Hier ein Quelltext zu Calonne seinen Reformvorstellungen:
Charles de Calonne: Reformvorschläge der Regierung (22.2.1787) Calonne war von 1783-1787 Generalkontrolleur der Finanzen. Er betrieb zur Lösung der Finanzkrise des französischen Staates zunächst eine Politik der Anleihen. Nach deren Scheitern versuchte er, die bevorrechtigten Stände dazu zu bewegen, sich selbst zu besteuern. Zu dem Zweck wurde eine Versammlung der Notabeln einberufen - auch dies scheiterte und Calonne wurde entlassen.
"Sie wissen, wie sehr diese Anleihen notwendig waren. Sie haben dazu gedient, eine gewaltige Marine zu schaffen; sie haben dazu gedient, ruhmreich einen Krieg zu tragen, der - nach seinem Prinzip und Ziel - mit Recht nationaler Krieg genannt worden ist; sie haben der Befreiung der Meere gedient, und sie haben schließlich dazu gedient, einen soliden und dauerhaften Frieden zu errichten. [...] Aber es ist unmöglich, den Staat in der unaufhörlich drohenden Gefahr zu lassen, der er durch das gegenwärtige Defizit ausgesetzt ist. [...] In der Abschaffung der Mißstände besteht das einzige Mittel, alle Bedürfnisse zu befriedigen. [...]
Seine Majestät hat entschieden, daß das einzige Mittel, diese Mißstände durch die Anwendung der Regeln einer gerechten und genauen Verteilung zu beseitigen, die Steuer auf ihr grundlegendes Prinzip zurückzuführen und zu ihrem wahren Wert zu bringen
- wobei man niemand überbelastet und dem Volk sogar Erleichterungen zukommen läßt -, jedes Privileg in der Art und Weise seiner Wahrnehmung unanwendbar zu machen, [daß dieses Mittel] darin besteht, die Zwanzigsten durch eine allgemeine Subvention zu ersetzen, die - indem sie sich auf das ganze Königreich bezieht - in einem proportionalen Anteil an allen Produkten besteht, sei es in Naturalien bei denjenigen, die sie geben können, sei es in Geld bei den anderen, und die weder eine Ausnahme, selbst nicht in bezug auf ihre Domäne, noch andere Unterscheidungen zuläßt wie die, die sich aus der unterschiedlichen Qualität des Bodens und den Schwankungen der Ernten ergeben. Die Kirchengüter sind notwendigerweise in diese allgemeine Veranlagung eingeschlossen, die, um gerecht zu sein, die Gesamtheit der Ländereien umfassen muß [...]. Als Folge des gleichen Gerechtigkeitsprinzips, das keine Ausnahme hinsichtlich der Territorialbesteuerung zuläßt, hält es Seine Majestät für angemessen, daß die beiden ersten Stände ihres Staates - welche im Besitz ehrebringender Auszeichnungen sind, die Seine Majestät ihnen zu bewahren beabsichtigt und die die Stände nach dem Wunsch Seiner Majestät in Zukunft noch vollständiger genießen sollen - von jeglicher Art persönlicher Steuer ausgenommen sind und folglich nicht mehr die Kopfsteuer bezahlen [...]. Die völlige Freiheit des Getreidehandels wird zugunsten der Landwirtschaft und des Eigentums zugesichert, unter dem einzigen Vorbehalt, dem Verlangen der Provinzen nachzugeben, wenn einige von ihnen es für nötig halten, vorübergehend den Export ins Ausland zu verbieten [...] [Es wird weiterhin vorgeschlagen:] Die Abschaffung der Frondienste in Natur und die Umwandlung dieser zu harten Forderung in eine Geldabgabe, die mit größerer Gerechtigkeit umgelegt und in einer Art und Weise angewendet wird, daß ihr Zweck unantastbar gesichert ist. Die Befreiung des Verkehrs im Innern, die Zurücknahme der Grenzstationen, die Aufstellung eines einheitlichen Tarifs, der mit den Interessen des Handels verbunden ist, die Abschaffung verschiedener Rechte, die der Industrie schädlich oder zu sehr geeignet sind, Schikanen hervorzurufen, und die Linderung der Last der Salzsteuer, von der ich niemals Seiner Majestät berichtete, ohne daß ihre Seele empfindlich von dem Bedauern gerührt wurde, ihre Untertanen davon nicht ganz befreien zu können."
Quelle: Archives parlementaires de 1787 à 1860. Première série. Bd. 1, s. Aufl. Paris 1879 ff., S. 188ff; zit. nach: Behschnitt, W., Die Französische Revolution, Quellen und Darstellungen. Stuttgart 1978, S. 24f
Hier zitiert nach
(GES,P) Charles de Calonne: Reformvorschläge der Regierung (22.2.1787)