordafrika beitragen ...

Wann das Kamel zuerst in Nordafrika erschien, ist nicht ganz geklärt. In der Forschungsliteratur wird gern das Zitat aus dem zum Corpus Caesarianum gehörende "Bellum Africanum" zitiert. Dort heisst es in Kap. 68, dass vom besiegten Numiderkönig, Iuba I., 22 Kamele erbeutet wurden ("et camelis XXII regis abductis"). In der Forschung geht man davon aus, dass es sich um Dromedare handelte.

Die Anzahl 22 besagt nicht viel, denn es geht daraus nicht hervor, ob die Anzahl 22 den gesamten Besitz des Numiderkönigs bezeichnet, oder ob es nur ein Teil von allen Kamelen des Juba war. Sicher ist auf jeden Fall, dass sich Numiderfürsten zur Zeit Caesars (und davor) Kamele hielten.

In Aghram Nadharif, einer Zitaldelle im Garamantenland (Fezzan), die sich an einer Hauptverkehrsroute des Karawanenhandels befand und etwa 50 v. Chr. gegründet wurden, fand man Knochen eines Dromedars. Die Frage ist, ob es als Lasttier oder zur Nahrung diente, was dafür sprechen würde, da nicht mehr Exemplare gefunden wurde. Man datiert die Knochenfunde zwischen dem 1. und dem 4. Jh. n. Chr.

MARIO LIVERANI [Hrsg.]: Aghram Nadharif: The Barkat Oasis (Sha Abiya of Ghat, Libyan Sahara) in Garamantian Times, Firenze 2005, S. 450.


In der Forschung geht man allgemein davon aus, dass das Dromedar vor dem 1. Jh. n. Chr. in Nordafrika keine bedeutende Rolle gespielt hat.
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Plinius der Ältere nennt in seiner 77 n. Chr. erschienenen "Naturkunde"
(8, 67-68) Kamele allgemein unter der Bezeichnung "camelus". Allerdings hebt er hervor, dass zu seiner Zeit die zwei bekannten Arten unterschieden werden: er spricht von "camelos Bactriae und camelos Arabiae", also Baktrische Kamele (Trampeltiere) und Arabische Kamele (Dromedar).

Seit dem 1. Jh. n. Chr.kam das in Nordafrika sicher häufiger vor. Wie schon oben gesagt, dienten auch in Nordafrika Hilfstruppen. Unter Kaiser Vespasian gelangten syrische Bogenschützen als eine Art Elitetruppe dorthin. Man weiss z. B. von den Parthern, dass diese Kamele mit sich führten, um die unzähligen Pfeile für das Heer zu transportieren. Möglicherweise dienten Kamele ebenso diesem Zweck, aber auch als Packtiere oder für Kuriere.

Es wurden neben Dromedaren in Nordafrika auch weiterhin Esel und Maultiere zum Transport benutzt. Dies belegen einige Ostraka aus dem römischen Grenzfort Gholaia (Bu Njem). Gholaia war 201 n. Chr. errichtet worden und wurde 259 (oder 263 ?) aufgelöst.

In Ostrakon 76 ist von Kameltreibern eines Iddibal (camellarios Iddibalis) die Rede, der im Dienste der Römer stand. In weiteren Ostraka (Nr. 71) werden Garamanten genannt, welche Esel (asinos) mit sich führten und im Ostrakon Nr. 72 führen sie Esel und Maultiere als Packtiere mit sich.

[vgl. Robert Marichal, Les Ostraca de Bu Njem, Tripoli 1992.]

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In der Spätantike hat sich das Dromedar entgültig gegenüber den Pferden als Reittier durchgesetzt (vgl. Ammianus Marcellinus (28,6,5) und Prokop: Vandalenkriege).

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Das die Römer auf Feldzügen exotische Tiere mit sich führten, um feindliche Kämpfer zu erschrecken (z. B. die bereits genannten Elefanten im Britannienfeldzug des Claudius) ist auch an anderer Stelle erwähnt. In einer Schrift des Satirikers Lukian (Pseudomantis 48) heisst es, dass im Markomannenkrieg zwei Löwen in die Donau getrieben wurden, um gegen die Markomannen und Quaden am anderen Ufer zu kämpfen. Leider blieb der Erfolg aus: die Germanen am anderen Ufer erschlugen die Löwen einfach und besiegten das römische Heer anschließend im Kampf.

