Erich Honecker-Zum 12.Todestag

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Wie eine unscheinbare Perle sah ich heute in der Tageszeitung unter den Anzeigen folgenden Text:
Erinnerungen an die DDR
Immer mehr Ossis erkennen, daß ihre Lebensbedingungen in der DDR sie weniger deformiert haben ....


Schrecklich wahrhaftig, aber auch von seinem Alter geprägt der alte Mann.

Man könnte es auch so ausdrücken: selbst durch die offenkundigen Ereignisse der Wende unbelehrbar geblieben, dafür die Ansichten noch etwas seniler vorgetragen als sowieso schon.
 
admiral nelson schrieb:
Tja, wir sind halt alle imperialistisch, kapitalistisch, faschistisch und materialistisch verzogen und sehen gar nicht, dass die DDR und der restliche Ostblock eigentlich das reine Arbeiterparadies war...
War Materialismus kein DDR-Phänomen? Hier war sogar die Geschichtsauffassung materialistisch. Du Idealist.
Ist es sprachlich wirklich korrekt von materiellorientierten Menschen als MAterialisten zu sprechen? Ich denke bei dem Begriff zuerst an die philosophische Richtung.
 
florian17160 schrieb:
Eben.
So etwas gab und wird es immer und in jedem System geben.
Daraus gleich Schlussfolgerungen auf die jeweilige Staatsform zu ziehen, ist absurd.
Ich will meine Kindheit und Schulausbildung nicht missen.
Ja, ich war glücklich.

Das ist schön für Dich, aber doch sehr kritiklos.
Ich kann von meiner Schulzeit nur sagen, dass wir als Lehrer viele alte Nazis und Offiziere hatten. Unter den heutigen Bedingungen wären die niemals zum Schuldienst zugelassen worden, weil sie auch den Holocaust leugneten.:motz:
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in der DDR in der Schule nur Menschen gab, die das fröbelsche Prinzip durchgesetzt haben?:confused:
 
Zwar bin ich strikt gegen eine nachträgliche Verklärung der DDR, doch muss man festhalten, dass sie natürlich kein ständiges Jammertal war und die Menschen wie überall ein glückliches und erfülltes Leben führen konnten. Warum also soll florian, wie er oben sagt, keine glückliche Kindheit und Schulzeit erlebt haben?

Man muss hier doch sehr strikt trennen zwischen individueller Befindlichkeit und einer repressiven Staatsform. Um der zeitweise zu entfliehen, schufen sich Menschen eben ihre "Nischen", arrangierten sich und warteten auf bessere Zeiten. Dass Menschen, die von repressiven Maßnahmen direkt betroffen waren, eine andere Wahrnehmung hatten, vesteht sich von selbst.
 
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Dieter schrieb:
Warum also soll florian, wie er oben sagt, keine glückliche Kindheit und Schulzeit erlebt haben?

Man muss hier doch sehr strikt trennen zwischen individueller Befindlichkeit und einer repressiven Staatsform. Um der zeitweise zu entfliehen, schufen sich Menschen eben ihre "Nischen", arrangierten sich und warteten auf bessere Zeiten. Dass Menschen, die von repressiven Maßnahmen direkt betroffen waren, eine andere Wahrnehmung hatten, vesteht sich von selbst.

Lieber Dieter,
eine glückliche Kindheit vielleicht, da aber in der Schule sicherlich der Sozialismus gelehrt und durchgesetzt wurde, kann ich mir es schlicht nicht vorstellen, dass dies nur in netter Form geschah.:confused:
 
heinz schrieb:
da aber in der Schule sicherlich der Sozialismus gelehrt und durchgesetzt wurde, kann ich mir es schlicht nicht vorstellen, dass dies nur in netter Form geschah.:confused:
Was verstehst du unter Durchsetzung des Sozialismus in der Schule? Natürlich stießen sich Schüler am Lehrplan. Vielleicht auch mehr als heute (Timo schreib im Smalltalk ein wenig mal dazu). Aber Verstaatlichung von Boden und Enteignungen als die unnetten Formen der Sozialismusdurchsetzungen sind in Schulen imho nicht durchführbar. Es gab nur Maßnahmen denen man sich in jene Nishcen entziehen konnte. ruhig und unauffällig sein. Selbst Fahnengrüße lassen sich durchstehen. Die Amis schaffen es auch.
 
