Entstehung des Götterglauben

greici

Neues Mitglied
Hallo allerseits..


Ja ich bin neu hier..und durch Zufall auch in dieses Geschichtsforum gelangt.

Ich habe versucht(wohl gemerkt--versucht:weinen: ) präzise Daten zur Entstehung des antiken Götterglaubens in Griechenland ausfindig zu machen.

Habe besonders viele Informationen wie der Götterglauben aufgebaut wurde..aus wievielen Götter und Halbgötter er bestand..auch Stammbäume konnte ich ausfindig machen und durch gute Bücher näher an die Zuständigkeitsbereiche der jeweiligen Götter gelangen.
Allerdings finde ich nirgends Angaben darüber wie das Ganze überhaupt entstand..wann, gab oder ist es überhaupt überliefert worden in welchem Jahrhundert vor Christus dies begann? Das Ende der griechischen Götteranbetung, sofern ich mich nicht irre, begann ja durch die aufblühung und zuwachs der Philosophen und Sophisten...:grübel:

...oder wie war das nun richtig???

Kann mir jemand hier drinnen vielleicht weiterhelfen??Ich würde das wirklich sehr gerne verstehen lernen.

Ich bedanke mich im voraus :)D hoffe natürlich jemand antwortet auf mein wirr-warr)


lieb Grüsse aus der Schweiz
greici
 
Um mal mit Lukrez und Petronius zu reden: "Die Götter entstanden aus Angst". Wann das geschah, darüber schweigen sich aber auch die beiden aus.

Deine Göttergenealogien, die schon bei Hesiod (7. Jh v. Chr.) ziemlich weit entwickelt vorliegen, scheinen zugleich Eroberungen widerzuspiegeln. Die jeweils siegreiche Stammesgottheit wurde dann Vater oder Mutter der unterlegenen.

Das ganze ist aber wohl noch älter. Dass sich z.B. die Kronos-/Saturngeschichte in einer älteren Fassung schon bei den Hethitern findet (wann immer die nun genau zu datieren sind, ich hab da so meine starken Zweifel) zeigt wie sich die Mythen halten und verändern. Am bekanntesten ist ja hier die Noah.Geschichte in Keilschrift.

Dass schon die Linear-B-Inschriften Namen wie Zeus etc. nennen ist durchaus möglich.

Das ganze ist sehr komplex. Worauf willst Du eigentlich hinaus?
 
Ja du hast recht, es ist durchaus komplex..das ist mir natürlich auch schon aufgefallen. Die Fassung der Kronos-/Saturngeschichte ist mir auch schon geläufig, allerdings hatte ich mir erhofft eine ungefähre Jahreszahl daraus ziehen zu können...aber da nunmal zich andere Faktoren ebenfalls eine Rolle spielen nehme ich dies als eine "unschlüssigkeit" hin...

Griechische Götter interessieren mich sehr...deren Stellenwert für die damaligen Menschen..auch in der Architektur beeinflussten diese, deren Bauten...das Handeln, Denken und Entscheiden war stark mit dem Götterglauben verbunden...und da ich in kürze ein Referat darüber halten werde was den Vergleich zwischen griechischen und römischen Götter betrifft (ich weiss unterschiede gibt es darin nur was den namen der jeweiligen Götter anbelangt)...hätte ich gerne soviel Hintergrundwissen gesammelt wie eben möglich...darauf denke ich, möchte ich hinaus:)

Vielen Dank Thomas

Grüsse
 
Hast du schon bemerkt, dass die römischen Äquivalente deutlich kriegerischer und praktischer orientiert sind? Als Beispiel für letzteres gilt Hermes-Merkur. bei den Griechen in erster Linie Götterbote, spielt er für die Römer mehr als Gott des Handels eine Rolle.
Ein weitere Unterschied in der Götterwelt ist der Vater von Pan-Faun. einmal Hermes und einmal Mars.
 
greici schrieb:
Griechische Götter interessieren mich sehr...deren Stellenwert für die damaligen Menschen..auch in der Architektur beeinflussten diese, deren Bauten...das Handeln, Denken und Entscheiden war stark mit dem Götterglauben verbunden

