Es gibt genügend Quellen die belegen, dass es sich bei den Mord an den Armeniern um einen Genozid handelt. Als Beispiel, der amerikanische Botschafter Morgenthau kam schon während des Krieges zum Schluss, dass die Jungtürken vorhatten, das ganze Volk zu vernichten. Dies kam aus den Gesprächen die er mt Talaat Pascha führte klar zum Ausdruck. 1918 schrieb Morgenthau: "Als die türkischeen Behörden die Befehle zu diesen Deportationen erteilten, stellte sie einem ganzen Volk das Todesurteil aus; sie verstanden das gut, und in ihren Gesprächen mti mit mahcten sie keinen besonderen Hehl daraus.“
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Die wichtigsten Quellen der Forschung sind neben den Augenzeugenberichten von überlebenden Armeniern, vor allem deutschsprachige Quellen, da sich zu dieser Zeit eine grosse Zahl von deutschen und österreichischen Staatsbürgern im Osmanischen Reich befanden und die die Deportationen und Massaker mit angesehen hatten.
Die Frage weshalb die offizielle Türkei sich dem nie gestellt hat, ist wohl sehr vielschichtig. Die Türkei hat sich nie ernsthaft mit der Endphase des Osmanischen Reiches befasst. Sie schafften einen Gründungsmythos der vor allem den nationalen Freiheitskampf gegen den europäischen Imperialismus im Vordergrund hatte. Die Deportationen der Armenier waren so gesehen eine kriegsnotwendige Massnahme zur Rettung des Vaterlandes. Bei der Gründung der jungen Türkei waren zahlreiche Mitglieder der CUP (die verantwortlichen für die Deportation und Massaker) beteiligt. Die hatten kein Interesse daran den Genozid anzuerkennen - dies wäre ja eine Schuldanerkennung gewesen und hätte in ihren Augen wohl die Identität der modernen Türkei erschüttert.
Heute verfolgt die offizielle Türkei zwei Strategien. Entweder wird der Genozid geleugnet oder die Bedeutung der Massaker und Deportationen werden heruntergespielt.
Yves Ternon, ein französischer Historiker, hat die Haltung der Türkei treffend charakterisiert: "Nichts ist geschehen, aber sie haben es verdient."
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Eine Anerkennung des armenischen Genozids sollte eigentlich schon lange geschehen sein. Dennoch gibt es immer wieder Berichte bei denen man sich gewisse Fragen stellen muss.
Beispiel:
Der türkischen Nationalist Dogu Perincek hat 2005 in mehreren Reden in der Schweiz den Genozid geleugnet, daraufhin wurde er wegen Rassendiskriminierung angeklagt und verurteilt. 2007 hat das Bundesgericht das Urteil bestätigt. Perincek hat das Urteil an den europäischen Gerichtshof weitergezogen und 2013 wurde die Schweiz verurteilt, weil sie Perincek der Rassendiskriminierung schuldig gesprochen hatte. 2014 wird nun die Angelegenheit neu aufgerollt.
1 Naimark, Normen: Flammender Hass. Ethnische Säuberungen im 20. Jahrhundert. 2004. S. 53
2 Teron, Yves: Der verbrecherische Staat. Völkermord im 20. Jahrhundert. 1996. S. 152
Literatur:
Barth, Boris: Genozid. Völkermord im 20. Jahrhundert. Geschichte, Theorien, Kontroversen. 2006
Ein sehr interessanter Artikel von Yves Teron:
http://www.imprescriptible.fr/dossiers/ternon/negationnisme