Jeder, der auf aggressive Art im Staat etwas durchsetzen wollte fand anscheinend spielend die nötigen Leute für seine Bataillone.
So einfach ist das sicherlich nicht. Zunächst muss man die Führer und die Geführten unterscheiden.
Die "Führer", also nicht selten adelige Offiziere der ehemaligen kaiserlichen Armee unterlagen in einem starken Maße dem Prozess einer spezifischen militärischen Sozialisation. Wie Förster (Der Doppelte Militarismus) oder Wette (Militarismus in Deutschland) beschrieben hatte. Inklusiver klaren Feindbilder, die im Umfeld von "Links", also hauptsächlich der "SPD", angesiedelt waren. Sie waren, wie beispielsweise v.d. Golz im Baltikum, vor allem "Überzeugungstäter".
Die Geführten waren nicht selten durch den Krieg aus dem Zivilleben entwurzelte. Nicht selten ohne zivilen Beruf und vermutlich mit sehr zwiespältigen Gefühlen ausgestattet, welche Chancen und Gefahren eine bürgerliche zivile Existenz nach dem teilweise traumatisierenden Erlebnissen noch bieten kann.
Relevant ist dabei sicherlich ein Prozess, der als "Schützengraben Sozialismus", in dessen Kern ein paternalistisches Verhältnis stand, zwischen den Führern - also den Offizieren - und den Geführten ablief.
Nach dem Zusammenbruch ergaben sich daraus weiter wirkende Abhängigkeitsverhältnisse, die wichtig sind für die Erklärung, warum nach dem Zusammenbruch entweder ein teilweise sehr disziplinierter Rückzug in die Heimat erfolgte, oder aber diese Einheiten im Baltikum weiter in einem militärischen Sinne eingesetzt wurden.
Und in dieser Funktion ein erhebliches Problem für Berlin wurden (vgl. z.B. MacMillan, Paris 1919.)
Insgesamt war die Situation im Baltikum eine andere wie die Einsätze von Freikorps im Namen der legitimen Regierung von Weimar oder auch die revolutionären bzw. terroristischen Einsätze von Freikorpseinheiten mit dem Ziel der Überwindung der legalen Regierung von Weimar.
Diese drei völlig unterschiedlichen Aktionsfelder der Freikorps sollte man mindestens differenzieren, um ihre "Motivation" korrekt zu beschreiben.