Fehden im Hochmittelalter

Das man Streitigkeiten gewaltsam bzw in Selbstjustiz ausübt, kam und kommt wohl immer vor.
Nur die Qualitäten sind eben unterschiedlich. Früher waren eben nur "Betroffene" beteiligt, "Familie , Freunde ,Verpflichtete" später kommen ja die unbeteiligten Fehdehelfer dazu. Dein Urgroß Onkel hat meinen hat den Neffen meiner Frau als beschimpft, deswegen räche ich mich mit ...., ist Spätmittelalterlich.

Im Hochmittelalter scheint es mir so, das eben nur die Familien bzw nur der Täter von Fehde bedroht ist. Es hatten ja viele das "Fehderecht" , und es ist etwas andres, jemanden "unbeteiligten" auf die Füße zu treten, der "wehrhaft" ist, als jemanden, der sich nicht wehren kann.
 
Es gibt aus Spanien eine ganz wunderbare Quelle, den Cid betreffend. Wie der berühmte Epos dezidiert procidianisch. Und doch kritisiert der Verfasser an einer Stelle offenbar den Cid (das ist ein wenig schwierig zu sagen, da in den beiden erhaltenen lateinischen Originalschriften die entsprechenden Seiten entfernt wurden und sie nur in einer von zwei mittelalterlichen spanischen Übersetzungen überlebt haben), weil dieser die Ländereien seines Intimfeindes verwüstet.

Der Epos der Siete Infantes de Lara berichtet von einer Familienfehde, die anlässlich eines Hochzeitsfestes ausgelöst wird und schließlich mit der Auslöschung beider Familien endet - beinahe eine antike Tragödie. Historiker halten auch diesen Epos für weitgehend historisch, Zeitstellung: Ende 10./Anfang 11. Jhdt.
 
ich weiß nicht, ob man das Fehdewesen des Hochmittelalters 900 bis~1250 im HRRso einfach mit dem späteren Fehdeunwesen gleichsetzen kann. .

Die Gottesfriedensbewegung seit dem 10. Jh. und den berühmten Mainzer Landfrieden von 1235 hätte es ohne ein beträchtliches Fehdewesen zu allen Zeiten und insbesondere auch im Hochmittelalter nicht gegeben. Stellvertretend dafür sei Heinrich der Löwe genannt, der zwischen 1142 und 1180 in ständige Fehden mit dem sächsischen Adel verwickelt war, wobei es stets um die Annexion bzw. Aneignung umstrittener Gebiete ging.

Das war einer der beiden zentralen Gründe zu seiner Ächtung auf dem Reichstag von Gelnhausen im Jahr 1180. Verurteilt wurde Heinrich der Löwe landrechtlich wegen Landfriedensbruch auf der Basis der Klagen sächsischer Adelsfamilien und lehnsrechtlich wegen Ungehorsam gegen das Reich.

Es ließen sich in diesem Zusammenhang noch zahlreiche weitere Fehden in der Zeit des Hochmittelalters nennen.
 
Wilfrid schrieb:
ich weiß nicht, ob man das Fehdewesen des Hochmittelalters 900 bis~1250 im HRRso einfach mit dem späteren Fehdeunwesen gleichsetzen kann.

Die Gottesfriedensbewegung seit dem 10. Jh. und den berühmten Mainzer Landfrieden von 1235 hätte es ohne ein beträchtliches Fehdewesen zu allen Zeiten und insbesondere auch im Hochmittelalter nicht gegeben.

Ich denke was Wilfrid meinte ist eine unterschiedlich geartete Natur der Fehden im hohen gegenüber dem Spätmittelalter. Während beispielsweise die von Dieter beschriebene "Fehde" zwischen dem Stift Halberstadt und dem Grafen von Anhalt im 14. Jahrhundert (spätes Mittelalter) eher den Charakter eines Krieges zweier Parteien um ein konkretes Gut aufwies, der nach einer militärischen Entscheidung vertraglich beigelegt wurde, waren die Konflikte des hohen Mittelalters, besonders vom 9. bis 12. Jahrhundert regelrechte Vendettas zwischen Familien, die schon mal über mehrere Generationen andauern konnten.

Zum HRR fällt mir da kein entsprechendes Beispiel ein, aber in Frankreich trugen beispielsweise die normannischen Sippen der Bêlleme und Giroie vom 10. bis zum 11. Jahrhundert eine blutige Fehde aus, der mehrere Familienangehörige das Leben kostete. Höhepunkt war die Ermordung der letzten Bêlleme-Erbin Mabille, die in ihrem Bett von Anhängern der Giroie in Stücke gehackt wurde. So etwas war ab dem 13. Jahrhundert unter den Augen einer mittlerweile funktionierenden königlichen Gerichtsbarkeit schon gar nicht mehr möglich.
 
Entscheidend wahr wohl auch immer die Autorität und Macht des jeweiligen Herrschers Fehden zu unterbinden.
So wird Johann ohne Land wohl nicht die gleiche Autorität wie sein Bruder Richard gehabt haben, die Fürsten des Königreichs im Zaum zu halten.
 
In Nordspanien gab es zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert die "Guerra de los linajes" (Krieg der Sippen) oder "...de los bandos" der "Parteien".

Das war eine Serie blutiger Fehden zwischen den Anhängern und Verbündeten zweier baskischer Parteien, den "Gamboinos" (Anhänger der Familie Gamboa) und den Oñacinos (Oñaz).
Im Baskenland gab es mehrere große und mächtige Sippen (Parientes Mayores) deren Stammsitze zumeist aus kleinen Burgen, Wohntürmen und befestigten Häusern bestand, (von denen heute noch viele gut erhalten bestehen). Diesen Sippen waren weniger reiche und mächtige Familien unterstellt, die ihnen Heerfolge leisteten.

Es gab immer wieder Überfälle, Schlachten und Morde, bei denen einige der Beteiligten Sippen praktisch ausgelöscht wurden. So z.B. eine regelrechte Schlacht in den Strassen Bilbaos, so wie eine in Bermeo.

Das Ganze endete erst, als die Städte, organisiert in Brüderschaften (Hermandades) mit Unterstützung der Kastilischen Krone die Familienstammsitze besetzten und die beteiligten an die Grenze zu Granada exiliert wurden.

War of the Bands - Wikipedia, the free encyclopedia
Guerras de bandos - Wikipedia, la enciclopedia libre
 
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Kann den zwischen der blutigen Familienfehde, in der sich Familien bis aufs Blut generationenübergreifend bekämpfen, und der sozusagen ehrenhaften Fehde bei der nicht in solch einem aufgeheitzten Klima, sondern rationaler bekriegt wurde, unterschieden werden ?
 
Zum HRR fällt mir da kein entsprechendes Beispiel ein, aber in Frankreich trugen beispielsweise die normannischen Sippen der Bêlleme und Giroie vom 10. bis zum 11. Jahrhundert eine blutige Fehde aus, der mehrere Familienangehörige das Leben kostete. Höhepunkt war die Ermordung der letzten Bêlleme-Erbin Mabille, die in ihrem Bett von Anhängern der Giroie in Stücke gehackt wurde. So etwas war ab dem 13. Jahrhundert unter den Augen einer mittlerweile funktionierenden königlichen Gerichtsbarkeit schon gar nicht mehr möglich.

Aus Nordhessen könnte man etwa die "Bundesherrenfehde" anführen, ein fast 15 Jahre lang währender Streit zwischen Niederadligen mit immer wieder aufflackernden kleinen Scharmützeln.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bundesherrenfehde
 
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