Nun, das dürfte heutzutage auch nicht viel anders sein, das woran wir glauben bestimmt unser Handeln. Wer z.B. daran glaubt, dass das Geld der ideale menschliche Masstab ist, für den ist es kein Problem, wenn aus wirtschaftlichen "Sachzwängen" Menschen verhungern, die Umwelt vergiftet wird etc. Dir fallen bestimmt genug andere aktuelle Bezüge ein (Fußballgötter, Popstars wasweißich)

greici schrieb:
was den Vergleich zwischen griechischen und römischen Göttern betrifft (ich weiss Unterschiede gibt es darin nur was den Namen der jeweiligen Götter anbelangt)
Grüsse
Das stimmt so nicht ganz. Die Römer waren da ziemlich tolerant oder auch gleichgültig, und haben da oft nur die theologisch interessierten Griechen adaptiert. Aber völlig identisch waren diese Götter ursprünglich nicht. So ist Pluto, der Gott des unterirdischen Reichtums nicht identisch mit Hades dem Totengott.

Dazu gibt es einen Haufen Klein- Natur- und Regionalgötter (Feronia, Liber etc.) die keine direkte Parallele haben.

schau mal hier:
http://www.lateinforum.de/myth2.htm

oder hier:
http://imperiumromanum.com/religion/antikereligion/antikereligion_index.htm

oder wie immer in wiki.

Viel Erfolg!:winke:
 
Euch beiden vielen Dank:D ja und diese Internet-Seiten hab ich auch bereits durchgenommen...

Ja ich denke ich kann einige Paralele Zusammenhänge zu diesem Thema finden und darüber berichten...


grüessli

greici
 
Vergiss nicht uns zu erzählen wie es gelaufen ist und wenn du selbst noch etwas interessantes findest.
Viel Erfolg
 
greici schrieb:
Habe besonders viele Informationen wie der Götterglauben aufgebaut wurde..aus wievielen Götter und Halbgötter er bestand..auch Stammbäume konnte ich ausfindig machen und durch gute Bücher näher an die Zuständigkeitsbereiche der jeweiligen Götter gelangen.
Allerdings finde ich nirgends Angaben darüber wie das Ganze überhaupt entstand..wann, gab oder ist es überhaupt überliefert worden in welchem Jahrhundert vor Christus dies begann? Das Ende der griechischen Götteranbetung, sofern ich mich nicht irre, begann ja durch die aufblühung und zuwachs der Philosophen und Sophisten...:grübel:

Da kommst du eigentlich um Karl Kerenyi nicht herum
 
Ich frage mich wieviel über das Wesen der Griechen aus ihrer Mythologie ableitbar ist. Kann man aus ihren Götterbild auf ihre Weltanschauung und Selbstverständnis schließen? Ist an ihren Göttern etwas spezifisch griechisch was sie eindeutig ihren Erfindern zuordnet? Als Beispiele für solche Eigenheiten fallen mir ihr enger Kontakt zu Menschen und ihre Machtlosigkeit gegenüber dem Schicksal ein. Spiegelt sich hierin griechischer Pessimismus wieder?
 
Themistokles schrieb:
...Als Beispiele für solche Eigenheiten fallen mir ihr enger Kontakt zu Menschen und ihre Machtlosigkeit gegenüber dem Schicksal ein. Spiegelt sich hierin griechischer Pessimismus wieder?

Eher die Herkunft aus indogermanischen Ursprüngen. (z.B. Machtlosigkeit gegenüber dem Schicksal)
 
Themistokles schrieb:
Kann man aus ihren Götterbild auf ihre Weltanschauung und Selbstverständnis schließen? Ist an ihren Göttern etwas spezifisch griechisch was sie eindeutig ihren Erfindern zuordnet?

Vielleicht auch ein größeres Verständniss für die ja ach so menschlichen Schwächen und ein akzeptieren dieser?! So lagen die griechischen Götter ja dauernd im Streit untereinander, konkurrierten, neideten, betrogen ( Zeus), waren rachsüchtig(Hera) usw. Dieses offene Eingeständniss von Schwächen- selbst bei Göttern- findet man ja in den meisten anderen Religionen nicht, so zum Beispiel Christentum, Islam, Judentum.
Vielleicht eine unbewusste Legitimation der eigenen Taten, indem man den Göttern selbst solche zuschrieb.
 