Liebe Grüße
 
In einer Schrift des Satirikers Lukian (Pseudomantis 48) heisst es, dass im Markomannenkrieg zwei Löwen in die Donau getrieben wurden, um gegen die Markomannen und Quaden am anderen Ufer zu kämpfen. Leider blieb der Erfolg aus: die Germanen am anderen Ufer erschlugen die Löwen einfach und besiegten das römische Heer anschließend im Kampf.
Nicht so ganz: Alexander hatte in Orakelform den Rat erteilt, zwei Löwen als Opfer in die Donau zu werfen. Dass die Löwen sich ans andere Ufer retteten, war nicht vorgesehen.
 
Habe die Lukian-Stelle noch einmal nachgesehen. Es ist in der Tat ein Orakelspruch des falschen Propheten Alexanders.

Das bringt mich gleich auf die weitere Frage. Sind die Löwen als Mitbringsel dieses Alexanders nach Germanien gekommen oder gehörten die Löwen zur Strategie des römischen Kaisers wie die Elefanten des Claudius in Britannien ?
 
Wohl weder noch. Ich glaube nicht, dass Alexander am Markomannenkrieg in irgendeiner Weise direkt beteiligt war, und schon gar nicht war das die Idee Mark Aurels. Alexander lebte von seinem Orakel, und da verschaffte es ihm bzw. seinem Orakel natürlich eine Menge PR, wenn er seine Kontakte zum Kaiserhof nutzte, um auch für den Markomannenkrieg einen Orakelspruch ergehen zu lassen. Vielleicht hoffte er einfach, dass die Römer siegen würden und er dann behaupten könnte, das sei seinem Orakel zu verdanken. Für den Fall einer Niederlage hatte er ja die Ausrede, dass nur ein Sieg prophezeit worden wäre, aber nicht, WER siegen würde. Die Löwen werden also von den Römern irgendwoher organisiert worden sein, um das empfohlene Opfer darbringen zu können.
 
Wann das Kamel zuerst in Nordafrika erschien, ist nicht ganz geklärt. In der Forschungsliteratur wird gern das Zitat aus dem zum Corpus Caesarianum gehörende "Bellum Africanum" zitiert. Dort heisst es in Kap. 68, dass vom besiegten Numiderkönig, Iuba I., 22 Kamele erbeutet wurden ("et camelis XXII regis abductis"). In der Forschung geht man davon aus, dass es sich um Dromedare handelte.

Die Anzahl 22 besagt nicht viel, denn es geht daraus nicht hervor, ob die Anzahl 22 den gesamten Besitz des Numiderkönigs bezeichnet, oder ob es nur ein Teil von allen Kamelen des Juba war. Sicher ist auf jeden Fall, dass sich Numiderfürsten zur Zeit Caesars (und davor) Kamele hielten.
Wohl nur ein Teil. Caesar erbeutete diese Kamele schließlich in oder bei der Stadt Zeta, und anscheinend waren die 22 Kamele von Iuba den dort befindlichen Republikanern zur Verfügung gestellt worden, denn von numidischen Truppen wird in diesem Kapitel nichts erwähnt, nur von Römern. Iuba wird seinen Verbündeten aber wohl kaum seinen kompletten Kamelbestand überlassen haben.
 
Da die Römer in der Schweiz in der letzten Zeit vermehrt Thema waren, wird es vielleicht interessieren, dass sich die Fundpunktkarte "römischer" Kamele um einen weiteren Punkt verdichtet hat, bzw. das ist eigentlich falsch, es wurden wohl Knochen eines Kamels gefunden, von dem schon in den 1930er Jahren Teile identifiziert werden konnten: Basel, Spiegelhof.
 
Da die Römer in der Schweiz in der letzten Zeit vermehrt Thema waren, wird es vielleicht interessieren, dass sich die Fundpunktkarte "römischer" Kamele um einen weiteren Punkt verdichtet hat, bzw. das ist eigentlich falsch, es wurden wohl Knochen eines Kamels gefunden, von dem schon in den 1930er Jahren Teile identifiziert werden konnten: Basel, Spiegelhof.

Und hier noch ein Link zu einem Artikel:

Rarer Fund im Spiegelhof – wo kommt denn dieses Kamel her?
 
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