heinz schrieb:
Lieber Dieter,
eine glückliche Kindheit vielleicht, da aber in der Schule sicherlich der Sozialismus gelehrt und durchgesetzt wurde, kann ich mir es schlicht nicht vorstellen, dass dies nur in netter Form geschah.:confused:
Diese Aussage ist grob zurückzuweisen weil sie ausschliesslich auf subjektiver Vorurteilen beruht die nichtmal ansatzweise auf persönlicher Beobachtung fussen!
Ein bisscher mehr Objektivität bei den Beiträgen wäre wünschenswert!
 
Themistokles schrieb:
Was verstehst du unter Durchsetzung des Sozialismus in der Schule? Natürlich stießen sich Schüler am Lehrplan. Vielleicht auch mehr als heute (Timo schreib im Smalltalk ein wenig mal dazu).
Thomas Brussig thematisiert Marxismus-Leninismus auf dem DDR-Lehrplan in seinem 1991 erschienenen Roman Wasserfarben. Dies mal als Buchempfehlung zum Thema meinerseits. Sein bekannterer Roman Helden wie wir ist auch verfilmt worden, vielleicht hat ja jemand den Film gesehen. Und über Am kürzeren Ende der Sonnenallee brauche ich wohl nicht näher einzugehen.
 
Einer ganzen Gesellschaft die gesamte Kindheit zu versauen, das haben nur wenige Regime geschafft. Wer hätte den als Jugendlicher 1935 nicht gerne Abenteuerferien mit der HJ verbracht? Natürlich wird auch so mancher Mensch in Nordkorea, Afghanistan oder auf Kuba gerne auf seine Kindheit zurückblicken.

Daher ist es schwierig, die persönliche Biographie von der historischen Betrachtung zu trennen. Wir wollen ja nicht Herrn Mustermann dazu zwingen, seine idyllische HJ-Kindheit zu verleugnen. Ebenso will Flo sicherlich seine Kindheit nicht missen wollen.

Wir können nur erörtern, wie und wo das System als Ganzes geirrt hat bzw. fehlgeschlagen ist. Eine Diskussion über persönliches Glück und Unglück hingegen wird kein Ergebnis bringen.
 
Zuletzt bearbeitet:
heinz schrieb:
Das ist schön für Dich, aber doch sehr kritiklos.
Ich kann von meiner Schulzeit nur sagen, dass wir als Lehrer viele alte Nazis und Offiziere hatten. Unter den heutigen Bedingungen wären die niemals zum Schuldienst zugelassen worden, weil sie auch den Holocaust leugneten.:motz:
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in der DDR in der Schule nur Menschen gab, die das fröbelsche Prinzip durchgesetzt haben?:confused:


In der DDR in Bad Blankenburg/Thür. gab es durchgängig eine Fröbel-Gedenkstätte und die Kindergärten in der DDR waren in ihrem Aufbau und dem Umgang mit Kindern ganz sicher an Fröbel angelehnt. Zudem waren in der Anfangszeit in der DDR sogenannte "Neulehrer" tätig, die erst einmal bemüht waren, den Schulbetrieb wieder aufzunehmen und vernünftig weiterzuführen. Wie in allen Schichten gab es auch bei den Lehrern solche und solche. Das ist eine menschliche Eingenschaft und hat nichts mit dem System oder politischen Ansichten zu tun. Die später einsetzende Politisierung ist etwas, was man ebenfalls in jedem System antrifft, aber erstens weiß das jeder Lehrer aus eigener Erfahrung, dass nicht alle Schüler erreicht und zum anderen darf hier in keiner Weise das Elternhaus unterschätzt werden.
Kindheit und Jugend unter politischen Aspekten zu betrachten ist wenig ergibig, da Kinder und Jugendliche andere Maßstäbe an Glück und Zufriedenheit anlegen, als Erwachsene.
 
