Fragen zur 30. Infanterie-Division 1942 bis 1944

Ich bin echt erstaunt wie leicht es ihnen gefallen ist, diese Infos heraus zu bekommen. Wie und wo kann man sich die Karte einsehen?

Auf der gezeichneten Divisionskarte wurde der Ortsame also ausgelassen, glauben sie man bekäme irgendwie Kontakt zu dort ansässigen bzw Zeit zeugen? Ich würde gerne, sofern man später genug Infos zur Verfügung hat, eine Suche über den Kriegsgräberdienst in Anspruch nehmen wollen. Es ist ein privates Anliegen den Großvater anständig beigesetzt zu wissen.

Gruß
 
Vermutlich wird es - durch den zeitlichen Abstand von 75 Jahren - keinen fassbaren Zeitzeugen und keinen aktiven Ehemaligenverband mehr geben. Denkbare Überlebende müssten ca. 95 Jahre alt sein.

Zu den Akten und Archivbeständen:
30. ID ist nur bis Ende 1943 als Akte bei der NARA verfügbar. Die Division endete 1945 im so genannten Kurlandkessek.
XXVIII. Armeekorps: Aktenbestände enden im Juli 1944 beim Rückzug in den Kurlandkessel.
18. Armee: Kriegstagebuch August 1944 mit den Ereignissen ist verfügbar. Dazu stelle ich noch Kopien ein.

Viel mehr wird man also über die Ereignisse August 1944 westlich Pleskau/südlich Petseri nicht erfahren.

1. man kann mit dem Namen eine Vermisstenabfrage beim Volksbund VdK Kriegsopfer machen. Die führen umfassende Dateien über Gräberlagen. Wenn der Großvater identifiziert und beigesetzt wurde, wäre das auch bei späteren Umbettungen registriert worden. Anderenfalls könnte er unter den tausenden Vermissten registriert sein.
Gräbersuche-Online

2. möglich wäre auch, dass er in Gefangenschaft geraten ist. Dazu gibt es russische Auskunftsstellen, über die auch der VdK aufklären kann. Auch hier wäre Registrierung erfolgt, wenn er den Transport in ein Gefangenenlager überlebt hätte. Dann wäre, da er nicht zurückgekehrt ist, ein Versterben während der Gefangenschaft anzunehmen. Auch darüber bestehen Archive.

Wenn also die Auskunft über VdK nichts ergibt (Gräbersuche kann man auch online vornehmen, mit Namen und Geburtsdatum), wäre eine letzte Möglichkeit die Auskunft bei Moskauer Archiven.
 
Hier noch das passende aktuelle Satellitenbild von dem Gehöft. Es scheint noch zu existieren
536CB12C-9631-4BD0-A602-818DAD1A15DA.jpeg
 
Danke für Ihre Mühen, die Suchen über VdK,Rotes Kreuz oder dem kirchlichen dienst wurden 2011 gemacht, ohne Ergebnis. Gefangennahme kann auch ausgeschlossen werden, in einen Schreiben, welches ich hier nicht gepostet habe, hat ein Kamerad der ihn zuletzt sah und mit ihm eine Stellung/provisorischen Bunker teilte ausgesagt, dass er, als sie längst überrannt waren, Dokumente, Abzeichen etc, an einen nahen Baum vergrub, sich mit der Maschinenpistole bewaffnete und den Bunker verließ. Sie stritten sich zuvor darüber, dass er sich lieber mit ihnen gefangen lassen nehmen sollte/es probieren sollte. Dies hatte er abgelehnt und ging. Da in den Schreiben jedoch keinerlei Angaben wegen Ort etc gemacht sind. Hab ich dies außen vor gelassen.

Bleibt also nur der Zufall, dass die Überreste gefunden werden bzw die Ortschaft abgesucht wird. Einen ganzen Wald auf grober Vermutung ab zu suchen bzw absuchen zu lassen steht außer Frage.

Jedoch werde ich dank Ihrer Bemühungen eines Tages mal eine kleine Tour in die Ecke machen, es wird dort warscheinlich nicht viel zu sehen geben aber das Interesse ist da.
 
