Germanische Götter in Schrift- und Bildquelle

also mein post von vorhin ist verschwunden...

ich wollte hier mal ein Bild von einer gallo-römischen Diana posten:
http://ardenneaparis.free.fr/dessins/arduinna.jpg

häufig für eine Darstellung der Diana-Arduinna gehalten. Evtl. ein Vorbild für die auf Hildeswini reitende nordische Freya? Auf jeden Fall ein weiteres Indiz für einen Jagd- und Wildschwein-Kult der Diana...
 
Die Frauen-Figur von Oberdorla ist tatsächlich etwas besonderes. Die andere germanischen Holzidole sind äußerst grob und beschränkten sich meist auf das wesentliche, den Phallus-Kult. Diese Figur ist in ihrer Gestaltung außergewöhnlich, zumindest im Vergleich mit den anderen Holzidolen.
Dass es sich bei dem Götzen aus Oberdorla um eine Diana handelt, kann nur eine Vermutung bleiben. Ein Name steht ja nicht drauf.:winke:
Interessanteweise ist es von allen Holzidolen, dass am feinsten bearbeitete.
Die Vermutung es handle sich hier um eine Diana hat gute Grunde, einmal die historische Überlieferung, dann angenommenen Synkretismus.
Siehe hierzu www.opfermoor.de unter Geschichte:
In deinem Link steht doch zur Diana erklärt:
Für die Späte Römische Kaiserzeit konnte nur ein Opferplatz nachgewiesen werden, das Heiligtum der kleinen Göttin ( Diana ). Diese kleine Göttin spielte eine ganz besondere Rolle in der langjährigen Opfergeschichte. Schon ihr Äußeres hebt sich von den bisher gefundenen Götterbildern wesentlich ab. Während die germanischen Idole, von den Fachleuten als anthropomorphe Figuren bezeichnet, relativ primitive Darstellungen waren, ist die kleine Göttin aus Lindenholz eine deutlich erkennbare Frauengestalt.
(...)
Kultfiguren mit ähnlichem Aussehen wurden in Frankreich bei Dijon ( Quellgebiet der Seine ) gefunden. Da im Opferbezirk der kleinen Göttin Rinderknochen gefunden wurden, die wesentlich größer waren als die Knochen von germanischen Rindern und ihrer Größe nach römischen Tieren entsprachen, besteht die Möglichkeit, dass die kleine Göttin und die Rinder ein Import aus dem damaligen Gallien sein könnten. In der ersten Hälfte des 3. Jh. kamen die Hermunduren zurück aus dem Süden in unsere Region.
Es wird doch zumindest erklärt, wie man auf die Diana kommt. Gibt es eigentlich Bilder von den Diana-Figuren aus Frankreich - so zum Vergleich?
 
Zur Einäugigkeit

Weil das zu meinem Thema passst, baue ich das mal hier ein.
Ich hab grade Hauck gelesen ( Herrschaftszeichen eines Wodanistischen Königtums) und bin da auf den Schwerttänzer von Torslunda gestoßen. Hauck schreibt, dass dieser Tänzer nur ein Auge hat und wahrscheinlich "Odin-Woden" darstellt.
Gibt es eigentlich noch andere Funde, die diese Einäugigkeit aufzeigen, vor allem auf den Brakteaten oder generell im Südgermanischen?
 
