Französischer Alltag

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Gast

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hallo,
ich bin schüler und muss mich über den alltag in Frankreich bzw. Paris nach der Revolution erkunden. Ich würde gerne wissen, wie sich zum beispiel straßennamen, ortsteile oder ähnliches geändert haben, oder wie die Kirche nach der Revolution betrachtet wurde oder welches mitbestimmungsrecht sie hatte... Eigentlich kann ich alle informationen über alltägliche dinge gebrauchen.... Also ich hoffe ihr wisst etwas darüber....
LG tante otti
 
weitere fragen

Hallo
ich brauche noch weitere informationen zum thema neuer kalender und alltagsgegenstände...
Ebenfalls zum thema französischer alltag nach der franz. revolution.
Gruß
 
Hallo Gast,

unter dem Stichwort "Französischer Revolutionskalender" findest du in den verschiedenen Suchmaschinen etliche Links, zB.:

http://de.wikipedia.org/wiki/Franz%C3%B6sischer_Revolutionskalender
http://www.ghgrb.ch/genealogicalIntroduction/kalender_franzoesisch.html
http://www.borissite.de/Zeitzeichen/Zeitrechnung/Kalender_9/kalender_9.html
http://www.ortelius.de/kalender/fr_de.php.

Was du mit "Alltagsgegenständen und Alltagsleben" meinst, solltest du in deiner Anfrage vielleicht noch ein wenig einschränken. Es gibt viele Menschen und viele unterschiedliche Alltagsgegenstände und Alltagsleben :pfeif: ;).
 
Ich sehe grade, der dritte und vierte Link sind identisch! :autsch: Sorry! :scheinheilig:

Aber so bleibt die Information länger im Kopf :p .
 
Veränderung der Alltagskultur während der Französischen Revolution

Hi, ich halte eine Präsentation im Fach Geschichte.

Aufgabe: Analysieren Sie die von der Regierung bewusst eingeführten revolutionären Veränderungen der Alltagskultur zur Zeit der FR und beurteilen Sie deren Funktion für den revolutionären Prozess.

Als Beispiel hat mir meine Lehrerin die Kleidung der Sansculotten geliefert. Meinen Recherchen nach kommt die "Sansculottisierung" vom Volk her. D.h. der Adel hat sich angepasst, um nicht als Aristokrat erkannt zu werden. Die Jakobinermütze hat sich dann zum Revolutionssymbol entwickelt. Aber wie passt das ganze zu der Aufgabenstellung?

Des Weiteren habe ich herausgefunden , das Namen, Städte usw. umbenannt wurden. Kam das direkt von der Regierung oder geschah das willkürlich vom Volk aus?
Für Antworten wär ich sehr dankbar.

Mfg
 
Hm, aber wann soll sich der Adel an die Sansculottes angepasst haben und welcher Adel? Der renitente Adel verließ Frankreich oder befehligte die Heere der Royalisten im Bürgerkrieg (Vendée, Bretagne).

Die Adeligen, welche in der Regierung saßen oder ihr nahe standen (Saint-Just, Barras usw.) verhielten sich unterschiedlich.
Dass die Culottes mit der Revolution verschwanden gehört allerdings ins Reich der Fabel. Die Culotte war sogar noch wesentlicher Bestandteil der Herrenkleidung des Empire, auch wenn die Pantalons zusehends gesellschaftsfähiger wurden.

Die Verbürgerlichung in der Kleidung fand bereits vor der Revolution statt. Siehe die Chemise à la Reine!

Die Umbenennung der Städte kam vor allem von der Regierung. Das heißt nicht nur Städte, auch Straßen, Plätze etc. wurden umbenannt. Zum Teil wurde ein "aristokratisch" klingender Name umbenannt wie Fontenay-le-Comte. Zum Teil bekamen auch Städte, welche durch den Bürgerkrieg in Ungnade fielen andere Namen, was aber auch auf den Volksmund teilweise zurück ging. Besonders Lyon wäre dabei zu nennen. Manche Städte fielen durch royalistische Erhebungen sozusagen in Ungnade bei der Regierung und wurden dann bestraft und anschließend umbenannt.