Du hast nur monotheistische Religionen aufgezählt. Ich halte einen Vergleich mit polytheistischen Göttern für fruchtbarer. Im nordisch-germanischen Raum ist die Rollenverteilung ja relativ einfach. Es gib relativ einfache Charaktere und Loki als wachsendes Böse. Die Ägypter sind ebenfalls relativ ruhig. Aber diese Stimmungsschwankungen gegenüber einzelnen treten nur bei Griechen auf. Imho schon eine "aufgeklärtere" Weltsicht. Es gibt zwar immer noch das Böse (die Titanen), aber es tritt mehr als Feind der aktuellen Herrscher auf und nur nachrangig als moralisch böse. die "Guten" aber sind nicht einfach nur gut, sonder erträglicher und sehr flexibel in Ansichten und Freundschaften. Ausgesprochene Individualisten. Es als ein Spiegelbild der Polis zu sehen, geht aber denke ich doch zu weit (auch aus Gründen der zeitlichen Reihenfolge ihrer Entstehung).
 
greici schrieb:
Allerdings finde ich nirgends Angaben darüber wie das Ganze überhaupt entstand..wann, gab oder ist es überhaupt überliefert worden in welchem Jahrhundert vor Christus dies begann? Das Ende der griechischen Götteranbetung, sofern ich mich nicht irre, begann ja durch die aufblühung und zuwachs der Philosophen und Sophisten...:grübel:

Es gibt eine sozusagen rationale Erklärung für die Entstehung der griechischen Götter von einem antiken Griechen selbst, nämlich Euhemeros von Messene. Dieser meinte, dass die griechischen Götter einst ganz normale Menschen waren, die durch herausragende Taten von der Nachwelt verherrlicht und schließlich zu Göttern erklärt wurden. Das ganze findet sich bei Diodor (weitere Literaturangabe gibt es bei Wikipedia zu hauf).
 
Themistokles schrieb:
Ich frage mich wieviel über das Wesen der Griechen aus ihrer Mythologie ableitbar ist. Kann man aus ihren Götterbild auf ihre Weltanschauung und Selbstverständnis schließen? Ist an ihren Göttern etwas spezifisch griechisch was sie eindeutig ihren Erfindern zuordnet? Als Beispiele für solche Eigenheiten fallen mir ihr enger Kontakt zu Menschen und ihre Machtlosigkeit gegenüber dem Schicksal ein. Spiegelt sich hierin griechischer Pessimismus wieder?

Nachdem ich bei meinem letzten Hinweis (Beitrag #10) zu indogerman. Herkunft der griech. Mythologie anonym einfach mit "Unsinn" bewertet wurde, schien mir diese Beurteilung doch allzu lapidar.

Denn es gibt hier Hinweise dafür, dass es bestimmte Vorstellungen bereits zur Zeit der Indogermanischen Wanderung gegeben hat. Aus Verschiedensten Quellen, von den Veden und den Edda Texten lassen sich Urmythen indogermanischer Stämme grob aufreißen. Uralt scheint besonders die Vorstellung von der Entstehung der Welt zu sein.

Der Ursprung
Am Anfang war ein gähnender Schlund, aber es gab schon Feuer, Wasser, Erde und Luft, dann trafen zwei Kräfte aufeinander. Aus dem Zusammenprall entstand ein Urwesen, das in der Edda Ymir, in den Veden Yama, bei den Gríechen Gaia heißt.

Die Entstehung der Riesen
Ymir zeugte die Riesen. / Gaia gebar die Riesen (Titanen, Zyklopen und hundertarmigen Riesen).

Die Ausformung der Welt
Nach Edda und Veden wurde aus dem Körper des Urwesen die Welt geformt. Nach der griechischen Mythologie gebar das Urwesen Gaia den Himmel (Uranos), das Meer, die Unterwelt, Seen u. Flüsse...