Alles was ich aus diesen doch recht kleinen Fotos erkenne ist, der Friedhof befindet sich südlich vom Ilmensee im Oblast Nowogorod.

Dieser See liegt südlich vom damaligen Leningrad und östlich vom Peipussee (ein Stück gehört Estland und das andere Stück Russland).

30. Infanteriedivision – könnte passen, denn diese Division war ja im Raum Leningrad.

Damals (Mai 1941) stationiert im Raum Insterburg/Ostpreußen, gehörte zur Heeresgruppe Nord.

Den Ilenmsee finden Sie am besten mit -> Googel Earth

Hier noch etwas auf Deutsch bei Wikipedia zum Ilmensee.

Sie sollten sich vielleicht auch etwas zu -> Weliki Novgorod durchlesen.

Bei Ilmensse unter den Seebild „Weliki“ anklicken – kommt auch in Deutsch).

Da steht auch etwas zur Sowjetunion – Zweiter Weltkrieg.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für einen möglichen Besuch der Örtlichkeiten westlich Pskow hier zunächst die Tagesberichte der Armee über den sowjetischen Großangriff vom 10.8.1944 bei der 30. ID. Es werden eine Reihe von Örtlichkeiten genannt. Interessant sind die Passagen zur 30.ID sowie zum vorgeordneten XXVIII. Armeekorps.

Quelle: NARA T-312 Roll 956 Frames 157/159 (10.8.1944) sowie Frames 154/156 (11.8.1944)

Es folgen später noch die KTB-Eintragungen, außen denen hervorgeht, dass die Division in einem halben Tag zerschlagen worden ist.
 

Anhänge

  • 0157.pdf
    250,8 KB · Aufrufe: 470
  • 0158.pdf
    256,2 KB · Aufrufe: 519
  • 0159.pdf
    208,3 KB · Aufrufe: 489
  • 0154.pdf
    100,9 KB · Aufrufe: 382
  • 0155.pdf
    258,6 KB · Aufrufe: 436
  • 0156.pdf
    240,7 KB · Aufrufe: 505
Hier die ersten Seiten, relevante Stellen gekennzeichnet. Deutlich wird die katastrophale Lage, die dort am 10.8. entstand. Die Verluste dürften immens gewesen sein. Quelle: siehe oben, Frames 903ff.
 

Anhänge

  • 0903.pdf
    184,7 KB · Aufrufe: 503
  • 0905.pdf
    194,1 KB · Aufrufe: 441
  • 0906.pdf
    185,7 KB · Aufrufe: 480
  • 0907.pdf
    199,9 KB · Aufrufe: 516
  • 0908.pdf
    196,6 KB · Aufrufe: 391
  • 0909.pdf
    187,7 KB · Aufrufe: 421
Da über die Dorpat- (Tartu-) Offensive der Roten Armee (3. Baltische Front) im August 1944 wenig bekannt und zu finden ist, anliegend eine Karte (geograf. mit erheblichen Fehlern, bietet aber grobe Orientierung):

3. Baltische Front: Stand 1.8.1944
1. Stoßarmee(11 Div. plus 2 PzKorps und div. selbst. Pz.Regimenter)
54. Armee (6 Divisionen)
67. Armee (6 Divisionen)
2 Divisionen in Frontreserve
14. Luftarmee
174BE673-0A91-4391-B26D-75D1F97418EF.jpeg


Die Front traf im Prinzip auf die zwei deutschen Armeekorps mit 6-7 Divisionen (XXXIII. und XXXVIII. AK) der deutschen 18. Armee, im Schwerpunkt bei der 30. ID/122. ID (gegenüber der sowjet. 1. Stoßarmee).
 