In die Alltagskultur könntest Du den revolutionären Kalender und die neue Zeitrechnung hinein nehmen. Es gab sogar Uhren welche dieser neuen Tagesaufteilung folgten (es sind auch Uhren erhalten, welche die alte Zeitrechnung und die neue nebeneinander darstellten).
Wesentliche Bestandteile der Umstellung sind:
- Neue Monate mit Namen nach Fabre d'Églantine.
- Neue Zeiteinteilung mit Stunden, Minuten etc. in Dezimalsystem
- Neue Zeitrechnung
Da gab es zwei Varianten. Anfangs begann man mit einer Zeitrechnung welche das Jahr 1789 als Jahr 1 annahmen. Später wurde das Jahr 1792 als Jahr 1 angenommen, wobei das Jahr jeweils von Vendémiaire bis Vendémiaire dauerte. Der erste Tag des neuen Jahres war also dann jeweils der 1er Vendémiaire, welcher auf den 22. September fiel, da an dem Tag im Jahre 1792 die Republik ausgerufen worden war.
Dieser Kalender wurde dann aber erst später eingeführt, wodurch ein Jahr sozusagen länger als alle anderen war, da es da Überschneidungen mit dem christlichen und republikanischen Kalender gab.

Calendrier républicain - Wikipédia
 
Ich muß jetzt mal fragen woher man die Information erhält das Saint-Just adelig war.
Soweit ich weiß war er der engste Vertraute von Robespierre welcher ja sehr energisch gegen den Adel vorging.Er hat ja sogar die Revolutionstruppen befehligt und regelmäßig Frontbesuche im Auftrag Robespierres unternommen um die Truppenmoral aufrecht zu erhalten sowie Informationen der Gegenseite zu erkunden.Viele Adelige haben sich wenn Sie sich in revolutionären Gebieten aufhielten der Kleidung und Kultur angepasst.Mit den Kalender und Uhrzeit stimmt wirklich und wurde von den Revolutionären mit Hilfe von Wissenschaftlern eingeführt.
Es ist auch ein Beleg dafür wie Stolz die Franzosen waren und fest daran glaubten das jetzt bessere Zeiten für Sie entstehen.
 
Ich muß jetzt mal fragen woher man die Information erhält das Saint-Just adelig war.
Soweit ich weiß war er der engste Vertraute von Robespierre welcher ja sehr energisch gegen den Adel vorging.

Fils de Louis Jean de Saint-Just de Richebourg (1716-1777), un capitaine de cavalerie décoré de l'ordre de Saint-Louis, et de Marie-Anne Robinot (1736-1791), fille de notaire, il est l'aîné d'une famille de trois enfants. Ses deux sœurs, Louise-Marie-Anne de Saint-Just de Richebourg et Marie-Françoise-Victoire de Saint-Just de Richebourg, voient le jour en 1768 et 1769.
Aus: Louis Antoine de Saint-Just - Wikipédia

Falls Dein Französisch dafür nicht genügt: Sein Vater wurde durch militärische Verdienste zum Ritter des Saint-Louis-Ordens und damit die Familie adelig.


PS:
Zu Robespierre übrigens:
Par son père, il descendait d'une famille de gens de robe artésiens: son grand-père Maximilien (1694-1762) était également avocat au Conseil supérieur d'Artois, son bisaïeul Martin (1664-1720) procureur à Carvin, son trisaïeul Robert (1627-1707) notaire à Carvin et bailli d'Oignies.
Aus: http://fr.wikipedia.org/wiki/Maximilien_de_Robespierre
Verstehe ich das recht, dass Robespierre der "Noblesse de Robe", also dem Amtsadel, angehörte? So hatte ich sowieso bis jetzt immer sein "de" interpretiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
PS:
Zu Robespierre übrigens:

Aus: Maximilien de Robespierre - Wikipédia
Verstehe ich das recht, dass Robespierre der "Noblesse de Robe", also dem Amtsadel, angehörte? So hatte ich sowieso bis jetzt immer sein "de" interpretiert.
Im übrigen gibt es ja auch noch den vergessenen kleinen Bruder von "Max", Augustin (Bon Joseph) de Robespierre. Beide Jungs gingen auf auf das "Lycée Louis-le-Grand", eine Pariser Elite-Schule.
 