Halbwüchsige, die einst in "glücklichen DDR-Kindergärten" spielten

Irene schrieb:
(...)Was allerdings nicht ausgeprägt war, das war ein starkes Konkurrenzdenken und eine Ausrichtung auf materialistische Werte. Infolge dessen war auch nur ein geringes Gewaltpotential zu verzeichnen. Auch Statusdenken war den Kindern und Jugendlichen nicht geläufig. Da für Kinder die Politik keine maßgebliche Rolle spielt, darf man schon sagen, dass sie eine glückliche Kindheit hatten.(...)Die schulische und die berufliche Ausbildung war eigentlich noch nie ein Streitthema, sie waren schon als DDR-Bürger als Fachkräfte überall willkommen und stehen auch heute ihren Mann bzw. ihre Frau.

Dem letzten Satz zolle ich gerne meine persönl. Zustimmung, obwohl er leider ebenfalls generalisierender Unfug ist. Dazu müsste man jeden einzelnen im "Westen" tätigen DDR-Zögling und auch sein Arbeitgeber befragen.

Zu einem deiner Sätze muss ich allerdings eine Entwicklung anfügen (Geschichte ist Ablauf , oder nicht?):

Dem "nur geringen Gewaltpotential" steht nach ca. 15 Jahren eine Kartographie von Berlin nach Bezirken entgegen, die ich vor kurzem in einer Tageszeitung sah.
Headline: "Deutschland fürchtet um Image bei Fußbal-WM
Sub-Titel: "Dramatische Zunahme rechtsextremer* Gewalttaten"
*(und meist rassistischer)

Ich hab die Zeitung aufgehoben (weil meine Freundin an diesem Tag "ihre Frau stand", sie wurde 1976 in Leipzig geboren, seit fast 6 Jahren nun in Wien und ist übrigens mit keinem deiner Sätze gänzlich einverstanden)

Kurier, Di, 23. Mai 2006 (Der ganze Artikel ist vermutl. auf www.kurier.at zu bestellen. Weiterer Artikel: http://www.kurier.at/epaper/)

Graphik:
"Rechtsextremistische Gewalt in Berlin, Anzahl von Übergriffen mach Bezirken 2002 bis 2005":

1. Friedrichshain: 37
2. Lichtenberg: 29
3. Treptow: 26
4. Köpenick: 22
5. Mitte: 21
6. Hohenschönhausen: 15
usw.
Alle Bezirke des ehem. Ostberlin sind im Ranking voran. An zehnter Stelle beginnt der ehem. Westteil der Stadt mit
10. Schöneberg: 11
11. Kreuzberg: 9
etc.

Falls ich sie wiederfinde, reiche ich gerne eine mir bekannte Studien nach, die auf diese Thematik und seine Dramatik schon vor fast 10 Jahren! hinwies.

Entschuldigung für diesen Eintritt in die aktuelle Zeitgeschichte und Politik. Aber das werden wir bei diesem Thema nicht verhindern können.

Mit einem Gruß vom goldenen Apfel des sozialistischen Kapitalismus: Wien.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich muß mich kurz einmischen...
:sorry:

Themistokles schrieb:
Was verstehst du unter Durchsetzung des Sozialismus in der Schule? Natürlich stießen sich Schüler am Lehrplan. Vielleicht auch mehr als heute (Timo schreib im Smalltalk ein wenig mal dazu)...