Und KTB 10.8.1944
 

Anhänge

  • 0911.pdf
    164,5 KB · Aufrufe: 449
  • 0912.pdf
    188,2 KB · Aufrufe: 543
  • 0913.pdf
    177 KB · Aufrufe: 426
  • 0915.pdf
    195,5 KB · Aufrufe: 426
  • 0916.pdf
    183,7 KB · Aufrufe: 466
  • 0918.pdf
    184,4 KB · Aufrufe: 403
  • 0920.pdf
    181,6 KB · Aufrufe: 333
  • 0922.pdf
    197,3 KB · Aufrufe: 440
  • 0923.pdf
    198,9 KB · Aufrufe: 453
Und der Rest:
 

Anhänge

  • 0925.pdf
    212,2 KB · Aufrufe: 520
  • 0926.pdf
    190,8 KB · Aufrufe: 404
  • 0927.pdf
    199,1 KB · Aufrufe: 397
  • 0928.pdf
    196,4 KB · Aufrufe: 357
  • 0929.pdf
    191,7 KB · Aufrufe: 396
  • 0931.pdf
    192,9 KB · Aufrufe: 369
  • 0933.pdf
    189,1 KB · Aufrufe: 375
  • 0934.pdf
    193,6 KB · Aufrufe: 429
  • 0935.pdf
    190,1 KB · Aufrufe: 504
  • 0937.pdf
    188 KB · Aufrufe: 414
Ich finde die Quellen, die du hier bringst, sehr interessant, ich habe solche Heersberichte (ist das der richtige Ausdruck?) noch nie gelesen. Auf welcher Ebene wurden die verfasst und bis wo hin wurden die nach oben durchgereicht? Ich frage das, weil hier ein sehr sachlicher Ton vorherrschend ist, der irgendwie losgelöst scheint von dem, was man aus dem Propagandagetöse dieser Zeit kennt und man ja doch den Eindruck hat, dass H. mit solcherlei Informationen kaum noch behelligt wurde in dieser Zeit.

Interessant finde ich die Quellen auch deshalb, weil sie so unmittelbar zum Geschehen stehen, dass quasi während des Schreibens die Lage sich so verändert, dass aus dem Satz

Ein Einbrechen [...] soll [...] verhindert werden.​

schließlich in der Korrektur

Dem Einbrechen [...] soll [...] Rechnung getragen werden.
wird.

einbrechen.jpg
 
Das sind die tagesbezogenen Seiten aus dem (pflichtmäßig zu führenden) "Kriegstagebuch" des Armeeoberkommandos 18 (= 18. Armee).
Die KTBs waren nach Erstellung an das Heeresarchiv turnusgemäß/laufend abzuliefern. Oberhalb des AOK 18 gab es ein Kriegstagebuch der Herresgruppe ("HG Nord"), in den Stufen darunter die Kriegstagebücher der betroffenen Armeekorps und darunter die der Divisionen.

Man sieht u.a. auch, wie Kommentare zu Lage und Befehlen nach oben und nach unten abgegeben werden. Das KTB wurde vom Führungsoffizier ("Ia"/Chef des Generalstabes) der Armee "geleitet", die handschriftlichen Korrekturen daran dürften vom Kommandeur der Armee, General der Artillerie Herbert Loch stammen, der das KTB gegenliest. Hier kam es dann auf das "wording" an :D
Herbert Loch - Wikipedia

Nach Abflauen der Offensive war man mit Lochs Führung wohl nicht einverstanden (der rabiate Schörner - "Halten um jeden Preis" - war Heeresgruppenchef), oder Loch war nervlich angeschlagen, jedenfalls musste er das Kommando abgeben.

Von Generalfeldmarschall Schörner stammen auch die serienweise abgegebenen Durchhalteparolen und markigen Sprüche in den KTB's.

P.S. Die Führung der KTBs oblag allen Großeinheiten, viele sind allerdings im Krieg verloren gegangen (so etwa bei der Luftwaffe). Hier anderes Beispiel, Schwerer Kreuzer Prinz Eugen, Kriegsmarine:
Das Gefecht in der Dänemarkstraße
 
Hier noch die bessere Gesamtdarstellung aus Kartenband Geschichte des Großen Vaterländischen Krieg 1941/45, Karte 75.

Nach der Einnahme von Pskow im Juli erfolgte die zweite Phase der Offensive Richtung Riga entlang/beiderseits der "Rollbahn" zwischen Petseri und Lauba:
Gesamtkarte und entsprechender Ausschnitt. Die geografischen Daten sind hier besser verarbeitet als in der s/w-Karte oben.

IMG_5859_1.jpg

IMG_5860_1.jpg
 
Zurück
Oben