Ein schönes Stichwort wären auch die Kokarden. Waren sie Anfangs nur modische Accessoires und nur gelegentlich von tieferer Bedeutung - bei den Soldaten symbolisierte ja die weiße Kokarde die Treue zum König - so wurden sie später obligatorisch. Ja während der Revolution ging es soweit, dass sowohl Bürger der französischen Republik als auch durchreisende Ausländer die blauweißrote Kokarde tragen mussten.

In Deutschland wurden daraufhin mancherorts grundsätzlich Kokarden, egal ob royalistische oder andere verboten.
 
Soweit reicht mein Französisch schon aus das ich nicht entnehmen kann das da jemand zum Ritter geschlagen wurde.Das kann zwar sein das es ein adliger Armeeorden ist was aber nicht heißt das jeder kleine Hauptmann gleich zum Ritter geschlagen wurde.Im übrigen wollt ich Dir noch sagen Du mußt Dich nicht aufregen ich hatte nur versucht meinen Standpunkt zu verständlichen.Also bleib locker man kann ja doch vielleicht gegenseitig voneinander lernen.
 
Die Umbenennung der Städte kam vor allem von der Regierung. Das heißt nicht nur Städte, auch Straßen, Plätze etc. wurden umbenannt. Zum Teil wurde ein "aristokratisch" klingender Name umbenannt wie Fontenay-le-Comte. Zum Teil bekamen auch Städte, welche durch den Bürgerkrieg in Ungnade fielen andere Namen, was aber auch auf den Volksmund teilweise zurück ging. Besonders Lyon wäre dabei zu nennen. Manche Städte fielen durch royalistische Erhebungen sozusagen in Ungnade bei der Regierung und wurden dann bestraft und anschließend umbenannt.
Zur Umbenennung einzelner Städte:

Seit dem 13. Juni 1793 hatte sich in Caen sozusagen eine Exilregierung gebildet, welche aus denjenigen Griondisten bestand, welchen es gelungen war vor dem Pariser Putsch zu fliehen.

Marseille, Lyon und Toulon erklärten sich im Laufe des Bürgerkrieges gegen den "Konvent".

Nach der Einnahme von Marseille durch Pariser Regierungstruppen unter Jean FrançoisCarteaux im August 1793 wurde eine Regierung des Terrors durch Barras und Fréron errichtet und die Stadt in "Ville-sans-Nom" umbenannt. Am 16. Januar 1794 (27e Nivôse An II) wurde die Stadt offiziell vom Konvent in "Ville-sans-Nom" umgetauft.

Im Oktober 1793 erlitt Lyon ein ähnliches Schicksal. Die Stadt wurde erobert und unter der Leitung von Joseph Fouché und Jean-Marie Collot d'Herbois kam es zu einer Vielzahl von Hinrichtungen, wofür Fouché den Beinamen "Mitrailleur de Lyon" bekam. Die Stadt wurde in "Ville Affranchie" umbenannt.

Im Dezember 1793 wurde nach der Einnahme von Toulon durch die Truppen der Pariser Regierung auch diese Stadt umbenannt. Per Dekret vom 24.Dezember 1793 (4 Nivôse An II) der Convention Nationale wurde die Stadt in "Port-la-Montagne" umbenannt, da man den Namen Toulon ausstreichen wollte. Auch dort kam es zu zahlreichen Verhaftungen und Hinrichtungen unter der Leitung von Barras und Fréron.

Die meisten Angaben nach Joe H. Kirchberger: "Die Französische Revolution - Eine Chronik in Daten und Zitaten" Pawlak-Verlag
 
Im übrigen gibt es ja auch noch den vergessenen kleinen Bruder von "Max", Augustin (Bon Joseph) de Robespierre. Beide Jungs gingen auf auf das "Lycée Louis-le-Grand", eine Pariser Elite-Schule.


Auf dieser Schule waren übrigens auch Voltaire und der Marquis de Sade.
 
Vielen Dank für die Antworten!