Ob der Schwerttänzer oder besser Speertänzer einäugig ob zweiäugig ist, liegt im Auge des Betrachers. Das gleiche Pressbleich und doch gibt es unterschiedliche Rekonstruktion. In meinen Augen ist die Einäugigkeit nicht eindeutig.
Aber allgemein solltest du hier ein Auge darauf werfen, inwieweit Unterschiede zwischen literarischen Beschreibungen des Hochmittelalters und Bildwerk der Vendelzeit besteht. Bekannterweise saßen ja dem Odin die Raben auf der Schulter und nicht auf dem Kopf und von Odins Schlappohren, wissen weder Snorri noch Saxo zu berichten.
Ob es sich bei den Figuren um Götter oder überhaupt um Fabelwesen handelt, ist keineswegs klar.
Bei den Thorslunda-Pressblechen finden sich übrigens auch jene Eberhelme, von denen bezogen auf den friedlichen Freyr die Rede war. Dass es in jenen Tagen tatsächlich derartige Helmschmuck gab, beweisen gleich zwei Helmfunde aus England. Paul Herrmann spekulierte hierzu, dass es sich um den von einem Zwerg geschmiedeten, goldenen Eber Gullinborsti ursprünglich um einen Eberhelm handelte, der aber als die Eberhelme der Vendelzeit vergessen waren, als tatsächlicher Eber gedeutet wurde. Das klingt zumindest weniger kurios, als ein Gott der einen geschmiedeten Eber anspannt.
Wenn wir schon bei Paul Herrmann sind, er deutete dieses angelsächsiche Kreuz von Gosforth als Darstellung von Szenen der Edda. Hier tauchen interessanterweise im christlichen Kontext die eschatologischen Szenen um Loki und seine Brut auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe mir neulich mal wieder die Eddas vorgenommen und ein bisschen quergelesen. Irgendwo zwischen der Völuspa und dem Skirnirsmal schoßen mir ein paar Fragen durch den Kopf: Inwiefern lässt sich eine isländische Skaldendichtung/Mythologie in Bezug zu realen Gegebenheiten setzen? Gilt dies nur für Island? Und inwiefern sind die kärglichen Überreste südgermanischer Überlieferung deckungsgleich mit ihrem nordgermanischen Pendant?

Wir haben eine Verbreitung der Brakteaten, die von den germanischen Mythen erzählen, über das ganze, germanisch bevölkerte Gebiet. Geht damit auch eine inhaltische Übernahme einher? Oder waren die ikonischen Chiffren bspw. für einen Alamannen unverständlich. Ich bezweifle das stark. Wir haben zum Einen den Merseburger Zauberspruch, der klar den Südgermanen zuzuordnen ist. Dieser erwähnt nicht nur den Gott Balder, die Göttin Fulla und Wodan, sondern beschreibt auch noch einen Vorgang, den wir von den skandinavischen Brakteaten kennen: Die Heilung von Balders Pferd. Diese Heilung ist ein sehr mehrdeutiges Chiffre, und auch wenn Wodan hier eine heilende Tat vollbringt (oft verbunden im Kampf mit Unterweltsbestien) wird Balder doch am Ende sterben. Auch könnte Balder auch auf mehreren Brakteaten identifiziert werden, namentlich die Drei-Götter-Brakteaten, wie sie Karl Hauck nennt. Ich denke, dass auch viele andere eddischen Götterlieder und Sagas ihre Entsprechung im südgermanischen Raum hatten. Die Langobarden kannten 700-900 Jahre vor Snorris Niederschrift die Ehe zwischen Wodan und Frea, sowie eine Art Götterburg, die jedenfalls so hoch liegen musste, dass Wodan von hier aus die Welt überblicken konnte.

Die Edda, bwz. die nordgermansichen Überlieferungen sind nicht als gesondert oder Island-exklusiv zu versthen. Auch nicht als reine skaldische Dichtung zur Unterhaltung irgendwelcher Jarle. Hier wurde teilweise germanisches Liedgut wiedergegeben, sicher mit einige dichterischen Freiheiten, doch im Kern orginal. Die germanische Götterwelt, die wir hier geschildert kriegen hat zwar mit dem gemeinen, germanischen Bauern weniger zu tun. Vielmehr ist die Gesellschaft der asischen Götter ein Spiegelbild der Herrscher- und Kriegereliten, die sich zu Beginn der VWZ aus Männerbünden herausbildeten. Man kann sich Asgard sicher als germanisches Dorf vorstellen, mit 9 Königshallen/Langhäusern, Yggdrasil und der Brunnen in der Mitte, wie die Thingeichen der realen Welt/Midgards, unter denen Menschen wie Götter zusammenkamen um Rat zu halten. So übernahmen die Asen alle Funktionen, die auch ein germanischer Herrscher/Stammeshäuptlich/Sakralkönig in sich vereinen sollte, natürlich als ideal beschrieben. Für die Oberschicht waren diese Lieder sicher auch Richtschnur. Man kann sie jedenfalls meiner Meinung nach, nicht losgelöst von dieser Sichtweise betrachten.

Nur meine Gedanken,

Skald
 
welchen seiner beiden Bände hast du gelesen?
Und es wurden mehr als nur Äste gefunden. Es sind reichliche Funde vorhanden.
 
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