Der Stelle bei Caesar kann ich nicht entnehmen, dass es sich dort um eine Wagenburg handelte. Im Gegenteil ist dort die Rede davon, dass die Wagen die ganze Schlachtlinie entlang aufgestellt wurden und auf ihnen die Frauen platziert, um die Männer an der Flucht zu hindern.
Eine ausdrückliche Erwähnung einer germanischen Wagenburg findet man bei Ammianus Marcellinus 31,7, wo er schreibt, dass die Goten ihre Wagen in Form eines Kreises aufstellten und sich hinter ihnen wie hinter einem Wall mit ihrer Beute lagerten. Näheres über das Aussehen der Wagen steht dort aber leider nicht. Ammianus verwendet für "Wagen" das Wort "plaustrum", das keine näheren Aufschlüsse über das Aussehen ermöglicht. Weiters wird für ihr Lager der Ausdruck "carrago" verwendet, was, da das Wort von "carrus"="Wagen" abgeleitet ist, als Bezeichnung für eine Wagenburg interpretiert wird. Ein "carrus" ist ein vierrädriger Wagen.
Am Beginn von 31,8 wird dann beschrieben, wie sich die Goten nach einer unentschiedenen Schlacht in ihre Wagenburg ("anfractus vehiculorum"="Krümmung der Wagen"; hier wird für "Wagen" das ebenfalls nicht sonderlich aussagekräftige Wort "vehiculum" verwendet) zurückziehen und dort tagelang bleiben. Diese Stelle ist insofern interessant, als sich die Goten im Inneren ihrer Wagenburg verschanzten, obwohl sie die Schlacht nicht verloren hatten und die Römer auch keinen Angriff starteten, sondern sich ihrerseits zurückzogen. Dass sie aufgrund der vorangegangenen Schlacht verunsichert waren, reichte ihnen also anscheinend, um sich erstmal für eine Weile in ihrer Wagenburg zu verschanzen, obwohl keine unmittelbare Gefahr drohte.
In 31,12 wird dann erwähnt, dass die Goten ihre Wagen auch vor der Schlacht bei Adrianopel im Kreis aufstellten. Hier verwendet Ammianus für "Wagen" interessanterweise das Wort "carpentum", was meist einen eher vornehmen Reisewagen bezeichnet. Hinsichtlich der gotischen Wagen passt der Ausdruck freilich nicht, man kann ihn also auch wieder nur allgemein als "Wagen" lesen.
In 31,15 wird dann erwähnt, dass die Goten, als sie während ihres Angriffs auf die Stadt Adrianopel in ein Unwetter gerieten, sich in ihre Wagenburg zurückzogen. (Das war schon nach der für sie siegreichen Schlacht von Adrianopel, als ihnen also keine unmittelbare Gefahr mehr drohte.)
Generell wird man aus diesen Stellen ableiten können, dass diese Goten vorsichtshalber immer eine Wagenburg bildeten und sich in ihr lagerten, unabhängig davon ob ihnen konkret Gefahr drohte. Über das Aussehen der Wagen lässt sich diesen Stellen nichts entnehmen.
Noch einmal zum Ausdruck "carrago": Dieses Wort wird auch mehrmals in der Historia Augusta gebraucht:
Im 13. Kap. der Biographie über Gallienus wird erwähnt, dass die "Skythen" (gemeint sind wahrscheinlich die germanischen Heruler) eine carrago errichten, nachdem sie von einer Niederlage der Goten erfahren haben.
Im 8. Kap. der Biographie über Claudius Gothicus wird in Zusammenhang mit einer Meldung über einen vernichtenden Sieg über die Goten erwähnt, dass jetzt sogar ihr carrago verlassen wäre.
Im 11. Kap. der Biographie über Aurelianus wird der Ausdruck ebenfalls verwendet.
In der Marius-Biographie von Plutarch wird auch mehrmals erwähnt, dass die Ambronen, Teutonen und Kimbern ihre Lager aus Wagen bildeten, wo sie während der Schlacht ihre Frauen und Kinder zurückließen, allerdings wird nicht ausdrücklich gesagt, dass sie die Wagen kreisförmig oder sonstwie burgförmig aufstellten.