Witege
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Das Eindringen war demgegenüber nachrangig, bei Phalangen gelang es durch die Pilenwürfe nicht...
Bei einer Phalanx wäre der primäre Effekt die Verlangsamung des Vorgehens der Phalanx. Und dadurch das diese weniger Druck nach vorne entfalten kann.
Wie kommst du zu dieser Einschätzung? Viele Schlachten gab es ja nicht unbedingt zwischen den Sarissen- und Pilenträgern.
Delbrück schreibt dazu:
Zu einer völlig einwandfreien Probe für den Schlachtenwert der beiden Kampfesarten ist es merkwürdigerweise gar nicht gekommen. Die beiden Schlachten, in denen die Macedonier den Römern erlagen, Kynoskephalä und Pydna, sind so sehr von Zufällen beeinflußt, daß die Allgemeingültigkeit ihres Ergebnisses bestritten werden könnte, und die dritte, die hierher zu rechnen wäre, Magnesia, wo das macedonisch-syrische Reich den Römern erlag, zeigt nach den freilich völlig phantastischen Schlachtberichten, die wir haben, überhaupt keine Phalangenaufstellung.
Außerdem beschreibt er den römischen Wandel vom Hopliten zum Pilenwerfer so:
Mit der Manipular-Phalanx hängt zweifellos auch eine Änderung in der römischen Bewaffnung und Kampfesweise zusammen. Die älteren römischen Hopliten fochten wie die griechischen mit dem Spieß und hatten das kurze Schwert, einen Dolch oder ein Messer als Hilfswaffe. Nunmehr schleuderten die römischen Soldaten den Spieß voraus und stürzten dann im Sturmschritt nach, um den Kampf mit dem Schwert zu vollenden. Der Spieß hat zwar den Vorzug der größeren Länge, ist aber für den Kampf gegen einen gerüsteten Mann eine ungeschickte Waffe. Wie man ihn gewöhnlich anfaßt, mit dem »Untergriff« nach der Terminologie der deutschen Armee, ist der Stoß sehr unsicher und nicht sehr stark, da der Unterarm und die Hand dabei die unnatürliche, fast senkrechte Stellung einnehmen müssen; vollkräftig ist dieser Stoß eigentlich nur von oben nach unten. Der Lanzenstich, wie ihn heute die Kavallerie hauptsächlich übt, mit »Aufgriff« und bohrend eingeklemmt zwischen Rumpf und Oberarm, ist für den Hoplitenkampf nicht brauchbar. Es ist der Stich des attackierenden Reiters, der nur ganz im allgemeinen den Gegner treffen soll und auch dann seinen Zweck erfüllt, wenn er auf Schild oder Panzer trifft und den Mann, ohne ihn zu verwunden, vom Pferde wirft. Der Hoplit aber muß bei dem gerüsteten Gegner nach einer Blöße spähen, um sie zustechend zu treffen.
Hierfür ist das spitze Schwert oder der kurze Degen viel geeigneter als der Spieß, und doppelt wirksam ist natürlich die Verwendung beider Waffen hintereinander, wie sie die Römer möglich machten, indem sie den Spieß voraus schleuderten, der dazu als »Pilum« passend konstruiert wurde, und dann in die durch die Salve erschütterte feindliche Linie mit dem Schwert einbrachen. Man darf annehmen, daß dieselbe militärische Autorität, die die Phalanx durch die Manipular-Ordnung gliederte, auch die höhere Potenzierung des Nahkampfes durch die Kombination des Spieß- und Nahkampfes befohlen und durchgesetzt hat.
Für gewöhnlich kamen natürlich nur die beiden ersten Glieder zum Pilenwurf; die anderen behielten das ihrige in der Hand. Die Triarier, die fast nie zum Werfen kamen, nahmen das Pilum überhaupt nicht an, sondern behielten den alten Hoplitenspieß, die hasta.
Es ist mir natürlich klar, dass man mit den Pilensalven erst einmal versuchte Gegner zu töten, allerdings konnte das doch nicht der einzige Sinn ihrer Verwendung gewesen sein. Ist es nicht logisch, wenn man nach dem Pilenwurf versucht in die gegnerische Formation einzubrechen, bevor sich diese wieder geordnet hat? Es dürften ja auch nicht genügend Pilen vorhanden gewesen sein um den Gegner komplett aufzuhalten.
Oder blieben die Römer im Zentrum eher stationär um die Phalanx noch mehr hinzuhalten, damit genügend Zeit blieb die gegnerische Flanke mit einigen Manipeln zu nehmen?
Das Eindringen war demgegenüber nachrangig, bei Phalangen gelang es durch die Pilenwürfe nicht. Die Sarissa kann übrigens zur Abwehr von Wurfgeschossen verwendet werden wenn man sie wippen läßt, heranfliegende Wurfgeschosse werden dann von den Sarissen beseite geschlagen.
Obwohl das Wippen der Sarissen den ein oder anderen Pilum abwehrten oder umlenkten, denke ich nicht, dass sie die ganze Wucht aus dem Angriff nahmen. Immerhin hatten sie auch nur relativ kleine Schilde und somit fast überhaupt keinen Schutz gegen die Pilen. Obwohl diese als Durchschlagswaffe natürlich auch durch größere Schilde dringen konnte, denke ich doch, dass die Wucht wenigstens etwas genommen wurde.
Aber darüber kannst du bestimmt mehr sagen. Wie weit dringen die Pilen denn in die gegnerischen Schilde ein? Das hast du bestimmt schon einmal versucht, oder? Ich habe da nämlich überhaupt keine Ahnung von.