Fragen zur Frz. Revolution (Erwartungen ad Generalstände 1789), Verfassung 1792

A

amylein

Gast
also unser lehrer hat uns leitfragen zum lernen für die arbeit gegeben.
bin nun etwas durchgekommen doch bei drei komme ich nicht weiter.

1. beschreibe die erwartungen, die könig und stände mit den im mai 1789 zusammengetretenen generalständen hatten.

2. welches sind die wesentlichen kennzeichen der verfassung 1791? Wurde der grundsatz der gleichheit vollkommen verwirklicht?

4. worin besteht die allgemeine historische bedeutung der "erklärung der menschen- und bürgerrechte" vom 26.augsut 1789?
 
zu Frage 1:
Der Ausgangspunkt war die Finanzkrise Frankreichs. Der österreichische Erbfolgekrieg und der Siebenjährige Krieg und die Unterstützung der Amerikaner im Unabängigkeitskrieg hatten die Schuldenlast enorm gesteigert. Die Zinsen für die Schuldentilgung betrugen allein im Jahr 1788 ca. 52 % des Staatshaushalts. Der Anteil für die Ausgaben des Militärs betrug 26%.

Der Finanzminister Calonne hatte 1787 versucht die Ungerechtigkeiten des Steuersystems zu beseitigen, den Handel mit Getreitde freizugeben und die Zölle im Innland abzuschaffen. Diese Reformen wollte Calonne an den Obersten Gerichthöfen vorbei, was der üblichen Vorgehensweise entsprochen hätte, von der Notabelnversammlung absegnen lassen. Dies verweigerte aber ihre Zustimmung.

Calonne kann sein Hut nehmen, wie einige Jahre schon zuvor Turgot, und wird durch den Erzbischof von Toulose Etienne Charles Lomenie de Brienne ersetzt. Er ist entschiedener Gegner von Calonne seinen Reformvorschlägen.

Die Gerichtshöfe verweigern den König außerdem auch die Stempelsteuer und die Grundsteuer.


In der Folge wurden am 08.August 17888 die Generalstände für Mai 1789 einberufen.

Die Generalstände wurden einberufen, da der König mit seinen Ministern allein nicht in der Lage waren, die schwere Finanzkrise zu lösen.
 
Noch eine kleine Anmerkung von mir zu Frage eins, die bereits sehr schön beantwortet wurde:

Der König Ludwig XVI. hatte ebenfalls die Generalstände einberufen, da er eine Besteuerung des 2. (und 1.?) Standes durchsetzen wollte, um dem Problem der Staatsverschuldung entgegen zu kommen.
 
zu Frage 2:

Der Grundsatz der Gleichheit wurde m.E. nicht vollkommen verwirklicht, da man beispielsweiseden Frauen nicht das Wahlrecht zugestanden hatte. Des Weiteren wurde Ihnen auch nicht die Gleichberechtigung mit den Männern zugestanden. Olympe de Gouges, engagierte Vorkämpferin für die Rechte der Frauen, hat bei Ihrem Kampf für die Gleichberechtigung der Frauen sogar ihr Leben verloren. Sie wurde am 03.November 1793 geköpft.


Wesentliche Kennzeichen der Französischen Verfassung von 1791 waren:
  • Erklärung der Menschenrechte
  • Frankreich Staatsform ist nunmehr die konstitunionelle Monarchie
  • Gewaltenteilung in Exekutive, Legislative und Judikative
  • Wahlberechtigtung für Männer über 25 mit einer bestimmten Steuerleistung; sie wählen Wahlmänner die dann ihrerseits die 745 Abgeordneten der Nationalversammlung wählen
 
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Hier ein Quelltext zu Calonne seinen Reformvorstellungen:


