Dion

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Einem (wissenschaftlichen) Buch über die Kreuzfahrten des 13. und 14. Jahrhunderts ins Baltikum entnehme ich, dass die Kreuzfahrer aus England offenbar einen Geleitbrief brauchten, wenn sie übers Land reisten. Wer hat einen solchen Geleitbrief herausgegeben und war das auch in HRR üblich oder notwendig?

Dann werden dort auch Stadtrechnungen über Ehrenweine und Geleit für durchreisende Kreuzfahrer genannt. Soll das heißen, dass (manche) Kreuzfahrer auf Stadtkosten verpflegt wurden? Das wäre denkbar.

Es werden auch Fürstenrechnungen über Subventionen vor und nach der Reise genannt. Was ist damit gemeint? Etwa Vorschuss bzw. Reisekostenerstattung an wen?
 
Einem (wissenschaftlichen) Buch über die Kreuzfahrten des 13. und 14. Jahrhunderts ins Baltikum entnehme ich, dass die Kreuzfahrer aus England offenbar einen Geleitbrief brauchten, wenn sie übers Land reisten. Wer hat einen solchen Geleitbrief herausgegeben und war das auch in HRR üblich oder notwendig?

Fragen wir mal so:

Wenn du eine mittelalterliche Stadt oder ein mittelalterlicher Fürst wärst, würdest du einen Pulk von Schwerbewaffneten, dir unbekannten Personen, die sich weder ausweisen können, noch über eintsprechende Referenzen blegen können, dass sie keine feindlichen Absichten gegen dich haben, die Tore öffnen?

Dann werden dort auch Stadtrechnungen über Ehrenweine und Geleit für durchreisende Kreuzfahrer genannt. Soll das heißen, dass (manche) Kreuzfahrer auf Stadtkosten verpflegt wurden? Das wäre denkbar.

Da müsstest du den Begriff "Stadtrechnungen" schon präzisieren.
Rechnungen, die explizit zu Lasten der Stadtkasse gingen oder die seitens der Stadt ausgstellt und gegenüber dritten geltend gemacht wurden?
Insofern der Kampf gegen die "Heiden" im Baltikum von der Kirche propagiert wurde und mehr oder minder einem Kruzzug gleichgestellt war (verschidentlich wurde ja auch zu Kreuzzügen in der Gegend aufgerufen), wäre nämlich durchaus auch denkbar, dass die Stadt Kosten für entsprechende Güter und Dienste vorschoss, sie aber der Kirche die um die entsprecheden Krieger warb in Rechnung stellte.
 
Einem (wissenschaftlichen) Buch über die Kreuzfahrten des 13. und 14. Jahrhunderts ins Baltikum entnehme ich, dass die Kreuzfahrer aus England offenbar einen Geleitbrief brauchten, wenn sie übers Land reisten. Wer hat einen solchen Geleitbrief herausgegeben und war das auch in HRR üblich oder notwendig?
Einen Geleitbrief konnte nur der jeweilige Territorialherr ausstellen, durch dessen Territorium sie reisten. Die Kreuzfahrer benötigten auch die Erlaubnis ihres Lehnsherren, das Land zu verlassen, denn während sie abwesend waren, konnten sie ihren Lehnspflichten ja nicht nachkommen.

Ggf. mag auch - für sehr prominente Personen - päpstliche Vermittlung Dinge ermöglicht haben. Als Alfons VIII. Krieg gegen die Almohaden führen wollte, lag er im Krieg mit Aragón und Navarra. Er ließ sich vom Papst den Kreuzzug bestätigen (> Ablass), so dass Navarra und Aragón seine Abwesenheit in Nordspanien nicht für Überfälle auf Kastilien nutzen durften, stattdessen schlossen sich die bis-eben-noch-Feinde dem Kreuzzug an (außerdem nahmen Franzosen an dem Kreuzzug Teil und sogar Österreicher kamen angereist, kamen aber erst nach der großen Schlacht im Kriegsgebiet an). Einer der Kreuzfahrer (Peter II. von Aragón) starb ein Jahr später im Albingenser-Kreuzzug, da als Verbündeter der Albingenser.
 
Da müsstest du den Begriff "Stadtrechnungen" schon präzisieren.
Was an dem Begriff ist unklar? Eine Stadtrechnung ist ein Verzeichnis von Einnahmen und Ausgaben der Stadt.
Falls Dir eine konkrete Vorstellung fehlt, stell Dir ein dickes Buch vor, vorne drauf ist eine Jahreszahl (das Rechnungsjahr), das Buch ist gegliedert in Einnahmen und Ausgaben, diese jeweils in Rubriken, da wird man dann unter den Ausgaben nach einer Rubrik "Verehrungen" oder so ähnlich suchen müssen.
 
Vielen Dank für die Antworten. Es wird in dem Buch tatsächlich von Subventionen, im Sinne von Reisekosten und von Ausreisegenehmigungen gesprochen – ich hätte einfach weiter lesen sollen, statt hier Fragen zu stellen. :oops:

Zitat aus Paravicinis "Die Preußenreisen des europäischen Adels":

Daß man wußte, wann die für Preußen typische »Winterreise« begann, zeigen nicht nur die Daten, an denen Ausreisegenehmigungen ausgestellt und Reisesubventionen gezahlt wurden.
(...)
Von der Dauer der Reise von Flandern nach Preußen über Land wußte Froissart, daß sie gewöhnlich wenig mehr als 40 Tage dauere (was zutrifft). Zu den Kosten gibt ein Metzer Preußenfahrer die Faustregel von 100 Gulden je Pferd.
 
Ob sie sich in den Rechnungsbüchern der entsprechenden Stadt oder in den Rechnungsbüchern von dritten angefunden haben, bei denen die Stadt versuchte Forderungen geltend zu machen.

Die Rechnungsbücher einer Stadt nennt man Stadtrechnungen, die Rechnungsbücher eines Klosters nennt man Klosterrechnungen, die Rechnungsbücher einer Kirchenpflege nennt man Kirchenpflegerechnungen.

Wenn Du wissen willst, ob die Ausgaben von einem Kloster oder einer Kirchenpflege bezahlt wurden, wirst Du die entsprechenden Klosterrechnungen oder Kirchenpflegerechnungen konsultieren müssen.
 
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