Den Begriff verwendet Krumeich in der Beschreibung der Kriegsschulddebatte nach 1919, sowohl für Deutschland als auch für Frankreich.
Substantiell geht der für Deutschland zurück auf die "innenpolitische Einheitsfront" kontra "Schuldlüge", " "Schanddiktat", "Erpressung" etc., was in Deutschland nahezu (bis auf die sich wenig äußernde KPD) nationalen Konsens darstellte.*
Mit dieser innenpolitischen Einheitsfront,
- nationalistisch aufgeladen,
- rationalen Diskussionen unzugänglich,
- "Nestbeschmutzer" verdammend, "festungsinternen" Anpassungsdruck erzeugend und unbedingte Geschlossenheit fordernd
ist der Begriff passend umschrieben. In der Konflikt- und Krisenforschung wird das so umschrieben: kognitive (zB emotionaler Nationalismus) und evaluative (zB ideologisch fixierte Wertesysteme) Konfliktpotenziale verdichten sich und verschmelzen letztlich zu einer Mentalität, die selbst für einen Rest "alternativer Informationen unempfänglich" wird - die Meinung wird buchstäblich zur Festung, Abweichungen werden reflexartig bekämpft.
Grund für diese "Front" über Ideologische Gräben hinweg ist natürlich nicht nur die nationale "Schmach" des "Schanddiktats", sondern auch ganz pragmatisch das gezielte Aufrollen der Reparationsfrage über die Kriegsschuldfrage. Diese Stoßrichtung der "nationalen Verdrängung" (Heinemann) war auch Frankreich klar, weswegen Krumeich die dortige nationalistisch-innenpolitische "Front" mit einer Festungsmentalität vergleicht.
In der Konsequenz der "Festungsmentalität" und "innenpolitischen Einheitsfront" zB für Deutschland wurden zunächst selbst kleinste Initiativen einer Verständigungspolitik über (innenpolitische) ideologische Gegnerschaften hinweg als schädlich stigmatisiert.
* und damit geht der Begriff inhaltlich auf Heinemanns Darstellung dieser nationalen Frontstellung zurück, in: "Die verdrängte Niederlage".