Charles de Calonne: Reformvorschläge der Regierung (22.2.1787)
Calonne war von 1783-1787 Generalkontrolleur der Finanzen. Er betrieb zur Lösung der Finanzkrise des französischen Staates zunächst eine Politik der Anleihen. Nach deren Scheitern versuchte er, die bevorrechtigten Stände dazu zu bewegen, sich selbst zu besteuern. Zu dem Zweck wurde eine Versammlung der Notabeln einberufen - auch dies scheiterte und Calonne wurde entlassen.
"Sie wissen, wie sehr diese Anleihen notwendig waren. Sie haben dazu gedient, eine gewaltige Marine zu schaffen; sie haben dazu gedient, ruhmreich einen Krieg zu tragen, der - nach seinem Prinzip und Ziel - mit Recht nationaler Krieg genannt worden ist; sie haben der Befreiung der Meere gedient, und sie haben schließlich dazu gedient, einen soliden und dauerhaften Frieden zu errichten. [...] Aber es ist unmöglich, den Staat in der unaufhörlich drohenden Gefahr zu lassen, der er durch das gegenwärtige Defizit ausgesetzt ist. [...] In der Abschaffung der Mißstände besteht das einzige Mittel, alle Bedürfnisse zu befriedigen. [...]
Seine Majestät hat entschieden, daß das einzige Mittel, diese Mißstände durch die Anwendung der Regeln einer gerechten und genauen Verteilung zu beseitigen, die Steuer auf ihr grundlegendes Prinzip zurückzuführen und zu ihrem wahren Wert zu bringen
- wobei man niemand überbelastet und dem Volk sogar Erleichterungen zukommen läßt -, jedes Privileg in der Art und Weise seiner Wahrnehmung unanwendbar zu machen, [daß dieses Mittel] darin besteht, die Zwanzigsten durch eine allgemeine Subvention zu ersetzen, die - indem sie sich auf das ganze Königreich bezieht - in einem proportionalen Anteil an allen Produkten besteht, sei es in Naturalien bei denjenigen, die sie geben können, sei es in Geld bei den anderen, und die weder eine Ausnahme, selbst nicht in bezug auf ihre Domäne, noch andere Unterscheidungen zuläßt wie die, die sich aus der unterschiedlichen Qualität des Bodens und den Schwankungen der Ernten ergeben. Die Kirchengüter sind notwendigerweise in diese allgemeine Veranlagung eingeschlossen, die, um gerecht zu sein, die Gesamtheit der Ländereien umfassen muß [...]. Als Folge des gleichen Gerechtigkeitsprinzips, das keine Ausnahme hinsichtlich der Territorialbesteuerung zuläßt, hält es Seine Majestät für angemessen, daß die beiden ersten Stände ihres Staates - welche im Besitz ehrebringender Auszeichnungen sind, die Seine Majestät ihnen zu bewahren beabsichtigt und die die Stände nach dem Wunsch Seiner Majestät in Zukunft noch vollständiger genießen sollen - von jeglicher Art persönlicher Steuer ausgenommen sind und folglich nicht mehr die Kopfsteuer bezahlen [...]. Die völlige Freiheit des Getreidehandels wird zugunsten der Landwirtschaft und des Eigentums zugesichert, unter dem einzigen Vorbehalt, dem Verlangen der Provinzen nachzugeben, wenn einige von ihnen es für nötig halten, vorübergehend den Export ins Ausland zu verbieten [...] [Es wird weiterhin vorgeschlagen:] Die Abschaffung der Frondienste in Natur und die Umwandlung dieser zu harten Forderung in eine Geldabgabe, die mit größerer Gerechtigkeit umgelegt und in einer Art und Weise angewendet wird, daß ihr Zweck unantastbar gesichert ist. Die Befreiung des Verkehrs im Innern, die Zurücknahme der Grenzstationen, die Aufstellung eines einheitlichen Tarifs, der mit den Interessen des Handels verbunden ist, die Abschaffung verschiedener Rechte, die der Industrie schädlich oder zu sehr geeignet sind, Schikanen hervorzurufen, und die Linderung der Last der Salzsteuer, von der ich niemals Seiner Majestät berichtete, ohne daß ihre Seele empfindlich von dem Bedauern gerührt wurde, ihre Untertanen davon nicht ganz befreien zu können."