Der Kampf gegen die Riesen um die Götterherrschaft
Nach Edda und Veden wurde das Urwesen schließlich von den ersten Göttern erschlagen und die Riesen bis auf zwei ausgerottet. Nach der griechischen Mythologie kämpften die olympischen Götter gegen die Titanen um die Götterherrschaft und verbannten diese in den Tartaros.

http://de.wikipedia.org/wiki/Germanische_Sch%C3%B6pfungsgeschichte

http://www.mythentor.de/griechen/anfang.htm

Die Macht des Schicksals

Den indogermanischen Mythen ist auch der Glaube an ein höchstes Weltprinzip gemein. Dieses äußert sich in den unabänderlichen Gesetzen des Schicksals. So hatte sich Zeus, seinen eigenen Töchtern, den Schicksalsgöttinnen (Moiren) zu fügen. (röm. Parzen, germ. Nornen, slaw. Zorya):fechtduell:

http://de.wikipedia.org/wiki/Zeus

Das Schicksal der Götter (auch Ragnarök)
Zu Ragnarök kommt es zum Endkampf der Götter gegen die Riesen. Hier finden die meisten der Asen den Tod. Nur wenige Götter überleben für einen Neuanfang.

http://de.wikipedia.org/wiki/Ragnar%C3%B6k


Doch es gibt auch einen Endkampf der olympischen Götter gegen die Giganten. Man sollte sich auch mal die Beschreibungen der Giganten und des Typhon ansehen, welcher als schlangenköfig u. schlangenfüßig (was immer das genau heisst) beschrieben wird und sich die Midgardschlange ins Gedächtnis rufen. Dieser Endkampf endet jedoch nicht so blutig wie im germanischen Mythos, ...zumindest nicht für die olympischen Götter.

http://www.mythentor.de/griechen/anfang3.htm

Himmelsgott, Donnergott und der Führer der Toten
Interessant ist auch, dass fast alle indogermanischen Mythen gleichartige Götter kennen. So hat Wodan der als einäugiger Führer der Toten hoch zu Ross durch den Sturmwind braust, ein Entsprechung im indischen Rudra, der, ebenfalls einäugig, mit den Seelen der unfriedlich gestorbenen durch die Nächte braust. Beide haben den Beinahmen „Lärmer“. Den Donnergott, der in Indien Indras, bei den Kelten Taranis und bei den Germanen Donar hieß teilen sich diese Religionen ebenso wie den Himmelsgott Dyaus, Zeus, Ziu, dessen Namen letztlich im lateinischen „Deus“ auf unseren christlichen Gott übergegangen ist.

Ein Bischen viel Ähnlichkeiten für ein lapidares: "Unsinn"?

mfG Jürgen

PS: Entschuldige bitte Themistokles, das geht nicht gegen Dich. Ich habe Deinen Beitrag nur zur Anknüpfung an das Thema zitiert.:winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
Jürgen schrieb:
Denn es gibt hier Hinweise dafür, dass es bestimmte Vorstellungen bereits zur Zeit der Indogermanischen Wanderung gegeben hat.

Da niemand weiß, ob und wann eine "Indogermanische Wanderung" stattgefunden hat und wo sie ihren Ausgangspunkt genommen hat, kann man auch schwerlich dort irgendwelche Hinweise finden.

Uralt scheint besonders die Vorstellung von der Entstehung der Welt zu sein.

"Uralt scheint" besagt gar nichts über die Herkunft.


Interessant ist auch, dass fast alle indogermanischen Mythen gleichartige Götter kennen.

Vergegenwärtigt man sich die Voraussetzungen, ist das Ergebnis alles andere als "interessant":
Gegeben sind Mythologien ca. zehn verschiedener Völker, von denen jedes Dutzende bis Hunderte von Göttern und sonstigen mythologischen Wesen kennt.
Da wäre es ein großer Zufall, wenn nicht irgendwo mal zwei Götter mit ähnlichen Attributen auftreten würden.

Dasselbe gilt für Deine "Methode", irgendwelche Ähnlichkeiten aus den Schöpfungsmythen zu kombinieren. Da würde sicher auch noch die japanische Mythologie als "indoeuropäisch" durchgehen, wenn aus dem linken Auge des Urwesens Izanagi die Sonne, aus dem rechten der Mond und aus der Nase Susanoo der Sturm entsteht.

Der einzige Gott, der sich sicher als indoeuropäisch identifizieren läßt, ist der Himmelsgott. Der genoß allerdings bei weiten nicht nur bei den indoeuropäischen Völkern Verehrung.

Für eine seriöse Auseinandersetzung mit dem Thema empfehle ich:
Bernfried Schlerath, Religion der Indogermanen, in: Wolfgang Meid (Hrsg.), Sprache und Kultur der Indogermanen, Innsbruck 1998

Und nun bitte zurück zu den alten Griechen.
 
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