Als Hauptthemen habe ich mich nun für den Revolutionskalender, die Revolutionierung der Sprache und das Theaterleben entschieden. jedoch muss ich sie noch beurteilen und ihre Funktion für den revolutionären Prozess analysieren:

Revolutionskalender:
-politischer Missgriff, da er die Entchristianisierung nur verzögerte und die Menschen in ihren Lebensgewohnheiten störte

Revolutionierung der Sprache:
-tiefgreifender Bruch in der Sprachkultur
-starke Einschränkung der Menschen, war jedoch notwendig (jedoch nicht in dieser Radikalität) um die Menschen zu "politisieren"

Theaterleben:
-starke Beeinflussung; dem 3. Stand wird erstmals Kultur geboten und das teilweise Kostenlos, patriotische Ideologie konnte somit näher gebracht werden

Bei der Funktion für den revolutionären Prozess bin ich mir jedoch nicht sicher:
- Schaffung einer Gemeinschaft (tragen der Kokarde, Marseillaise) bzw. Nationsbegriff, Ausklammerung des Widerspenstigen, Abgrenzung von der alten "christlichen" Zeit...
Das Ganze muss ich nun mit dem Nationalsozialismus vergleichen:

FR:
  • Umerziehung: Mensch sollte neu erzogen werden: Jugend zu republikfreundlichen Bürgern; Individualismus – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit; Bildung im Vordergrund
  • Entwicklungsprozess
  • Verbot des Falschen
  • Viele Symbole entstanden aus der Volksbewegung
    [*]Propaganda zur Ablenkung der Missstände (Fest des Höchsten Wesens zur Ablenkung von Massenhinrichtungen)
NS:
  • Umerziehung
è Führer dienen bzw. „dem Willen des Volkes“ à Unterwerfung, eigenes Wohl im Hintergrund
è Einschränkung der Individuellen Entfaltung: „[…] und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben!“ (Rede vom 2. Dezember 1938 in Reihenberg)
è Bildung im Hintergrund
  • Von Anfang an geplant
  • Verbot des Falschen
  • Gezieltes Einsetzen der Symbole
  • Propaganda zur Ablenkung
--> Insgesamt ähnlicher Aufbau, jedoch mit unterschiedlichem Aufbau und Ideologien

Kann man das so sagen oder liege ich völlig falsch?
 
1.
Revolutionierung der Sprache:
-tiefgreifender Bruch in der Sprachkultur
-starke Einschränkung der Menschen, war jedoch notwendig (jedoch nicht in dieser Radikalität) um die Menschen zu "politisieren"

2.
Theaterleben:
-starke Beeinflussung; dem 3. Stand wird erstmals Kultur geboten und das teilweise Kostenlos,
3.
patriotische Ideologie konnte somit näher gebracht werden

4.
Bei der Funktion für den revolutionären Prozess bin ich mir jedoch nicht sicher:
- Schaffung einer Gemeinschaft (tragen der Kokarde, Marseillaise) bzw. Nationsbegriff, Ausklammerung des Widerspenstigen, Abgrenzung von der alten "christlichen" Zeit...

5.
Revolutionskalender:
-politischer Missgriff, da er die Entchristianisierung nur verzögerte und die Menschen in ihren Lebensgewohnheiten störte

6.
Kann man das so sagen oder liege ich völlig falsch?
1.
Was meinst Du damit? Dass man "Citoyen" statt "Monsieur" und "tu" statt "vous" sagen sollte? Das halte ich noch nicht so sehr für eine Umwandlung. Gravierender und amüsanter finde ich da noch die affektierte Sprache der Goldenen Jugend nach dem Sturz Robespierres, welche angblich das "R" vermied, was dann wirklich schön lächerlich klingt.

2.
Naja, aber gegen Eintrittsgelder durfte der dritte Stand doch auch schon zuvor in die Theater und Opernhäuser. Meinst Du vielleicht Adelige allein hätten dieselben füllen können?:nono: Absurd.

3.
Und zuvor wurde in den Opern das Loblied auf den König gesungen. Also die Neuheit dieser Masche ist nicht gerade so bedeutend. Denkt man an die Prologues der französischen Opern...

4.
Da würde ich mitgehen. Zuvor wurde nicht in dem Maße die Einigkeit von der Nation betont - anfangs (in der Zeit der konstitutionellen Monarchie) freilich in dem Kanon: König, Gesetz, Vaterland/Nation.

5.
Was Du damit sagen willst, verstehe ich nicht.:grübel:
Warum soll der Revolutionskalender die Entchristianisierung verzögert haben?

6.
Das wage ich nicht zu beurteilen, kenne mich auch zu wenig mit dem Dritten Reich und der Kulturgeschichte desselben aus, um da ein klares Ja oder Nein zu sagen.
 
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