Quelle: Archives parlementaires de 1787 à 1860. Première série. Bd. 1, s. Aufl. Paris 1879 ff., S. 188ff; zit. nach: Behschnitt, W., Die Französische Revolution, Quellen und Darstellungen. Stuttgart 1978, S. 24f

Hier zitiert nach (GES,P) Charles de Calonne: Reformvorschläge der Regierung (22.2.1787)
 
zu Frage 1:
Der Ausgangspunkt war die Finanzkrise Frankreichs. Der österreichische Erbfolgekrieg und der Siebenjährige Krieg und die Unterstützung der Amerikaner im Unabängigkeitskrieg hatten die Schuldenlast enorm gesteigert. Die Zinsen für die Schuldentilgung betrugen allein im Jahr 1788 ca. 52 % des Staatshaushalts. Der Anteil für die Ausgaben des Militärs betrug 26%.
Ich dachte schon während der Reform unter u.a. Terray zwischen 1770 und 1774 wurde weitesgehend die Schuldenlast des Siebenjährigen und des Östereichischen Erbfolge-Krieges abgebaut und die Hauptursache bei weitem des schlechten Staatshaushaltes von 1789 sei der für Frankreich nutzlose Krieg in Amerika gewesen, von dem finanziell wohl auch schädlichen Wirtschaftsabkommen mit England nach dem Pariser Frieden ganz abgesehen.:grübel:
 
Ich dachte schon während der Reform unter u.a. Terray zwischen 1770 und 1774 wurde weitesgehend die Schuldenlast des Siebenjährigen und des Östereichischen Erbfolge-Krieges abgebaut

Vielleicht habe ich nicht gut formuliert gehabt.:abtauch:

Ich meinte ja auch nur das in diesen Kriegen der Ausgangspunkt (der wichtigste?) der französischen Fianzmisere lag. Die Revolution hat beispielsweise immerhin 5 Milliarden Livree als Erbe von der Monarchie übernommen. Aber natürlich gab es auch genügend andere Ursachen für die schlechte finanzielle Situation. Da sind beispielsweise zu nennen, die Mißernten, die Viehseuchen, die negative Handelsbilanz woran sicher auch das nachteilige Wirtschaftsabkommen mit England iSchuld hat und in Kenntnis der Tatsache das die britischen Industrie vor der französsichen einen Vorsprung hatte. Sicher ist auch die überaus üppige Hofhaltung erwähneswert.

Terray, Maupeou und Aiguillon haben unter Ludwig XV. ohne jede Frage die drängenden Probleme der Krise, Terray der Finanzkrise, erfolgreich in Angriff genommen, aber noch nicht gelöst gehabt. Es wäre interessant zu wissen, wie die Entwicklung weitergegangen wäre, wenn diese Männer weiter in Amt geblieben wären.:detektiv:


Turgot hat dann ja von 1774 an ebenfalls, auch erfolgreich, weiter an der Reduzierung der Schuldenlast gewirkt.
 
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1. Terray, Maupeou und Aiguillon haben unter Ludwig XV. ohne jede Frage die drängenden Probleme der Krise, Terray der Finanzkrise erfolgreich in Angriff genommen, aber noch nicht gelöst gehabt. Es wäre interessant zu wissen, wie die Entwicklung weitergegangen wäre, wenn diese Männer weiter in Amt geblieben wären.


2. Turgot hat dann ja von 1774 an ebenfalls, auch erfolgreich, weiter an der Reduzierung der Schuldenlast gewirkt.
1. Stimmt, das nennt auch Bernier in seiner Biographie als eigentlichen Fehler Louis XV, er ist zu früh gestorben.

2. :anbetung:
 
1. Stimmt, das nennt auch Bernier in seiner Biographie als eigentlichen Fehler Louis XV, er ist zu früh gestorben.

2. :anbetung:


Finde ich auch - gut kombiniert, Brissotin :anbetung:


Nachtrag: Ich meine auch, dass Marie Antoinette sich dahingehend geäußert hat, dass sie die Königswürde viiiiel zu früh hätten übernehmen müssen

Gruß:winke:
 
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