Ich schätze, Du meintest damit diesen Beitrag: http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=98960&postcount=23
:grübel:
Dazu muß ich allerdings noch sagen, daß wir hier unbedingt zwischen verschiedenen Schulfächern unterscheiden müssen - oder ganz platt gesagt: auch in der DDR war in Mathematik das Ergebnis von 1+1 immer noch 2 :fs:
 
Themistokles schrieb:
Was verstehst du unter Durchsetzung des Sozialismus in der Schule? Natürlich stießen sich Schüler am Lehrplan. Vielleicht auch mehr als heute (Timo schreib im Smalltalk ein wenig mal dazu). Aber Verstaatlichung von Boden und Enteignungen als die unnetten Formen der Sozialismusdurchsetzungen sind in Schulen imho nicht durchführbar. Es gab nur Maßnahmen denen man sich in jene Nishcen entziehen konnte. ruhig und unauffällig sein. Selbst Fahnengrüße lassen sich durchstehen. Die Amis schaffen es auch.

Lieber Themistokles,
es läßt sich alles durchstehen, auch im westdeutschen Schulaltag war das so. Um ein sozialistisches Menschenbild durchzusetzen, brauchte man unbedingte Disziplin, welche auch sicherlich durchgesetzt wurde. Ein Fahnenappel dürfte da noch das Geringste gewesen sein. Es war in Geschichte doch alles auf den Marxismus/Lenilismus ausgerichtet und auf den Klassenkampf.
Die Nischen gab es sicherlich nicht in der Schule sondern im nichtöffentlichen Bereich. :grübel:
 
Zuletzt bearbeitet:
timotheus schrieb:
Ic

Ich schätze, Du meintest damit diesen Beitrag: http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=98960&postcount=23
:grübel:
Geschichte war aber das 2.extremste Fach in dieser Richtung (hinter Stabü) und selbst hier konnte man sich ausreichend mit dem System arrangieren um rein negativen Erinnerungen entgegenzuwirken (du magst doch Geschichte heute noch)

Fahnenapell war laut meiner Mutter jährlich, es taugt also wirklich nicht für die Diskussion. Geschichte als Folge von Klassenkämpfen ist natürlich einseitig. Das ist eine völlige Missachtung aber auch.
 
Themistokles schrieb:
Geschichte war aber das 2.extremste Fach in dieser Richtung (hinter Stabü) und selbst hier konnte man sich ausreichend mit dem System arrangieren um rein negativen Erinnerungen entgegenzuwirken (du magst doch Geschichte heute noch)

Dem widerspreche ich nicht, allerdings ist es nicht gerade leicht, sich zu arrangieren, wenn Du bspw. eben nicht der Meinung bist, der Adel sei bloß eine "feudalistische Ausbeuterklasse", oder wenn Du weißt, daß der Klerus und die Mönche im Mittelalter die Gelehrten darstellten und durchaus dabei etwas zustande brachten...
 
Die Überlegungen von ning sind bedenkenswert. Man muss sich wirklich fragen, ob diese gegenüber Westdeutschland signifikante Ausländerfeindlichkeit von der jahrzehntelangen Abschottung herrührt, oder ob sie erst durch die ökonomischen und gesellschaftlichen Verwerfungen als Folge der Vereinigung entstanden ist.

Ein Sozialwissenschaftler aus der DDR bemerkte dazu, dass belastete Vorbilder und Autoritätspersonen von Kindern und Jugendlichen nach dem Untergang der DDR vom Sockel gestoßen wurden, was den Boden bereitete für eine orientierungslose Ostjugend. Hinzu kam im Rahmen der gewaltigen Arbeitslosenrate eine berufliche Perspektivlosigkeit, die schließlich zu den Exzessen führte, die wir heute erleben.
 
Dieter schrieb:
Die Überlegungen von ning sind bedenkenswert. Man muss sich wirklich fragen, ob diese gegenüber Westdeutschland signifikante Ausländerfeindlichkeit von der jahrzehntelangen Abschottung herrührt, oder ob sie erst durch die ökonomischen und gesellschaftlichen Verwerfungen als Folge der Vereinigung entstanden ist.


wir sind jetzt 16 Jahre wiedervereinigt. Wie alt sind denn die Täter aus der rechtsradikalen Szene? Ich favorisiere den 2. Aspekt als Begründung.
 
Es ist schon verwunderlich, zu welchen Assoziationen eine Todesanzeige
Erich Honecker-Zum 12.Todestag
verleitet.
:closed:
 
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