Ich lese ja derzeit die Biographie von Bernard zu Talleyrand.
Daraus geht hervor, dass Talleyrand neben Sieyès einer der "Hauptstrippenziehen" des Coup d'État vom Brumaire war, welcher dem Directoire dann den Todesstoß versetzte. Sieyès hatte ja angeblich ständig neue Verfassungsentwürfe bei sich. Auch zum Sturz des Directoire hatte er einen ausgearbeitet, welcher die Exekutive verändern sollte. Dieser wurde aber sowohl nach den Ansichten von Bonaparte, als auch denen von Talleyrand allerdings völlig umgeworfen. Letztlich kam den beiden Kammern dadurch nur noch eine Art Statistenrolle (wie eigentlich auch den beiden letzteren Konsuln) zu.
In der Folge wurden dann Sieyès und Roger Ducos, die sich für Bonapartes Unternehmen hatten vorspannen lassen und somit als 2 der 5 Direktoren - nur den gefährlichsten, Barras, meinte man noch bestechen zu müssen - hinter dem Sturz ihrer eigenen Herrschaft standen, ausmanövriert. Stattdessen nahm man zwei politisch weniger gefährliche Bürger, wobei Cambacérès zumindest in der Enghien-Affäre den Schneit hatte zu protestieren (!), welche die beiden provisorischen Konsuln Ducos und Sieyès ersetzten.
Nun meint Bernard, dass dieses Consulat, wie es mit dem Dreigestirn Bonaparte-Cambacérès-Lebrun, im Grunde Talleyrands Vorstellungen von einer konstitutionellen Monarchie, die er in der Versammlung schon um 1790 hatte, am nächsten kam, mit der Ausnahme, dass die Amtszeit des maßgeblichen Consul noch begrenzt war.
Dass es überhaupt ein Dreigestirn gab, sollte den Republikanern verschleiern, dass es sich um eine Quasimonarchie mit eigentlich nur einem Mann handelte - Bonaparte - der nicht nur die Gesetze sanktionierte, sondern sie auch noch selber vorschlagen durfte. Gerade Letzteres scheint mir aber, abgesehen davon, dass sich Bonaparte doch selber um die Verfassung wenig scherte, eher gegen eine wirkliche konstitutionelle Monarchie zu sprechen.
Bonaparte war grundsätzlich Republikanismus verhasst und daher suchte er, wenn es nur irgend ging, seine Feinde unter den Jakobinern. Unter dem Vorwand Jakobiner zu sein, hatte man sich ja auch die beiden übrigen Direktoren 1799 entledigt.
Auf Anraten Talleyrands bemühte sich Bonaparte, natürlich verdeckt, da ihn als Chef einer "Republik" eine offene Verhandlung mit Louis XVIII kompromitiert hätte, sogar ein Ausgleich mit den Bourbonen und den militantesten Royalisten, nachdem er schon vielen Emigrantenfamilien die Rückkehr erleichtert hatte.
Der "Volksentscheid" von 1802, welcher die Amtszeit des 1er Consul lebenslänglich machte, ließ dann quasi die Bemäntelung fast gänzlich fallen.
Was meint ihr zu Bernards Ausführungen?*:grübel:
Constant und andere, welche den zunehmenden Absolutismus Bonapartes bemängelten, wurde auch gedroht oder mit einer milden Verbannung, wo man die Verschickung nicht durchführen konnte oder wollte, die neuen Grenzen in der (Schein-)Republik aufgezeigt.
*
J.F.Bernard: "Talleyrand - Diplomat - Günstling - Opportunist"
Heyne, München, 1979
S. 248
Daraus geht hervor, dass Talleyrand neben Sieyès einer der "Hauptstrippenziehen" des Coup d'État vom Brumaire war, welcher dem Directoire dann den Todesstoß versetzte. Sieyès hatte ja angeblich ständig neue Verfassungsentwürfe bei sich. Auch zum Sturz des Directoire hatte er einen ausgearbeitet, welcher die Exekutive verändern sollte. Dieser wurde aber sowohl nach den Ansichten von Bonaparte, als auch denen von Talleyrand allerdings völlig umgeworfen. Letztlich kam den beiden Kammern dadurch nur noch eine Art Statistenrolle (wie eigentlich auch den beiden letzteren Konsuln) zu.
In der Folge wurden dann Sieyès und Roger Ducos, die sich für Bonapartes Unternehmen hatten vorspannen lassen und somit als 2 der 5 Direktoren - nur den gefährlichsten, Barras, meinte man noch bestechen zu müssen - hinter dem Sturz ihrer eigenen Herrschaft standen, ausmanövriert. Stattdessen nahm man zwei politisch weniger gefährliche Bürger, wobei Cambacérès zumindest in der Enghien-Affäre den Schneit hatte zu protestieren (!), welche die beiden provisorischen Konsuln Ducos und Sieyès ersetzten.
Nun meint Bernard, dass dieses Consulat, wie es mit dem Dreigestirn Bonaparte-Cambacérès-Lebrun, im Grunde Talleyrands Vorstellungen von einer konstitutionellen Monarchie, die er in der Versammlung schon um 1790 hatte, am nächsten kam, mit der Ausnahme, dass die Amtszeit des maßgeblichen Consul noch begrenzt war.
Dass es überhaupt ein Dreigestirn gab, sollte den Republikanern verschleiern, dass es sich um eine Quasimonarchie mit eigentlich nur einem Mann handelte - Bonaparte - der nicht nur die Gesetze sanktionierte, sondern sie auch noch selber vorschlagen durfte. Gerade Letzteres scheint mir aber, abgesehen davon, dass sich Bonaparte doch selber um die Verfassung wenig scherte, eher gegen eine wirkliche konstitutionelle Monarchie zu sprechen.
Bonaparte war grundsätzlich Republikanismus verhasst und daher suchte er, wenn es nur irgend ging, seine Feinde unter den Jakobinern. Unter dem Vorwand Jakobiner zu sein, hatte man sich ja auch die beiden übrigen Direktoren 1799 entledigt.
Auf Anraten Talleyrands bemühte sich Bonaparte, natürlich verdeckt, da ihn als Chef einer "Republik" eine offene Verhandlung mit Louis XVIII kompromitiert hätte, sogar ein Ausgleich mit den Bourbonen und den militantesten Royalisten, nachdem er schon vielen Emigrantenfamilien die Rückkehr erleichtert hatte.
Der "Volksentscheid" von 1802, welcher die Amtszeit des 1er Consul lebenslänglich machte, ließ dann quasi die Bemäntelung fast gänzlich fallen.
Was meint ihr zu Bernards Ausführungen?*:grübel:
Constant und andere, welche den zunehmenden Absolutismus Bonapartes bemängelten, wurde auch gedroht oder mit einer milden Verbannung, wo man die Verschickung nicht durchführen konnte oder wollte, die neuen Grenzen in der (Schein-)Republik aufgezeigt.
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J.F.Bernard: "Talleyrand - Diplomat - Günstling - Opportunist"
Heyne, München, 1979
S. 248